Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Libussa. Jahrbuch für 1834. Herausgegeben von P. A. Klar. Is. Jahr¬ Falk. Eine Erzählung von Siegfried Kapp er. (Dessau, Katz). -- Eine Originale. Genrebilder aus der Wirklichkeit von Arnold Schloenbach. Zur orientalischen Frage. -- Wir sind jetzt in ein Stadium gekommen, Libussa. Jahrbuch für 1834. Herausgegeben von P. A. Klar. Is. Jahr¬ Falk. Eine Erzählung von Siegfried Kapp er. (Dessau, Katz). — Eine Originale. Genrebilder aus der Wirklichkeit von Arnold Schloenbach. Zur orientalischen Frage. — Wir sind jetzt in ein Stadium gekommen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0247" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96952"/> <p xml:id="ID_696"> Libussa. Jahrbuch für 1834. Herausgegeben von P. A. Klar. Is. Jahr¬<lb/> gang, mit dem Porträt des Fürsten F. Schwarzenberg und zwei gestochenen Knnst-<lb/> blättern. Prag, Calpe. Leipzig, Hühner. — Die Haltung dieses Taschenlnichs im<lb/> allgemeinen ist bekannt. Der diesjährige Jahrgang enthält, außer einer „Mvrgeuprome-<lb/> nadc in Wien" vom Fürsten Schwarzenberg (dem „Lanzknecht") lyrische Beiträge von<lb/> Rvßler, Egon Ebert, Seidl, Hansgirg, Schcda, Habel, Muck, Uffo Horn, Rcitzcnbeck,<lb/> I. Bayer u. s. w. und Novellen von Proschko, Schloenbach, und Kittl. — Was uns<lb/> in diesem Taschenbuch unangenehm berührt, ist der zudringliche Servilismus, namentlich<lb/> in den Gedichte» von Nößlcr. Es war schlimm genug' im Jahre 1848, als jeder<lb/> Vagabund, der reimen sonnte, tyraunenmördcrischc Gedichte machte, aber dieses verzückte<lb/> Jmstaubcliegcn vor der Macht ist doch noch widerwärtiger.</p><lb/> <p xml:id="ID_697"> Falk. Eine Erzählung von Siegfried Kapp er. (Dessau, Katz). — Eine<lb/> Novelle aus dem specifisch jüdischen Leben, mit verschiedenen episodischen Erzählungen<lb/> und Märchen durchflochten, übrigens im ganzen einfach und gemüthlich dargestellt, und<lb/> zwar so, daß man für das jüdische Familienleben, wie es hier geschildert wird, keine<lb/> besondern Sympathien gewinnt. Unrecht thut der Verfasser, wenn er S. 43 die Art und<lb/> Weise, wie nach seiner Versicherung unter den reichen Juden die Heirathen geschlossen<lb/> werden, auf die ganze civilisirte Welt ausdehnt. Die Romantik, oder besser die Natur,<lb/> spielt in solchen Dingen bei uns doch noch immer eine nicht zu verachtende Rolle. —</p><lb/> <p xml:id="ID_698"> Originale. Genrebilder aus der Wirklichkeit von Arnold Schloenbach.<lb/> 2 Bde. (Breslau, Trewendt und Granier.) — „Noch einige Zeit, sagt der Verfasser<lb/> in der Vorrede, und wir haben keine Originale mehr. Dampf, Politik und kohlensaures<lb/> Wasser machen die Menschen sich einander ähnlich, langweilig ähnlich. Da wollte ich denn<lb/> nun einige der frappantesten aus dieser vergehenden Welt der Originale rasch noch fest¬<lb/> halten, gleichsam als Studien für diese vergehende Zeit." — Inwiefern trägt das<lb/> kohlensaure Wasser dazu bei, die Menschen einander ähnlicher zu machen? Wir dächte»,<lb/> durch vieles Biertunken wird die Individualität auch nicht grade gefördert. — Was<lb/> den Werth von „Originalen" betrifft, so kommt es wol vorzüglich darauf an, daß sie<lb/> entweder einen starken sittlichen Inhalt mitbringen, oder daß sie komisch zu idealisiren<lb/> sind. Beides findet sich in den „Originalen" von Dickens, Gotthelf, Auerbach und<lb/> ähnlichen Dichtern in hohem Maße verbunden. Dem Verfasser ist es nur stellenweise<lb/> gelungen, das eine oder das andere zu erreichen, wenn wir auch den Fleiß, mit dem<lb/> er individuelle Züge gesammelt hat, gern anerkennen wollen. —</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Zur orientalischen Frage. </head> <p xml:id="ID_699" next="#ID_700"> — Wir sind jetzt in ein Stadium gekommen,<lb/> in welchem der Krieg zwischen Rußland und der Türkei unvermeidlich erscheint, wenn es<lb/> auch noch zweifelhaft ist, ob das übrige Europa darin verwickelt wird. Da wir also<lb/> noch vorläufig neutral sind, und bis zu einem gewissen Grad ein^ freie Meinung über<lb/> die Sache aussprechen können, müssen wir diese Frist rasch benutzen, um über das ruhmvolle<lb/> Benehmen der türkischen Regierung einige Worte der Anerkennung nuSzusprcchen. Vor<lb/> solchen Thatsachen sollte das Gefasel von türkischen Barbaren doch endlich verstummen!<lb/> Diese Verbindung von Heloenmnrh — denn es gilt einen Verzweiflungskampf gegen<lb/> einen zehnfach überlegenen Feind, dabei eine Ueberzahl erbitterter Griechen im Rücken<lb/> und sehr zweideutige Verbündete zur Seite —, Mäßigung — denn die feinste» For-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0247]
