Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Bürde nicht merkt. Das nennt man Prvfitka. ' Es ist ein feines, polirtes, vor¬
nehmes Wort.

Wer nach Polen reisen muß -- wer nicht muß, geht ohnedies nicht hin --
der möge diese beiden Wörter in dem Wörterbuch seines Gedächtnisses notiren,
um den Geschäftsverkehr dort zu verstehen. Wer ein ehrlicher Mann ist, und
für Unrecht hält, die Schlechtigkeit Anderer dadurch zu befördern, daß er mit ihnen
in ihrer Sprache spricht, dem sei dringend gerathen, unter allen Umständen
keinen Geschäftögewiun in Pole" zu suchen.




Gin Ausflug nach Nürnberg.
'^

Mau muß den Nürnberger" die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie
für ihre Verga"gerben sowol, als für die ausgezeichnete" Männer, dere" Thaten,
Arbeiten und Werke der Stadt zu Ente gekommen sind, eine hohe Pietät hege".
Das Bedenken an Letztere wird durch Monumente oder Gedenksteine der Gegen¬
wart zurückgerufen; Plätze und Straße" führe" noch heute nach ihnen ihre Name".
Man hat einen Dürer'splalz, Dürer'östraße, eine Haus Sachs Straße, eben so
eine Grübel'sstraße, zum Gedächtniß des Volksdichtcrs dieses Namens, der im
vorige" Jahrhundert blühte und -1809 starb. Die Häuser, i" de"e" diese Männer
lebte", sind durch Gedenktafeln bezeichnet. Dürer, der.unter deu bedeutenden
Geistern, deren Werke Nürnberg zur Zierde und deren Namen ihm zum Nnbnie
gereichen, die höchste Stelle einnimmt, ist in neuerer Zeit durch ein schönes
Standbild von Erz geehrt, das am 21. Mai 1840 auf dein gleichnanngeu Platte
enthüllt wurde. Das Modell ist vou Rauch, deo vorzüglich gelungene Erzguß
von Burgschmiet. Auch ein Dürer'sbrunnen ist 'ans dem Maxplatze 1821 von
Heideloff erbaut. Auf dem Egydienplatz befindet sich vor dem Gymnasialgebäude
eine steinerne Bildsäule Melanchthon's von Burgschmiet; sie wurde 1826 am
23. Mai bei dem dreihnndertjährigen Jubiläum des Gymnasiunis errichtet, zu
dessen Gründung Melanchthon deu Rath gegeben hatte.

Dieser lebhaftem Erinnerung an die Vergangenheit ist in Nürnberg auch die
Ueberlieferung der Häuser zu denken, in denen historisch berühmte Männer zur
Zeit ihres Aufenthaltes i" der Stadt wohnten. So wird das Sorz'sche Hans
als das bezeichnet, in dem Wallenstein 1630 und später 1669 der Hauptvvll-
bringer seines Sturzes, Octavio Piccolomini, gewohnt haben; das Platner'sche
Hans, gerade über der Egydienkirche, beherbergte Gustav Adolph. Das An¬
denken an den Letztern ist in Nürnberg, wie es scheint, sehr lebendig geblieben;
anßer daß er als der große Vorkämpfer des Protestantismus dieser altprotestan-


Grenzboteu. IV. 1362. 33

Bürde nicht merkt. Das nennt man Prvfitka. ' Es ist ein feines, polirtes, vor¬
nehmes Wort.

Wer nach Polen reisen muß — wer nicht muß, geht ohnedies nicht hin —
der möge diese beiden Wörter in dem Wörterbuch seines Gedächtnisses notiren,
um den Geschäftsverkehr dort zu verstehen. Wer ein ehrlicher Mann ist, und
für Unrecht hält, die Schlechtigkeit Anderer dadurch zu befördern, daß er mit ihnen
in ihrer Sprache spricht, dem sei dringend gerathen, unter allen Umständen
keinen Geschäftögewiun in Pole» zu suchen.




