Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.Laterne, und hier und da suchten unter dem Dache des Markthauses brennende Der Gemüsemarkt war spärlich im Vergleich zu den Märkten der deutschen Laterne, und hier und da suchten unter dem Dache des Markthauses brennende Der Gemüsemarkt war spärlich im Vergleich zu den Märkten der deutschen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0292" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/95273"/> <p xml:id="ID_842" prev="#ID_841"> Laterne, und hier und da suchten unter dem Dache des Markthauses brennende<lb/> Lampen mit dem Tageslichte zu wetteifern. Die Tafeln der Verkäufer waren<lb/> theilweise schon geleert und kündigten mir unzweideutig an, daß der Markt seinem<lb/> Ende entgegengehe, und daß, wer gut kaufen will, früher aufstehen müsse, als<lb/> ich. Ich bin daran gewöhnt, sogleich nach dem Aufstehen meinen Kaffee zu mir<lb/> zu nehmen; solche Gewohnheiten schließt man mit der Zeit in. sein Herz und läßt<lb/> nicht gern davon ab; nun war aber Kaffee und Frühstück in meinem Bvarding-<lb/> hause um 9 Uhr festgesetzt, was half also die liebe Gewohnheit? ich mußte mich<lb/> darein fügen, wie ich mich in manches Andere hatte fügen müssen, und war da¬<lb/> her in die bittere Nothwendigkeit versetzt, meinem raisonnireuden Magen für einige<lb/> Stunden Trost und Hoffnung einzusprechen. Aber freudig war die Ueberraschung,<lb/> als mir neben den mannichfachen Knchensorten ein großer messingener Cylinder<lb/> entgegenstrahlte, welcher zu gleicher Zeit nach Belieben Kaffee oder Chocolade<lb/> hervorsprudelte. Ein Picayune (ö Cent) wanderte aus der Börse in die Hand<lb/> des Cafetier, und dafür wurde Appetit und Durst durch eine Schale siedend¬<lb/> heißen Caffees, und der kleine Antheil Hunger durch so viel Kuchen gestillt, als<lb/> ich zu bedürfen glaubte.</p><lb/> <p xml:id="ID_843" next="#ID_844"> Der Gemüsemarkt war spärlich im Vergleich zu den Märkten der deutschen<lb/> Städte, aber reichlich gegen die meisten Städte des nördlichen Amerika's. Dieser<lb/> Umstand findet seiue Erklärung darin, daß die Englisch-Amerikaner keine besonderen<lb/> Liebhaber dieser Speisen sind, während die Franzosen und Deutschen, welche sich<lb/> in New-Orleans in ziemlicher Anzahl vertreten finden, sich mehr zu denselben hin¬<lb/> gezogen fühlen. Im Allgemeinen weichen die Gemüse wenig von den deutschen<lb/> ab; die verschiedenen Kohlarten, Salat, Sellerie und Rüben sind am stärksten<lb/> vertreten, daneben, obgleich die erste Hälfte des Februar uoch uicht vorüber war,<lb/> grüne Erbsen und Kvizet Mark,o<Z8 oder süße Kartoffeln; letztere stehen in keiner<lb/> Weise zu unsren Kartoffeln, den sogenannten Iri-zd McüvW in verwandtschaftlicher<lb/> Beziehung, sondern sind die, Georginen ähnlichen Knollen einer Convolvulusart.<lb/> Nach IrisK Matoss dagegen wär wenig Nachfrage, da die Kön-et M-roch<lb/> in jeder Beziehung die Stelle derselben vertreten und dem Gaumen der Ameri-<lb/> rikaner, eben so wie dem der Deutschen und Franzosen, nachdem sie sich an den<lb/> süßlichen Geschmack gewöhnt haben, mehr zusagen. Völlig neu waren für mich<lb/> die violetten Früchte der Lg-A-Ma, einer Solanum-Art, welche von der Gestalt<lb/> eines Hühnereies häusig eine Länge von 6 Zoll erreichen. Sie werden in Schei¬<lb/> ben geschnitten, in Mehl gehüllt und in Butter gebraten, und fehlen selten auf<lb/> der Tafel der südlichen Amerikaner, welche sie aber wol weniger wegen ihres<lb/> Wohlgeschmacks, als ans Gewohnheit genießen. Die orangerothen Früchte einer<lb/> andern Solanum-Art waren als Salat weit wohlschmeckender. Dagegen konnte<lb/> ich an den länglichen, grünen Früchten einer Malven-ähnlichen Stande, welche<lb/> gekocht von so schleimiger Beschaffenheit sind, daß sie Faden ziehe», und in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0292]
