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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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scheut. Im Gegentheil setzt er das Princip "unbeschränkter Concurrenz" als Motto
vor sein Einnahmebudget, greift mit kühner Hand gleich nach einigen der beträchtlichsten
Einnahmequellen, und streicht nicht weniger als 3--4 Millionen Pfund Abgaben weg,
um verschiedenen leidenden Interessen Erleichterung zu gewähren. Mit gleicher Kühnheit
verfährt er mit der Einkommensteuer, bei welcher er den längst gewünschten Unterschied
zwischen Einkommen von Capital und Einkommen durch Arbeit, zwischen permanenten,
vererblichem und vorübergehendem Einkommen zugesteht, auch eine wenigstens theilweise
Ausdehnung derselben ans Irland eintreten läßt. Die Hauptzüge seines Planes sind
folgende: Um den Rhedern die Concurrenz mit der durch die Aushebung der Naviga¬
tionsgesetze freigegebenen Schifffahrt des Auslandes zu erleichtern, werden die Leucht¬
thurmabgaben , um 100,000 Pfd. Sterl. jährlich vermindert, und die früher von der
königlichen Marine vorkommenden Falls beanspruchten Berge- und NcttuugSgelder abge¬
schafft. Den westindischen Zuckcrpflanzern wird Erlaubnis; ertheilt/ ihren Zucker für den
einheimischen Cousum unter königlichem Verschluß zu raffiniren, weil ihr Rohzucker
15--20 pr. Ce. weniger Zuckergehalt hat, so daß eine thatsächliche Gleichheit des Zoll¬
satzes aus fremden und westindischen Zucker erst eintreten kann, wenn er von letzterem
nach dem Raffiniren erhoben wird. Nach dem Nhedcrei- und westindischen Interesse
kommt das Agriculturiuteresse an die Reihe, dem zu Gefallen die Hopfen- und Malz¬
steuer auf die Hälfte herabgesetzt wird -- ein Verlust von nicht weniger als 2^/s Mill.
Pfund sür die Staatseinnahmen. Damit noch nicht zufrieden, vermindert Herr Disraeli
auch noch die Steuer auf Thee von 2SH. Z^D. einst Sh., vertheilt aber diese Herab¬
setzung auf 6 Jahre. Um den Ausfall zu decken, soll die Einkommensteuer auf
industrielles Einkommen bis aus 100 Pfund, und capitalisirtes Einkommen bis 30 Pfund
herab, und aus Einkommen von Staatspapieren und Gehalten in Irland ausgedehnt,
so wie bei der Häuscrstcuer auch Diejenigen unter 20 und bis zu 10 Pfund Zins jähr¬
lich mit zur Mitlcidcuhcit gezogen werden. Das Uebrige erwartet er. von dem zusehends
wachsenden Wohlstande des Landes, der nach den bereits gemachten und in Zahlen darge¬
stellten Erscchrungeu eine beträchtliche Vermehrung der übrigen Einnahmen erwarten läßt.

So tiefgreifend diese Veränderungen sind, nahmen sie doch kaum die Hälfte der
Rede in Anspruch. Dem größte" Theil des Restes benutzte Herr Disraeli, um die
noch vorhandene" Entschädigungshvffnuugcn seiner protectionistischcn^ Freunde mit un¬
barmherziger Hand zu zerstören, Hoffnungen, an deren Erregung er freilich einen Haupt¬
antheil hat. Doch brachte ihn das nicht im mindesten außer Fassung. Der Schöpfer
der prvtcctionistischcn Partei und der politische Pathe, Disraeli's Lord Bentinck, als
er noch lebte, und der gegenwärtige Colvnialsecretair, Sir John Pakington, waren die
Hauptagitatoren sür die Entschädigungsansprüche der angeblich dem Götzen des Frei¬
handels hingeopferten Zuckerplautagenbcfitzer von Jamaica und Mauritius, und Herr
Disreali hat in, den letzten sechs Jahren selbst manche Rede sür sie gehalten. Jetzt
klang das freilich anders, und der arme Sir John Pakington mußte aus dem Munde
des Führers seiner Partei vornehmen, daß das "westindische Interesse", weit entfernt, zu
den leidenden zu gehören, in ganz gedeihlichem Zustande sei, da der Zucker Westindiens
den anderer Länder mehr und mehr von dem englischen Markte verdränge, und daß von
allen seinen seit 6 Jahren mit großer Leidenschaft befürworteten Forderungen nur die eine:
die Erlaubniß, Zucker unter königl. Verschluß zu raffiniren, gewährt werden könne.
