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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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Interessen ergeben bleiben werde, welche die Intelligenz erzeugt und die der Friede ent¬
wickelt/' Und welches Kaiserreich hat sich Frankreich in der Freigebigkeit seines wohl-
conditionirten allgemeinen Stimmrechts gegeben! Es ist das Kaiserreich der Gleichheit,
die Demokratie mit der Macht und der Hierarchie der Gewalt! Also die Komödie mit
der demokratischen Monarchie, welche dem gemüthlichen Oestreich und dem theoretisirender
Deutschland eine so philosophische Enttäuschung bereitet, ist noch nicht zu Ende. Louis
Napoleon octroyirt seinen ergebensten Unterthanen die Demokratie, und der Constitutionnel
muß zur Abwechselung wieder ein demokratisches Journal werden. Glücklicher Veron!
Es war Zeit, daß du deine Sandalen geschnürt, und in Begleitung deiner achthundert¬
tausend Franke" der ruo as Valois Adieu gesagt. Diese officielle Proclamation der
kaiserlichen Demokratie wird auf die Schultern der armen französischen Journalisten
fallen, die sich nun wieder mit spitzfindigen Unterschieden zwischen Demagogie und De¬
mokratie abrackern müssen. War es doch so bequem, Demagogen, Demokraten, Re¬
publikaner, Socialisten, Communisten und Räuber durch einander zu werfen, und sich
nur an den Wohlklang der Phrase zu halten! Armand Berlin muß auch die bittere
demokratische Pille hinabschlucken, denn seine Anhänglichkcitscrklärung ist dem demokra¬
tischen Glaubensbekenntnisse der Regierung vorangegangen. Der Redacteur des Journal
des Dcbats hat sich freilich geholfen, indem er feine Liebeserklärung nur an die Monarchie
im Allgemeinen und an den Frieden von Bordeaux im Besondern richtete. Bitter und
arg bleibt es immerhin, einem demokratischen Herrn dienen zu müssen, nachdem man
die trüben Wanderjahre durch die demokratische Republik schon zurückgelegt zu haben
glaubte! Die Friedensphrase von Bordeaux, welche Bertin's Zärtlichkeit zu erwecken
wußte, wird aber auch von dem neuesten Programme der kaiserlichen Regierung auf¬
gegriffen und als leuchtender Morgenstern an dem offiziellen Thronhimmel aufgesteckt.
Napoleon III. fühlt das Unwahrscheinliche seiner Verheißung selbst und ergreift gern
jede Gelegenheit, zu versichern, daß es kein Isxsus Imguse gewesen, sondern ein wohl¬
überlegtes, wohlbedachtes Versprechen. Die kriegerischen Anklänge in verschiedenen Reden
der kaiserlichen Proconsulcn unsrer Provinzen müssen ungehört verhallen neben den feier¬
lichen wiederholten Betheuerungen des Monarchen. Wer sich an den Eid vom 20. De¬
cember 18-48 und an dessen Lösung vom 2. December 183-1 erinnern wollte, dem
genüge zu wissen, daß der Eid eines Republikaners nicht mit dem Worte eines
gekrönten Monarchen verglichen werden darf. I/smpirs v'-sse Is psix bleibt ein
unbestreitbarer Glaubensartikel im Herzen eines jeden getreuen Unterthans, der Be¬
schützer von Moral und Religion. Nur Ungläubige und Ketzer, wie die Eng¬
länder, können daran zweifeln und in unnützer Rüstung das Geld der Steuerpflich¬
tigen vergeuden. Also d-as Empire wäre fertig und I'kinxirö v'est ihn. trotz des von
Thiers verlangten und erlangten Muthes der gottseliger Legislative, dem Präsidenten