Laterne, und hier und da suchten unter dem Dache des Markthauses brennende
Lampen mit dem Tageslichte zu wetteifern. Die Tafeln der Verkäufer waren
theilweise schon geleert und kündigten mir unzweideutig an, daß der Markt seinem
Ende entgegengehe, und daß, wer gut kaufen will, früher aufstehen müsse, als
ich. Ich bin daran gewöhnt, sogleich nach dem Aufstehen meinen Kaffee zu mir
zu nehmen; solche Gewohnheiten schließt man mit der Zeit in. sein Herz und läßt
nicht gern davon ab; nun war aber Kaffee und Frühstück in meinem Bvarding-
hause um 9 Uhr festgesetzt, was half also die liebe Gewohnheit? ich mußte mich
darein fügen, wie ich mich in manches Andere hatte fügen müssen, und war da¬
her in die bittere Nothwendigkeit versetzt, meinem raisonnireuden Magen für einige
Stunden Trost und Hoffnung einzusprechen. Aber freudig war die Ueberraschung,
als mir neben den mannichfachen Knchensorten ein großer messingener Cylinder
entgegenstrahlte, welcher zu gleicher Zeit nach Belieben Kaffee oder Chocolade
hervorsprudelte. Ein Picayune (ö Cent) wanderte aus der Börse in die Hand
des Cafetier, und dafür wurde Appetit und Durst durch eine Schale siedend¬
heißen Caffees, und der kleine Antheil Hunger durch so viel Kuchen gestillt, als
ich zu bedürfen glaubte.
Der Gemüsemarkt war spärlich im Vergleich zu den Märkten der deutschen
Städte, aber reichlich gegen die meisten Städte des nördlichen Amerika's. Dieser
Umstand findet seiue Erklärung darin, daß die Englisch-Amerikaner keine besonderen
Liebhaber dieser Speisen sind, während die Franzosen und Deutschen, welche sich
in New-Orleans in ziemlicher Anzahl vertreten finden, sich mehr zu denselben hin¬
gezogen fühlen. Im Allgemeinen weichen die Gemüse wenig von den deutschen
ab; die verschiedenen Kohlarten, Salat, Sellerie und Rüben sind am stärksten
vertreten, daneben, obgleich die erste Hälfte des Februar uoch uicht vorüber war,
grüne Erbsen und Kvizet Mark,o<Z8 oder süße Kartoffeln; letztere stehen in keiner
Weise zu unsren Kartoffeln, den sogenannten Iri-zd McüvW in verwandtschaftlicher
Beziehung, sondern sind die, Georginen ähnlichen Knollen einer Convolvulusart.
Nach IrisK Matoss dagegen wär wenig Nachfrage, da die Kön-et M-roch
in jeder Beziehung die Stelle derselben vertreten und dem Gaumen der Ameri-
rikaner, eben so wie dem der Deutschen und Franzosen, nachdem sie sich an den
süßlichen Geschmack gewöhnt haben, mehr zusagen. Völlig neu waren für mich
die violetten Früchte der Lg-A-Ma, einer Solanum-Art, welche von der Gestalt
eines Hühnereies häusig eine Länge von 6 Zoll erreichen. Sie werden in Schei¬
ben geschnitten, in Mehl gehüllt und in Butter gebraten, und fehlen selten auf
der Tafel der südlichen Amerikaner, welche sie aber wol weniger wegen ihres
Wohlgeschmacks, als ans Gewohnheit genießen. Die orangerothen Früchte einer
andern Solanum-Art waren als Salat weit wohlschmeckender. Dagegen konnte
ich an den länglichen, grünen Früchten einer Malven-ähnlichen Stande, welche
gekocht von so schleimiger Beschaffenheit sind, daß sie Faden ziehe», und in
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