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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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war seine Rede eine Reihe der bittersten Jnvectivcn und SarcaSmcn, untermischt
mit scurrilcn Witzen, aber von so klarem und kräftigem Styl, so brillant und epi¬
grammatisch, und in ihrem raisonnirenden Theil von so gewandter, obgleich oft sophistischer
Logik, daß sich selbst seine Gegner, die er verletzte, der Bewunderung nicht ganz ent¬
halten konnte". Der unangemessene Ton seiner Rede wurde jedoch von Mr. Gladstone
mit großer Strenge gerügt, der ihm unter dem lauten Zuruf der Opposition und
störenden Unterbrechungen der Ministeriellen vorwarf, daß er, wie er in seiner Rede
geäußert hatte, zwar viel gelernt habe, aber nicht das Eine, in einem der Würde des
Hauses angemessenen Tone zu spreche".

Nach der Sprache einiger ministeriellen Blätter zu urtheilen, war der Rücktritt
des Ministeriums nach dem nachtheiligen Ausgang der Budgetdebatte noch keine ganz
ausgemachte Sache, und es hat möglicher Weise einige Zeit lang den Gedanken gehegt,
daS Budget zu opfern, und das Amt zu behalte". I" dem am Freitag (am Morgen
"ach der Abstimmung) abgehaltene" Cabinetsratl) beschloß ma" jedoch zu resigniren, und Lord
Derby begab sich sogleich zur Königin, die sich gegenwärtig aus ihrer Villa Osborne
aus der Insel Wight aushält. Von ihr ist Lord Aberdeen zur Bildung eines Cabinets
beruft" worden

Die Hauptbestandtheile des neue" Cabinets werde" die Führer der Whigs und
der Pecliten sein, und bei der gewichtige" Rolle, welche letztere i" der Opposition gegen
das gestürzte Cabinet gespielt habe", wird ihr Antheil wohl ein ziemlich bedeutender
werden. Aus dem Oberhause müßte von ihnen der Herzog von Newcastle, aus dem
Unterhause Sir I. Graham, Mr. Gladstone und Mr. Goulburue in dem neuen
Ministerium eine Stelle finden. Von den Whigs sind we"igste"s ein Grey, Lord
I. Russell, Mr. Labouchere zu berücksichtige". Sehr vereinfache" würde sich das Ar¬
rangement, wen" Lord Russell in'S Oberhaus versetzt würde, wo alsdann das Ministe¬
rium an Sir I. Graham einen sehr tüchtigen Führer im Unterhaus": hätte; Schatz¬
kanzler würde Mr. Goulbnrnc werde". Ob die Manchestcrpartei einige Stelle" im
Ministerium erhalten wird, ist noch zweifelhaft; nach einigen Andeutungen der Times
scheint ma" nicht daran zu denken; die aristokratische Exclusivität der Whigs verträgt
eine solche Verbindung nicht, eher würde man einige vo" den sogenannten philosophischen
Radicalen. wie Sir W. Molesworth, Mr. Villiers, die zugleich von guter Familie sind,
berücksichtigen. Ein solches Coalitionsministcrinm würde parlamentarische und administra¬
tive Elemente in sich vereinige", wie sie selten ein Cabinet enthalte" hat. ,

Einige Blätter erwähnen einer Combination Derby-Palmcrstv". Nach diesen soll
nämlich Disraeli'S Budget mir mit Widerstreben Annahme im Eabinetsrath gefunden
habe", weshalb er auch den Kampf fast ""unterstützt hat führen müssen. Nach der
Niederlage wollte man den Exschatzkauzlcr durch einen Gcsandtschastspostc" i" ein ehren¬
volles Exil schicken, und dnrch den Beitritt Lord Palmerston's Talent und Popularität
zugleich für das Cabinet geol"ne". Diese Combiuatio" geht von der Voraussetzung
aus, daß sich überhaupt Lord Palmerston an Lord Derby anzuschließen gedenkt. Aber
diese Voraussetzung ist unsrer Ansicht nach irrig, und rührt von den Daily News und
den radicalen Organen her, bei denen Lord Palmcrstv" "le sehr beliebt gewesen ist, und
'die ihn, seitdem er die Annahme des hauptsächlich vo" de" Radicalen "ntcrstütztcn
Amendements Villiers verhindert hat, für einen verkappten Conservativen und Anhänger
Derby'S ausschreien. Lord Palmerston's gegenwärtige Abwesenheit aus dem Parlament
in Folge einer Krankheit, die sie sür eine gemachte erkläre", führen sie als einen Beweis


