Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band."nicht die Wege in der nassen Jahreszeit grundlos, und das Hinabsteigen in Schnmla liegt im Mittelpunkte der östlichen Bulgarei und beherrscht die Ein am 23. Juli geliefertes Vvrposieugcfecht bezeichnete die Ankunft der Aber die Türke" verlöre" de" Muth nicht. Täglich machten sie Ausfälle Inzwischen wurde die Lage der russischen Armee vor Schnmla immer schlim¬ »nicht die Wege in der nassen Jahreszeit grundlos, und das Hinabsteigen in Schnmla liegt im Mittelpunkte der östlichen Bulgarei und beherrscht die Ein am 23. Juli geliefertes Vvrposieugcfecht bezeichnete die Ankunft der Aber die Türke» verlöre» de» Muth nicht. Täglich machten sie Ausfälle Inzwischen wurde die Lage der russischen Armee vor Schnmla immer schlim¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0253" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96958"/> <p xml:id="ID_727" prev="#ID_726"> »nicht die Wege in der nassen Jahreszeit grundlos, und das Hinabsteigen in<lb/> die tiefen Thäler, über deren Wasser fast nirgends Brücken liegen, ist dann mit<lb/> den größten Schwierigkeiten verbunden. Im Winter fällt der Schnee in so<lb/> großer Menge, daß die Straßen oft gar nicht aufzufinden sind. Während des<lb/> Spätsommers verdorrt die Vegetation und der Massermaugel wird fühlbar; ein<lb/> Umstand welcher zuweilen nöthigt, die Märsche namentlich für die Cavalerie sehr<lb/> lang zu machen. Da überall die meisten Gcfechtsstellnngen am Rande der Thäler,<lb/> mit dem Wasserlauf vor der Front sich finden, Wasser aber ein dringendes Be¬<lb/> dürfniß ist, so ist man, um die Truppen nicht übermäßig zu ermüde», fast immer<lb/> gegen seinen Willen genöthigt, das Nachtlager am Wasser selbst vor der eigent¬<lb/> liche» GefechtSstcllnng zu nehme».</p><lb/> <p xml:id="ID_728"> Schnmla liegt im Mittelpunkte der östlichen Bulgarei und beherrscht die<lb/> Hanptcommnnicationen derselben. Es hatte damals eine Besatzung von is,»00<lb/> Mann unter dem SeraSkier Hnsscyn-Pascha, und war umgebe» mit einer Ring¬<lb/> mauer, die etwa eine Meile im Umfang hatte und mit Thürme» und Bastionen<lb/> besetzt war. Die Stadt ist im Halbkreise auf den, Abhang eines Berges, dessen<lb/> Gipfel mit Fortificativnen besetzt ist, sa daß man nur von den sie beherrschenden<lb/> Höhen ans sich ihr näher» kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_729"> Ein am 23. Juli geliefertes Vvrposieugcfecht bezeichnete die Ankunft der<lb/> Russen vor Schnmla. Sie trieben die Türken a»S einigen äußern Positionen,<lb/> die sie a»f den Höhe» innehalten, und bliebe» Meister derselben. Zwei russi-<lb/> sche Divisionen besetzten überdies die Straßen von Schnmla nach Konstantinopel<lb/> und Silistria und schnitten diese wichtigen Communicationen ab.</p><lb/> <p xml:id="ID_730"> Aber die Türke» verlöre» de» Muth nicht. Täglich machten sie Ausfälle<lb/> gegen die N»sse», die zuweilen erfolgreich waren. Sie zerstörten einen Theil der<lb/> feindlichen Werke und es war vorauszusehen, daß die Belagerung sich in die<lb/> Länge ziehen werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_731" next="#ID_732"> Inzwischen wurde die Lage der russischen Armee vor Schnmla immer schlim¬<lb/> mer. Sie campirte ans einer Schutz- und baumlosen Fläche und bei einer Som¬<lb/> merhitze, welche sich Mittags in der Sonne zu it> bis Grad Neaumur erhob.