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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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mir, eine so fürchterliche Anklage gegen einen meiner Mitbürger zu erheben. Ja
ich will, ich muß den Mann für unschuldig halten, dessen Name ans eine so un¬
selige Weise vorgeschoben wird. Aber ich erkläre zugleich, daß ich Jeden,
welcher eine g ottcslästerische Hand an die Freiheit des Vaterlandes
legt, der öffentlichen Schmach Preis gebe! Ja, Bürger, wiederholt er
mit Kraft, ich gebe ihn der öffentlichen Schmach preis!"

Von diesen Worten hingerissen, erhob sich die ganze Versammlung, und
lange ertönte der Ruf: Es lebe die Republik!

Dieser Augenblick hatte seine von Einigen, wenn gleich nicht von Allen tief¬
gefühlte Wichtigkeit.

Herr von Lamartine, in dem sich die Republik bis dahin personificirt hatte,
sah sich urplötzlich ans der Debatte beseitigt. Die öffentliche Aufmerksamkeit
wandte sich von ihm ab. Ein Anderer hatte sich erhoben im Namen des Landes,
den Prätendenten des Kaiserthrons zurückzuweisen. Einige unerwarteter Weise
auf der Tribune gesprochene Worte erzeugten eine Nebenbuhlerschaft in den Regionen
der Gewalt selbst. (Schluß folgt.)




Die Pairiefrage in Preußen.

Die von der preußischen Regierung beabsichtigte Umbildung der ersten
Kammer, welche zuerst ein aus dem Schoße der Bethmann-Hvllwegischen Fraction
ausgegangener Antrag in der vorjährigen Sitzung anregte, und die nach dem
Scheitern desselben, durch die Initiative des Ministeriums wieder ausgenommen
wurde, und keinen bessern Erfolg hatte, fand, wie man sich erinnern wird, in der
überwiegenden Mehrheit der constitutionellen Partei einen entschiedenen Wider¬
stand. Die Regierung ist gleich im Beginn' der jetzigen Session mit ihrer Vor¬
lage wieder hervorgetreten und hat, wie im vergangenen Jahre, die Zustimmung
der ersten Kammer dafür erhalten, welche die bei Verfassungsabändernngen er¬
forderliche zweite Abstimmung in Kurzem ohne Zweifel bekräftigen wird; in der
zweiten Kammer, deren Zusammensetzung den verschiedenen Parteien des preußischen
Staatslebens eine bei weitem genügendere Vertretung gewährt, wird- der Entwurf
erst die eigentliche Feuerprobe zu bestehn haben. Bevor wir auf die Chancen
eingehen, die sich ihm daselbst eröffnen, wollen wir das Für und Wider erörtern,
welches über das Verhalten der Constitutionellen im bisherigen Verlauf dieser
Frage, so wie über ihr voraussichtliches Votum darin für die bevorstehende Ent¬
scheidung vorgebracht ist.

Die Bethmann-Hollwegische Partei befürwortete ihren Vorschlag, statt der


mir, eine so fürchterliche Anklage gegen einen meiner Mitbürger zu erheben. Ja
ich will, ich muß den Mann für unschuldig halten, dessen Name ans eine so un¬
selige Weise vorgeschoben wird. Aber ich erkläre zugleich, daß ich Jeden,
welcher eine g ottcslästerische Hand an die Freiheit des Vaterlandes
legt, der öffentlichen Schmach Preis gebe! Ja, Bürger, wiederholt er
mit Kraft, ich gebe ihn der öffentlichen Schmach preis!"

Von diesen Worten hingerissen, erhob sich die ganze Versammlung, und
lange ertönte der Ruf: Es lebe die Republik!

Dieser Augenblick hatte seine von Einigen, wenn gleich nicht von Allen tief¬
gefühlte Wichtigkeit.

Herr von Lamartine, in dem sich die Republik bis dahin personificirt hatte,
sah sich urplötzlich ans der Debatte beseitigt. Die öffentliche Aufmerksamkeit
wandte sich von ihm ab. Ein Anderer hatte sich erhoben im Namen des Landes,
den Prätendenten des Kaiserthrons zurückzuweisen. Einige unerwarteter Weise
auf der Tribune gesprochene Worte erzeugten eine Nebenbuhlerschaft in den Regionen
der Gewalt selbst. (Schluß folgt.)




Die Pairiefrage in Preußen.

Die von der preußischen Regierung beabsichtigte Umbildung der ersten
Kammer, welche zuerst ein aus dem Schoße der Bethmann-Hvllwegischen Fraction
ausgegangener Antrag in der vorjährigen Sitzung anregte, und die nach dem
Scheitern desselben, durch die Initiative des Ministeriums wieder ausgenommen
wurde, und keinen bessern Erfolg hatte, fand, wie man sich erinnern wird, in der
überwiegenden Mehrheit der constitutionellen Partei einen entschiedenen Wider¬
stand. Die Regierung ist gleich im Beginn' der jetzigen Session mit ihrer Vor¬
lage wieder hervorgetreten und hat, wie im vergangenen Jahre, die Zustimmung
der ersten Kammer dafür erhalten, welche die bei Verfassungsabändernngen er¬
forderliche zweite Abstimmung in Kurzem ohne Zweifel bekräftigen wird; in der
zweiten Kammer, deren Zusammensetzung den verschiedenen Parteien des preußischen
Staatslebens eine bei weitem genügendere Vertretung gewährt, wird- der Entwurf
erst die eigentliche Feuerprobe zu bestehn haben. Bevor wir auf die Chancen
eingehen, die sich ihm daselbst eröffnen, wollen wir das Für und Wider erörtern,
welches über das Verhalten der Constitutionellen im bisherigen Verlauf dieser
Frage, so wie über ihr voraussichtliches Votum darin für die bevorstehende Ent¬
scheidung vorgebracht ist.

Die Bethmann-Hollwegische Partei befürwortete ihren Vorschlag, statt der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/390>, abgerufen am 27.12.2024.