Noch weniger Gnade fand Lord Malmcrbory's Steckenpferd: die Uebernahme der Armcn-
stencr ans das Staatsbudget. Jedoch kann 'Man wenigstens Herrn Disraeli nicht der
allzu parteiischen Vorliebe sür seine eigenen Pläne beschuldigen, denn obgleich er eine
neue Vertheilung und eventuelle Uebernahme der Localabgaben auf das Staatsbudget
in voriger Session zu einem, die Stärke seiner Partei prüfenden Antrag und zu einem
Tendenz-Angriff auf das Ministerium Rüssel benutzt hatte, so erklärte er doch nach
einigen Umschweifen, daß er keine Veränderung der gegenwärtigen Erhebnngswcise der
Localabgaben vorschlagen wolle, da sich vorzüglich hinsichtlich der Armensteuer die


scheut. Im Gegentheil setzt er das Princip „unbeschränkter Concurrenz" als Motto
vor sein Einnahmebudget, greift mit kühner Hand gleich nach einigen der beträchtlichsten
Einnahmequellen, und streicht nicht weniger als 3—4 Millionen Pfund Abgaben weg,
um verschiedenen leidenden Interessen Erleichterung zu gewähren. Mit gleicher Kühnheit
verfährt er mit der Einkommensteuer, bei welcher er den längst gewünschten Unterschied
zwischen Einkommen von Capital und Einkommen durch Arbeit, zwischen permanenten,
vererblichem und vorübergehendem Einkommen zugesteht, auch eine wenigstens theilweise
Ausdehnung derselben ans Irland eintreten läßt. Die Hauptzüge seines Planes sind
folgende: Um den Rhedern die Concurrenz mit der durch die Aushebung der Naviga¬
tionsgesetze freigegebenen Schifffahrt des Auslandes zu erleichtern, werden die Leucht¬
thurmabgaben , um 100,000 Pfd. Sterl. jährlich vermindert, und die früher von der
königlichen Marine vorkommenden Falls beanspruchten Berge- und NcttuugSgelder abge¬
schafft. Den westindischen Zuckcrpflanzern wird Erlaubnis; ertheilt/ ihren Zucker für den
einheimischen Cousum unter königlichem Verschluß zu raffiniren, weil ihr Rohzucker
15—20 pr. Ce. weniger Zuckergehalt hat, so daß eine thatsächliche Gleichheit des Zoll¬
satzes aus fremden und westindischen Zucker erst eintreten kann, wenn er von letzterem
nach dem Raffiniren erhoben wird. Nach dem Nhedcrei- und westindischen Interesse
kommt das Agriculturiuteresse an die Reihe, dem zu Gefallen die Hopfen- und Malz¬
steuer auf die Hälfte herabgesetzt wird — ein Verlust von nicht weniger als 2^/s Mill.
Pfund sür die Staatseinnahmen. Damit noch nicht zufrieden, vermindert Herr Disraeli
auch noch die Steuer auf Thee von 2SH. Z^D. einst Sh., vertheilt aber diese Herab¬
setzung auf 6 Jahre. Um den Ausfall zu decken, soll die Einkommensteuer auf
industrielles Einkommen bis aus 100 Pfund, und capitalisirtes Einkommen bis 30 Pfund
herab, und aus Einkommen von Staatspapieren und Gehalten in Irland ausgedehnt,
so wie bei der Häuscrstcuer auch Diejenigen unter 20 und bis zu 10 Pfund Zins jähr¬
lich mit zur Mitlcidcuhcit gezogen werden. Das Uebrige erwartet er. von dem zusehends
wachsenden Wohlstande des Landes, der nach den bereits gemachten und in Zahlen darge¬
stellten Erscchrungeu eine beträchtliche Vermehrung der übrigen Einnahmen erwarten läßt.

