Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.zusammensuchten, sobald aber einmal der Entschluß gefaßt war, schon aus Stolz mit Briefwechsel zwischen dem Grasen von Mirabeau und dem Fürsten zusammensuchten, sobald aber einmal der Entschluß gefaßt war, schon aus Stolz mit Briefwechsel zwischen dem Grasen von Mirabeau und dem Fürsten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0528" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94969"/> <p xml:id="ID_1554" prev="#ID_1553"> zusammensuchten, sobald aber einmal der Entschluß gefaßt war, schon aus Stolz mit<lb/> eben so großer Entschiedenheit dabei beharrten. Droysen hat diese Seite seines Helden<lb/> sehr richtig hervorgehoben; er hat sich vielleicht etwas zu sehr hineiugedacht und dadurch<lb/> der entgegengesetzten Seite etwas an ihrem Recht entzogen. Selbst aus die Benutzung<lb/> seiner Quellen hat das einigen Einfluß gehabt. Nach der vorliegenden Darstellung sieht<lb/> es so aus, als ob z. B. Schön mit dem Verhalten Uork's vollkommen einverstanden<lb/> gewesen wäre, und das war doch nur sehr bedingt der Fall. Da das Werk doch vor¬<lb/> zugsweise als eine historische Quelle zu betrachten ist, hätte es uns zweckmäßig geschienen,<lb/> wenn der Geschichtschreiber auch den persönlichen Ansichten eines Mannes wie Schön<lb/> über seinen Helden Raum gegeben hätte, mochte er nun dieselben theilen oder nicht.<lb/> Das Urtheil bedeutender Zeitgenossen gehört immer zu den Quellen der Geschichte. Da<lb/> es noch immer zweifelhaft ist, ob dieser greise Staatsmann den reichen Schatz seiner<lb/> Erfahrungen auf irgend eine Weise dem Publicum mittheilen wird, so sollte man alle<lb/> einzelnen Mittheilungen desselben mit der größten Sorgfalt aufbewahren. — Wenn aber<lb/> die einzelnen bedeutenden Personen, deren Namen uns von früherer Zeit her geläufig<lb/> sind, nicht ganz den Eindruck aus uns machen, den wir erwartete», so tritt dagegen die<lb/> Gesammtheit des Volks in einem überaus günstigen Licht hervor. Die Aufopferung der<lb/> so schrecklich heimgesuchten Provinz in jenen drangvollen Zeiten ist des höchsten Ruhmes<lb/> würdig, und es ist ein großes Verdienst von Droysen, dieses so scharf hervorgehoben<lb/> zu haben. — Das Buch wird wesentlich dazu beitragen, dem patriotischen Gefühl ein<lb/> reicheres Material und eine größere Klarheit zu geben. Es wird uns selbst ein Trost<lb/> fein können für unsre Zeiten, da es uns lehrt, daß auch von untergeordneten Kräften<lb/> Großes gewirkt werden kann, sobald nur in dem Volk selbst eine sichere Grundlage<lb/> vorhanden ist. Es ist auch in sofern wichtig, als es dazu beiträgt, uns die unendlich<lb/> wichtige Lage Preußens in der großen Weltbewegung, gleichsam seine historische Noth¬<lb/> wendigkeit zu versinnlichen und uns immer von Neuem einzuschärfen, daß ohne eine wirk¬<lb/> liche Erhebung Preußens der Fortschritt und die Freiheit Deutschlands eine sehr zweifel¬<lb/> hafte Sache bleibt. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1555" next="#ID_1556"> Briefwechsel zwischen dem Grasen von Mirabeau und dem Fürsten<lb/> von Arenberg, Grasen von der Mark während der Jahre 1 789, 1790 u.<lb/> 1791. Nach der französischen Ausgabe des Herrn v. Bacourt deutsch bearbeitet von<lb/> Stabeler. Dritter Band. (Brüssel und Leipzig, Mayer und Flatau.) — Wir haben<lb/> die beiden ersten Bände bereits früher besprochen und auf die unendliche Wichtigkeit<lb/> dieses Werkes für die Kenntniß der geheimeren Fäden jener denkwürdigen Zeit hingewiesen.<lb/> Der dritte Band geht noch über Mirabeau's Tod hinaus. Er enthält den Briefwechsel<lb/> des Grasen von der Mark bis zum Eude des Jahres 1793, namentlich mit dem Grasen<lb/> v. Montmorin und dem Grafen v. Mercy d'Argenteau, außerdem aber noch eine große Zahl von<lb/> anderweitigen Briefen und Ackerstücken, die in jene Zeit fallen. Die Anmerkungen des deutschen<lb/> Herausgebers sind sehr verständig und dienen dazu, auch denjenigen Theil des Publicums,<lb/> der mit den Details der Geschichte weniger vertraut ist, zu orientiren. Der Band ist<lb/> mit einem Autograph Marien Antoinettens verziert, von der in dieser Sammlung<lb/> mehrere Briefe aufgenommen sind. — Eigenthümlich genug macht sich freilich dieses<lb/> fortwährende selbstgefällige Schaffen und Wirken der Diplomatie, während doch ganz<lb/> andere historische Kräfte auf den Schauplatz traten und der kleinen Staatsklugheit der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0528]