Gin Ausflug nach Nürnberg.
'^

Mau muß den Nürnberger» die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie
für ihre Verga»gerben sowol, als für die ausgezeichnete» Männer, dere» Thaten,
Arbeiten und Werke der Stadt zu Ente gekommen sind, eine hohe Pietät hege».
Das Bedenken an Letztere wird durch Monumente oder Gedenksteine der Gegen¬
wart zurückgerufen; Plätze und Straße» führe» noch heute nach ihnen ihre Name».
Man hat einen Dürer'splalz, Dürer'östraße, eine Haus Sachs Straße, eben so
eine Grübel'sstraße, zum Gedächtniß des Volksdichtcrs dieses Namens, der im
vorige» Jahrhundert blühte und -1809 starb. Die Häuser, i» de»e» diese Männer
lebte», sind durch Gedenktafeln bezeichnet. Dürer, der.unter deu bedeutenden
Geistern, deren Werke Nürnberg zur Zierde und deren Namen ihm zum Nnbnie
gereichen, die höchste Stelle einnimmt, ist in neuerer Zeit durch ein schönes
Standbild von Erz geehrt, das am 21. Mai 1840 auf dein gleichnanngeu Platte
enthüllt wurde. Das Modell ist vou Rauch, deo vorzüglich gelungene Erzguß
von Burgschmiet. Auch ein Dürer'sbrunnen ist 'ans dem Maxplatze 1821 von
Heideloff erbaut. Auf dem Egydienplatz befindet sich vor dem Gymnasialgebäude
eine steinerne Bildsäule Melanchthon's von Burgschmiet; sie wurde 1826 am
23. Mai bei dem dreihnndertjährigen Jubiläum des Gymnasiunis errichtet, zu
dessen Gründung Melanchthon deu Rath gegeben hatte.

Dieser lebhaftem Erinnerung an die Vergangenheit ist in Nürnberg auch die
Ueberlieferung der Häuser zu denken, in denen historisch berühmte Männer zur
Zeit ihres Aufenthaltes i» der Stadt wohnten. So wird das Sorz'sche Hans
als das bezeichnet, in dem Wallenstein 1630 und später 1669 der Hauptvvll-
bringer seines Sturzes, Octavio Piccolomini, gewohnt haben; das Platner'sche
Hans, gerade über der Egydienkirche, beherbergte Gustav Adolph. Das An¬
denken an den Letztern ist in Nürnberg, wie es scheint, sehr lebendig geblieben;
anßer daß er als der große Vorkämpfer des Protestantismus dieser altprotestan-


