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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.

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fängnisse Englands aus Pflanzschulen des Verbrechens, in denen jeder verdorben
wurde, der sie betrat, zu Anstalten geworden, worin die Bestrafung mit der
Besserung des Verbrechers Hand in Hand geht.

Am 23. Mai 182-1 brachte Sir James Macintosh eine Bill zur Abschaffung
der Todesstrafe auf Fälschung ein. Buxton zeigte in einer Rede, daß das
Strafgesetz in seinem damaligen Zustande zugleich unmenschlich und unwirksam
sei, daß die Strenge der Strafe, Richter und Geschworene zur Freisprechung
veranlasse, und daß die größeren Verbrechen mit ihren unsichern, großen
Strafen häufiger begangen würden, als die geringeren mit ihren kleinen,
aber sicheren Strafen.

Die Bill fiel durch und erst Robert Peel, nachdem er -1826 ans Ruder
gekommen war, nahm die wichtige Arbeit der Umgestaltung des Strafgesetzes in
seine Hand.

Als Buxton ins Parlament trat, lenkte ein Schreiben seines Schwagers
William Forster seine Aufmerksamkeit ans die Sklavenfrage. "Die Bemühungen
der Guten nud Weisen, sagte Förster, sind bisher ans die Abschaffung deö
Sklavenhandels gerichtet gewesen und -- Gott sei Dank -- nicht ohne
Erfolg; jetzt aber ist es Zeit, an diejenigen zu denken, welche sich in der
Sklaverei befinden." Die 1823 gegründete "Amel-Sklaverei-Gesellschaft wählte
Buxton zu ihrem Vizepräsidenten. Für den 16. Mai 1823 kündigte er im
Parlamente die Motion an, daS Hans wolle den Zustand der Sklaverei in den
britischen Kolonien in Betracht ziehen." Es stellte dann die Motion "die
Sklaverei widerspreche sowol den Grundsätzen der britischen Konstitution, als
denen der christlichen Religion, sie sei daher allmälig, jedoch mit derjenigen
Beschleunigung in deu britischen Kolonien abzuschaffen, welche mit den Interesse"
der betheiligten Parteien vereinbar ist." In der diese Motion einleitenden Rede
erklärte er offen: "das Ziel, nach dem wir streben, ist die Abschaffung der
Sklaverei in dem ganzen britischen Reiche, jedoch nicht plötzliche Eman¬
cipation der Neger, nicht augenblickliche Aufhebung jenes Zustandes, sondern
Beseitigung desselben durch solche Schritte und solche Vorsichtsmaßregeln, welche
im Laufe der Jahre die Sklaven zum Genuß der Freiheit heranbilden und die
Abschaffung der Sklaverei ermöglichen. Obgleich die Emancipation der Negerkinder
nicht erreicht wurde und selbst die in Aussicht gestellten Maßregeln nicht einmal
compnlsorisch sein sollten, so war dnrch die Debatte doch ein bedeutender Schritt
geschehen, und Burtons Worte bewährten sich: ,,Es hat der Proceß begonnen,
der mit der Ausrottung der Sklaverei in den britischen Ländergebieten enden wird."

Im Jahre 1826 wendete Buxton einer neuen, obwol verwandten Frage
seine Aufmerksamkeit zu. Die schöne - und reiche Insel Mauritius war erst im
Jahre 1810, drei Jahre nach der Abschaffung des Sklavenhandels in den
britischen Besitzungen, von Frankreich an England abgetreten worden. Theils


fängnisse Englands aus Pflanzschulen des Verbrechens, in denen jeder verdorben
wurde, der sie betrat, zu Anstalten geworden, worin die Bestrafung mit der
Besserung des Verbrechers Hand in Hand geht.

Am 23. Mai 182-1 brachte Sir James Macintosh eine Bill zur Abschaffung
der Todesstrafe auf Fälschung ein. Buxton zeigte in einer Rede, daß das
Strafgesetz in seinem damaligen Zustande zugleich unmenschlich und unwirksam
sei, daß die Strenge der Strafe, Richter und Geschworene zur Freisprechung
veranlasse, und daß die größeren Verbrechen mit ihren unsichern, großen
Strafen häufiger begangen würden, als die geringeren mit ihren kleinen,
aber sicheren Strafen.

Die Bill fiel durch und erst Robert Peel, nachdem er -1826 ans Ruder
gekommen war, nahm die wichtige Arbeit der Umgestaltung des Strafgesetzes in
seine Hand.

