Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.Lorbeerbäume bilden herrliche Wälder, während hübsche weiße Häuser das Ufer Die Japanesen gehören, wie ihre Gesichtsbildung und ihre Farbe verräth, Die Kleidung ist bei beiden Geschlechtern ziemlich gleich, und besteht aus Lorbeerbäume bilden herrliche Wälder, während hübsche weiße Häuser das Ufer Die Japanesen gehören, wie ihre Gesichtsbildung und ihre Farbe verräth, Die Kleidung ist bei beiden Geschlechtern ziemlich gleich, und besteht aus <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0498" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186374"/> <p xml:id="ID_1564" prev="#ID_1563"> Lorbeerbäume bilden herrliche Wälder, während hübsche weiße Häuser das Ufer<lb/> und zahlreiche Fahrzeuge die Buchte« beleben. Das Jnnere des Landes ist von<lb/> hohen Gebirgsrücken durchzogen, aus denen sich mehrere zum großen Theil noch<lb/> thätige Vulkane erheben, unter andern der schöne Berg Fnsijamma, an Gestalt<lb/> und Große dem Pik von Teneriffa vergleichbar. Siebold, der mehr Gelegenheit<lb/> hatte, das Jnnere des Landes zu scheu, als seine Vorgänger, giebt in seinem<lb/> Werte eine große Auzahl von Ansichten, die einen bessern Begriff von der pitto¬<lb/> resken Physiognomie des Landes geben, als die ausführlichste Beschreibung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1565"> Die Japanesen gehören, wie ihre Gesichtsbildung und ihre Farbe verräth,<lb/> der mongolischen Race an, sie siud aber gewiß das edelste Glied derselben. Geistig<lb/> und körperlich find sie von unvergleichlich größerer Energie als die Chinesen; sie<lb/> sind kräftig, gewandt und abgehärtet, und in der Jugend nicht unschön, wie<lb/> mehrere der von Siebold mitgetheilten Portraits beweisen. Mild und höflich im<lb/> geselligen Umgänge, siud sie doch blutig grausam alö Gesetzgeber und im Kriege,<lb/> dabei voll abenteuerlichen Muths und kühler Todesverachtung. Unversöhnliche<lb/> Rachgier, Hinterlist und Argwohn siud Flecken ihres Charakters, der ans eine<lb/> seltsame Weise rauhe Barbarei und Ritterlichkeit in sich vereinigt. Einen großen<lb/> Theil ihrer Bildung haben sie von den Chinesen, deren Schrift sie auch zuweilen<lb/> gebrauchen; ihre Sprache aber ist mit der chinesischen nicht im Mindesten ver¬<lb/> wandt. In der Astronomie haben sie viel von den Holländern gelernt, und ihre<lb/> natürliche Begabung hat sie in den Stand gesetzt, von den gelehrtesten Werken,<lb/> die man aus dem Holländischen übersetzt hat, Nutzen zu ziehen. Ueberhaupt be¬<lb/> sitzen sie bei größerer Auffassuugssähigkeir nichts von der eitlen Selbstgefälligkeit,<lb/> welche die Chinesen alles Fremde ungeprüft verachten lehrt. Besonders geschickt<lb/> sind die Japanesen in der Verfertigung von Stahl und schneidenden Waffe», und<lb/> in lackirten Waaren unübertrefflich. In der Landwirthschaft zeichnen sie sich durch<lb/> unermüdlichen Fleiß und eine durchdachte Dung- und Bcwässcruugsmethode ans.<lb/> Sie sind kühne und gewandte Schiffer, aber eine ans politischen Rücksichten er¬<lb/> lassene Ncgieruugöverordunng, die Schiffe so schwach am Hintertheil zu bauen<lb/> und das Nuder so einzuhängen, daß hochgehende Wogen ersteres zertrümmern und<lb/> letzteres wegreißen müssen, gestattet ihnen nicht, sich weit von den Küsten weg<lb/> zu wagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1566" next="#ID_1567"> Die Kleidung ist bei beiden Geschlechtern ziemlich gleich, und besteht aus<lb/> einer Auzahl vou lösen und weiten Kutten von Leinen, Baumwolle oder Seide,<lb/> die übereinander getragen und nur vou einem Leibgürtel zusammengehalten werden.<lb/> Die langen und weiten, unten zugebundenen und herabhängenden Aermel dienen<lb/> in ihrem untern Theile als Tasche. Nur die lebhaftere Farbe und reicheren<lb/> Stickereien unterscheiden die weibliche Kleidung von der männlichen. Die Männer<lb/> tragen bei feierlichen Gelegenheiten ein Ehrenkleid, eine Art Mantel von eigen¬<lb/> thümlicher Form; die vornehmere Klasse zeichnet sich durch zwei kurze Schwerter</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0498]
