Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.Wein, welche ihre Ranken bis ans die höchsten Spitzen der Bäume Hinanstreiben Farmer und Neger, die beim Urbarmachen der Wälder hinlänglich Gelegen¬ Sobald man sich nun des Morgens von der Matratze erhoben hat und unter Um 7 Uhr wird mit einer Glocke das Zeichen zum Breakfast gegeben. Wie 37"
Wein, welche ihre Ranken bis ans die höchsten Spitzen der Bäume Hinanstreiben Farmer und Neger, die beim Urbarmachen der Wälder hinlänglich Gelegen¬ Sobald man sich nun des Morgens von der Matratze erhoben hat und unter Um 7 Uhr wird mit einer Glocke das Zeichen zum Breakfast gegeben. Wie 37"
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0301" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/95282"/> <p xml:id="ID_869" prev="#ID_868"> Wein, welche ihre Ranken bis ans die höchsten Spitzen der Bäume Hinanstreiben<lb/> und diese noch überwölben, und am Boden mit ihren armdicken Stämmen oder<lb/> ihren stachlichten Zweigen dem Wanderer den Zutritt verweigern, wuchern in<lb/> dunkelem Grün, und verursachen die seuchte, drückende Schwüle, welche Leben<lb/> über die vegetabilische Natur, aber Siechthum und Tod über die Menschen breitet<lb/> welche mit Axt und Pflug der Cultur die Bahn brechen, und zuerst Meuschen-<lb/> hütten da bauen, wo nur Würmer und Reptilien -ihre Stätte hatten.</p><lb/> <p xml:id="ID_870"> Farmer und Neger, die beim Urbarmachen der Wälder hinlänglich Gelegen¬<lb/> heishaben, „Moos" von den gefällten Bäumen zu sammeln, verschaffen sich einen<lb/> Nebenverdienst dadurch, daß sie es zum Behuf der Matratzen zubereiten, und in<lb/> dieser Form in den Städten verkaufen. Zu diesem Zwecke muß die graugrüne,<lb/> der Fäulniß unterworfene und im getrockneten Zustande spröde Rinde entfernt<lb/> werden, so daß nur der holzige Kern, einen dünnen, elastischen Faden bildend,<lb/> zurückbleibt. Man gräbt das Moos daher in großen Massen in die Erde und<lb/> läßt die Fäulniß auf die Rinde einwirken, oder man sucht durch Kochen mit<lb/> Wasser dasselbe Resultat -zu erzielen. Nach dieser Vorbereitung wird es gezupft<lb/> und auch wol geklopft, um die Unreinigkeiten, welche aus Erde, Laub, Holz,<lb/> Früchten und vornehmlich aus dem erdigen Staube der Rinde bestehen, zu ent¬<lb/> fernen, und in der. Gestalt von langen, dunkelbraunen verzweigten Fäden zum<lb/> Stopfen der Matratzen verwendet. Möglicher Weise könnte dieses Product als<lb/> Handelsartikel, zum Ersatz d^r theuren Pferdehaare, einmal eine Rolle spielen;<lb/> bis jetzt haben sich wahrscheinlich die Höhe des Arbeitslohnes in Amerika, oder<lb/> sobald es erst in Europa bearbeitet werden sollte, der Mehrbetrag der Fracht,<lb/> welche sich ungefähr auf 1 Cent oder etwas mehr auf das Pfund belaufen<lb/> könnte, als Hindernisse für die Einfuhr in Europa entgegengestellt. Ein Matratzen-<lb/> machcr in New-Orleans erzählte mir, daß er eine kleine Ladung dieses Mooses<lb/> nach Paris gesandt, aber durchaus kein Geschäft damit gemacht habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_871"> Sobald man sich nun des Morgens von der Matratze erhoben hat und unter<lb/> dem Mnsquetvebar hervorgeschlüpft ist, geht man hinunter in die Hausflur oder<lb/> wol gar in den Hof, wo an der Wand mehrere Waschbecken in einem mit<lb/> Höhlungen versehenen Brete stehen; darüber hängen lange Handtücher, deren<lb/> Enden zusammengenäht sind, so daß sie wie eine Rolle ans einer horizontalen<lb/> Stange, an welcher sie hängen, herumgedreht werden können, und daß jeder<lb/> der Gäste das reinste Fleckchen aussuchen kann. Dieser Apparat kommt aus¬<lb/> schließlich den Inhabern des gemeinschaftlichen Schlafsaales zu, während die Be¬<lb/> wohner der einzelnen Zimmer besondere Waschbecken und Handtücher zur Be¬<lb/> nutzung haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_872" next="#ID_873"> Um 7 Uhr wird mit einer Glocke das Zeichen zum Breakfast gegeben. Wie<lb/> durch einen Zauberschlag ist der Speisesaal mit Gästen angefüllt; Jeder sucht<lb/> möglichst rasch einen Platz zu bekommen; der Wirth präsidire an dem einen Ende,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 37"</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0301]
Wein, welche ihre Ranken bis ans die höchsten Spitzen der Bäume Hinanstreiben
und diese noch überwölben, und am Boden mit ihren armdicken Stämmen oder
ihren stachlichten Zweigen dem Wanderer den Zutritt verweigern, wuchern in
dunkelem Grün, und verursachen die seuchte, drückende Schwüle, welche Leben
über die vegetabilische Natur, aber Siechthum und Tod über die Menschen breitet
welche mit Axt und Pflug der Cultur die Bahn brechen, und zuerst Meuschen-
hütten da bauen, wo nur Würmer und Reptilien -ihre Stätte hatten.
