Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.sche Organisation der christlichen Kirche im fränkischen Reich einführen wird : eine Da die Kritik es sich nicht versagen kann, ihre Anerkennung durch einige Da es in denselben Kreis der deutschen Mythologie fällt, ziehen wir hier Die Sage von der heiligen Ursula und deu elftausend Jnngftaucn. Ein Beitrag zur Sagcnforschung von Oskar Schade. (Hannover, Rümpler.) Es ist eine interessante und mit großem Fleiß ausgebildete Monographie über sche Organisation der christlichen Kirche im fränkischen Reich einführen wird : eine Da die Kritik es sich nicht versagen kann, ihre Anerkennung durch einige Da es in denselben Kreis der deutschen Mythologie fällt, ziehen wir hier Die Sage von der heiligen Ursula und deu elftausend Jnngftaucn. Ein Beitrag zur Sagcnforschung von Oskar Schade. (Hannover, Rümpler.) Es ist eine interessante und mit großem Fleiß ausgebildete Monographie über <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0215" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96920"/> <p xml:id="ID_581" prev="#ID_580"> sche Organisation der christlichen Kirche im fränkischen Reich einführen wird : eine<lb/> Seite der Frage, die in diesem Band mehr zurücktritt, weil der geistige Inhalt<lb/> des Christenthums ausschließlich die Aufmerksamkeit auf sich zieht, obgleich schon<lb/> jetzt über den Gegensatz der zum großen Theil ans romanischen Grundlagen auf¬<lb/> gerichteten katholischen Kirche gegen die arianischen oder heidnischen Landesherren<lb/> einzelne sehr bedeutende Winke gegeben werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_582"> Da die Kritik es sich nicht versagen kann, ihre Anerkennung durch einige<lb/> Ausstellungen zu modificiren, so wollen wir noch eine Bemerkung über den Stil<lb/> nachschicken. Er hat den Fehler, der sich seit Schiller und Schilling bei unsern<lb/> Historikern häufig vorfindet: er ist sowol in der Darstellung als in dem Rä-<lb/> sonnement zu rhetorisch, und, wenn man den Ausdruck nicht mißverstehen will,<lb/> zu pathetisch: ein Fehler, der sich ebenso in die Philosophie eingeschlichen hat.<lb/> In dieser Beziehung sollte man die Engländer, namentlich Macaulay und Grote,<lb/> studiren: wenn sie einmal rhetorisch werden, so übt das eine ganz wunderbare<lb/> Wirkung ans, da es durch deu Contrast gegen die gewöhnliche ruhige und nüchterne<lb/> Darstellung die Seele spannt und anregt. Für jede Gattung der Rede eignet<lb/> sich ein besondrer Stil, die Kritik muß sich hüten, an das Gefühl zu appelliren,<lb/> wenn auch nur in der Form, denn dadurch ermüdet sie leicht. Ani so passender<lb/> scheint es hier, Herrn Rückert darauf aufmerksam zu machen, da er noch keinen<lb/> ausgeschriebenen Stil hat, da man im Gegentheil hin und wieder »och eine ge¬<lb/> wisse Schwerfälligkeit und Unbehilflichkeit der Sprache wahrnimmt. —</p><lb/> <p xml:id="ID_583"> Da es in denselben Kreis der deutschen Mythologie fällt, ziehen wir hier<lb/> noch ein kleineres Werk herbei:</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Sage von der heiligen Ursula und deu elftausend Jnngftaucn. Ein Beitrag<lb/> zur Sagcnforschung von Oskar Schade. (Hannover, Rümpler.)