Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.gegen nahm sich einmal die Freimüthige Sachsenzeitung der preußischen Hegemonie Allerdings wird die Lage der preußischen Regierung dadurch wesentlich erschwert, Wenn wir aber in dieser Handelsfrage den Gang der preußischen Politik gegen nahm sich einmal die Freimüthige Sachsenzeitung der preußischen Hegemonie Allerdings wird die Lage der preußischen Regierung dadurch wesentlich erschwert, Wenn wir aber in dieser Handelsfrage den Gang der preußischen Politik <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0520" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94961"/> <p xml:id="ID_1529" prev="#ID_1528"> gegen nahm sich einmal die Freimüthige Sachsenzeitung der preußischen Hegemonie<lb/> an, und ermahnte die preußische Negierung sehr ernstlich, sie solle doch ihren Ein¬<lb/> fluß auf das übrige Deutschland nicht dadurch aufgeben, daß sie muthwillig den<lb/> Zollverein aus einander fallen ljeße. Hier kann man wirklich das Sprichwort anwen¬<lb/> den, welches bei ähnlicher Gelegenheit in Frankfurt der alte Welcker in den Mund<lb/> nahm: Mit Speck sängt man Mäuse. Preußens Aufgabe in dieser Situation<lb/> ist keine andere, als die, seine zersplitterte Lage zu einem zusammenhängenden<lb/> Gebiet zu ergänzen, welches eine verständige, consequente und entwickelungsfähige<lb/> Handelspolitik zuläßt. Eine solche Politik ließ das alte Gebiet des Zollvereins<lb/> nicht zu, und eben so wenig ist sie bei einem Zollverein mit Oestreich denkbar.</p><lb/> <p xml:id="ID_1530"> Allerdings wird die Lage der preußischen Regierung dadurch wesentlich erschwert,<lb/> daß sie ihre Gegner nicht blos im feindlichen Lager zu suchen hat. Das in»ß<lb/> mau sehr wohl in Anschlag bringe», wenn man mit den Vorwürfen gegen Preußen<lb/> uicht ungerecht sein will. Wir wollen sehr gern alle die schweren Beschuldigungen<lb/> zugeben, die man gegen die Politik der letzten Jahre erhoben hat, aber einiger¬<lb/> maßen werden sie geschwächt durch die Unzuverlässigkeit seiner Bundesgenossen,<lb/> die doch nicht blos aus der Schwäche des preußischen Cabinets herzuleiten ist.<lb/> Hannover scheint die Rolle, die es zur Zeit der Union spielte, wieder ausnehmen<lb/> zu wollen, wenn auch nicht in so scharf markirten Zügen. Wir hätten nichts da¬<lb/> gegen einzuwenden, wenn es sich hier blos um eine Collision natürlicher Inter¬<lb/> essen handelte. Wie jetzt die öffentlichen Verhältnisse in Deutschland stehen, kann<lb/> man es deu einzelnen Staaten nicht im mindesten verdenken, wenn sie immer zu¬<lb/> erst die eigenen Interessen zu Rathe ziehen. Aber der Septcmberverein war<lb/> günstiger für Hannover, als für Preußen, und wenn trotzdem die hannoversche<lb/> Regierung wenigstens indirect den Absichten der Koalition in die Hände arbeitet,<lb/> so kann man das uur aus einer geheimen Abneigung gegen Preußen erklären,<lb/> und das ist ein Motiv, welches sich vor einer gesunden Politik nicht behaupten<lb/> kann. Es ist jetzt, freilich uicht ohne Schuld der preußischen Regierung, so weit<lb/> gekommen, daß alle Welt gern einen gewissen Schaden ans sich nimmt, wenn man<lb/> davon die Schuld nnr Preußen zuschieben kann. Bei dieser Art von Gefühls-<lb/> polilik läßt sich an eine verständige Losung nicht denken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1531"> Wenn wir aber in dieser Handelsfrage den Gang der preußischen Politik<lb/> wenigstens im Allgemeinen rechtfertigen müssen, so ist das bei einer andern ernster»<lb/> Frage, der Schleswig-holsteinischen, die jetzt durch den Bundestagsbeschluß und<lb/> dessen Publication in einem dänischen Blatt ihre Erledigung gefunden hat, keines¬<lb/> wegs der Fall. Das ist ein schwarzes Blatt in der preußischen Geschichte, wir<lb/> kennen kein schwärzeres. Der Bundestag billigt vollkommen alle Schritte der<lb/> dänischen Regierung, während er in der vormärzlichen Zeit gegen die Über¬<lb/> schreitung derselben energisch protestirt hatte. Er legt wegen des Einfalls<lb/> der Deutschen in den Herzogthümern ein patsr xeeeavi, ab, und der mit den'</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0520]
