Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.dem Papiere bleibt solange eine Täuschung und am Ende sogar eine Schulmeisteret, Theater. -- In Berlin hat man ami>. October Uhlands "Ernst von Schwa¬ Von Eduard Franke ist (Cassel, Hotop) ein drciactiges Drama erschienen: Von Arnold Schloenbach sind erschienen: "Dramatische Werke" (Dresden, Von Otto Roquette, dem jungen Dichter, der sich durch "Waldmeisters Braut¬ dem Papiere bleibt solange eine Täuschung und am Ende sogar eine Schulmeisteret, Theater. — In Berlin hat man ami>. October Uhlands „Ernst von Schwa¬ Von Eduard Franke ist (Cassel, Hotop) ein drciactiges Drama erschienen: Von Arnold Schloenbach sind erschienen: „Dramatische Werke" (Dresden, Von Otto Roquette, dem jungen Dichter, der sich durch „Waldmeisters Braut¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0285" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96990"/> <p xml:id="ID_842" prev="#ID_841"> dem Papiere bleibt solange eine Täuschung und am Ende sogar eine Schulmeisteret,<lb/> wenn die Wirkung sür den verständigen Hörer eine entgegengesetzte ist. Außerdem lei¬<lb/> det das Werk an einer übermäßigen Ausdehnung und besonders im ersten Satze an<lb/> einer Gleichförmigkeit des Ausdrucks und der Modulation, daß das Zuhören wirklich<lb/> eine schwere Aufgabe wird. Interessanter gestaltet sich der Mittelsalz mit den solos,<lb/> obgleich auch hier die nach einem langen dazwischen geschobenen Chorsatzc angebrachte<lb/> Wiederholung und das nochmalige Herbeiziehen des Chorsatzcs über das ästhetische Maß<lb/> hinausgeht. Der dritte, eontrapunktisch gehaltene Satz bietet viele gute Züge und läßt<lb/> den Fleiß des Componisten am meisten erkennen, er schließt aber mehre Male vollstän¬<lb/> dig ab, aber grade bei dem wirklichen Schlusse am unvollständigsten und unbedeu¬<lb/> tendsten. Wirklich geistreiche Züge und außerordentlich musikalisch diese Züge sind uns<lb/> nirgends entgegengetreten, wir können hier nichts Weiteres sagen, als daß die Stim¬<lb/> mung des Psalmen gut festgehalten und in edler, sinniger Weise musikalisch wiedergege¬<lb/> ben war, ein Vorzug, den wir hier mit großer Bereitwilligkeit anerkennen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Theater.</head> <p xml:id="ID_843"> — In Berlin hat man ami>. October Uhlands „Ernst von Schwa¬<lb/> ben" ans die Bühne gebracht, und die dortige Kritik ist voll von Entzücken über dieses<lb/> Meisterstück. Wir glauben nicht, daß man dem edlen Dichter, dessen Lyrik ein unver¬<lb/> gängliches Denkmal des deutschen Geistes bleiben wird, mit der Wiederaufnahme eines<lb/> Stücks einen großen Gefallen ihre, das schon lange, und mit Recht, zu den Todten<lb/> gelegt war. — Zu Königs Geburtstag hat man Grctrys Richard Löwenherz aufgeführt.<lb/> Bekanntlich war zur Zeit der französischen Revolution das in demselben vorkommende<lb/> Lied: „0 liieliaicl, o mon i-ol! I'univers l'ulzainlonne!" u. s. w. das Parteilich der<lb/> Royalisten.—</p><lb/> <p xml:id="ID_844"> Von Eduard Franke ist (Cassel, Hotop) ein drciactiges Drama erschienen:<lb/> „Der Wortbruch". Es behandelt eine Episode aus dem Vcndvekrieg -1793. —</p><lb/> <p xml:id="ID_845"> Von Arnold Schloenbach sind erschienen: „Dramatische Werke" (Dresden,<lb/> Schäfer). Sie enthalten die drei historische» Stücke: König Gustav III., Burgund und<lb/> Waldmann, und Ein spanischer Eid. Derselbe Verfasser hat in öffentlicher Vorlesung<lb/> ein neues Drama: „Der letzte König von Thüringen" vorgetragen, welches den Kampf<lb/> zwischen dem Christenthum und Heidenthum in diesem Lande behandelt. Doch wollen<lb/> «ir mit der Besprechung auf die wirkliche Aufführung warten. —</p><lb/> <p xml:id="ID_846" next="#ID_847"> Von Otto Roquette, dem jungen Dichter, der sich durch „Waldmeisters Braut¬<lb/> fahrt" so schnell einen Namen gemacht, ist ein dramatisches Gedicht in 3 Acten erschienen:<lb/> „Das Reich der Träume" (Berlin, Schindler). — Es zeichnet sich, wie auch die übri¬<lb/> gen Schriften des Dichters, durch das Streben nach einem correcten und edlen Stil<lb/> aus, was man in unserer Zeit sehr lebhast anerkennen muß. Die Wahl des Stoffes<lb/> dagegen ist ein Mißgriff. Es ist wieder „ein Ritt ins alte romantische Land", in<lb/> jene poetische