So tiefgreifend diese Veränderungen sind, nahmen sie doch kaum die Hälfte der
Rede in Anspruch. Dem größte» Theil des Restes benutzte Herr Disraeli, um die
noch vorhandene» Entschädigungshvffnuugcn seiner protectionistischcn^ Freunde mit un¬
barmherziger Hand zu zerstören, Hoffnungen, an deren Erregung er freilich einen Haupt¬
antheil hat. Doch brachte ihn das nicht im mindesten außer Fassung. Der Schöpfer
der prvtcctionistischcn Partei und der politische Pathe, Disraeli's Lord Bentinck, als
er noch lebte, und der gegenwärtige Colvnialsecretair, Sir John Pakington, waren die
Hauptagitatoren sür die Entschädigungsansprüche der angeblich dem Götzen des Frei¬
handels hingeopferten Zuckerplautagenbcfitzer von Jamaica und Mauritius, und Herr
Disreali hat in, den letzten sechs Jahren selbst manche Rede sür sie gehalten. Jetzt
klang das freilich anders, und der arme Sir John Pakington mußte aus dem Munde
des Führers seiner Partei vornehmen, daß das „westindische Interesse", weit entfernt, zu
den leidenden zu gehören, in ganz gedeihlichem Zustande sei, da der Zucker Westindiens
den anderer Länder mehr und mehr von dem englischen Markte verdränge, und daß von
allen seinen seit 6 Jahren mit großer Leidenschaft befürworteten Forderungen nur die eine:
die Erlaubniß, Zucker unter königl. Verschluß zu raffiniren, gewährt werden könne.
Noch weniger Gnade fand Lord Malmcrbory's Steckenpferd: die Uebernahme der Armcn-
stencr ans das Staatsbudget. Jedoch kann 'Man wenigstens Herrn Disraeli nicht der
allzu parteiischen Vorliebe sür seine eigenen Pläne beschuldigen, denn obgleich er eine
neue Vertheilung und eventuelle Uebernahme der Localabgaben auf das Staatsbudget
in voriger Session zu einem, die Stärke seiner Partei prüfenden Antrag und zu einem
Tendenz-Angriff auf das Ministerium Rüssel benutzt hatte, so erklärte er doch nach
einigen Umschweifen, daß er keine Veränderung der gegenwärtigen Erhebnngswcise der
Localabgaben vorschlagen wolle, da sich vorzüglich hinsichtlich der Armensteuer die


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[0522] scheut. Im Gegentheil setzt er das Princip „unbeschränkter Concurrenz" als Motto vor sein Einnahmebudget, greift mit kühner Hand gleich nach einigen der beträchtlichsten Einnahmequellen, und streicht nicht weniger als 3—4 Millionen Pfund Abgaben weg, um verschiedenen leidenden Interessen Erleichterung zu gewähren. Mit gleicher Kühnheit verfährt er mit der Einkommensteuer, bei welcher er den längst gewünschten Unterschied zwischen Einkommen von Capital und Einkommen durch Arbeit, zwischen permanenten, vererblichem und vorübergehendem Einkommen zugesteht, auch eine wenigstens theilweise Ausdehnung derselben ans Irland eintreten läßt. Die Hauptzüge seines Planes sind folgende: Um den Rhedern die Concurrenz mit der durch die Aushebung der Naviga¬ tionsgesetze freigegebenen Schifffahrt des Auslandes zu erleichtern, werden die Leucht¬ thurmabgaben , um 100,000 Pfd. Sterl. jährlich vermindert, und die früher von der königlichen Marine vorkommenden Falls beanspruchten Berge- und NcttuugSgelder abge¬ schafft. Den westindischen Zuckcrpflanzern wird Erlaubnis; ertheilt/ ihren Zucker für den einheimischen Cousum unter königlichem Verschluß zu raffiniren, weil ihr Rohzucker 15—20 