gegen nahm sich einmal die Freimüthige Sachsenzeitung der preußischen Hegemonie
an, und ermahnte die preußische Negierung sehr ernstlich, sie solle doch ihren Ein¬
fluß auf das übrige Deutschland nicht dadurch aufgeben, daß sie muthwillig den
Zollverein aus einander fallen ljeße. Hier kann man wirklich das Sprichwort anwen¬
den, welches bei ähnlicher Gelegenheit in Frankfurt der alte Welcker in den Mund
nahm: Mit Speck sängt man Mäuse. Preußens Aufgabe in dieser Situation
ist keine andere, als die, seine zersplitterte Lage zu einem zusammenhängenden
Gebiet zu ergänzen, welches eine verständige, consequente und entwickelungsfähige
Handelspolitik zuläßt. Eine solche Politik ließ das alte Gebiet des Zollvereins
nicht zu, und eben so wenig ist sie bei einem Zollverein mit Oestreich denkbar.
Allerdings wird die Lage der preußischen Regierung dadurch wesentlich erschwert,
daß sie ihre Gegner nicht blos im feindlichen Lager zu suchen hat. Das in»ß
mau sehr wohl in Anschlag bringe», wenn man mit den Vorwürfen gegen Preußen
uicht ungerecht sein will. Wir wollen sehr gern alle die schweren Beschuldigungen
zugeben, die man gegen die Politik der letzten Jahre erhoben hat, aber einiger¬
maßen werden sie geschwächt durch die Unzuverlässigkeit seiner Bundesgenossen,
die doch nicht blos aus der Schwäche des preußischen Cabinets herzuleiten ist.
Hannover scheint die Rolle, die es zur Zeit der Union spielte, wieder ausnehmen
zu wollen, wenn auch nicht in so scharf markirten Zügen. Wir hätten nichts da¬
gegen einzuwenden, wenn es sich hier blos um eine Collision natürlicher Inter¬
essen handelte. Wie jetzt die öffentlichen Verhältnisse in Deutschland stehen, kann
man es deu einzelnen Staaten nicht im mindesten verdenken, wenn sie immer zu¬
erst die eigenen Interessen zu Rathe ziehen. Aber der Septcmberverein war
günstiger für Hannover, als für Preußen, und wenn trotzdem die hannoversche
Regierung wenigstens indirect den Absichten der Koalition in die Hände arbeitet,
so kann man das uur aus einer geheimen Abneigung gegen Preußen erklären,
und das ist ein Motiv, welches sich vor einer gesunden Politik nicht behaupten
kann. Es ist jetzt, freilich uicht ohne Schuld der preußischen Regierung, so weit
gekommen, daß alle Welt gern einen gewissen Schaden ans sich nimmt, wenn man
davon die Schuld nnr Preußen zuschieben kann. Bei dieser Art von Gefühls-
polilik läßt sich an eine verständige Losung nicht denken.
Wenn wir aber in dieser Handelsfrage den Gang der preußischen Politik
wenigstens im Allgemeinen rechtfertigen müssen, so ist das bei einer andern ernster»
Frage, der Schleswig-holsteinischen, die jetzt durch den Bundestagsbeschluß und
dessen Publication in einem dänischen Blatt ihre Erledigung gefunden hat, keines¬
wegs der Fall. Das ist ein schwarzes Blatt in der preußischen Geschichte, wir
kennen kein schwärzeres. Der Bundestag billigt vollkommen alle Schritte der
dänischen Regierung, während er in der vormärzlichen Zeit gegen die Über¬
schreitung derselben energisch protestirt hatte. Er legt wegen des Einfalls
der Deutschen in den Herzogthümern ein patsr xeeeavi, ab, und der mit den'
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