<lb/> Die Entbehrungen i» dieser gänzlich erschöpften Gegend, die Anstrengniigen des<lb/> SchanzenbaneS und des täglichen Dienstes hatten den physischen, die sichtbare<lb/> Erfolglosigkeit des langen Harrens, der üble Ausgang der meisten kleine» Ge¬<lb/> fechte de» moralischen Zustand des Heeres wesentlich erschüttert. Die Armee<lb/> lebte nnr von Zwieback und Fleisch, letzteres aber war sehr schlecht, da die mit¬<lb/> gefühlten Ochsen durch deu Transport abgemagert und krank waren. Schwie¬<lb/> riger noch war die Beschaffung des Futters für die Pferde. Die Fonragirnngcn<lb/> mußten, nachdem man die nächste Umgegend verwüstet, auf Entfernungen von<lb/> mehr als 3 Meilen ausgedehnt werden. Fast täglich löste sich die ganze Reiterei<lb/> in Fouragcurö auf und konnte doch nicht das nöthige Futter auftreiben. Der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0253]
»nicht die Wege in der nassen Jahreszeit grundlos, und das Hinabsteigen in
die tiefen Thäler, über deren Wasser fast nirgends Brücken liegen, ist dann mit
den größten Schwierigkeiten verbunden. Im Winter fällt der Schnee in so
großer Menge, daß die Straßen oft gar nicht aufzufinden sind. Während des
Spätsommers verdorrt die Vegetation und der Massermaugel wird fühlbar; ein
Umstand welcher zuweilen nöthigt, die Märsche namentlich für die Cavalerie sehr
lang zu machen. Da überall die meisten Gcfechtsstellnngen am Rande der Thäler,
mit dem Wasserlauf vor der Front sich finden, Wasser aber ein dringendes Be¬
dürfniß ist, so ist man, um die Truppen nicht übermäßig zu ermüde», fast immer
gegen seinen Willen genöthigt, das Nachtlager am Wasser selbst vor der eigent¬
liche» GefechtSstcllnng zu nehme».
Schnmla liegt im Mittelpunkte der östlichen Bulgarei und beherrscht die
Hanptcommnnicationen derselben. Es hatte damals eine Besatzung von is,»00
Mann unter dem SeraSkier Hnsscyn-Pascha, und war umgebe» mit einer Ring¬
mauer, die etwa eine Meile im Umfang hatte und mit Thürme» und Bastionen
besetzt war. Die Stadt ist im Halbkreise auf den, Abhang eines Berges, dessen
Gipfel mit Fortificativnen besetzt ist, sa daß man nur von den sie beherrschenden
Höhen ans sich ihr näher» kann.
Ein am 23. Juli geliefertes Vvrposieugcfecht bezeichnete die Ankunft der
Russen vor Schnmla. Sie trieben die Türken a»S einigen äußern Positionen,
die sie a»f den Höhe» innehalten, und bliebe» Meister derselben. Zwei russi-
sche Divisionen besetzten überdies die Straßen von Schnmla nach Konstantinopel
und Silistria und schnitten diese wichtigen Communicationen ab.
Aber die Türke» verlöre» de» Muth nicht. Täglich machten sie Ausfälle
gegen die N»sse», die zuweilen erfolgreich waren. Sie zerstörten einen Theil der
feindlichen Werke und es war vorauszusehen, daß die Belagerung sich in die
Länge ziehen werde.
Inzwischen wurde die Lage der russischen Armee vor Schnmla immer schlim¬
mer. Sie campirte ans einer Schutz- und baumlosen Fläche und bei einer Som¬
merhitze, welche sich Mittags in der Sonne zu it> bis Grad Neaumur erhob.
Die Entbehrungen i» dieser gänzlich erschöpften Gegend, die Anstrengniigen des
SchanzenbaneS und des täglichen Dienstes hatten den physischen, die sichtbare
Erfolglosigkeit des langen Harrens, der üble Ausgang der meisten kleine» Ge¬
fechte de» moralischen Zustand des Heeres wesentlich erschüttert. Die Armee
lebte nnr von Zwieback und Fleisch, letzteres aber war sehr schlecht, da die mit¬
gefühlten Ochsen durch deu Transport abgemagert und krank waren. Schwie¬
riger noch war die Beschaffung des Futters für die Pferde. Die Fonragirnngcn
mußten, nachdem man die nächste Umgegend verwüstet, auf Entfernungen von
mehr als 3 Meilen ausgedehnt werden. Fast täglich löste sich die ganze Reiterei
in Fouragcurö auf und konnte doch nicht das nöthige Futter auftreiben. Der
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