Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Edelleute, ihre Kinder könne" in, Dienst leicht den erblichen Adel erhalten. Die Wochenbericht. ' Ans Berlin, !>>?^'/l,"<^."seh...s.pi,s.^;..>i<"--".'.^.ö^-..i : Es hat daher wol nicht leicht ein vernünftiger Mensch darüber eifrig nachgedacht, Ob es überhaupt wohlgethan ist, solche Demonstrationen leichthin wie veraltet 29*
Edelleute, ihre Kinder könne» in, Dienst leicht den erblichen Adel erhalten. Die Wochenbericht. ' Ans Berlin, !>>?^'/l,»<^.»seh...s.pi,s.^;..>i<«--«.'.^.ö^-..i : Es hat daher wol nicht leicht ein vernünftiger Mensch darüber eifrig nachgedacht, Ob es überhaupt wohlgethan ist, solche Demonstrationen leichthin wie veraltet 29*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0235" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96940"/> <p xml:id="ID_661" prev="#ID_660"> Edelleute, ihre Kinder könne» in, Dienst leicht den erblichen Adel erhalten. Die<lb/> Ehrenbürger haben viel reelle Rechte des Adels, Kvpfstcnerbefteiung, Militär-<lb/> hefreinug, Befreiung von körperlichen Strafen. Eine ständische Gliederung besteht<lb/> in Rußland nicht, und Rußland hat für dieselbe wenig Sympathie.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Wochenbericht.<lb/> '</head><lb/> <div n="2"> <head> Ans Berlin,</head> <p xml:id="ID_662"> !>>?^'/l,»<^.»seh...s.pi,s.^;..>i<«--«.'.^.ö^-..i :<lb/> — Böckhs Rede gegen Stahl »ut gegen dessen<lb/> Aufforderung zur wissenschaftlichen Umkehr ist uns, offen gestanden, weniger interessant<lb/> in sich selbst als durch den Eindruck erschienen, den sie in den politischen Kreisen her¬<lb/> vorgebracht hat. Als Stahl jenen feierlichen Unsinn von seiner künstlichen Höhe hcruuter-<lb/> sprach, mochte er wol kaum darauf rechnen, daß der mystische Paradoxale Einfall eine<lb/> nachhaltige Polemik hervorrufen werde. Man kann sich doch nur zu einer Discussion<lb/> angeregt fühlen, wo der gesunde Menschenverstand von vornherein mit Ja! oder Nein !<lb/> entscheidet, oder wo die Frucht der Jahrhunderte nicht längst gepflückt ist. Wenn Herr<lb/> I>>-, Schöpfer eine Lanze gegen Kopernicns bricht, so mag sich der verrückte Prophet<lb/> Karl Jacobi vom Kölner Fischmarkte dafür interessiren. Das Publicum hat Besseres<lb/> zu thu», als bei Stahl und Leo wissenschaftliche Romantik zu hören. Stahls Wirkung<lb/> i» den öffentlichen Vorlesungen über Staats- und Kirchensachen war stets dieselbe: be¬<lb/> wies er, daß das constitutionelle Regiment eine Unmöglichkeit und eine Lüge, da nahmen<lb/> ihn die von vornherein überzeugte» jungen Leute gern beim Wort, und zogen daraus<lb/> ihre hochrothe» Consequenzen. Schloß er aber mit einem mittelalterlich feudalen Also<lb/> — da lächelten sie und wußten, was davon zu halten war. Die Republikaner sollten<lb/> Stahl gewähren lassen! nnr die Mittclpartei könnte sich beunruhigen, wüßte sie nicht, daß<lb/> der Radikalismus der Studenten in der Regel mit dem letzten Semester absolvirt wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_663"> Es hat daher wol nicht leicht ein vernünftiger Mensch darüber eifrig nachgedacht,<lb/> wie Stahls Theorien zu widerlegen wären. Nur in der Kammer, wo er seine ein¬<lb/> geschulte Dialektik dem praktischen Egoismus der Rechte» zu Gebote stellte, wo Leiden¬<lb/> schaft, Ehrgeiz n»d politische Gewinnsucht mit ihm conspirirten, mir dort forderte er<lb/> die Debatte heraus. Ans der Universität, i» dem Reiche der Ideen, konnte Böckh's<lb/> Rede kaum einem dringende» Bedürfniß entgegenkommen. Sie war auch wol nicht<lb/> für die Universität gehalten. Die Se»satio» war aber jedenfalls keine geringe, bei<lb/> den Zuhörer» wie drauße», als der Auszug in den Zeitungen erschien kund dann auch<lb/> bei denen, die es nicht Wort haben wollen, die sich in der gewöhnliche» blasirten Art<lb/> der Berliner darüber vernehmen lassen. Indem diese amüsanten Kritiker den Eindruck<lb/> vo» sich abwehre», beweise» sie, wie er ihnen zu schaffen macht.</p><lb/> <p xml:id="ID_664" next="#ID_665"> Ob es überhaupt wohlgethan ist, solche Demonstrationen leichthin wie veraltet<lb/> oder abgethan zu behandeln, erscheint u»S mehr als zweifelhaft. Einer unsrer bedenk¬<lb/> lichsten deutsche» Fehler besteht darin, als fertig anzusehen, was wir im Geiste, wie die<lb/> Phrase geht, überwunden haben. Die Engländer hatten ihre Äasis der Constitntio»,<lb/> als noch nicht anderthalb Jahrhunderte, ihr erstes Haus der Gemeine», als »och nicht<lb/> zwei Jahrhunderte seit der normänmschen Eroberung verflossen waren. Wer ihnen</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 29*</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0235]
Edelleute, ihre Kinder könne» in, Dienst leicht den erblichen Adel erhalten. Die
Ehrenbürger haben viel reelle Rechte des Adels, Kvpfstcnerbefteiung, Militär-
hefreinug, Befreiung von körperlichen Strafen. Eine ständische Gliederung besteht
in Rußland nicht, und Rußland hat für dieselbe wenig Sympathie.
