Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.Von historischen Büchern haben wir zunächst eine Reihe von Uebersetzungen anzu¬ Von historischen Büchern haben wir zunächst eine Reihe von Uebersetzungen anzu¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0490" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94931"/> <p xml:id="ID_1445" next="#ID_1446"> Von historischen Büchern haben wir zunächst eine Reihe von Uebersetzungen anzu¬<lb/> führen. Macaulay's Geschichte von England ist wieder in einer neuen Ueber-<lb/> setzung von Lemcke (Braunschweig, Leibrock) erschienen. Genau das Verhältniß derselben<lb/> zu den bisherigen Uebersetzungen, namentlich denen von Butan und von Beseler festzu¬<lb/> stellen, dürfte schwierig sein. Wir können der gegenwärtigen Uebersetzung aber wenigstens<lb/> das Zeugniß geben, daß sie durchaus sachgemäß ist und auch in Beziehung auf den<lb/> Styl würdig mit ihrem Vorbild wetteifert. Die einzelnen Buchhandlungen mögen unter<lb/> einer solchen Concurrenz allerdings leiden, aber im Allgemeinen ist sie doch ein sehr<lb/> erfreuliches Zeichen für die immer wachsende Anerkennung eines Geschichtsschreibers,<lb/> dem aus allen Zeiten wenig an die Seite gesetzt werden können, in unsrem Volke.<lb/> Aus der Lecture Macaulay's können wir mehr fruchtbare Nahrung für unsren Geist<lb/> und mehr Erquickung und Trost für unsre trüben Verhältnisse schöpfen, als aus hun¬<lb/> dert Zeitbildern und Teudenzromaucn. Möchte dieses zunächst nur literarische Interesse<lb/> nur auch praktische Früchte tragen; möchten wir immer mehr durch diese kräftige und<lb/> männliche Zeichnung eines an sich gar nickt glänzenden Zeitalters zu der Erkenntniß ge¬<lb/> bracht werden, daß die vernünftigen Ideen sich allerdings durchsetzen, aber nickt blos<lb/> durch große und geistreiche Männer, sondern durch das zähe Festhalten des Kerns der<lb/> Nation an dem, was er einmal für recht und vernünftig erkannt hat. Hätten sich die<lb/> Whigs in den 80er Jahren des 17. Jahrhunderts mit einer ähnlichen Miene des inter¬<lb/> essanten Weltschmerzes, resignirt, wie unsre deutschen Freiheitsmänner, so wäre die<lb/> Krisis des Jahres 1688 ohne Frucht vorübergegangen; denn günstige Conjnncturen<lb/> treten wohl einmal ein, aber sie nutzen nichts, wenn nicht eine starke und sichere Hand<lb/> da ist, die sie augenblicklich ergreift. — Ein' anderes gleichfalls interessantes und lehr¬<lb/> reiches Buch: „Norwegen und sein Volk, von Thomas Forester," ist aus dem<lb/> Englischen von Lindau übersetzt (Dresden, Kurze). Das Ganze ist in der Form<lb/> einer Reisebesckreibung gehalten und liest sich sehr angenehm weg. Die Beobachtungen,<lb/> die der Verfasser macht, gehen aber weit über das Niveau der gewöhnlichen Reisebe-<lb/> schreiber hinaus. — Ein im Englischen bereits zu gebührender Anerkennung gelangtes<lb/> Buch: „Das Reich der Mitte, eine Uebersicht der Geographie, Statistik, Natur¬<lb/> geschichte, Gesetzgebung und Regierung, der Erziehung, der Sprache und Literatur, des<lb/> socialen Lebens, der Künste, der Religion des chinesischen Reichs und seiner Bewohner,<lb/> von Wells Williams" ist in einer Ucversetznng von Collmann in zwei Bänden<lb/> erschienen (Cassel, Vollmann). Das Werk ist das gründlichste und gediegenste, das<lb/> man bisher über die chinesischen Zustände hat, und darf mit Recht der allgemeinen Be¬<lb/> achtung empfohlen werden. Es sind mehrere Tafeln beigegeben, eine Karte, Beispiele<lb/> aus der Schriftsprache, Scenen aus dem chinesischen Leben und ein Portrait des Kon¬<lb/> fucius, der allerdings nicht so aussieht, wie wir uns einen Weisen gewöhnlich zu denken<lb/> pflegen. Wir werden aus dieser wie aus der vorhergehenden Schrift vielleicht einige<lb/> Auszüge geben. — Wir machen bei dieser Gelegenheit die Uebersetzer ans einige neu<lb/> erschienene englische Schriften von ähnlichem Inhalt aufmerksam. Zunächst ein vortreff¬<lb/> liches Buch von Hugh Seymour Tremenhcere: Bemerkungen über öffentliche Gegen¬<lb/> stände bei Gelegenheit einer Reise durch die Vereinigten Staaten und Canada. — Ferner<lb/> von Capitain Mackinnon: Atlantische und transatlantische Skizzen zu See und zu<lb/> Lande. Der Verfasser, obgleich ein geborner Engländer, ist ein leidenschaftlicher Ver¬<lb/> ehrer der amerikanischen Zustände. — Charles Raikcs: Bemerkungen über die nord¬<lb/> westlichen Provinzen von Indien. Der Versasser ist ein Beamter der ostindischen Com¬<lb/> pagnie. — David Patterson: Journal einer Reise durch Aegypten, Palästina, Sy¬<lb/> rien und Griechenland, mit Anmerkungen und einem Anhang über geistliche Gegenstände.—<lb/> Mehr belletristisch gehalten sind die beiden Schriften: Das Land des Morgens, eine Er¬<lb/> innerung an zwei Besuche in Palästina, von Whitaker Churton, einem Geistlichen;,<lb/> und ein fünfjähriger Ausenthalt in Westindien, von Charles Day. Der Verfasser</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0490]
Von historischen Büchern haben wir zunächst eine Reihe von Uebersetzungen anzu¬
führen. Macaulay's Geschichte von England ist wieder in einer neuen Ueber-
setzung von Lemcke (Braunschweig, Leibrock) erschienen. Genau das Verhältniß derselben
zu den bisherigen Uebersetzungen, namentlich denen von Butan und von Beseler festzu¬
stellen, dürfte schwierig sein. Wir können der gegenwärtigen Uebersetzung aber wenigstens
das Zeugniß geben, daß sie durchaus sachgemäß ist und auch in Beziehung auf den
Styl würdig mit ihrem Vorbild wetteifert. Die einzelnen Buchhandlungen mögen unter
einer solchen Concurrenz allerdings leiden, aber im Allgemeinen ist sie doch ein sehr
erfreuliches Zeichen für die immer wachsende Anerkennung eines Geschichtsschreibers,
dem aus allen Zeiten wenig an die Seite gesetzt werden können, in unsrem Volke.
