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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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beliebten "Schafsfüße." Diese vielfachen Gelegenheiten, billig und gleich eins
der Straße warm zu essen, sind eine große Wohlthat für die unbemittelten Ar¬
beiter und die Straßenbevölkcruug. Die Fleischwaaren sind alle "pikant" gewürzt;
einfaches Koch- oder Bratfleisch hat keinen Absatz gefunden.

Gesottene Aale und Erbsensuppe werden meistens von einer und derselben
Person verkauft. Letztere wird aus grünen Erbsen, Sellerie, Möhren und
Abfällen von Rindfleisch bereitet, und der Teller kostet einen halben Penny. Der
Gewinn ist ziemlich 100"/o. Die Aale werden von den holländischen Aalbootcn
am Billingsmarktbai gekauft. Etwa fünfhundert Personen sind in diesem Handel
beschäftigt, und mehrere machen ein sehr ansehnliches Geschäft. Der bedeutendste
dieser Händler, der seinen Stand ans dem Claremarket hat, setzt an einem Sonnabend
80 --100 Pfd. Aale ab, und ungefähr 13 Gallonen Erbsensuppe. Sein Gewinn
beläuft sich auf?--?Vs Pfd. Se. die Woche. Die Hauptabnehmer sind Knaben von
12 --16 Jahren; Frauen ziehen Erbsensuppe vor. Diese Leute rufen ihre Waare
sehr selten aus; sie verlassen sich lieber auf den verlockenden Geruch der dampfenden
Kessel. Auch in anderen gesottenen Fischen ist der Absatz stark, doch hat er nichts
Eigenthümliches.

Der Handel mit gekochten Schafsfüßen beschränkt sich, fast blos auf die drei
Städte London, Liverpool und Newcastle. Es werden in London davon nicht
weniger als 70,000 Stück wöchentlich verkauft. Sie werden nicht einzeln von
den Verkäufern, sondern im Ganzen von einer Firma in Bermondsey bereitet, die
ausschließlich den Engrosankanf von Schafshäuten betreibt. Sie beschäftigt.10---Is
Knaben mit dem Entfernen der Klauen, und 40 Frauen an den fünf großen
Kesseln, in denen die Füße gebrüht und gekocht werden. Fünf Stück werden für
einen Penny verkauft.

Die gebackenen Kartoffeln werden im Backofen bei dem Bäcker zubereitet,
und auf der Straße in blechernen Kannen oder Kasten, mit einem Deckel
zum Aufklappen, verkauft. Der steht auf vier eisernen, Füßen, hat oben'einen
handfesten Griff, während ein eiserner Feuerbehälter unter einen Kastenbehälter
mit Wasser erwärmt, damit die Kartoffeln immer heiß bleiben. Neben dem Kasten
befindet sich noch eine besondere Abtheilung für Butter, Pfeffer und Salz, und
durch eine kleine Röhre entfernt sich zischend der Dampf. Einige dieser Kartoffel'
lasten sind polirt, oder roth angestrichen, manchmal mit Messing beschlagen. Die
Verkäufer sind sehr stolz auf ihre Kasten und poliren sie jeden Tag auf das
Sorgfältigste. Das Kartoffelgeschäft erstreckt sich blos über ein halbes Jahr, vom
August bis April, und geht am besten, wenn es kalt ist. Die besten Stunden
sind von halb elf Uhr früh bis 2 Nachmittags, und von 3 Uhr bis 12 Uhr
Nachts, und diese letzte Zeit ist die allerbeste. Oft nimmt ein solcher Händler
1--2 Pfd. Sterling täglich in Halbpence ein. Im Ganzen werden wöchentlich
für 730 Pfd. Sterl. davon während der Saison umgesetzt.


beliebten „Schafsfüße." Diese vielfachen Gelegenheiten, billig und gleich eins
der Straße warm zu essen, sind eine große Wohlthat für die unbemittelten Ar¬
beiter und die Straßenbevölkcruug. Die Fleischwaaren sind alle „pikant" gewürzt;
einfaches Koch- oder Bratfleisch hat keinen Absatz gefunden.

Gesottene Aale und Erbsensuppe werden meistens von einer und derselben
Person verkauft. Letztere wird aus grünen Erbsen, Sellerie, Möhren und
Abfällen von Rindfleisch bereitet, und der Teller kostet einen halben Penny. Der
Gewinn ist ziemlich 100"/o. Die Aale werden von den holländischen Aalbootcn
am Billingsmarktbai gekauft. Etwa fünfhundert Personen sind in diesem Handel
beschäftigt, und mehrere machen ein sehr ansehnliches Geschäft. Der bedeutendste
dieser Händler, der seinen Stand ans dem Claremarket hat, setzt an einem Sonnabend
80 —100 Pfd. Aale ab, und ungefähr 13 Gallonen Erbsensuppe. Sein Gewinn
beläuft sich auf?—?Vs Pfd. Se. die Woche. Die Hauptabnehmer sind Knaben von
12 —16 Jahren; Frauen ziehen Erbsensuppe vor. Diese Leute rufen ihre Waare
sehr selten aus; sie verlassen sich lieber auf den verlockenden Geruch der dampfenden
Kessel. Auch in anderen gesottenen Fischen ist der Absatz stark, doch hat er nichts
Eigenthümliches.

Der Handel mit gekochten Schafsfüßen beschränkt sich, fast blos auf die drei
Städte London, Liverpool und Newcastle. Es werden in London davon nicht
weniger als 70,000 Stück wöchentlich verkauft. Sie werden nicht einzeln von
den Verkäufern, sondern im Ganzen von einer Firma in Bermondsey bereitet, die
ausschließlich den Engrosankanf von Schafshäuten betreibt. Sie beschäftigt.10—-Is
Knaben mit dem Entfernen der Klauen, und 40 Frauen an den fünf großen
Kesseln, in denen die Füße gebrüht und gekocht werden. Fünf Stück werden für
einen Penny verkauft.

Die gebackenen Kartoffeln werden im Backofen bei dem Bäcker zubereitet,
und auf der Straße in blechernen Kannen oder Kasten, mit einem Deckel
zum Aufklappen, verkauft. Der steht auf vier eisernen, Füßen, hat oben'einen
handfesten Griff, während ein eiserner Feuerbehälter unter einen Kastenbehälter
mit Wasser erwärmt, damit die Kartoffeln immer heiß bleiben. Neben dem Kasten
befindet sich noch eine besondere Abtheilung für Butter, Pfeffer und Salz, und
durch eine kleine Röhre entfernt sich zischend der Dampf. Einige dieser Kartoffel'
lasten sind polirt, oder roth angestrichen, manchmal mit Messing beschlagen. Die
Verkäufer sind sehr stolz auf ihre Kasten und poliren sie jeden Tag auf das
Sorgfältigste. Das Kartoffelgeschäft erstreckt sich blos über ein halbes Jahr, vom
August bis April, und geht am besten, wenn es kalt ist. Die besten Stunden
sind von halb elf Uhr früh bis 2 Nachmittags, und von 3 Uhr bis 12 Uhr
Nachts, und diese letzte Zeit ist die allerbeste. Oft nimmt ein solcher Händler
1—2 Pfd. Sterling täglich in Halbpence ein. Im Ganzen werden wöchentlich
für 730 Pfd. Sterl. davon während der Saison umgesetzt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/472>, abgerufen am 22.12.2024.