Lorbeerbäume bilden herrliche Wälder, während hübsche weiße Häuser das Ufer
und zahlreiche Fahrzeuge die Buchte« beleben. Das Jnnere des Landes ist von
hohen Gebirgsrücken durchzogen, aus denen sich mehrere zum großen Theil noch
thätige Vulkane erheben, unter andern der schöne Berg Fnsijamma, an Gestalt
und Große dem Pik von Teneriffa vergleichbar. Siebold, der mehr Gelegenheit
hatte, das Jnnere des Landes zu scheu, als seine Vorgänger, giebt in seinem
Werte eine große Auzahl von Ansichten, die einen bessern Begriff von der pitto¬
resken Physiognomie des Landes geben, als die ausführlichste Beschreibung.
Die Japanesen gehören, wie ihre Gesichtsbildung und ihre Farbe verräth,
der mongolischen Race an, sie siud aber gewiß das edelste Glied derselben. Geistig
und körperlich find sie von unvergleichlich größerer Energie als die Chinesen; sie
sind kräftig, gewandt und abgehärtet, und in der Jugend nicht unschön, wie
mehrere der von Siebold mitgetheilten Portraits beweisen. Mild und höflich im
geselligen Umgänge, siud sie doch blutig grausam alö Gesetzgeber und im Kriege,
dabei voll abenteuerlichen Muths und kühler Todesverachtung. Unversöhnliche
Rachgier, Hinterlist und Argwohn siud Flecken ihres Charakters, der ans eine
seltsame Weise rauhe Barbarei und Ritterlichkeit in sich vereinigt. Einen großen
Theil ihrer Bildung haben sie von den Chinesen, deren Schrift sie auch zuweilen
gebrauchen; ihre Sprache aber ist mit der chinesischen nicht im Mindesten ver¬
wandt. In der Astronomie haben sie viel von den Holländern gelernt, und ihre
natürliche Begabung hat sie in den Stand gesetzt, von den gelehrtesten Werken,
die man aus dem Holländischen übersetzt hat, Nutzen zu ziehen. Ueberhaupt be¬
sitzen sie bei größerer Auffassuugssähigkeir nichts von der eitlen Selbstgefälligkeit,
welche die Chinesen alles Fremde ungeprüft verachten lehrt. Besonders geschickt
sind die Japanesen in der Verfertigung von Stahl und schneidenden Waffe», und
in lackirten Waaren unübertrefflich. In der Landwirthschaft zeichnen sie sich durch
unermüdlichen Fleiß und eine durchdachte Dung- und Bcwässcruugsmethode ans.
Sie sind kühne und gewandte Schiffer, aber eine ans politischen Rücksichten er¬
lassene Ncgieruugöverordunng, die Schiffe so schwach am Hintertheil zu bauen
und das Nuder so einzuhängen, daß hochgehende Wogen ersteres zertrümmern und
letzteres wegreißen müssen, gestattet ihnen nicht, sich weit von den Küsten weg
zu wagen.
Die Kleidung ist bei beiden Geschlechtern ziemlich gleich, und besteht aus
einer Auzahl vou lösen und weiten Kutten von Leinen, Baumwolle oder Seide,
die übereinander getragen und nur vou einem Leibgürtel zusammengehalten werden.
Die langen und weiten, unten zugebundenen und herabhängenden Aermel dienen
in ihrem untern Theile als Tasche. Nur die lebhaftere Farbe und reicheren
Stickereien unterscheiden die weibliche Kleidung von der männlichen. Die Männer
tragen bei feierlichen Gelegenheiten ein Ehrenkleid, eine Art Mantel von eigen¬
thümlicher Form; die vornehmere Klasse zeichnet sich durch zwei kurze Schwerter
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