die Dotationszulage zu verweigern. Deutschland hat erstaunt den verschiedenen Phasen
der Entstchungs- und Entwickelungsgeschichte desselben zugesehen; wir haben in raschen
Zügen die blutige Taufe vom zweiten December, die Firmung auf den Trinmphreisen
und die millioncnstarke Thronentsagung des allgemeinen Stimmrechts zu Gunsten seines
gekrönten Nachfolgers an uns vorübcreilcn sehen, und doch erscheint auch in diesem
Momente noch Alles so unglaublich, unmöglich, daß man den Philosophen Zeno be¬
greift, den der Augenschein nicht überzeugen konnte, daß Achill eine Schnecke einzuholen
vermag. Der Schlüssel zu den unerwarteten Ereignissen der letzten zwei Jahre mag
wol leicht aufgefunden werden, allein das Ganze bleibt doch gleich unerklärt, weil jeder
Tag ein neues Räthsel bringt. Da haben Sie zum Beispiel das Resultat der letzten
Abstimmung. Selbst die Erwartungen des Schneiders Dusanton sind übertreffen, und
doch habe ich weder in Paris, noch auf dem Lande bisher einem einzigen Menschen
von unabhängiger Stellung begegnet, welcher der Regierung Louis Napoleon's zugethan
wäre. Von Paris zumal kaun man mit Zuversicht behaupten, daß unter den Leuten,
'die für das Kaiserreich gestimmt, nicht der dritte Theil Louis Napoleon wirklich geneigt


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Interessen ergeben bleiben werde, welche die Intelligenz erzeugt und die der Friede ent¬
wickelt/' Und welches Kaiserreich hat sich Frankreich in der Freigebigkeit seines wohl-
conditionirten allgemeinen Stimmrechts gegeben! Es ist das Kaiserreich der Gleichheit,
die Demokratie mit der Macht und der Hierarchie der Gewalt! Also die Komödie mit
der demokratischen Monarchie, welche dem gemüthlichen Oestreich und dem theoretisirender
Deutschland eine so philosophische Enttäuschung bereitet, ist noch nicht zu Ende. Louis
Napoleon octroyirt seinen ergebensten Unterthanen die Demokratie, und der Constitutionnel
muß zur Abwechselung wieder ein demokratisches Journal werden. Glücklicher Veron!
Es war Zeit, daß du deine Sandalen geschnürt, und in Begleitung deiner achthundert¬
tausend Franke» der ruo as Valois Adieu gesagt. Diese officielle Proclamation der
kaiserlichen Demokratie wird auf die Schultern der armen französischen Journalisten
fallen, die sich nun wieder mit spitzfindigen Unterschieden zwischen Demagogie und De¬
mokratie abrackern müssen. War es doch so bequem, Demagogen, Demokraten, Re¬
publikaner, Socialisten, Communisten und Räuber durch einander zu werfen, und sich
nur an den Wohlklang der Phrase zu halten! Armand Berlin muß auch die bittere
demokratische Pille hinabschlucken, denn seine Anhänglichkcitscrklärung ist dem demokra¬
tischen Glaubensbekenntnisse der Regierung vorangegangen. Der Redacteur des Journal
des Dcbats hat sich freilich geholfen, indem er feine Liebeserklärung nur an die Monarchie
im Allgemeinen und an den Frieden von Bordeaux im Besondern richtete. Bitter und
arg bleibt es immerhin, einem demokratischen Herrn dienen zu müssen, nachdem man
die trüben Wanderjahre durch die demokratische Republik schon zurückgelegt zu haben
glaubte! Die Friedensphrase von Bordeaux, welche Bertin's Zärtlichkeit zu erwecken
wußte, wird aber auch von dem neuesten Programme der kaiserlichen Regierung auf¬
gegriffen und als leuchtender Morgenstern an dem offiziellen Thronhimmel aufgesteckt.
