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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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Neue Historische Sehr ist el".

K. H. L, Politzs Weltgeschichte für gebildete Leser und Studirende. In sieben¬
ter Auslage umgearbeitet und ergänzt von Prof. Butan und Dr. Zimmer.
Dritter Band, Abth. 1. und 2. Leipzig, Hinrichs.

Pölitz hat bekanntlich eine große Reihe von Werke" hinterlassen, von denen
zwar keins in den ersten Rang der Literatur gehört, die aber zum große" Theil
in Rücksicht ans die Bedürfnisse des Publicums eine nützliche Stellung einnehmen,
und die in ihrer Haltung dem Wesen des sächsischen Volkscharakters entsprechen,
ans dem sie hervorgegangen "ut ans den sie berechnet sind. In vieler Beziehung
hat Herr Butan seine Stelle eingenommen. Auch seine Productivität ist ganz
unermeßlich, und es sind darunter viele dankenswerthe Arbeiten, z. B. seine
Uebersetzung des Macaulay, deren Verdienst weit über das gewöhnliche Maß einer
Uebersetzung hinausgeht. Wenn also Herr Butan die Fortsetzung des Pölitzschen
Geschichtswerks übernommen hat, so war das durch die Lage der Dinge indicirt.
Nur von dieser Fortsetzung wollen wir reden, da das Werk selbst hinlänglich
bekannt ist.

Wir wollen mit einem Lob anfangen. Die Anordnung des Materials ist,
wenn man nur davou ausgeht, daß das Buch vorzugsweise als ein Handbuch für
Zeitungsleser, gewissermaßen als ein Zeitungsresnme' gelten soll, sehr verständig.
Es ist von hauptsächlichen Ereignissen nichts ausgelassen (wenn nicht durch specielle
Gründe eine Auslassung motivirt wird, wovon wir später reden), und dabei ist
doch alles so zusammengedrängt, daß die ausgedehnte und complicirte Geschichte
eiuen verhältnißmäßig bescheidenen Raum ausfüllt. Soweit unser Lob.

Nun wäre es el" ""billiges Verlange", wenn man vo" einem Geschichtswerk,
das sich mit der Gegenwart beschäftigt, eine unbedingte Objectivität, d. h. Partei-
losigkeit erwarten sollte. Wenn eine solche überhaupt möglich ist, so ist sie es
wol am wenigsten bei dem Bericht über Ereignisse, die unser eigenes Denken
und Fühle" im höchsten Grade in Spannung gesetzt haben. Wir haben daher
von vornherein eine bestimmte politische Färbung erwartet, und da die Partei,


Grenzboten, III. -I8SZ, zg
Neue Historische Sehr ist el».

K. H. L, Politzs Weltgeschichte für gebildete Leser und Studirende. In sieben¬
ter Auslage umgearbeitet und ergänzt von Prof. Butan und Dr. Zimmer.
Dritter Band, Abth. 1. und 2. Leipzig, Hinrichs.

Pölitz hat bekanntlich eine große Reihe von Werke» hinterlassen, von denen
zwar keins in den ersten Rang der Literatur gehört, die aber zum große» Theil
in Rücksicht ans die Bedürfnisse des Publicums eine nützliche Stellung einnehmen,
und die in ihrer Haltung dem Wesen des sächsischen Volkscharakters entsprechen,
ans dem sie hervorgegangen »ut ans den sie berechnet sind. In vieler Beziehung
hat Herr Butan seine Stelle eingenommen. Auch seine Productivität ist ganz
unermeßlich, und es sind darunter viele dankenswerthe Arbeiten, z. B. seine
Uebersetzung des Macaulay, deren Verdienst weit über das gewöhnliche Maß einer
Uebersetzung hinausgeht. Wenn also Herr Butan die Fortsetzung des Pölitzschen
Geschichtswerks übernommen hat, so war das durch die Lage der Dinge indicirt.
Nur von dieser Fortsetzung wollen wir reden, da das Werk selbst hinlänglich
bekannt ist.

Wir wollen mit einem Lob anfangen. Die Anordnung des Materials ist,
wenn man nur davou ausgeht, daß das Buch vorzugsweise als ein Handbuch für
Zeitungsleser, gewissermaßen als ein Zeitungsresnme' gelten soll, sehr verständig.
Es ist von hauptsächlichen Ereignissen nichts ausgelassen (wenn nicht durch specielle
Gründe eine Auslassung motivirt wird, wovon wir später reden), und dabei ist
doch alles so zusammengedrängt, daß die ausgedehnte und complicirte Geschichte
eiuen verhältnißmäßig bescheidenen Raum ausfüllt. Soweit unser Lob.

Nun wäre es el» »»billiges Verlange», wenn man vo» einem Geschichtswerk,
das sich mit der Gegenwart beschäftigt, eine unbedingte Objectivität, d. h. Partei-
losigkeit erwarten sollte. Wenn eine solche überhaupt möglich ist, so ist sie es
wol am wenigsten bei dem Bericht über Ereignisse, die unser eigenes Denken
und Fühle» im höchsten Grade in Spannung gesetzt haben. Wir haben daher
von vornherein eine bestimmte politische Färbung erwartet, und da die Partei,


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[0287] Neue Historische Sehr ist el». K. H. L, Politzs Weltgeschichte für gebildete Leser und Studirende. In sieben¬ ter Auslage umgearbeitet und ergänzt von Prof. Butan und Dr. Zimmer. Dritter Band, Abth. 1. und 2. Leipzig, Hinrichs. Pölitz hat bekanntlich eine große Reihe von Werke» hinterlassen, von denen zwar keins in den ersten Rang der Literatur gehört, die aber zum große» Theil in Rücksicht ans die Bedürfnisse des Publicums eine nützliche Stellung einnehmen, und die in ihrer Haltung dem Wesen des sächsischen Volkscharakters entsprechen, ans dem sie hervorgegangen »ut ans den sie berechnet sind. In vieler Beziehung hat Herr Butan seine Stelle eingenommen. Auch seine Productivität ist ganz unermeßlich, und es sind darunter viele dankenswerthe Arbeiten, z. B. seine Uebersetzung des Macaulay, deren Verdienst weit über das gewöhnliche Maß einer Uebersetzung hinausgeht. Wenn also Herr Butan die Fortsetzung des Pölitzschen Geschichtswerks übernommen hat, so war das durch die Lage der Dinge indicirt. Nur von dieser Fortsetzung wollen wir reden, da das Werk selbst hinlänglich bekannt ist. Wir wollen mit einem Lob anfangen. Die Anordnung des Materials ist, wenn man nur davou ausgeht, daß das Buch vorzugsweise als ein Handbuch für Zeitungsleser, gewissermaßen als ein Zeitungsresnme' gelten soll, sehr verständig. Es ist von hauptsächlichen Ereignissen nichts ausgelassen (wenn nicht durch specielle Gründe eine Auslassung motivirt wird, wovon wir später reden), und dabei ist doch alles so zusammengedrängt, daß die ausgedehnte und complicirte Geschichte eiuen verhältnißmäßig bescheidenen Raum ausfüllt. Soweit unser Lob. Nun wäre es el» »»billiges Verlange», wenn man vo» einem Geschichtswerk, das sich mit der Gegenwart beschäftigt, eine unbedingte Objectivität, d. h. Partei- losigkeit erwarten sollte. Wenn eine solche überhaupt möglich ist, so ist sie es wol am wenigsten bei dem Bericht über Ereignisse, die unser eigenes Denken und Fühle» im höchsten Grade in Spannung gesetzt haben. Wir haben daher von vornherein eine bestimmte politische Färbung erwartet, und da die Partei, Grenzboten, III. -I8SZ, zg

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/287>, abgerufen am 23.07.2024.