pr. Ce. weniger Zuckergehalt hat, so daß eine thatsächliche Gleichheit des Zoll¬ satzes aus fremden und westindischen Zucker erst eintreten kann, wenn er von letzterem nach dem Raffiniren erhoben wird. Nach dem Nhedcrei- und westindischen Interesse kommt das Agriculturiuteresse an die Reihe, dem zu Gefallen die Hopfen- und Malz¬ steuer auf die Hälfte herabgesetzt wird — ein Verlust von nicht weniger als 2^/s Mill. Pfund sür die Staatseinnahmen. Damit noch nicht zufrieden, vermindert Herr Disraeli auch noch die Steuer auf Thee von 2SH. Z^D. einst Sh., vertheilt aber diese Herab¬ setzung auf 6 Jahre. Um den Ausfall zu decken, soll die Einkommensteuer auf industrielles Einkommen bis aus 100 Pfund, und capitalisirtes Einkommen bis 30 Pfund herab, und aus Einkommen von Staatspapieren und Gehalten in Irland ausgedehnt, so wie bei der Häuscrstcuer auch Diejenigen unter 20 und bis zu 10 Pfund Zins jähr¬ lich mit zur Mitlcidcuhcit gezogen werden. Das Uebrige erwartet er. von dem zusehends wachsenden Wohlstande des Landes, der nach den bereits gemachten und in Zahlen darge¬ stellten Erscchrungeu eine beträchtliche Vermehrung der übrigen Einnahmen erwarten läßt. So tiefgreifend diese Veränderungen sind, nahmen sie doch kaum die Hälfte der Rede in Anspruch. Dem größte» Theil des Restes benutzte Herr Disraeli, um die noch vorhandene» Entschädigungshvffnuugcn seiner protectionistischcn^ Freunde mit un¬ barmherziger Hand zu zerstören, Hoffnungen, an deren Erregung er freilich einen Haupt¬ antheil hat. Doch brachte ihn das nicht im mindesten außer Fassung. Der Schöpfer der prvtcctionistischcn Partei und der politische Pathe, Disraeli's Lord Bentinck, als er noch lebte, und der gegenwärtige Colvnialsecretair, Sir John Pakington, waren die Hauptagitatoren sür die Entschädigungsansprüche der angeblich dem Götzen des Frei¬ handels hingeopferten Zuckerplautagenbcfitzer von Jamaica und Mauritius, und Herr Disreali hat in, den letzten sechs Jahren selbst manche Rede sür sie gehalten. Jetzt klang das freilich anders, und der arme Sir John Pakington mußte aus dem Munde des Führers seiner Partei vornehmen, daß das „westindische Interesse", weit entfernt, zu den leidenden zu gehören, in ganz gedeihlichem Zustande sei, da der Zucker Westindiens den anderer Länder mehr und mehr von dem englischen Markte verdränge, und daß von allen seinen seit 6 Jahren mit großer Leidenschaft befürworteten Forderungen nur die eine: die Erlaubniß, Zucker unter königl. Verschluß zu raffiniren, gewährt werden könne. Noch weniger Gnade fand Lord Malmcrbory's Steckenpferd: die Uebernahme der Armcn- stencr ans das Staatsbudget. Jedoch kann 'Man wenigstens Herrn Disraeli nicht der allzu parteiischen Vorliebe sür seine eigenen Pläne beschuldigen, denn obgleich er eine neue Vertheilung und eventuelle Uebernahme der Localabgaben auf das Staatsbudget in voriger Session zu einem, die Stärke seiner Partei prüfenden Antrag und zu einem Tendenz-Angriff auf das Ministerium Rüssel benutzt hatte, so erklärte er doch nach einigen Umschweifen, daß er keine Veränderung der gegenwärtigen Erhebnngswcise der Localabgaben vorschlagen wolle, da sich vorzüglich hinsichtlich der Armensteuer die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/522>, abgerufen am 20.10.2024.