Grenzboteu. IV. 1362. 33
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0267" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/95248"/>
          <p xml:id="ID_782" prev="#ID_781"> Bürde nicht merkt. Das nennt man Prvfitka. ' Es ist ein feines, polirtes, vor¬<lb/>
nehmes Wort.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_783"> Wer nach Polen reisen muß &#x2014; wer nicht muß, geht ohnedies nicht hin &#x2014;<lb/>
der möge diese beiden Wörter in dem Wörterbuch seines Gedächtnisses notiren,<lb/>
um den Geschäftsverkehr dort zu verstehen. Wer ein ehrlicher Mann ist, und<lb/>
für Unrecht hält, die Schlechtigkeit Anderer dadurch zu befördern, daß er mit ihnen<lb/>
in ihrer Sprache spricht, dem sei dringend gerathen, unter allen Umständen<lb/>
keinen Geschäftögewiun in Pole» zu suchen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Gin Ausflug nach Nürnberg.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> '^</head><lb/>
            <p xml:id="ID_784"> Mau muß den Nürnberger» die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie<lb/>
für ihre Verga»gerben sowol, als für die ausgezeichnete» Männer, dere» Thaten,<lb/>
Arbeiten und Werke der Stadt zu Ente gekommen sind, eine hohe Pietät hege».<lb/>
Das Bedenken an Letztere wird durch Monumente oder Gedenksteine der Gegen¬<lb/>
wart zurückgerufen; Plätze und Straße» führe» noch heute nach ihnen ihre Name».<lb/>
Man hat einen Dürer'splalz, Dürer'östraße, eine Haus Sachs Straße, eben so<lb/>
eine Grübel'sstraße, zum Gedächtniß des Volksdichtcrs dieses Namens, der im<lb/>
vorige» Jahrhundert blühte und -1809 starb. Die Häuser, i» de»e» diese Männer<lb/>
lebte», sind durch Gedenktafeln bezeichnet. Dürer, der.unter deu bedeutenden<lb/>
Geistern, deren Werke Nürnberg zur Zierde und deren Namen ihm zum Nnbnie<lb/>
gereichen, die höchste Stelle einnimmt, ist in neuerer Zeit durch ein schönes<lb/>
Standbild von Erz geehrt, das am 21. Mai 1840 auf dein gleichnanngeu Platte<lb/>
enthüllt wurde. Das Modell ist vou Rauch, deo vorzüglich gelungene Erzguß<lb/>
von Burgschmiet. Auch ein Dürer'sbrunnen ist 'ans dem Maxplatze 1821 von<lb/>
Heideloff erbaut. Auf dem Egydienplatz befindet sich vor dem Gymnasialgebäude<lb/>
eine steinerne Bildsäule Melanchthon's von Burgschmiet; sie wurde 1826 am<lb/>
23. Mai bei dem dreihnndertjährigen Jubiläum des Gymnasiunis errichtet, zu<lb/>
dessen Gründung Melanchthon deu Rath gegeben hatte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_785" next="#ID_786"> Dieser lebhaftem Erinnerung an die Vergangenheit ist in Nürnberg auch die<lb/>
Ueberlieferung der Häuser zu denken, in denen historisch berühmte Männer zur<lb/>
Zeit ihres Aufenthaltes i» der Stadt wohnten. So wird das Sorz'sche Hans<lb/>
als das bezeichnet, in dem Wallenstein 1630 und später 1669 der Hauptvvll-<lb/>
bringer seines Sturzes, Octavio Piccolomini, gewohnt haben; das Platner'sche<lb/>
Hans, gerade über der Egydienkirche, beherbergte Gustav Adolph. Das An¬<lb/>
denken an den Letztern ist in Nürnberg, wie es scheint, sehr lebendig geblieben;<lb/>
anßer daß er als der große Vorkämpfer des Protestantismus dieser altprotestan-</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboteu. IV. 1362. 33</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0267] Bürde nicht merkt. Das nennt man Prvfitka. ' Es ist ein feines, polirtes, vor¬ nehmes Wort. Wer nach Polen reisen muß — wer nicht muß, geht ohnedies nicht hin — der möge diese beiden Wörter in dem Wörterbuch seines Gedächtnisses notiren, um den Geschäftsverkehr dort zu verstehen. Wer ein ehrlicher Mann ist, und für Unrecht hält, die Schlechtigkeit Anderer dadurch zu befördern, daß er mit ihnen in ihrer Sprache spricht, dem sei dringend gerathen, unter allen Umständen keinen Geschäftögewiun in Pole» zu suchen. Gin Ausflug nach Nürnberg. '^ Mau muß den Nürnberger» die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie für ihre Verga»gerben sowol, als für die ausgezeichnete» Männer, dere» Thaten, Arbeiten und Werke der Stadt zu Ente gekommen sind, eine hohe Pietät hege». Das Bedenken an Letztere wird durch Monumente oder Gedenksteine der Gegen¬ wart zurückgerufen; Plätze und Straße» führe» noch heute nach ihnen ihre Name». Man hat einen Dürer'splalz, Dürer'östraße, eine Haus Sachs Straße, eben so eine Grübel'sstraße, zum Gedächtniß des Volksdichtcrs dieses Namens, der im vorige» Jahrhundert blühte und -1809 starb. Die Häuser, i» de»e» diese Männer lebte», sind durch Gedenktafeln bezeichnet. Dürer, der.unter deu bedeutenden Geistern, deren Werke Nürnberg zur Zierde und deren Namen ihm zum Nnbnie gereichen, die höchste Stelle einnimmt, ist in neuerer Zeit durch ein schönes Standbild von Erz geehrt, das am 21. Mai 1840 auf dein gleichnanngeu Platte enthüllt wurde. Das Modell ist vou Rauch, deo vorzüglich gelungene Erzguß von Burgschmiet. Auch ein Dürer'sbrunnen ist 'ans dem Maxplatze 1821 von Heideloff erbaut. Auf dem Egydienplatz befindet sich vor dem Gymnasialgebäude eine steinerne Bildsäule Melanchthon's von Burgschmiet; sie wurde 1826 am 23. Mai bei dem dreihnndertjährigen Jubiläum des Gymnasiunis errichtet, zu dessen Gründung Melanchthon deu Rath gegeben hatte. Dieser lebhaftem Erinnerung an die Vergangenheit ist in Nürnberg auch die Ueberlieferung der Häuser zu denken, in denen historisch berühmte Männer zur Zeit ihres Aufenthaltes i» der Stadt wohnten. So wird das Sorz'sche Hans als das bezeichnet, in dem Wallenstein 1630 und später 1669 der Hauptvvll- bringer seines Sturzes, Octavio Piccolomini, gewohnt haben; das Platner'sche Hans, gerade über der Egydienkirche, beherbergte Gustav Adolph. Das An¬ denken an den Letztern ist in Nürnberg, wie es scheint, sehr lebendig geblieben; anßer daß er als der große Vorkämpfer des Protestantismus dieser altprotestan- Grenzboteu. IV. 1362. 33

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/267
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/267>, abgerufen am 27.09.2024.