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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.

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Die ersten Unternehmungen der Russen gegen diese Festung waren nicht
glücklich gewesen. Infolge eines Ausfalls der türkischen Garnison hatte der Ge¬
neral Suchteleu mit seiner Division nach Derbend sich zurückziehen müssen. Er
verschanzte sich hier und erwartete die Ankunft der Flotille des Admirals Greigh,
die bei der Belagerung von Warna mitwirken sollte. Dieser Umstand erlaubte
dem Kapndan-Pascha, Jzzet-Mehemed, Warna zu verproviantiren nud selbst mit
L000 Manu, zum Theil regulären Truppen, angesichts der Nüssen, einzuziehen.
Er übernahm sofort das Commando.

Erst Ende Juli traf die vou Auapa kommende Flotte des Admiral Greigh
mit Verstärkungstruppen vor Warna ein. Der Viceadmiral Fürst Meuschikoff, der
nunmehr den Oberbefehl über die Belagerungstruppen übernahm, rückte wieder
von Derbend vor, schloß Warna eng ein nud schnitt der Festung alle ihre Com-
municationen ab. Bald aber wurde er schwer verwundet und mußte die Leitung
der Belagerung aufgeben.

Sein Nachfolger Graf Woronzoff traf eben el", als die Türken am 31. Au¬
gust einen wüthenden Ausfall machten, mehre Redouten der Russen erstürmten
und einen großen Theil der Belagerungswerke zerstörten. Erst am andern Tage
nach einem furchtbaren Kampfe gelang es den Russen, der ihnen entrissenen Ver-
schanzungen sich wieder zu bemächtigen.

Am 8. September traf der Kaiser im Lager vor Warna ein. Am 14. war
die von den Russen angelegte Bresche gangbar und das Heer zum Sturm bereit.
Der Kaiser ließ den Kapudau-Pascha auffordern, sich zu ergeben. Abex,Jzzet-
Mehemet erwartete eine starke Division Türken nud ein Corps Albanesen von
10,000 Mann unter Omer-Vrioues, welche Truppen Husseyn-Pascha von Schumla
ans ihm zur Verstärkung sendete. Gegen sie sendeten die Russen eine starke Ko¬
lonne nnter General Bistrom.

Zugleich hatte der Sultan Mahmud, die ganze Bedeutung von Warna wür¬
digend, von Konstantinopel seinen Großvezier Selim Pascha mit 12,000 Mann
abgesendet. Hätte der Vezier seinen Marsch beschleunigt und nicht acht Tage ge-
braucht, um vou Konstantinopel nach Warna zu kommen, so würde er rechtzeitig
angelangt und ohne große Schwierigkeit in die belagerte Stadt eingezogen sein.
So aber stellte sich ihm der General Gvllowkin zwischen Warna und dem See
Devna in einem verschanzten Lager entgegen. Der Vezier griff zwar die Position
Gollowkinö an, wurde aber mit sehr großem Verlust zurückgeschlagen und bezog
ein festes Lager vor Kamtschik, wo er sich zwar gegen die Angriffe der Russen
vertheidigte, aber Warna seinem unglücklichen Geschick überlassen mußte.

Das beständige Feuer der Batterien und die Explosionen der Minen zerstörten
allmälig die Wälle von Warna. Aber die Vertheidiger waren entschlossen, unter
den Trümmer" der Festung sich zu begraben. Fortwährende Kämpfe hatten ihre
Zahl beträchtlich verringert: aber ihr Muth und ihre Thätigkeit war ungeschwächt.


Die ersten Unternehmungen der Russen gegen diese Festung waren nicht
glücklich gewesen. Infolge eines Ausfalls der türkischen Garnison hatte der Ge¬
neral Suchteleu mit seiner Division nach Derbend sich zurückziehen müssen. Er
verschanzte sich hier und erwartete die Ankunft der Flotille des Admirals Greigh,
die bei der Belagerung von Warna mitwirken sollte. Dieser Umstand erlaubte
dem Kapndan-Pascha, Jzzet-Mehemed, Warna zu verproviantiren nud selbst mit
L000 Manu, zum Theil regulären Truppen, angesichts der Nüssen, einzuziehen.
Er übernahm sofort das Commando.

Erst Ende Juli traf die vou Auapa kommende Flotte des Admiral Greigh
mit Verstärkungstruppen vor Warna ein. Der Viceadmiral Fürst Meuschikoff, der
nunmehr den Oberbefehl über die Belagerungstruppen übernahm, rückte wieder
von Derbend vor, schloß Warna eng ein nud schnitt der Festung alle ihre Com-
municationen ab. Bald aber wurde er schwer verwundet und mußte die Leitung
der Belagerung aufgeben.

Sein Nachfolger Graf Woronzoff traf eben el», als die Türken am 31. Au¬
gust einen wüthenden Ausfall machten, mehre Redouten der Russen erstürmten
und einen großen Theil der Belagerungswerke zerstörten. Erst am andern Tage
nach einem furchtbaren Kampfe gelang es den Russen, der ihnen entrissenen Ver-
schanzungen sich wieder zu bemächtigen.