Libussa. Jahrbuch für 1834. Herausgegeben von P. A. Klar. Is. Jahr¬
gang, mit dem Porträt des Fürsten F. Schwarzenberg und zwei gestochenen Knnst-
blättern. Prag, Calpe. Leipzig, Hühner. — Die Haltung dieses Taschenlnichs im
allgemeinen ist bekannt. Der diesjährige Jahrgang enthält, außer einer „Mvrgeuprome-
nadc in Wien" vom Fürsten Schwarzenberg (dem „Lanzknecht") lyrische Beiträge von
Rvßler, Egon Ebert, Seidl, Hansgirg, Schcda, Habel, Muck, Uffo Horn, Rcitzcnbeck,
I. Bayer u. s. w. und Novellen von Proschko, Schloenbach, und Kittl. — Was uns
in diesem Taschenbuch unangenehm berührt, ist der zudringliche Servilismus, namentlich
in den Gedichte» von Nößlcr. Es war schlimm genug' im Jahre 1848, als jeder
Vagabund, der reimen sonnte, tyraunenmördcrischc Gedichte machte, aber dieses verzückte
Jmstaubcliegcn vor der Macht ist doch noch widerwärtiger.
Falk. Eine Erzählung von Siegfried Kapp er. (Dessau, Katz). — Eine
Novelle aus dem specifisch jüdischen Leben, mit verschiedenen episodischen Erzählungen
und Märchen durchflochten, übrigens im ganzen einfach und gemüthlich dargestellt, und
zwar so, daß man für das jüdische Familienleben, wie es hier geschildert wird, keine
besondern Sympathien gewinnt. Unrecht thut der Verfasser, wenn er S. 43 die Art und
Weise, wie nach seiner Versicherung unter den reichen Juden die Heirathen geschlossen
werden, auf die ganze civilisirte Welt ausdehnt. Die Romantik, oder besser die Natur,
spielt in solchen Dingen bei uns doch noch immer eine nicht zu verachtende Rolle. —
Originale. Genrebilder aus der Wirklichkeit von Arnold Schloenbach.
2 Bde. (Breslau, Trewendt und Granier.) — „Noch einige Zeit, sagt der Verfasser
in der Vorrede, und wir haben keine Originale mehr. Dampf, Politik und kohlensaures
Wasser machen die Menschen sich einander ähnlich, langweilig ähnlich. Da wollte ich denn
nun einige der frappantesten aus dieser vergehenden Welt der Originale rasch noch fest¬
halten, gleichsam als Studien für diese vergehende Zeit." — Inwiefern trägt das
kohlensaure Wasser dazu bei, die Menschen einander ähnlicher zu machen? Wir dächte»,
durch vieles Biertunken wird die Individualität auch nicht grade gefördert. — Was
den Werth von „Originalen" betrifft, so kommt es wol vorzüglich darauf an, daß sie
entweder einen starken sittlichen Inhalt mitbringen, oder daß sie komisch zu idealisiren
sind. Beides findet sich in den „Originalen" von Dickens, Gotthelf, Auerbach und
ähnlichen Dichtern in hohem Maße verbunden. Dem Verfasser ist es nur stellenweise
gelungen, das eine oder das andere zu erreichen, wenn wir auch den Fleiß, mit dem
er individuelle Züge gesammelt hat, gern anerkennen wollen. —
Zur orientalischen Frage. — Wir sind jetzt in ein Stadium gekommen,
in welchem der Krieg zwischen Rußland und der Türkei unvermeidlich erscheint, wenn es
auch noch zweifelhaft ist, ob das übrige Europa darin verwickelt wird. Da wir also
noch vorläufig neutral sind, und bis zu einem gewissen Grad ein^ freie Meinung über
die Sache aussprechen können, müssen wir diese Frist rasch benutzen, um über das ruhmvolle
Benehmen der türkischen Regierung einige Worte der Anerkennung nuSzusprcchen. Vor
solchen Thatsachen sollte das Gefasel von türkischen Barbaren doch endlich verstummen!
Diese Verbindung von Heloenmnrh — denn es gilt einen Verzweiflungskampf gegen
einen zehnfach überlegenen Feind, dabei eine Ueberzahl erbitterter Griechen im Rücken
und sehr zweideutige Verbündete zur Seite —, Mäßigung — denn die feinste» For-
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