zusammensuchten, sobald aber einmal der Entschluß gefaßt war, schon aus Stolz mit
eben so großer Entschiedenheit dabei beharrten. Droysen hat diese Seite seines Helden
sehr richtig hervorgehoben; er hat sich vielleicht etwas zu sehr hineiugedacht und dadurch
der entgegengesetzten Seite etwas an ihrem Recht entzogen. Selbst aus die Benutzung
seiner Quellen hat das einigen Einfluß gehabt. Nach der vorliegenden Darstellung sieht
es so aus, als ob z. B. Schön mit dem Verhalten Uork's vollkommen einverstanden
gewesen wäre, und das war doch nur sehr bedingt der Fall. Da das Werk doch vor¬
zugsweise als eine historische Quelle zu betrachten ist, hätte es uns zweckmäßig geschienen,
wenn der Geschichtschreiber auch den persönlichen Ansichten eines Mannes wie Schön
über seinen Helden Raum gegeben hätte, mochte er nun dieselben theilen oder nicht.
Das Urtheil bedeutender Zeitgenossen gehört immer zu den Quellen der Geschichte. Da
es noch immer zweifelhaft ist, ob dieser greise Staatsmann den reichen Schatz seiner
Erfahrungen auf irgend eine Weise dem Publicum mittheilen wird, so sollte man alle
einzelnen Mittheilungen desselben mit der größten Sorgfalt aufbewahren. — Wenn aber
die einzelnen bedeutenden Personen, deren Namen uns von früherer Zeit her geläufig
sind, nicht ganz den Eindruck aus uns machen, den wir erwartete», so tritt dagegen die
Gesammtheit des Volks in einem überaus günstigen Licht hervor. Die Aufopferung der
so schrecklich heimgesuchten Provinz in jenen drangvollen Zeiten ist des höchsten Ruhmes
würdig, und es ist ein großes Verdienst von Droysen, dieses so scharf hervorgehoben
zu haben. — Das Buch wird wesentlich dazu beitragen, dem patriotischen Gefühl ein
reicheres Material und eine größere Klarheit zu geben. Es wird uns selbst ein Trost
fein können für unsre Zeiten, da es uns lehrt, daß auch von untergeordneten Kräften
Großes gewirkt werden kann, sobald nur in dem Volk selbst eine sichere Grundlage
vorhanden ist. Es ist auch in sofern wichtig, als es dazu beiträgt, uns die unendlich
wichtige Lage Preußens in der großen Weltbewegung, gleichsam seine historische Noth¬
wendigkeit zu versinnlichen und uns immer von Neuem einzuschärfen, daß ohne eine wirk¬
liche Erhebung Preußens der Fortschritt und die Freiheit Deutschlands eine sehr zweifel¬
hafte Sache bleibt. —
Briefwechsel zwischen dem Grasen von Mirabeau und dem Fürsten
von Arenberg, Grasen von der Mark während der Jahre 1 789, 1790 u.
1791. Nach der französischen Ausgabe des Herrn v. Bacourt deutsch bearbeitet von
Stabeler. Dritter Band. (Brüssel und Leipzig, Mayer und Flatau.) — Wir haben
die beiden ersten Bände bereits früher besprochen und auf die unendliche Wichtigkeit
dieses Werkes für die Kenntniß der geheimeren Fäden jener denkwürdigen Zeit hingewiesen.
Der dritte Band geht noch über Mirabeau's Tod hinaus. Er enthält den Briefwechsel
des Grasen von der Mark bis zum Eude des Jahres 1793, namentlich mit dem Grasen
v. Montmorin und dem Grafen v. Mercy d'Argenteau, außerdem aber noch eine große Zahl von
anderweitigen Briefen und Ackerstücken, die in jene Zeit fallen. Die Anmerkungen des deutschen
Herausgebers sind sehr verständig und dienen dazu, auch denjenigen Theil des Publicums,
der mit den Details der Geschichte weniger vertraut ist, zu orientiren. Der Band ist
mit einem Autograph Marien Antoinettens verziert, von der in dieser Sammlung
mehrere Briefe aufgenommen sind. — Eigenthümlich genug macht sich freilich dieses
fortwährende selbstgefällige Schaffen und Wirken der Diplomatie, während doch ganz
andere historische Kräfte auf den Schauplatz traten und der kleinen Staatsklugheit der
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