Am 8. September traf der Kaiser im Lager vor Warna ein. Am 14. war
die von den Russen angelegte Bresche gangbar und das Heer zum Sturm bereit.
Der Kaiser ließ den Kapudau-Pascha auffordern, sich zu ergeben. Abex,Jzzet-
Mehemet erwartete eine starke Division Türken nud ein Corps Albanesen von
10,000 Mann unter Omer-Vrioues, welche Truppen Husseyn-Pascha von Schumla
ans ihm zur Verstärkung sendete. Gegen sie sendeten die Russen eine starke Ko¬
lonne nnter General Bistrom.

Zugleich hatte der Sultan Mahmud, die ganze Bedeutung von Warna wür¬
digend, von Konstantinopel seinen Großvezier Selim Pascha mit 12,000 Mann
abgesendet. Hätte der Vezier seinen Marsch beschleunigt und nicht acht Tage ge-
braucht, um vou Konstantinopel nach Warna zu kommen, so würde er rechtzeitig
angelangt und ohne große Schwierigkeit in die belagerte Stadt eingezogen sein.
So aber stellte sich ihm der General Gvllowkin zwischen Warna und dem See
Devna in einem verschanzten Lager entgegen. Der Vezier griff zwar die Position
Gollowkinö an, wurde aber mit sehr großem Verlust zurückgeschlagen und bezog
ein festes Lager vor Kamtschik, wo er sich zwar gegen die Angriffe der Russen
vertheidigte, aber Warna seinem unglücklichen Geschick überlassen mußte.

Das beständige Feuer der Batterien und die Explosionen der Minen zerstörten
allmälig die Wälle von Warna. Aber die Vertheidiger waren entschlossen, unter
den Trümmer» der Festung sich zu begraben. Fortwährende Kämpfe hatten ihre
Zahl beträchtlich verringert: aber ihr Muth und ihre Thätigkeit war ungeschwächt.


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[0256] Die ersten Unternehmungen der Russen gegen diese Festung waren nicht glücklich gewesen. Infolge eines Ausfalls der türkischen Garnison hatte der Ge¬ neral Suchteleu mit seiner Division nach Derbend sich zurückziehen müssen. Er verschanzte sich hier und erwartete die Ankunft der Flotille des Admirals Greigh, die bei der Belagerung von Warna mitwirken sollte. Dieser Umstand erlaubte dem Kapndan-Pascha, Jzzet-Mehemed, Warna zu verproviantiren nud selbst mit L000 Manu, zum Theil regulären Truppen, angesichts der Nüssen, einzuziehen. Er übernahm sofort das Commando. Erst Ende Juli traf die vou Auapa kommende Flotte des Admiral Greigh mit Verstärkungstruppen vor Warna ein. Der Viceadmiral Fürst Meuschikoff, der nunmehr den Oberbefehl über die Belagerungstruppen übernahm, rückte wieder von Derbend vor, schloß Warna eng ein nud schnitt der Festung alle ihre Com- municationen ab. Bald aber wurde er schwer verwundet und mußte die Leitung der Belagerung aufgeben. Sein Nachfolger Graf Woronzoff traf eben el», als die Türken am 31. Au¬ gust einen wüthenden Ausfall machten, mehre Redouten der Russen erstürmten und einen großen Theil der Belagerungswerke zerstörten. Erst am andern Tage nach einem furchtbaren Kampfe gelang es den Russen, der ihnen entrissenen Ver- schanzungen sich wieder zu bemächtigen. Am 8. September traf der Kaiser im Lager vor Warna ein. Am 14. war die von den Russen angelegte Bresche gangbar und das Heer zum Sturm bereit. Der Kaiser ließ den Kapudau-Pascha auffordern, sich zu ergeben. Abex,Jzzet- Mehemet erwartete eine starke Division Türken nud ein Corps Albanesen von 10,000 Mann unter Omer-Vrioues, welche Truppen Husseyn-Pascha von Schumla ans ihm zur Verstärkung sendete. Gegen sie sendeten die Russen eine starke Ko¬ lonne nnter General Bistrom. Zugleich hatte der Sultan Mahmud, die ganze Bedeutung von Warna wür¬ digend, von Konstantinopel seinen Großvezier Selim Pascha mit 12,000 Mann abgesendet. Hätte der Vezier seinen Marsch beschleunigt und nicht acht Tage ge- braucht, um vou Konstantinopel nach Warna zu kommen, so würde er rechtzeitig angelangt und ohne große Schwierigkeit in die belagerte Stadt eingezogen sein. So aber stellte sich ihm der General Gvllowkin zwischen Warna und dem See Devna in einem verschanzten Lager entgegen. Der Vezier griff zwar die Position Gollowkinö an, wurde aber mit sehr großem Verlust zurückgeschlagen und bezog ein festes Lager vor Kamtschik, wo er sich zwar gegen die Angriffe der Russen vertheidigte, aber Warna seinem unglücklichen Geschick überlassen mußte. Das beständige Feuer der Batterien und die Explosionen der Minen zerstörten allmälig die Wälle von Warna. Aber die Vertheidiger waren entschlossen, unter den Trümmer» der Festung sich zu begraben. Fortwährende Kämpfe hatten ihre Zahl beträchtlich verringert: aber ihr Muth und ihre Thätigkeit war ungeschwächt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96706/256>, abgerufen am 06.02.2025.