Farmer und Neger, die beim Urbarmachen der Wälder hinlänglich Gelegen¬
heishaben, „Moos" von den gefällten Bäumen zu sammeln, verschaffen sich einen
Nebenverdienst dadurch, daß sie es zum Behuf der Matratzen zubereiten, und in
dieser Form in den Städten verkaufen. Zu diesem Zwecke muß die graugrüne,
der Fäulniß unterworfene und im getrockneten Zustande spröde Rinde entfernt
werden, so daß nur der holzige Kern, einen dünnen, elastischen Faden bildend,
zurückbleibt. Man gräbt das Moos daher in großen Massen in die Erde und
läßt die Fäulniß auf die Rinde einwirken, oder man sucht durch Kochen mit
Wasser dasselbe Resultat -zu erzielen. Nach dieser Vorbereitung wird es gezupft
und auch wol geklopft, um die Unreinigkeiten, welche aus Erde, Laub, Holz,
Früchten und vornehmlich aus dem erdigen Staube der Rinde bestehen, zu ent¬
fernen, und in der. Gestalt von langen, dunkelbraunen verzweigten Fäden zum
Stopfen der Matratzen verwendet. Möglicher Weise könnte dieses Product als
Handelsartikel, zum Ersatz d^r theuren Pferdehaare, einmal eine Rolle spielen;
bis jetzt haben sich wahrscheinlich die Höhe des Arbeitslohnes in Amerika, oder
sobald es erst in Europa bearbeitet werden sollte, der Mehrbetrag der Fracht,
welche sich ungefähr auf 1 Cent oder etwas mehr auf das Pfund belaufen
könnte, als Hindernisse für die Einfuhr in Europa entgegengestellt. Ein Matratzen-
machcr in New-Orleans erzählte mir, daß er eine kleine Ladung dieses Mooses
nach Paris gesandt, aber durchaus kein Geschäft damit gemacht habe.
Sobald man sich nun des Morgens von der Matratze erhoben hat und unter
dem Mnsquetvebar hervorgeschlüpft ist, geht man hinunter in die Hausflur oder
wol gar in den Hof, wo an der Wand mehrere Waschbecken in einem mit
Höhlungen versehenen Brete stehen; darüber hängen lange Handtücher, deren
Enden zusammengenäht sind, so daß sie wie eine Rolle ans einer horizontalen
Stange, an welcher sie hängen, herumgedreht werden können, und daß jeder
der Gäste das reinste Fleckchen aussuchen kann. Dieser Apparat kommt aus¬
schließlich den Inhabern des gemeinschaftlichen Schlafsaales zu, während die Be¬
wohner der einzelnen Zimmer besondere Waschbecken und Handtücher zur Be¬
nutzung haben.
Um 7 Uhr wird mit einer Glocke das Zeichen zum Breakfast gegeben. Wie
durch einen Zauberschlag ist der Speisesaal mit Gästen angefüllt; Jeder sucht
möglichst rasch einen Platz zu bekommen; der Wirth präsidire an dem einen Ende,
37"
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |