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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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diese führen darüber, auch über die kleinsten und unbedeutendsten Gegen¬
stände, Buch, und beim Abschluß der Rechnung wird Alles, was sie gebraucht
haben, von der Regierung (denn sämmtliche dort wohnende Holländer sind ja
Beamte, von denen sogar nnr eine gewisse Zahl sich dort aufhalten darf) in
Waaren bezahlt.

Auf ihr Verlangen bekommen sämmtliche Beamte oder Seeleute, so lange
sie in Decima wohnen oder im Hafen liegen jeder auch eine Fran geliefert,
für die sie dem Kaiser eine gewisse Abgabe entrichten. Diese müssen aber, wenn
sie Japan verlassen, wie etwa mit ihnen erzeugte Kinder, zurückbleiben.

Während ich mich in Batavia befand, kam gerade das jährliche Schiff von
Japan, mit all den Producten jenes wunderlichen Landes, auf der Rhede von
Batavia an. Das Löschen des Schiffs wie das Auspacken der Waaren dauerte
doch noch einige Zeit, obgleich sich dieses Mal die Eigenthümer gewiß beeilten, noch
vor Weihnachten damit zu Staude zu kommen.

Am 23. December wurde denn auch wirklich der Japanische Toko eröffnet,
und es versteht sich vou selbst, daß ich uicht versäumte, mich an dem Tag dort
einzufinden.

Was das Wort Toko betrifft, so ist es Malayisch "ut bedeutet einfach Laden
oder Verkanfslocal; es wird aber von den Holländern im gewöhnlichen Leben
fortwährend in ihrer eigenen Sprache gerade so gebraucht, wie das gleichbedeutende
englische Wort störe von den Deutschen in englischen oder amerikanischen
Kolonien.

Die Eröffnung des Japanischen Todvs war übrigens Etwas, was besonders
die Damenwelt Batavias interessirte, und wol manchem armen Ehemann einen
Seufzer auspreßte -- denn eine" Hauptartikel dieser Ausstellung bildeten seidene
Kleider und Shawle, bei deren aller erstem Auspacken sie natürlich sein mußten,
um auch die "erste Auswahl" zu haben. Zu diesem Zweck war fast die ganze
schone Welt Batavias -- weiße und schattirte Farben natürlich, denn die braune
wird nicht dazu gerechnet -- im Japanischen Toko versammelt. Die Straße,
worin er sich befand, stand gedrängt voll Equipagen und Miethwagen, und an
den Tisch, auf welchem die Seidenwaaren auölagen, .hätte man nicht mit einer
zehn Fuß langen Stange hinanreichen können.

Der Laden selber bestand aus drei Abtheilungen, von denen zwei, anßer
den Seidenwaaren und einigem Spielzeug, fast einzig und allein durch lackirre
Waaren gefüllt wurden, während die dritte Porzellan-, Steingut- und Bronze-
Waaren enthielt.

Der wichtigste Artikel unter all' den Japanische" Waaren, und der, in
welchem der Pachter dieses Handels anch die meisten Geschäfte macht, sind die
lackirten Waaren, in deren Anfertigung die Japanesen eine bis jetzt noch unüber¬
troffene Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit beweisen. Der Lack hat den schönsten


diese führen darüber, auch über die kleinsten und unbedeutendsten Gegen¬
stände, Buch, und beim Abschluß der Rechnung wird Alles, was sie gebraucht
haben, von der Regierung (denn sämmtliche dort wohnende Holländer sind ja
Beamte, von denen sogar nnr eine gewisse Zahl sich dort aufhalten darf) in
Waaren bezahlt.

Auf ihr Verlangen bekommen sämmtliche Beamte oder Seeleute, so lange
sie in Decima wohnen oder im Hafen liegen jeder auch eine Fran geliefert,
für die sie dem Kaiser eine gewisse Abgabe entrichten. Diese müssen aber, wenn
sie Japan verlassen, wie etwa mit ihnen erzeugte Kinder, zurückbleiben.

Während ich mich in Batavia befand, kam gerade das jährliche Schiff von
Japan, mit all den Producten jenes wunderlichen Landes, auf der Rhede von
Batavia an. Das Löschen des Schiffs wie das Auspacken der Waaren dauerte
doch noch einige Zeit, obgleich sich dieses Mal die Eigenthümer gewiß beeilten, noch
vor Weihnachten damit zu Staude zu kommen.

Am 23. December wurde denn auch wirklich der Japanische Toko eröffnet,
und es versteht sich vou selbst, daß ich uicht versäumte, mich an dem Tag dort
einzufinden.

Was das Wort Toko betrifft, so ist es Malayisch »ut bedeutet einfach Laden
oder Verkanfslocal; es wird aber von den Holländern im gewöhnlichen Leben
fortwährend in ihrer eigenen Sprache gerade so gebraucht, wie das gleichbedeutende
englische Wort störe von den Deutschen in englischen oder amerikanischen
Kolonien.

