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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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dein gestaltlosen Gran herausragen sahen. Doch während ein Feuer angezündet,
ein Frühstück bereitet und verzehrt wurde, zertheilte er sich so weit, daß
wir nothdürftig unsrer Weg erkennen konnten. Wir hingen unsre Ränzel
über, sagten der Schwägerin Lebewohl und schritten abermals dem Gipfel des
Zwisclbergs zu.




Die C u b a - F r a g o.

Der mexikanische Krieg hat das Volk der Vereinigten Staaten in die Bah¬
nen einer Eroberungspolitik getrieben, deren Fortgang eben so verhängnißvoll,
als ihr endliches Ziel unberechenbar ist. Cuba ist der Punkt des Conflictes
geworden, wo die Interessen der alten und neuen Welt feindlich zusammenstoßen,
und unter den brennenden Fragen, welche den Frieden des Erdballs gegenwärtig
bedrohen, ist kaum eine, die so unerwartet und über Nacht, wie diese, eine zei>
störende Explosion herbeiführen kann.

Die Sympathien, die mit Recht die großen Geschicke Nordamerika's mit
den Hoffnungen einer neuen Epoche für die Menschheit verbinden, haben dazu
verleitet, diese Angelegenheit in ein Licht zu stellen, das nicht mit dem nüchternen
Urtheil einer richtigen Politik, viel weniger noch mit den unantastbarsten Grund¬
sätzen des internationalen Rechtes harmonirt. Noch mehr hat die wenig einsich¬
tige Vorliebe für demokratische Bestrebungen den wahren Standpunkt dieser
Frage verrückt nud das widerrechtliche Getriebe schlechter Leidenschaften mit dem
Firniß hehrer Principien bedeckt. Selbst Diejenigen, welche sich keine Täuschung
über den Werth und die Motive der "Liberaleren" Cuba's machen, sind gleich¬
wol sehr geneigt, von dem Standpunkt einer etwas überschätzten, und jedenfalls
nicht richtig verstandenen historischen Nothwendigkeit die Frage kurz abzumachen,
und indem sie das Verfahren der Annexationspartei verdammen, es mit dem
unvermeidlichen Gesetz der Entwickelung Amerika's zu entschuldigen. Mau über¬
sieht hierbei jedoch, daß die Wege dieser Entwickelung nicht gleichgiltig sind, noch
weniger die Frage der Zeit und der Umstände, in denen sie an einem bestimm¬
ten Punkte eingreift. Verirrungen und Mißgriffe in Beiden können sowol aus
die innere Gestaltung der Union verderblich zurückwirke", als einen für die höchsten
menschlichen Interessen schädlichen Einfluß auf die politische Weltlage äußern.
Unter diesem doppelten Gesichtspunkt muß die Bedrohung Cuba's durch amerika¬
nische Ervberungsgelüste betrachtet werden.

Ein Volk, das gleich den Vereinigten Staaten auf fast 130,000 Quadratmeilen
des culturfähigsten Gebietes der Erde kaum 24,000,000 Einwohner zählt, hätte
wol noch innerhalb seiner Grenzen so lohnende Aufgaben für seine Thätigkeit


dein gestaltlosen Gran herausragen sahen. Doch während ein Feuer angezündet,
ein Frühstück bereitet und verzehrt wurde, zertheilte er sich so weit, daß
wir nothdürftig unsrer Weg erkennen konnten. Wir hingen unsre Ränzel
über, sagten der Schwägerin Lebewohl und schritten abermals dem Gipfel des
Zwisclbergs zu.




Die C u b a - F r a g o.

Der mexikanische Krieg hat das Volk der Vereinigten Staaten in die Bah¬
nen einer Eroberungspolitik getrieben, deren Fortgang eben so verhängnißvoll,
als ihr endliches Ziel unberechenbar ist. Cuba ist der Punkt des Conflictes
geworden, wo die Interessen der alten und neuen Welt feindlich zusammenstoßen,
und unter den brennenden Fragen, welche den Frieden des Erdballs gegenwärtig
bedrohen, ist kaum eine, die so unerwartet und über Nacht, wie diese, eine zei>
störende Explosion herbeiführen kann.

Die Sympathien, die mit Recht die großen Geschicke Nordamerika's mit
den Hoffnungen einer neuen Epoche für die Menschheit verbinden, haben dazu
verleitet, diese Angelegenheit in ein Licht zu stellen, das nicht mit dem nüchternen
Urtheil einer richtigen Politik, viel weniger noch mit den unantastbarsten Grund¬
sätzen des internationalen Rechtes harmonirt. Noch mehr hat die wenig einsich¬
tige Vorliebe für demokratische Bestrebungen den wahren Standpunkt dieser
Frage verrückt nud das widerrechtliche Getriebe schlechter Leidenschaften mit dem
Firniß hehrer Principien bedeckt. Selbst Diejenigen, welche sich keine Täuschung
über den Werth und die Motive der „Liberaleren" Cuba's machen, sind gleich¬
wol sehr geneigt, von dem Standpunkt einer etwas überschätzten, und jedenfalls
nicht richtig verstandenen historischen Nothwendigkeit die Frage kurz abzumachen,
und indem sie das Verfahren der Annexationspartei verdammen, es mit dem
unvermeidlichen Gesetz der Entwickelung Amerika's zu entschuldigen. Mau über¬
sieht hierbei jedoch, daß die Wege dieser Entwickelung nicht gleichgiltig sind, noch
weniger die Frage der Zeit und der Umstände, in denen sie an einem bestimm¬
ten Punkte eingreift. Verirrungen und Mißgriffe in Beiden können sowol aus
die innere Gestaltung der Union verderblich zurückwirke», als einen für die höchsten
menschlichen Interessen schädlichen Einfluß auf die politische Weltlage äußern.
Unter diesem doppelten Gesichtspunkt muß die Bedrohung Cuba's durch amerika¬
nische Ervberungsgelüste betrachtet werden.

Ein Volk, das gleich den Vereinigten Staaten auf fast 130,000 Quadratmeilen
des culturfähigsten Gebietes der Erde kaum 24,000,000 Einwohner zählt, hätte
wol noch innerhalb seiner Grenzen so lohnende Aufgaben für seine Thätigkeit


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/66>, abgerufen am 27.12.2024.