Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.Einwohner hatte, wurde durch das von Nadir Schah angestellte Blutbad, das Von Madras wird berichtet: "Die Zeichen wachsenden Wohlstandes können Auch deck, der Zahlen als Beweise liebt, können wir dienen, und er kann Die öffentlichen Arbeiten und Bauten in Ostindien sind ebenfalls ein Ge¬ Einwohner hatte, wurde durch das von Nadir Schah angestellte Blutbad, das Von Madras wird berichtet: „Die Zeichen wachsenden Wohlstandes können Auch deck, der Zahlen als Beweise liebt, können wir dienen, und er kann Die öffentlichen Arbeiten und Bauten in Ostindien sind ebenfalls ein Ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0456" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96631"/> <p xml:id="ID_1575" prev="#ID_1574"> Einwohner hatte, wurde durch das von Nadir Schah angestellte Blutbad, das<lb/> sieben Tage dauerte, ganz verödet. Schah Abdallah, Nadirs Nachfolger auf<lb/> dem Thron Persiens, ließ es 1761 ebenfalls vou seinem Heere ausplündern, und<lb/> zum dritten Male verwüsteten es 1767 die Mahratte», die alles ermordeten, was<lb/> sich nicht dnrch die Flucht retten konnte."</p><lb/> <p xml:id="ID_1576"> Von Madras wird berichtet: „Die Zeichen wachsenden Wohlstandes können<lb/> nicht mißverstanden werden. Wenn die Einwohner die Mauern ihrer Städte<lb/> und Dörfer einreißen; wenn die ländliche Hütte weithin dnrch die Felder glänzt;<lb/> wenn Kinder das Vieh auf die Weide treiben, und Mann und Frau furchtlos<lb/> die Landstraße entlang auf entfernte Märkte gehen, so sind das gewiß ganz andere<lb/> Zustände als die der Zeit, wo der Ryve mit dem Speer oder der Lnntenflinte<lb/> in der Hand seinen Acker pflügte; wo die Waare ans Büffeln von Dorf zu Dorf<lb/> geschleppt wurde, gedeckt von Bewaffneten; wo niemand sein Capital in Grund-<lb/> eigenthum anzulegen wagte, weil Gewinn dieser Art nicht mit Bequemlichkeit<lb/> versteckt werden konnte. Die beträchtlich erhöhte Fruchtbarkeit des Bodens, der<lb/> zunehmende Handel, die verbesserten Bazars, der steigende Bodenwerth, sind<lb/> alles sichere Zeiche», daß sich Capitalien ausammeln und daß die Lage des Vol¬<lb/> kes besser ist als früher."</p><lb/> <p xml:id="ID_1577"> Auch deck, der Zahlen als Beweise liebt, können wir dienen, und er kann<lb/> die Aus- und Einfuhrtabelle als Barometer für den materiellen Wohlstand des<lb/> Volkes nicht zurückweise». Die Einfuhr vou ostindischen Zucker und Syrup in<lb/> England während der Jahre 1832—42 betrug im Durchschnitt jährlich 140,000<lb/> Centner, während der letzten zehn Jahre 1,368,000. Die Einfuhr vou Nun ist<lb/> in derselben Zeit von 233,000 ans 600,000 Gallonen, die an Kaffee von 2,338,000<lb/> ans 3,336,000 Pfd., die von Baumwolle von 38 auf 80 Millionen Pfd. gestiegen.<lb/> So hat die Productionsfähigkeit gewonnen. Was die Consumtionsfähigkeit<lb/> betrifft, so wurden 1833—34 an Baumwollenstückwaren in Kalkutta für 700,000<lb/> Pfund, 1831 für 2,930,000 Pfd. eingeführt. Der Gesammtwerth der Einfuhr<lb/> betrug 1834—33 7,003,000 Pfd., 1831 aber 17,313,000 Pfd., also eine Zu¬<lb/> nahme von 140 Proc. Die Ausführen waren in derselben Zeit von 4,261,000<lb/> Pfd. auf 10,300,000 Pfd. gestiegen, eine Zunahme von 112 Proc., während<lb/> die Zunahme >in England, trotz seiner mit Recht gerühmten Landesblüw, nur<lb/> 66 Proc. betragen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1578" next="#ID_1579"> Die öffentlichen Arbeiten und Bauten in Ostindien sind ebenfalls ein Ge¬<lb/> genstand, den die Widersacher der Compagnie zu beständigen Vorwürfen benutzen,<lb/> und wo sie Vergleiche zum Vortheil der früheren Beherrscher des Landes an¬<lb/> stellen. Allerdings glänzt die Compagnie nicht wie ihre Vorgänger durch die<lb/> Erbauung prächtiger Moscheen und Mausoleen, großartiger Caravanseraien und<lb/> anderer Prachtbauten. Aber denjenigen, welche sagen, wenn die Engländer<lb/> heute aus Ostindien vertrieben würden, würden sie keine Spuren einer einsichtö-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0456]
Einwohner hatte, wurde durch das von Nadir Schah angestellte Blutbad, das
sieben Tage dauerte, ganz verödet. Schah Abdallah, Nadirs Nachfolger auf
dem Thron Persiens, ließ es 1761 ebenfalls vou seinem Heere ausplündern, und
zum dritten Male verwüsteten es 1767 die Mahratte», die alles ermordeten, was
sich nicht dnrch die Flucht retten konnte."
