Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.ihrer nicht für mich. P. Sie sind Großmeister, weil Sie Gonzaga sind und Gonzaga, Der Staatsanwalt führt nur des weitern die Anklage aus, indem er die Ehe die Vertheidigung das Wort ergreift, wird noch Herr Cevallos, ehe¬ ihrer nicht für mich. P. Sie sind Großmeister, weil Sie Gonzaga sind und Gonzaga, Der Staatsanwalt führt nur des weitern die Anklage aus, indem er die Ehe die Vertheidigung das Wort ergreift, wird noch Herr Cevallos, ehe¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0230" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96405"/> <p xml:id="ID_731" prev="#ID_730"> ihrer nicht für mich. P. Sie sind Großmeister, weil Sie Gonzaga sind und Gonzaga,<lb/> weil Sie Großmeister sind. Warum haben Sie einem Ausweisungsbefehl nicht Folge<lb/> geleistet? A. Als ich von diesem Befehl Kenntniß erhielt, ging ich zum General<lb/> Rogner, er sagte mir, daß er mit dem Prinzpräsidentcn sprechen werde. Ich<lb/> begab mich zum Polizeiminister. Man sagte mir, daß ich 2 bis 3 Zeugen haben<lb/> müßte und daß ich bleiben könne. Ich hatte neun Certificate. Wenn man mit<lb/> meinen Certificatcn nicht zufrieden war, konnte man mir sagen: Packen Sie sich.</p><lb/> <p xml:id="ID_732"> Der Staatsanwalt führt nur des weitern die Anklage aus, indem er die<lb/> ans den Zeugenaussagen vorliegenden Punkte der Reihe nach durchgeht. Aus<lb/> seinem Reqnisttorium ist zu entnehmen, daß der Angeklagte, für den er keinen<lb/> andern berechtigten Namen, als den Vornamen Alexander weiß, und dessen frühere,<lb/> wirkliche Geschichte schlechterdings dunkel ist, zum ersten Male 1832 in Würtem-<lb/> berg mit einem Passe ans den Namen Murzynowski auftaucht, sich dort erst den<lb/> Grafentitel und dann den eines Prinzen v. Gonzaga beilegt, sich mit der<lb/> Tochter eines Weinhändlers verheiratet, sie unglücklich macht und gegen Zah¬<lb/> lung von 1000 Gulden sich zur Scheidung versteht. Er habe sich damals mit<lb/> Genealogie und Wappenkunde beschäftigt und wahrscheinlich seine Verwandt¬<lb/> schaft mit den Gonzagas erfunden. Im Jahre 1836 will er sich als Prinz v.<lb/> Gonzaga mit einer Prinzessin Cantatuzeno vermählen, als die östreichische Polizei<lb/> sich hineinmischt und ihn verjagt. Die polnische» Flüchtlinge in Würtemberg<lb/> hatten ihn für einen russischen Spion gehalten. Schließlich habe er eine offene<lb/> Boutique ,vou Decorationen gehabt. Er habe sich einen Kanzler Namens Per-<lb/> diguier gehalten, den er aus einem simpeln Commis einer Wein- oder Kohlen¬<lb/> handlung zum Marquis umgeformt und einen Herrn Larbin zum Baron ge¬<lb/> macht, der, so zu sagen, ein Wechsler aller Arten von Ordenskreuzen gewesen.<lb/> Unter den Personen, welche diese Kreuze genommen haben, fügt der Staats¬<lb/> anwalt hinzu, könnten wir, ich weiß es, sehr ausgezeichnete Namen nennen.<lb/> Die Vertheidigung bedroht uns damit . . . Aber was beweißt dies? Daß die<lb/> betrügerischen Manöver dieses Menschen nicht blos der Art waren, um gewöhn¬<lb/> liche Geister zu täuschen, sondern anch die aufgeklärtesten Männer zu blenden.<lb/> Man gab den Pairs von Frankreich und den Generälen die Kreuze umsonst,<lb/> welche man den Juwelieren und Casserollenhändlern verkaufte.</p><lb/> <p xml:id="ID_733"> Ehe die Vertheidigung das Wort ergreift, wird noch Herr Cevallos, ehe¬<lb/> maliger Offizier im Dienste des Don Carlos, gehört, der gegenwärtig im<lb/> Hofstaat der Kaiserin angestellt ist. Derselbe bezeugt, das ihm der General<lb/> Cabrera über den Angeklagten gesagt habe: „Er präsentirte sich als Prinz v.<lb/> Gonzaga und französischer Oberstlieutenant. Man glaubte ihm nicht, der Plump¬<lb/> heit seiner Manieren wegen. Aber eines Tages gab man ihm, um ihn auf die<lb/> Probe zu stellen, einem Lanziersregiment bei, das eine Attaque machte; er war<lb/> der erste, der zurückkam."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0230]