Wochenbericht.
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Ans Berlin, !>>?^'/l,»<^.»seh...s.pi,s.^;..>i<«--«.'.^.ö^-..i :
— Böckhs Rede gegen Stahl »ut gegen dessen
Aufforderung zur wissenschaftlichen Umkehr ist uns, offen gestanden, weniger interessant
in sich selbst als durch den Eindruck erschienen, den sie in den politischen Kreisen her¬
vorgebracht hat. Als Stahl jenen feierlichen Unsinn von seiner künstlichen Höhe hcruuter-
sprach, mochte er wol kaum darauf rechnen, daß der mystische Paradoxale Einfall eine
nachhaltige Polemik hervorrufen werde. Man kann sich doch nur zu einer Discussion
angeregt fühlen, wo der gesunde Menschenverstand von vornherein mit Ja! oder Nein !
entscheidet, oder wo die Frucht der Jahrhunderte nicht längst gepflückt ist. Wenn Herr
I>>-, Schöpfer eine Lanze gegen Kopernicns bricht, so mag sich der verrückte Prophet
Karl Jacobi vom Kölner Fischmarkte dafür interessiren. Das Publicum hat Besseres
zu thu», als bei Stahl und Leo wissenschaftliche Romantik zu hören. Stahls Wirkung
i» den öffentlichen Vorlesungen über Staats- und Kirchensachen war stets dieselbe: be¬
wies er, daß das constitutionelle Regiment eine Unmöglichkeit und eine Lüge, da nahmen
ihn die von vornherein überzeugte» jungen Leute gern beim Wort, und zogen daraus
ihre hochrothe» Consequenzen. Schloß er aber mit einem mittelalterlich feudalen Also
— da lächelten sie und wußten, was davon zu halten war. Die Republikaner sollten
Stahl gewähren lassen! nnr die Mittclpartei könnte sich beunruhigen, wüßte sie nicht, daß
der Radikalismus der Studenten in der Regel mit dem letzten Semester absolvirt wird.
Es hat daher wol nicht leicht ein vernünftiger Mensch darüber eifrig nachgedacht,
wie Stahls Theorien zu widerlegen wären. Nur in der Kammer, wo er seine ein¬
geschulte Dialektik dem praktischen Egoismus der Rechte» zu Gebote stellte, wo Leiden¬
schaft, Ehrgeiz n»d politische Gewinnsucht mit ihm conspirirten, mir dort forderte er
die Debatte heraus. Ans der Universität, i» dem Reiche der Ideen, konnte Böckh's
Rede kaum einem dringende» Bedürfniß entgegenkommen. Sie war auch wol nicht
für die Universität gehalten. Die Se»satio» war aber jedenfalls keine geringe, bei
den Zuhörer» wie drauße», als der Auszug in den Zeitungen erschien kund dann auch
bei denen, die es nicht Wort haben wollen, die sich in der gewöhnliche» blasirten Art
der Berliner darüber vernehmen lassen. Indem diese amüsanten Kritiker den Eindruck
vo» sich abwehre», beweise» sie, wie er ihnen zu schaffen macht.
Ob es überhaupt wohlgethan ist, solche Demonstrationen leichthin wie veraltet
oder abgethan zu behandeln, erscheint u»S mehr als zweifelhaft. Einer unsrer bedenk¬
lichsten deutsche» Fehler besteht darin, als fertig anzusehen, was wir im Geiste, wie die
Phrase geht, überwunden haben. Die Engländer hatten ihre Äasis der Constitntio»,
als noch nicht anderthalb Jahrhunderte, ihr erstes Haus der Gemeine», als »och nicht
zwei Jahrhunderte seit der normänmschen Eroberung verflossen waren. Wer ihnen
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