war seine Rede eine Reihe der bittersten Jnvectivcn und SarcaSmcn, untermischt
mit scurrilcn Witzen, aber von so klarem und kräftigem Styl, so brillant und epi¬
grammatisch, und in ihrem raisonnirenden Theil von so gewandter, obgleich oft sophistischer
Logik, daß sich selbst seine Gegner, die er verletzte, der Bewunderung nicht ganz ent¬
halten konnte». Der unangemessene Ton seiner Rede wurde jedoch von Mr. Gladstone
mit großer Strenge gerügt, der ihm unter dem lauten Zuruf der Opposition und
störenden Unterbrechungen der Ministeriellen vorwarf, daß er, wie er in seiner Rede
geäußert hatte, zwar viel gelernt habe, aber nicht das Eine, in einem der Würde des
Hauses angemessenen Tone zu spreche».

Nach der Sprache einiger ministeriellen Blätter zu urtheilen, war der Rücktritt
des Ministeriums nach dem nachtheiligen Ausgang der Budgetdebatte noch keine ganz
ausgemachte Sache, und es hat möglicher Weise einige Zeit lang den Gedanken gehegt,
daS Budget zu opfern, und das Amt zu behalte». I» dem am Freitag (am Morgen
»ach der Abstimmung) abgehaltene» Cabinetsratl) beschloß ma» jedoch zu resigniren, und Lord
Derby begab sich sogleich zur Königin, die sich gegenwärtig aus ihrer Villa Osborne
aus der Insel Wight aushält. Von ihr ist Lord Aberdeen zur Bildung eines Cabinets
beruft» worden

Die Hauptbestandtheile des neue» Cabinets werde» die Führer der Whigs und
der Pecliten sein, und bei der gewichtige» Rolle, welche letztere i» der Opposition gegen
das gestürzte Cabinet gespielt habe», wird ihr Antheil wohl ein ziemlich bedeutender
werden. Aus dem Oberhause müßte von ihnen der Herzog von Newcastle, aus dem
Unterhause Sir I. Graham, Mr. Gladstone und Mr. Goulburue in dem neuen
Ministerium eine Stelle finden. Von den Whigs sind we»igste»s ein Grey, Lord
I. Russell, Mr. Labouchere zu berücksichtige». Sehr vereinfache» würde sich das Ar¬
rangement, wen» Lord Russell in'S Oberhaus versetzt würde, wo alsdann das Ministe¬
rium an Sir I. Graham einen sehr tüchtigen Führer im Unterhaus«: hätte; Schatz¬
kanzler würde Mr. Goulbnrnc werde». Ob die Manchestcrpartei einige Stelle» im
Ministerium erhalten wird, ist noch zweifelhaft; nach einigen Andeutungen der Times
scheint ma» nicht daran zu denken; die aristokratische Exclusivität der Whigs verträgt
eine solche Verbindung nicht, eher würde man einige vo» den sogenannten philosophischen
Radicalen. wie Sir W. Molesworth, Mr. Villiers, die zugleich von guter Familie sind,
berücksichtigen. Ein solches Coalitionsministcrinm würde parlamentarische und administra¬
tive Elemente in sich vereinige», wie sie selten ein Cabinet enthalte» hat. ,

Einige Blätter erwähnen einer Combination Derby-Palmcrstv». Nach diesen soll
nämlich Disraeli'S Budget mir mit Widerstreben Annahme im Eabinetsrath gefunden
habe», weshalb er auch den Kampf fast »»unterstützt hat führen müssen. Nach der
Niederlage wollte man den Exschatzkauzlcr durch einen Gcsandtschastspostc» i» ein ehren¬
volles Exil schicken, und dnrch den Beitritt Lord Palmerston's Talent und Popularität
zugleich für das Cabinet geol»ne». Diese Combiuatio» geht von der Voraussetzung
aus, daß sich überhaupt Lord Palmerston an Lord Derby anzuschließen gedenkt. Aber
diese Voraussetzung ist unsrer Ansicht nach irrig, und rührt von den Daily News und
den radicalen Organen her, bei denen Lord Palmcrstv» »le sehr beliebt gewesen ist, und
'die ihn, seitdem er die Annahme des hauptsächlich vo» de» Radicalen »ntcrstütztcn
Amendements Villiers verhindert hat, für einen verkappten Conservativen und Anhänger
Derby'S ausschreien. Lord Palmerston's gegenwärtige Abwesenheit aus dem Parlament
in Folge einer Krankheit, die sie sür eine gemachte erkläre», führen sie als einen Beweis


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/40>, abgerufen am 28.12.2024.