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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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Hausen warfen, so zog der genannte Cicerone 1810 den Lord Forbes, der da¬
mals an der Spitze der englischen Armee in Sicilien stand, in's Interesse, und
es kamen unter dem Protektorat dieses hohen Briten über ö0,000 Franken zu¬
sammen, die zu einem solidem Gebäude vou drei Zimmern und Ställen zu 26
Pferden verwendet wurden. Hatten wir schon früher der Versicherung unsrer
Führer, man könne es nicht wagen, die Schneeregion zu Esel zu durchschreiten,
mißtraut, so wurde beim Anblick der Ställe unsre Vermuthung zur klarsten Ge¬
wißheit. Doch wozu half'uns jetzt diese Ueberzeugung? Möge die Erfahrung,
die wir zum Schaden unsrer Knochen machen mußten, wenigstens Anderen zur
Lehre dienen.

Das Haus besteht gegenwärtig aus Lavastücken, hät Thüren und Fenster,
so wie ein mit schweren Steinen beladenes Breterdach, und trägt die in Lava
eingehauene Inschrift der frühern Hütte: (.'srsa Ka.ce ^ucmtrüa Munin xsi'wsiro.n-
Wus Aratissüna, aus welchem Grunde es von den Führern auch häufig ca8g.
Ki'g,ti88irren genannt wird. Im Innern findet mau einige Instrumente zu atmo¬
sphärischen und meteorologischen Beobachtungen, welche Gemmelarv in Ver¬
wahrung hat.

Das Erste, was wir thaten, als wir in die sast bis zur Hälfte im Schnee
steckende Casa eintraten, war, unsre Mäntel über die aus dem Boden umher¬
liegende, aus Moos und dürren Blättern bestehende Streu auszubreiten und uns
darauf zu werfen. 'Ach, war das eine Wohlthat! Auf keinem noch so weich ge¬
polsterten Sopha habe ich je so weich und beqnem gelegen, wie aus dem einfachen
Lager in der Casa Jnglese.

Es dauerte nicht lange, so hatten in einer der Stuben unsre Führer ein
tüchtiges Feuer im Gange, wozu, wie mir schien, Thüren, Krippen und anderes
Holzwerk das Brennmaterial geliefert hatten. Bei solchem Verfahren ist die beste
Aussicht vorhanden, daß man, um sich zu erwärmen, auch bald die Breter vom
Dache holen, und das Gebäude dadurch mehr und mehr zu einer Ruine werden
wird. Jeder denk't: ^prös noi to äeluxel

Leider sollten wir der Wohlthat der Ruhe nicht lange froh werden, denn
kaum hatten wir uns ein Paar Mal ausgereckt und etwas Brod und Arak zu
uns genommen, als das verhängnißvolle ,Apar>,i" ertönte, und uns wieder auf
die Beine trieb. Seufzend schickten wir uns zum Marsche an, und trösteten uns
lediglich mit der Aussicht, wir hätten die letzte Station vor uns.

Von dem AbHange aus, auf dem die Casa Jnglese steht, konnten wir erst
deutlich sehen, welch ein Stückchen Arbeit unsrer uoch warte, ehe wir deu ersehnten
Gipfel des Aetna erreichen würden. Wir standen jetzt an der obern Grenze
der Schneeregion, und ^ sahen in einer Entfernung von kaum 200 Schritten schon
die nackten Lavalagcn, in deren Mitte sich der Niese erhebt, welcher der eigent¬
liche Kessel oder Aschenkegel des Vulcans ist. Um sich vou dessen Größe einen


Hausen warfen, so zog der genannte Cicerone 1810 den Lord Forbes, der da¬
mals an der Spitze der englischen Armee in Sicilien stand, in's Interesse, und
es kamen unter dem Protektorat dieses hohen Briten über ö0,000 Franken zu¬
sammen, die zu einem solidem Gebäude vou drei Zimmern und Ställen zu 26
Pferden verwendet wurden. Hatten wir schon früher der Versicherung unsrer
Führer, man könne es nicht wagen, die Schneeregion zu Esel zu durchschreiten,
mißtraut, so wurde beim Anblick der Ställe unsre Vermuthung zur klarsten Ge¬
wißheit. Doch wozu half'uns jetzt diese Ueberzeugung? Möge die Erfahrung,
die wir zum Schaden unsrer Knochen machen mußten, wenigstens Anderen zur
Lehre dienen.

Das Haus besteht gegenwärtig aus Lavastücken, hät Thüren und Fenster,
so wie ein mit schweren Steinen beladenes Breterdach, und trägt die in Lava
eingehauene Inschrift der frühern Hütte: (.'srsa Ka.ce ^ucmtrüa Munin xsi'wsiro.n-
Wus Aratissüna, aus welchem Grunde es von den Führern auch häufig ca8g.
Ki'g,ti88irren genannt wird. Im Innern findet mau einige Instrumente zu atmo¬
sphärischen und meteorologischen Beobachtungen, welche Gemmelarv in Ver¬
wahrung hat.

Das Erste, was wir thaten, als wir in die sast bis zur Hälfte im Schnee
steckende Casa eintraten, war, unsre Mäntel über die aus dem Boden umher¬
liegende, aus Moos und dürren Blättern bestehende Streu auszubreiten und uns
darauf zu werfen. 'Ach, war das eine Wohlthat! Auf keinem noch so weich ge¬
polsterten Sopha habe ich je so weich und beqnem gelegen, wie aus dem einfachen
Lager in der Casa Jnglese.

Es dauerte nicht lange, so hatten in einer der Stuben unsre Führer ein
tüchtiges Feuer im Gange, wozu, wie mir schien, Thüren, Krippen und anderes
Holzwerk das Brennmaterial geliefert hatten. Bei solchem Verfahren ist die beste
Aussicht vorhanden, daß man, um sich zu erwärmen, auch bald die Breter vom
Dache holen, und das Gebäude dadurch mehr und mehr zu einer Ruine werden
wird. Jeder denk't: ^prös noi to äeluxel

Leider sollten wir der Wohlthat der Ruhe nicht lange froh werden, denn
kaum hatten wir uns ein Paar Mal ausgereckt und etwas Brod und Arak zu
uns genommen, als das verhängnißvolle ,Apar>,i" ertönte, und uns wieder auf
die Beine trieb. Seufzend schickten wir uns zum Marsche an, und trösteten uns
lediglich mit der Aussicht, wir hätten die letzte Station vor uns.

Von dem AbHange aus, auf dem die Casa Jnglese steht, konnten wir erst
deutlich sehen, welch ein Stückchen Arbeit unsrer uoch warte, ehe wir deu ersehnten
Gipfel des Aetna erreichen würden. Wir standen jetzt an der obern Grenze
der Schneeregion, und ^ sahen in einer Entfernung von kaum 200 Schritten schon
die nackten Lavalagcn, in deren Mitte sich der Niese erhebt, welcher der eigent¬
liche Kessel oder Aschenkegel des Vulcans ist. Um sich vou dessen Größe einen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/84>, abgerufen am 20.10.2024.