Napoleon III. fühlt das Unwahrscheinliche seiner Verheißung selbst und ergreift gern
jede Gelegenheit, zu versichern, daß es kein Isxsus Imguse gewesen, sondern ein wohl¬
überlegtes, wohlbedachtes Versprechen. Die kriegerischen Anklänge in verschiedenen Reden
der kaiserlichen Proconsulcn unsrer Provinzen müssen ungehört verhallen neben den feier¬
lichen wiederholten Betheuerungen des Monarchen. Wer sich an den Eid vom 20. De¬
cember 18-48 und an dessen Lösung vom 2. December 183-1 erinnern wollte, dem
genüge zu wissen, daß der Eid eines Republikaners nicht mit dem Worte eines
gekrönten Monarchen verglichen werden darf. I/smpirs v'-sse Is psix bleibt ein
unbestreitbarer Glaubensartikel im Herzen eines jeden getreuen Unterthans, der Be¬
schützer von Moral und Religion. Nur Ungläubige und Ketzer, wie die Eng¬
länder, können daran zweifeln und in unnützer Rüstung das Geld der Steuerpflich¬
tigen vergeuden. Also d-as Empire wäre fertig und I'kinxirö v'est ihn. trotz des von
Thiers verlangten und erlangten Muthes der gottseliger Legislative, dem Präsidenten
die Dotationszulage zu verweigern. Deutschland hat erstaunt den verschiedenen Phasen
der Entstchungs- und Entwickelungsgeschichte desselben zugesehen; wir haben in raschen
Zügen die blutige Taufe vom zweiten December, die Firmung auf den Trinmphreisen
und die millioncnstarke Thronentsagung des allgemeinen Stimmrechts zu Gunsten seines
gekrönten Nachfolgers an uns vorübcreilcn sehen, und doch erscheint auch in diesem
Momente noch Alles so unglaublich, unmöglich, daß man den Philosophen Zeno be¬
greift, den der Augenschein nicht überzeugen konnte, daß Achill eine Schnecke einzuholen
vermag. Der Schlüssel zu den unerwarteten Ereignissen der letzten zwei Jahre mag
wol leicht aufgefunden werden, allein das Ganze bleibt doch gleich unerklärt, weil jeder
Tag ein neues Räthsel bringt. Da haben Sie zum Beispiel das Resultat der letzten
Abstimmung. Selbst die Erwartungen des Schneiders Dusanton sind übertreffen, und
doch habe ich weder in Paris, noch auf dem Lande bisher einem einzigen Menschen
von unabhängiger Stellung begegnet, welcher der Regierung Louis Napoleon's zugethan
wäre. Von Paris zumal kaun man mit Zuversicht behaupten, daß unter den Leuten,
'die für das Kaiserreich gestimmt, nicht der dritte Theil Louis Napoleon wirklich geneigt


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[0445] Interessen ergeben bleiben werde, welche die Intelligenz erzeugt und die der Friede ent¬ wickelt/' Und welches Kaiserreich hat sich Frankreich in der Freigebigkeit seines wohl- conditionirten allgemeinen Stimmrechts gegeben! Es ist das Kaiserreich der Gleichheit, die Demokratie mit der Macht und der Hierarchie der Gewalt! Also die Komödie mit der demokratischen Monarchie, welche dem gemüthlichen Oestreich und dem theoretisirender Deutschland eine so philosophische Enttäuschung bereitet, ist noch nicht zu Ende. Louis Napoleon octroyirt seinen ergebensten Unterthanen die Demokratie, und der Constitutionnel muß zur Abwechselung wieder ein demokratisches Journal werden. Glücklicher Veron! Es war Zeit, daß du deine Sandalen geschnürt, und in Begleitung deiner achthundert¬ tausend Franke» der ruo as Valois Adieu gesagt. Diese officielle Proclamation der kaiserlichen Demokratie wird auf die Schultern der armen französischen Journalisten fallen, die sich nun wieder mit spitzfindigen Unterschieden zwischen Demagogie und