Die Eröffnung des Japanischen Todvs war übrigens Etwas, was besonders
die Damenwelt Batavias interessirte, und wol manchem armen Ehemann einen
Seufzer auspreßte — denn eine« Hauptartikel dieser Ausstellung bildeten seidene
Kleider und Shawle, bei deren aller erstem Auspacken sie natürlich sein mußten,
um auch die „erste Auswahl" zu haben. Zu diesem Zweck war fast die ganze
schone Welt Batavias — weiße und schattirte Farben natürlich, denn die braune
wird nicht dazu gerechnet — im Japanischen Toko versammelt. Die Straße,
worin er sich befand, stand gedrängt voll Equipagen und Miethwagen, und an
den Tisch, auf welchem die Seidenwaaren auölagen, .hätte man nicht mit einer
zehn Fuß langen Stange hinanreichen können.

Der Laden selber bestand aus drei Abtheilungen, von denen zwei, anßer
den Seidenwaaren und einigem Spielzeug, fast einzig und allein durch lackirre
Waaren gefüllt wurden, während die dritte Porzellan-, Steingut- und Bronze-
Waaren enthielt.

Der wichtigste Artikel unter all' den Japanische» Waaren, und der, in
welchem der Pachter dieses Handels anch die meisten Geschäfte macht, sind die
lackirten Waaren, in deren Anfertigung die Japanesen eine bis jetzt noch unüber¬
troffene Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit beweisen. Der Lack hat den schönsten


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[0258] diese führen darüber, auch über die kleinsten und unbedeutendsten Gegen¬ stände, Buch, und beim Abschluß der Rechnung wird Alles, was sie gebraucht haben, von der Regierung (denn sämmtliche dort wohnende Holländer sind ja Beamte, von denen sogar nnr eine gewisse Zahl sich dort aufhalten darf) in Waaren bezahlt. Auf ihr Verlangen bekommen sämmtliche Beamte oder Seeleute, so lange sie in Decima wohnen oder im Hafen liegen jeder auch eine Fran geliefert, für die sie dem Kaiser eine gewisse Abgabe entrichten. Diese müssen aber, wenn sie Japan verlassen, wie etwa mit ihnen erzeugte Kinder, zurückbleiben. Während ich mich in Batavia befand, kam gerade das jährliche Schiff von Japan, mit all den Producten jenes wunderlichen Landes, auf der Rhede von Batavia an. Das Löschen des Schiffs wie das Auspacken der Waaren dauerte doch noch einige Zeit, obgleich sich dieses Mal die Eigenthümer gewiß beeilten, noch vor Weihnachten damit zu Staude zu kommen. Am 23. December wurde denn auch wirklich der Japanische Toko eröffnet, und es versteht sich vou selbst, daß ich uicht versäumte, mich an dem Tag dort einzufinden. Was das Wort Toko betrifft, so ist es Malayisch »ut bedeutet einfach Laden oder Verkanfslocal; es wird aber von den Holländern im gewöhnlichen Leben fortwährend in ihrer eigenen Sprache gerade so gebraucht, wie das gleichbedeutende englische Wort störe von den Deutschen in englischen oder amerikanischen Kolonien. Die Eröffnung des Japanischen Todvs war übrigens Etwas, was besonders die Damenwelt Batavias interessirte, und wol manchem armen Ehemann einen Seufzer auspreßte — denn eine« Hauptartikel dieser Ausstellung bildeten seidene Kleider und Shawle, bei deren aller erstem Auspacken sie natürlich sein mußten, um auch die „erste Auswahl" zu haben. Zu diesem Zweck war fast die ganze schone Welt Batavias — weiße und schattirte Farben natürlich, denn die braune wird nicht dazu gerechnet — im Japanischen Toko versammelt. Die Straße, worin er sich befand, stand gedrängt voll Equipagen und Miethwagen, und an den Tisch, auf welchem die Seidenwaaren auölagen, .hätte man nicht mit einer zehn Fuß langen Stange hinanreichen können. Der Laden selber bestand aus drei Abtheilungen, von denen zwei, anßer den Seidenwaaren und einigem Spielzeug, fast einzig und allein durch lackirre Waaren gefüllt wurden, während die dritte Porzellan-, Steingut- und Bronze- Waaren enthielt. Der wichtigste Artikel unter all' den Japanische» Waaren, und der, in welchem der Pachter dieses Handels anch die meisten Geschäfte macht, sind die lackirten Waaren, in deren Anfertigung die Japanesen eine bis jetzt noch unüber¬ troffene Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit beweisen. Der Lack hat den schönsten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/258>, abgerufen am 29.12.2024.