Nebelwelt der romantischen Schule, deren Wesen darin besteht, daß sie<lb/> gesetzlos und also eigentlich mich nicht darstellbar ist. Zunächst hat dem Dichter „Kö¬<lb/> nig Mros Tochter" vorgeschwebt. Wieder ein Prinzessin-Dornröschen, die einigermaßen<lb/> behext, somnambül, nervenschwach ist, und die theils durch Liebe, theils durch verstän¬<lb/> dige Velchrnng curirt wird; außerdem Sitten und Gebräuche, die trotz der Costüm-<lb/> "ngabc auf dem Titel an keine bestimmte Zeit, an kein bestimmtes Land erinnern, für<lb/> die man also auch, was doch sür das Drama nothwendig ist, keinen bestimmten sitt-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0285]
dem Papiere bleibt solange eine Täuschung und am Ende sogar eine Schulmeisteret,
wenn die Wirkung sür den verständigen Hörer eine entgegengesetzte ist. Außerdem lei¬
det das Werk an einer übermäßigen Ausdehnung und besonders im ersten Satze an
einer Gleichförmigkeit des Ausdrucks und der Modulation, daß das Zuhören wirklich
eine schwere Aufgabe wird. Interessanter gestaltet sich der Mittelsalz mit den solos,
obgleich auch hier die nach einem langen dazwischen geschobenen Chorsatzc angebrachte
Wiederholung und das nochmalige Herbeiziehen des Chorsatzcs über das ästhetische Maß
hinausgeht. Der dritte, eontrapunktisch gehaltene Satz bietet viele gute Züge und läßt
den Fleiß des Componisten am meisten erkennen, er schließt aber mehre Male vollstän¬
dig ab, aber grade bei dem wirklichen Schlusse am unvollständigsten und unbedeu¬
tendsten. Wirklich geistreiche Züge und außerordentlich musikalisch diese Züge sind uns
nirgends entgegengetreten, wir können hier nichts Weiteres sagen, als daß die Stim¬
mung des Psalmen gut festgehalten und in edler, sinniger Weise musikalisch wiedergege¬
ben war, ein Vorzug, den wir hier mit großer Bereitwilligkeit anerkennen.
Theater. — In Berlin hat man ami>. October Uhlands „Ernst von Schwa¬
ben" ans die Bühne gebracht, und die dortige Kritik ist voll von Entzücken über dieses
Meisterstück. Wir glauben nicht, daß man dem edlen Dichter, dessen Lyrik ein unver¬
gängliches Denkmal des deutschen Geistes bleiben wird, mit der Wiederaufnahme eines
Stücks einen großen Gefallen ihre, das schon lange, und mit Recht, zu den Todten
gelegt war. — Zu Königs Geburtstag hat man Grctrys Richard Löwenherz aufgeführt.
Bekanntlich war zur Zeit der französischen Revolution das in demselben vorkommende
Lied: „0 liieliaicl, o mon i-ol! I'univers l'ulzainlonne!" u. s. w. das Parteilich der
Royalisten.—
Von Eduard Franke ist (Cassel, Hotop) ein drciactiges Drama erschienen:
„Der Wortbruch". Es behandelt eine Episode aus dem Vcndvekrieg -1793. —
Von Arnold Schloenbach sind erschienen: „Dramatische Werke" (Dresden,
Schäfer). Sie enthalten die drei historische» Stücke: König Gustav III., Burgund und
Waldmann, und Ein spanischer Eid. Derselbe Verfasser hat in öffentlicher Vorlesung
ein neues Drama: „Der letzte König von Thüringen" vorgetragen, welches den Kampf
zwischen dem Christenthum und Heidenthum in diesem Lande behandelt. Doch wollen
«ir mit der Besprechung auf die wirkliche Aufführung warten. —
Von Otto Roquette, dem jungen Dichter, der sich durch „Waldmeisters Braut¬
fahrt" so schnell einen Namen gemacht, ist ein dramatisches Gedicht in 3 Acten erschienen:
„Das Reich der Träume" (Berlin, Schindler). — Es zeichnet sich, wie auch die übri¬
gen Schriften des Dichters, durch das Streben nach einem correcten und edlen Stil
aus, was man in unserer Zeit sehr lebhast anerkennen muß. Die Wahl des Stoffes
dagegen ist ein Mißgriff. Es ist wieder „ein Ritt ins alte romantische Land", in
jene poetische Nebelwelt der romantischen Schule, deren Wesen darin besteht, daß sie
gesetzlos und also eigentlich mich nicht darstellbar ist. Zunächst hat dem Dichter „Kö¬
nig Mros Tochter" vorgeschwebt. Wieder ein Prinzessin-Dornröschen, die einigermaßen
behext, somnambül, nervenschwach ist, und die theils durch Liebe, theils durch verstän¬
dige Velchrnng curirt wird; außerdem Sitten und Gebräuche, die trotz der Costüm-
"ngabc auf dem Titel an keine bestimmte Zeit, an kein bestimmtes Land erinnern, für
die man also auch, was doch sür das Drama nothwendig ist, keinen bestimmten sitt-
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