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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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Japan und die Japanesen.
i.
staatliches und Geschichtliches.

Eine amerikanische Expedition, bestehend ans 13 bewaffneten Fahrzeiten,
darunter das Linienschiff Vermont von 96 Kanonen, einige Korvetten erster
Klasse sMops ok war), t Dampffregatten und mehrere andere Fahrzeuge, zustimmen
mit 330 Stück meist schwerem GeschO, und 4000 Mann Besamung el"habile"lich
700 Marinetruppeu, ist gegenwärtig unter Segel, um von der japanischen Re¬
gierung Genugthuung für verschiedene amerikanischen Schissen widerfahrene Uulull
zu verlangen, und einen Versuch zu machen, Zutritt in dem seit 200 Jahren der
europäischen Civilisation verschlossenen Lande zu gewinnen. Nur die Chinesen
und die Holländer besaßen bisher das Privilegium eines, wenn auch Stahr be-
schränkten Handelsverkehrs mit Japan, und die Versuche anderer Nationen,
namentlich der Russen und der Engländer, mit den Japanesen Verbindungen an¬
zuknüpfen, sind mit unbeugsamer Consequenz und zuweilen mit blutiger Strenge
zurückgewiesen worden. Als die Portugiesen ISjZ das Land entdeckten, fanden
sie die gastlichste Aufnahme, das Christenthum gewann durch die aufopfernden
Bemühungen der Jesuiten rasche Ausbreitung, und Japan schien bereit zu sei",
in die Wirkungssphäre der europäischen Civilisation eiuzuieeteu, als die Jesuiten
sich unkluger Weise in die inneren politischen Händel Japans mischte", sich auf
die Seite des unterliegenden Prätendenten stellte", und in seinem Untergang sich
und die zahlreichen einheimischen Christe" verwickelten. Die Holländer, welche
die aufrührerischen Christen mit hatten besiege", helfen, waren die einzige" Euro¬
päer, die im Lande bleibe" durften; im Uebrigen wurden von da an die Aus¬
länder eben so streng ans Japan, wie die Japanesen von dem Auslande aus¬
geschlossen. Ward ja ein fremdes Schiff vom Sturme an die ungastliche" Küsten
Japans geworfen, so wartete der Schiffbrüchigen anstatt Hilfe Einkerkerung, "ut


Grenzboten. I. -I8Ü3. Z6
Japan und die Japanesen.
i.
staatliches und Geschichtliches.

Eine amerikanische Expedition, bestehend ans 13 bewaffneten Fahrzeiten,
darunter das Linienschiff Vermont von 96 Kanonen, einige Korvetten erster
Klasse sMops ok war), t Dampffregatten und mehrere andere Fahrzeuge, zustimmen
mit 330 Stück meist schwerem GeschO, und 4000 Mann Besamung el»habile»lich
700 Marinetruppeu, ist gegenwärtig unter Segel, um von der japanischen Re¬
gierung Genugthuung für verschiedene amerikanischen Schissen widerfahrene Uulull
zu verlangen, und einen Versuch zu machen, Zutritt in dem seit 200 Jahren der
europäischen Civilisation verschlossenen Lande zu gewinnen. Nur die Chinesen
und die Holländer besaßen bisher das Privilegium eines, wenn auch Stahr be-
schränkten Handelsverkehrs mit Japan, und die Versuche anderer Nationen,
namentlich der Russen und der Engländer, mit den Japanesen Verbindungen an¬
zuknüpfen, sind mit unbeugsamer Consequenz und zuweilen mit blutiger Strenge
zurückgewiesen worden. Als die Portugiesen ISjZ das Land entdeckten, fanden
sie die gastlichste Aufnahme, das Christenthum gewann durch die aufopfernden
Bemühungen der Jesuiten rasche Ausbreitung, und Japan schien bereit zu sei»,
in die Wirkungssphäre der europäischen Civilisation eiuzuieeteu, als die Jesuiten
sich unkluger Weise in die inneren politischen Händel Japans mischte», sich auf
die Seite des unterliegenden Prätendenten stellte», und in seinem Untergang sich
und die zahlreichen einheimischen Christe» verwickelten. Die Holländer, welche
die aufrührerischen Christen mit hatten besiege», helfen, waren die einzige» Euro¬
päer, die im Lande bleibe» durften; im Uebrigen wurden von da an die Aus¬
länder eben so streng ans Japan, wie die Japanesen von dem Auslande aus¬
geschlossen. Ward ja ein fremdes Schiff vom Sturme an die ungastliche» Küsten
Japans geworfen, so wartete der Schiffbrüchigen anstatt Hilfe Einkerkerung, »ut


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[0449] Japan und die Japanesen. i. staatliches und Geschichtliches. Eine amerikanische Expedition, bestehend ans 13 bewaffneten Fahrzeiten, darunter das Linienschiff Vermont von 96 Kanonen, einige Korvetten erster Klasse sMops ok war), t Dampffregatten und mehrere andere Fahrzeuge, zustimmen mit 330 Stück meist schwerem GeschO, und 4000 Mann Besamung el»habile»lich 700 Marinetruppeu, ist gegenwärtig unter Segel, um von der japanischen Re¬ gierung Genugthuung für verschiedene amerikanischen Schissen widerfahrene Uulull zu verlangen, und einen Versuch zu machen, Zutritt in dem seit 200 Jahren der europäischen Civilisation verschlossenen Lande zu gewinnen. Nur die Chinesen und die Holländer besaßen bisher das Privilegium eines, wenn auch Stahr be- schränkten Handelsverkehrs mit Japan, und die Versuche anderer Nationen, namentlich der Russen und der Engländer, mit den Japanesen Verbindungen an¬ zuknüpfen, sind mit unbeugsamer Consequenz und zuweilen mit blutiger Strenge zurückgewiesen worden. Als die Portugiesen ISjZ das Land entdeckten, fanden sie die gastlichste Aufnahme, das Christenthum gewann durch die aufopfernden Bemühungen der Jesuiten rasche Ausbreitung, und Japan schien bereit zu sei», in die Wirkungssphäre der europäischen Civilisation eiuzuieeteu, als die Jesuiten sich unkluger Weise in die inneren politischen Händel Japans mischte», sich auf die Seite des unterliegenden Prätendenten stellte», und in seinem Untergang sich und die zahlreichen einheimischen Christe» verwickelten. Die Holländer, welche die aufrührerischen Christen mit hatten besiege», helfen, waren die einzige» Euro¬ päer, die im Lande bleibe» durften; im Uebrigen wurden von da an die Aus¬ länder eben so streng ans Japan, wie die Japanesen von dem Auslande aus¬ geschlossen. Ward ja ein fremdes Schiff vom Sturme an die ungastliche» Küsten Japans geworfen, so wartete der Schiffbrüchigen anstatt Hilfe Einkerkerung, »ut Grenzboten. I. -I8Ü3. Z6

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/449>, abgerufen am 27.12.2024.