De¬ mokratie abrackern müssen. War es doch so bequem, Demagogen, Demokraten, Re¬ publikaner, Socialisten, Communisten und Räuber durch einander zu werfen, und sich nur an den Wohlklang der Phrase zu halten! Armand Berlin muß auch die bittere demokratische Pille hinabschlucken, denn seine Anhänglichkcitscrklärung ist dem demokra¬ tischen Glaubensbekenntnisse der Regierung vorangegangen. Der Redacteur des Journal des Dcbats hat sich freilich geholfen, indem er feine Liebeserklärung nur an die Monarchie im Allgemeinen und an den Frieden von Bordeaux im Besondern richtete. Bitter und arg bleibt es immerhin, einem demokratischen Herrn dienen zu müssen, nachdem man die trüben Wanderjahre durch die demokratische Republik schon zurückgelegt zu haben glaubte! Die Friedensphrase von Bordeaux, welche Bertin's Zärtlichkeit zu erwecken wußte, wird aber auch von dem neuesten Programme der kaiserlichen Regierung auf¬ gegriffen und als leuchtender Morgenstern an dem offiziellen Thronhimmel aufgesteckt. Napoleon III. fühlt das Unwahrscheinliche seiner Verheißung selbst und ergreift gern jede Gelegenheit, zu versichern, daß es kein Isxsus Imguse gewesen, sondern ein wohl¬ überlegtes, wohlbedachtes Versprechen. Die kriegerischen Anklänge in verschiedenen Reden der kaiserlichen Proconsulcn unsrer Provinzen müssen ungehört verhallen neben den feier¬ lichen wiederholten Betheuerungen des Monarchen. Wer sich an den Eid vom 20. De¬ cember 18-48 und an dessen Lösung vom 2. December 183-1 erinnern wollte, dem genüge zu wissen, daß der Eid eines Republikaners nicht mit dem Worte eines gekrönten Monarchen verglichen werden darf. I/smpirs v'-sse Is psix bleibt ein unbestreitbarer Glaubensartikel im Herzen eines jeden getreuen Unterthans, der Be¬ schützer von Moral und Religion. Nur Ungläubige und Ketzer, wie die Eng¬ länder, können daran zweifeln und in unnützer Rüstung das Geld der Steuerpflich¬ tigen vergeuden. Also d-as Empire wäre fertig und I'kinxirö v'est ihn. trotz des von Thiers verlangten und erlangten Muthes der gottseliger Legislative, dem Präsidenten die Dotationszulage zu verweigern. Deutschland hat erstaunt den verschiedenen Phasen der Entstchungs- und Entwickelungsgeschichte desselben zugesehen; wir haben in raschen Zügen die blutige Taufe vom zweiten December, die Firmung auf den Trinmphreisen und die millioncnstarke Thronentsagung des allgemeinen Stimmrechts zu Gunsten seines gekrönten Nachfolgers an uns vorübcreilcn sehen, und doch erscheint auch in diesem Momente noch Alles so unglaublich, unmöglich, daß man den Philosophen Zeno be¬ greift, den der Augenschein nicht überzeugen konnte, daß Achill eine Schnecke einzuholen vermag. Der Schlüssel zu den unerwarteten Ereignissen der letzten zwei Jahre mag wol leicht aufgefunden werden, allein das Ganze bleibt doch gleich unerklärt, weil jeder Tag ein neues Räthsel bringt. Da haben Sie zum Beispiel das Resultat der letzten Abstimmung. Selbst die Erwartungen des Schneiders Dusanton sind übertreffen, und doch habe ich weder in Paris, noch auf dem Lande bisher einem einzigen Menschen von unabhängiger Stellung begegnet, welcher der Regierung Louis Napoleon's zugethan wäre. Von Paris zumal kaun man mit Zuversicht behaupten, daß unter den Leuten, 'die für das Kaiserreich gestimmt, nicht der dritte Theil Louis Napoleon wirklich geneigt os"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/445>, abgerufen am 27.09.2024.