Von Madras wird berichtet: „Die Zeichen wachsenden Wohlstandes können
nicht mißverstanden werden. Wenn die Einwohner die Mauern ihrer Städte
und Dörfer einreißen; wenn die ländliche Hütte weithin dnrch die Felder glänzt;
wenn Kinder das Vieh auf die Weide treiben, und Mann und Frau furchtlos
die Landstraße entlang auf entfernte Märkte gehen, so sind das gewiß ganz andere
Zustände als die der Zeit, wo der Ryve mit dem Speer oder der Lnntenflinte
in der Hand seinen Acker pflügte; wo die Waare ans Büffeln von Dorf zu Dorf
geschleppt wurde, gedeckt von Bewaffneten; wo niemand sein Capital in Grund-
eigenthum anzulegen wagte, weil Gewinn dieser Art nicht mit Bequemlichkeit
versteckt werden konnte. Die beträchtlich erhöhte Fruchtbarkeit des Bodens, der
zunehmende Handel, die verbesserten Bazars, der steigende Bodenwerth, sind
alles sichere Zeiche», daß sich Capitalien ausammeln und daß die Lage des Vol¬
kes besser ist als früher."
Auch deck, der Zahlen als Beweise liebt, können wir dienen, und er kann
die Aus- und Einfuhrtabelle als Barometer für den materiellen Wohlstand des
Volkes nicht zurückweise». Die Einfuhr vou ostindischen Zucker und Syrup in
England während der Jahre 1832—42 betrug im Durchschnitt jährlich 140,000
Centner, während der letzten zehn Jahre 1,368,000. Die Einfuhr vou Nun ist
in derselben Zeit von 233,000 ans 600,000 Gallonen, die an Kaffee von 2,338,000
ans 3,336,000 Pfd., die von Baumwolle von 38 auf 80 Millionen Pfd. gestiegen.
So hat die Productionsfähigkeit gewonnen. Was die Consumtionsfähigkeit
betrifft, so wurden 1833—34 an Baumwollenstückwaren in Kalkutta für 700,000
Pfund, 1831 für 2,930,000 Pfd. eingeführt. Der Gesammtwerth der Einfuhr
betrug 1834—33 7,003,000 Pfd., 1831 aber 17,313,000 Pfd., also eine Zu¬
nahme von 140 Proc. Die Ausführen waren in derselben Zeit von 4,261,000
Pfd. auf 10,300,000 Pfd. gestiegen, eine Zunahme von 112 Proc., während
die Zunahme >in England, trotz seiner mit Recht gerühmten Landesblüw, nur
66 Proc. betragen hat.
Die öffentlichen Arbeiten und Bauten in Ostindien sind ebenfalls ein Ge¬
genstand, den die Widersacher der Compagnie zu beständigen Vorwürfen benutzen,
und wo sie Vergleiche zum Vortheil der früheren Beherrscher des Landes an¬
stellen. Allerdings glänzt die Compagnie nicht wie ihre Vorgänger durch die
Erbauung prächtiger Moscheen und Mausoleen, großartiger Caravanseraien und
anderer Prachtbauten. Aber denjenigen, welche sagen, wenn die Engländer
heute aus Ostindien vertrieben würden, würden sie keine Spuren einer einsichtö-
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