ihrer nicht für mich. P. Sie sind Großmeister, weil Sie Gonzaga sind und Gonzaga,
weil Sie Großmeister sind. Warum haben Sie einem Ausweisungsbefehl nicht Folge
geleistet? A. Als ich von diesem Befehl Kenntniß erhielt, ging ich zum General
Rogner, er sagte mir, daß er mit dem Prinzpräsidentcn sprechen werde. Ich
begab mich zum Polizeiminister. Man sagte mir, daß ich 2 bis 3 Zeugen haben
müßte und daß ich bleiben könne. Ich hatte neun Certificate. Wenn man mit
meinen Certificatcn nicht zufrieden war, konnte man mir sagen: Packen Sie sich.
Der Staatsanwalt führt nur des weitern die Anklage aus, indem er die
ans den Zeugenaussagen vorliegenden Punkte der Reihe nach durchgeht. Aus
seinem Reqnisttorium ist zu entnehmen, daß der Angeklagte, für den er keinen
andern berechtigten Namen, als den Vornamen Alexander weiß, und dessen frühere,
wirkliche Geschichte schlechterdings dunkel ist, zum ersten Male 1832 in Würtem-
berg mit einem Passe ans den Namen Murzynowski auftaucht, sich dort erst den
Grafentitel und dann den eines Prinzen v. Gonzaga beilegt, sich mit der
Tochter eines Weinhändlers verheiratet, sie unglücklich macht und gegen Zah¬
lung von 1000 Gulden sich zur Scheidung versteht. Er habe sich damals mit
Genealogie und Wappenkunde beschäftigt und wahrscheinlich seine Verwandt¬
schaft mit den Gonzagas erfunden. Im Jahre 1836 will er sich als Prinz v.
Gonzaga mit einer Prinzessin Cantatuzeno vermählen, als die östreichische Polizei
sich hineinmischt und ihn verjagt. Die polnische» Flüchtlinge in Würtemberg
hatten ihn für einen russischen Spion gehalten. Schließlich habe er eine offene
Boutique ,vou Decorationen gehabt. Er habe sich einen Kanzler Namens Per-
diguier gehalten, den er aus einem simpeln Commis einer Wein- oder Kohlen¬
handlung zum Marquis umgeformt und einen Herrn Larbin zum Baron ge¬
macht, der, so zu sagen, ein Wechsler aller Arten von Ordenskreuzen gewesen.
Unter den Personen, welche diese Kreuze genommen haben, fügt der Staats¬
anwalt hinzu, könnten wir, ich weiß es, sehr ausgezeichnete Namen nennen.
Die Vertheidigung bedroht uns damit . . . Aber was beweißt dies? Daß die
betrügerischen Manöver dieses Menschen nicht blos der Art waren, um gewöhn¬
liche Geister zu täuschen, sondern anch die aufgeklärtesten Männer zu blenden.
Man gab den Pairs von Frankreich und den Generälen die Kreuze umsonst,
welche man den Juwelieren und Casserollenhändlern verkaufte.
Ehe die Vertheidigung das Wort ergreift, wird noch Herr Cevallos, ehe¬
maliger Offizier im Dienste des Don Carlos, gehört, der gegenwärtig im
Hofstaat der Kaiserin angestellt ist. Derselbe bezeugt, das ihm der General
Cabrera über den Angeklagten gesagt habe: „Er präsentirte sich als Prinz v.
Gonzaga und französischer Oberstlieutenant. Man glaubte ihm nicht, der Plump¬
heit seiner Manieren wegen. Aber eines Tages gab man ihm, um ihn auf die
Probe zu stellen, einem Lanziersregiment bei, das eine Attaque machte; er war
der erste, der zurückkam."
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