Aus der Lecture Macaulay's können wir mehr fruchtbare Nahrung für unsren Geist
und mehr Erquickung und Trost für unsre trüben Verhältnisse schöpfen, als aus hun¬
dert Zeitbildern und Teudenzromaucn. Möchte dieses zunächst nur literarische Interesse
nur auch praktische Früchte tragen; möchten wir immer mehr durch diese kräftige und
männliche Zeichnung eines an sich gar nickt glänzenden Zeitalters zu der Erkenntniß ge¬
bracht werden, daß die vernünftigen Ideen sich allerdings durchsetzen, aber nickt blos
durch große und geistreiche Männer, sondern durch das zähe Festhalten des Kerns der
Nation an dem, was er einmal für recht und vernünftig erkannt hat. Hätten sich die
Whigs in den 80er Jahren des 17. Jahrhunderts mit einer ähnlichen Miene des inter¬
essanten Weltschmerzes, resignirt, wie unsre deutschen Freiheitsmänner, so wäre die
Krisis des Jahres 1688 ohne Frucht vorübergegangen; denn günstige Conjnncturen
treten wohl einmal ein, aber sie nutzen nichts, wenn nicht eine starke und sichere Hand
da ist, die sie augenblicklich ergreift. — Ein' anderes gleichfalls interessantes und lehr¬
reiches Buch: „Norwegen und sein Volk, von Thomas Forester," ist aus dem
Englischen von Lindau übersetzt (Dresden, Kurze). Das Ganze ist in der Form
einer Reisebesckreibung gehalten und liest sich sehr angenehm weg. Die Beobachtungen,
die der Verfasser macht, gehen aber weit über das Niveau der gewöhnlichen Reisebe-
schreiber hinaus. — Ein im Englischen bereits zu gebührender Anerkennung gelangtes
Buch: „Das Reich der Mitte, eine Uebersicht der Geographie, Statistik, Natur¬
geschichte, Gesetzgebung und Regierung, der Erziehung, der Sprache und Literatur, des
socialen Lebens, der Künste, der Religion des chinesischen Reichs und seiner Bewohner,
von Wells Williams" ist in einer Ucversetznng von Collmann in zwei Bänden
erschienen (Cassel, Vollmann). Das Werk ist das gründlichste und gediegenste, das
man bisher über die chinesischen Zustände hat, und darf mit Recht der allgemeinen Be¬
achtung empfohlen werden. Es sind mehrere Tafeln beigegeben, eine Karte, Beispiele
aus der Schriftsprache, Scenen aus dem chinesischen Leben und ein Portrait des Kon¬
fucius, der allerdings nicht so aussieht, wie wir uns einen Weisen gewöhnlich zu denken
pflegen. Wir werden aus dieser wie aus der vorhergehenden Schrift vielleicht einige
Auszüge geben. — Wir machen bei dieser Gelegenheit die Uebersetzer ans einige neu
erschienene englische Schriften von ähnlichem Inhalt aufmerksam. Zunächst ein vortreff¬
liches Buch von Hugh Seymour Tremenhcere: Bemerkungen über öffentliche Gegen¬
stände bei Gelegenheit einer Reise durch die Vereinigten Staaten und Canada. — Ferner
von Capitain Mackinnon: Atlantische und transatlantische Skizzen zu See und zu
Lande. Der Verfasser, obgleich ein geborner Engländer, ist ein leidenschaftlicher Ver¬
ehrer der amerikanischen Zustände. — Charles Raikcs: Bemerkungen über die nord¬
westlichen Provinzen von Indien. Der Versasser ist ein Beamter der ostindischen Com¬
pagnie. — David Patterson: Journal einer Reise durch Aegypten, Palästina, Sy¬
rien und Griechenland, mit Anmerkungen und einem Anhang über geistliche Gegenstände.—
Mehr belletristisch gehalten sind die beiden Schriften: Das Land des Morgens, eine Er¬
innerung an zwei Besuche in Palästina, von Whitaker Churton, einem Geistlichen;,
und ein fünfjähriger Ausenthalt in Westindien, von Charles Day. Der Verfasser
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