</head><lb/> <p xml:id="ID_584"> Es ist eine interessante und mit großem Fleiß ausgebildete Monographie über<lb/> einen Gegenstand der christlichen Sage, die genetisch von ihrem Ursprung an<lb/> verfolgt, und in ihrem innern Zusammenhang mit altheidnischen Vorstellungen be¬<lb/> leuchtet wird, im Sinn und Stil der Grimmschen Schule, doch mit einer lebhaf¬<lb/> teren sittlichen Abneigung gegen die Erfindungen der katholischen Kirche, als mau<lb/> grade in jener Schule gewöhnt ist, die es liebt, die poetische Seite des Aber¬<lb/> glaubens hervorzuheben, und die sittliche, denn doch immer sehr ernsthafte und<lb/> bedenkliche, erst in zweiter Linie zu betrachten. Es ist mit den Heiligengeschichten<lb/> viel arger Unfug getrieben, und man muß einmal die glänzenden Flitter bei Seite<lb/> werfen und auf den Kern der Sache eingehen. — Wenn auf diese Weise<lb/> die deutsche Sage nach allen ihren Details gründlich durchforscht sein wird, so<lb/> werden wir uns eines lebensvollen Gemäldes unserer Vorzeit rühmen dürfen, dem<lb/> keine andere Nation etwas AelMches an die Seite zu stellen hat.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0215]
sche Organisation der christlichen Kirche im fränkischen Reich einführen wird : eine
Seite der Frage, die in diesem Band mehr zurücktritt, weil der geistige Inhalt
des Christenthums ausschließlich die Aufmerksamkeit auf sich zieht, obgleich schon
jetzt über den Gegensatz der zum großen Theil ans romanischen Grundlagen auf¬
gerichteten katholischen Kirche gegen die arianischen oder heidnischen Landesherren
einzelne sehr bedeutende Winke gegeben werden.
Da die Kritik es sich nicht versagen kann, ihre Anerkennung durch einige
Ausstellungen zu modificiren, so wollen wir noch eine Bemerkung über den Stil
nachschicken. Er hat den Fehler, der sich seit Schiller und Schilling bei unsern
Historikern häufig vorfindet: er ist sowol in der Darstellung als in dem Rä-
sonnement zu rhetorisch, und, wenn man den Ausdruck nicht mißverstehen will,
zu pathetisch: ein Fehler, der sich ebenso in die Philosophie eingeschlichen hat.
In dieser Beziehung sollte man die Engländer, namentlich Macaulay und Grote,
studiren: wenn sie einmal rhetorisch werden, so übt das eine ganz wunderbare
Wirkung ans, da es durch deu Contrast gegen die gewöhnliche ruhige und nüchterne
Darstellung die Seele spannt und anregt. Für jede Gattung der Rede eignet
sich ein besondrer Stil, die Kritik muß sich hüten, an das Gefühl zu appelliren,
wenn auch nur in der Form, denn dadurch ermüdet sie leicht. Ani so passender
scheint es hier, Herrn Rückert darauf aufmerksam zu machen, da er noch keinen
ausgeschriebenen Stil hat, da man im Gegentheil hin und wieder »och eine ge¬
wisse Schwerfälligkeit und Unbehilflichkeit der Sprache wahrnimmt. —
Da es in denselben Kreis der deutschen Mythologie fällt, ziehen wir hier
noch ein kleineres Werk herbei:
Die Sage von der heiligen Ursula und deu elftausend Jnngftaucn. Ein Beitrag
zur Sagcnforschung von Oskar Schade. (Hannover, Rümpler.)
Es ist eine interessante und mit großem Fleiß ausgebildete Monographie über
einen Gegenstand der christlichen Sage, die genetisch von ihrem Ursprung an
verfolgt, und in ihrem innern Zusammenhang mit altheidnischen Vorstellungen be¬
leuchtet wird, im Sinn und Stil der Grimmschen Schule, doch mit einer lebhaf¬
teren sittlichen Abneigung gegen die Erfindungen der katholischen Kirche, als mau
grade in jener Schule gewöhnt ist, die es liebt, die poetische Seite des Aber¬
glaubens hervorzuheben, und die sittliche, denn doch immer sehr ernsthafte und
bedenkliche, erst in zweiter Linie zu betrachten. Es ist mit den Heiligengeschichten
viel arger Unfug getrieben, und man muß einmal die glänzenden Flitter bei Seite
werfen und auf den Kern der Sache eingehen. — Wenn auf diese Weise
die deutsche Sage nach allen ihren Details gründlich durchforscht sein wird, so
werden wir uns eines lebensvollen Gemäldes unserer Vorzeit rühmen dürfen, dem
keine andere Nation etwas AelMches an die Seite zu stellen hat.
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