Als Buxton ins Parlament trat, lenkte ein Schreiben seines Schwagers
William Forster seine Aufmerksamkeit ans die Sklavenfrage. „Die Bemühungen
der Guten nud Weisen, sagte Förster, sind bisher ans die Abschaffung deö
Sklavenhandels gerichtet gewesen und — Gott sei Dank — nicht ohne
Erfolg; jetzt aber ist es Zeit, an diejenigen zu denken, welche sich in der
Sklaverei befinden." Die 1823 gegründete „Amel-Sklaverei-Gesellschaft wählte
Buxton zu ihrem Vizepräsidenten. Für den 16. Mai 1823 kündigte er im
Parlamente die Motion an, daS Hans wolle den Zustand der Sklaverei in den
britischen Kolonien in Betracht ziehen." Es stellte dann die Motion „die
Sklaverei widerspreche sowol den Grundsätzen der britischen Konstitution, als
denen der christlichen Religion, sie sei daher allmälig, jedoch mit derjenigen
Beschleunigung in deu britischen Kolonien abzuschaffen, welche mit den Interesse»
der betheiligten Parteien vereinbar ist." In der diese Motion einleitenden Rede
erklärte er offen: „das Ziel, nach dem wir streben, ist die Abschaffung der
Sklaverei in dem ganzen britischen Reiche, jedoch nicht plötzliche Eman¬
cipation der Neger, nicht augenblickliche Aufhebung jenes Zustandes, sondern
Beseitigung desselben durch solche Schritte und solche Vorsichtsmaßregeln, welche
im Laufe der Jahre die Sklaven zum Genuß der Freiheit heranbilden und die
Abschaffung der Sklaverei ermöglichen. Obgleich die Emancipation der Negerkinder
nicht erreicht wurde und selbst die in Aussicht gestellten Maßregeln nicht einmal
compnlsorisch sein sollten, so war dnrch die Debatte doch ein bedeutender Schritt
geschehen, und Burtons Worte bewährten sich: ,,Es hat der Proceß begonnen,
der mit der Ausrottung der Sklaverei in den britischen Ländergebieten enden wird."

Im Jahre 1826 wendete Buxton einer neuen, obwol verwandten Frage
seine Aufmerksamkeit zu. Die schöne - und reiche Insel Mauritius war erst im
Jahre 1810, drei Jahre nach der Abschaffung des Sklavenhandels in den
britischen Besitzungen, von Frankreich an England abgetreten worden. Theils


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[0261] fängnisse Englands aus Pflanzschulen des Verbrechens, in denen jeder verdorben wurde, der sie betrat, zu Anstalten geworden, worin die Bestrafung mit der Besserung des Verbrechers Hand in Hand geht. Am 23. Mai 182-1 brachte Sir James Macintosh eine Bill zur Abschaffung der Todesstrafe auf Fälschung ein. Buxton zeigte in einer Rede, daß das Strafgesetz in seinem damaligen Zustande zugleich unmenschlich und unwirksam sei, daß die Strenge der Strafe, Richter und Geschworene zur Freisprechung veranlasse, und daß die größeren Verbrechen mit ihren unsichern, großen Strafen häufiger begangen würden, als die geringeren mit ihren kleinen, aber sicheren Strafen. Die Bill fiel durch und erst Robert Peel, nachdem er -1826 ans Ruder gekommen war, nahm die wichtige Arbeit der Umgestaltung des Strafgesetzes in seine Hand. Als Buxton ins Parlament trat, lenkte ein Schreiben seines Schwagers William Forster seine Aufmerksamkeit ans die Sklavenfrage. „Die Bemühungen der Guten nud Weisen, sagte Förster, sind bisher ans die Abschaffung deö Sklavenhandels gerichtet gewesen und — Gott sei Dank — nicht ohne Erfolg; jetzt aber ist es Zeit, an diejenigen zu denken, welche sich in der Sklaverei befinden." Die 1823 gegründete „Amel-Sklaverei-Gesellschaft wählte Buxton zu ihrem Vizepräsidenten. Für den 16. Mai 1823 kündigte er im Parlamente die Motion an, daS Hans wolle den Zustand der Sklaverei in den britischen Kolonien in Betracht ziehen." Es stellte dann die Motion „die Sklaverei widerspreche sowol den Grundsätzen der britischen Konstitution, als denen der christlichen Religion, sie sei daher allmälig, jedoch mit derjenigen Beschleunigung in deu britischen Kolonien abzuschaffen, welche mit den Interesse» der betheiligten Parteien vereinbar ist." In der diese Motion einleitenden Rede erklärte er offen: „das Ziel, nach dem wir streben, ist die Abschaffung der Sklaverei in dem ganzen britischen Reiche, jedoch nicht plötzliche Eman¬ cipation der Neger, nicht augenblickliche Aufhebung jenes Zustandes, sondern Beseitigung desselben durch solche Schritte und solche Vorsichtsmaßregeln, welche im Laufe der Jahre die Sklaven zum Genuß der Freiheit heranbilden und die Abschaffung der Sklaverei ermöglichen. Obgleich die Emancipation der Negerkinder nicht erreicht wurde und selbst die in Aussicht gestellten Maßregeln nicht einmal compnlsorisch sein sollten, so war dnrch die Debatte doch ein bedeutender Schritt geschehen, und Burtons Worte bewährten sich: ,,Es hat der Proceß begonnen, der mit der Ausrottung der Sklaverei in den britischen Ländergebieten enden wird." Im Jahre 1826 wendete Buxton einer neuen, obwol verwandten Frage seine Aufmerksamkeit zu. Die schöne - und reiche Insel Mauritius war erst im Jahre 1810, drei Jahre nach der Abschaffung des Sklavenhandels in den britischen Besitzungen, von Frankreich an England abgetreten worden. Theils

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96706/261>, abgerufen am 06.02.2025.