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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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sich die Quantität des Goldes verdoppelt, so würde der Goldgräber heute zwei
Unzen haben wollen, wo er sich früher mit einer begnügte. Diese der Ent-
werthung des Goldes ungünstigen Verhältnisse sind jedoch von sehr untergeord¬
neter Bedeutung, wenn man bedenkt, daß bei einer jährlichen Goldproduction von
28 Mill. Pfd. Sterling (wie sie jetzt ist) 16 Jahre genügen, um die Gesammt-
summe der jetzt im Verkehr befindlichen edlen Metalle -- Gold und Silber in
eins gerechnet -- zu verdoppeln, also den Werth aller vorhandenen Capitalien
um 30 o/^ zu vermindern.

Bevor wir fragen, in wiefern diese Entwerthung der Goldcapitalien ans den
Continent sich erstrecken würde, wo bisher Silber vorherrschend als Werthmesser
gegolten hat, müssen wir erst noch sehen, in wie weit die Zunahme der Gold¬
production den relativen Werth der beiden Metallen verändern wird. Die Pro-
duction des Silbers ist eben so großen Schwankungen unterworfen gewesen, wie
die des Goldes. Das 17. Jahrhundert producirte 1 Pfd. Gold gegen 60 Pfd.
Silber; im 18. Jahrhundert war das Verhältniß wie 1 zu 30; zu Anfang des
^9. Jahrhunderts floß wieder das Silber reichlicher und das Verhältniß wurde
5" zu 1; gegen 1847 aber, wo der russische Goldbergbau seinen Höhepunkt er¬
dicht hatten erlangte das Gold abermals ein Uebergewicht und das Verhältniß
wurde wie 1 zu 20. Aber obgleich letztere Veränderung ziemlich schnell'einge-
^'eden ist, hat sie doch keine fühlbare Veränderung in dem gegenseitigen Werthe
der beiden Metalle hervorgebracht. Gegenwärtig werden jährlich über 4 Mill.
Mark Silber gewonnen, aber bei der starken Zunahme der Goldproduction kommen
nur 6"/lo Pfd. Silber auf 1 Pfd. Gold, und dem Werthe nach liefert das Silber
zu der Gesammtproduction von edlen Metallen 30 "/g. Verschiedene Umstände
haben bisher verhindert, daß eine erhebliche Erhöhung seines Werthes eingetreten
ist, und werden dies auch wahrscheinlich für die Zukunft verhindern. Die. Aus¬
sicht auf einen höhern Preis und das Sinken der Qnecksilberpreise haben die
Production vermehrt, und bei der längern Ausdauer der Silberbergwerke, während
sich die einzelnen Goldwäschereien bekanntlich sehr rasch erschöpfen -- steht eine
stetige Zunahme zu erwarten. Auch das sehr stark mit Silber versetzte australische
Gold -- auf 3 Mark Gold eine Mark Silber -- verspricht nicht unbedeutende
Zufuhr, ferner hat das schon oben angeführte unbedeutende Sinken des Gold-
Merthes sehr viel Silber aus dem Verkehr getrieben, und es durch Gold ersetzt,
so daß das Bedürfniß nach Silber als Verkehrnüttel nicht ""bedeutend abgenommen
hat. Noch viel mehr hat die Nachfrage nach Silber dadurch abgenommen,
daß sämmtliche Continentalstaate" mit Ausnahme Frankreichs höchst bedeutende
Summen Papiergeld -in Umlauf gebracht haben, das außer in Oestreich und
Rußland im Verkehr eben so gern wie Silber genommen wird. Selbst der
durch größere Billigkeit und Schnelligkeit erleichterte Verkehr ermöglicht jetzt
eine" raschem Umtausch des baaren Geldes, was einer Vermehrung desselben


sich die Quantität des Goldes verdoppelt, so würde der Goldgräber heute zwei
Unzen haben wollen, wo er sich früher mit einer begnügte. Diese der Ent-
werthung des Goldes ungünstigen Verhältnisse sind jedoch von sehr untergeord¬
neter Bedeutung, wenn man bedenkt, daß bei einer jährlichen Goldproduction von
28 Mill. Pfd. Sterling (wie sie jetzt ist) 16 Jahre genügen, um die Gesammt-
summe der jetzt im Verkehr befindlichen edlen Metalle — Gold und Silber in
eins gerechnet — zu verdoppeln, also den Werth aller vorhandenen Capitalien
um 30 o/^ zu vermindern.

Bevor wir fragen, in wiefern diese Entwerthung der Goldcapitalien ans den
Continent sich erstrecken würde, wo bisher Silber vorherrschend als Werthmesser
gegolten hat, müssen wir erst noch sehen, in wie weit die Zunahme der Gold¬
production den relativen Werth der beiden Metallen verändern wird. Die Pro-
duction des Silbers ist eben so großen Schwankungen unterworfen gewesen, wie
die des Goldes. Das 17. Jahrhundert producirte 1 Pfd. Gold gegen 60 Pfd.
Silber; im 18. Jahrhundert war das Verhältniß wie 1 zu 30; zu Anfang des
^9. Jahrhunderts floß wieder das Silber reichlicher und das Verhältniß wurde
5» zu 1; gegen 1847 aber, wo der russische Goldbergbau seinen Höhepunkt er¬
dicht hatten erlangte das Gold abermals ein Uebergewicht und das Verhältniß
wurde wie 1 zu 20. Aber obgleich letztere Veränderung ziemlich schnell'einge-
^'eden ist, hat sie doch keine fühlbare Veränderung in dem gegenseitigen Werthe
der beiden Metalle hervorgebracht. Gegenwärtig werden jährlich über 4 Mill.
Mark Silber gewonnen, aber bei der starken Zunahme der Goldproduction kommen
nur 6»/lo Pfd. Silber auf 1 Pfd. Gold, und dem Werthe nach liefert das Silber
zu der Gesammtproduction von edlen Metallen 30 "/g. Verschiedene Umstände
haben bisher verhindert, daß eine erhebliche Erhöhung seines Werthes eingetreten
ist, und werden dies auch wahrscheinlich für die Zukunft verhindern. Die. Aus¬
sicht auf einen höhern Preis und das Sinken der Qnecksilberpreise haben die
Production vermehrt, und bei der längern Ausdauer der Silberbergwerke, während
sich die einzelnen Goldwäschereien bekanntlich sehr rasch erschöpfen — steht eine
stetige Zunahme zu erwarten. Auch das sehr stark mit Silber versetzte australische
Gold — auf 3 Mark Gold eine Mark Silber — verspricht nicht unbedeutende
Zufuhr, ferner hat das schon oben angeführte unbedeutende Sinken des Gold-
Merthes sehr viel Silber aus dem Verkehr getrieben, und es durch Gold ersetzt,
so daß das Bedürfniß nach Silber als Verkehrnüttel nicht »»bedeutend abgenommen
hat. Noch viel mehr hat die Nachfrage nach Silber dadurch abgenommen,
daß sämmtliche Continentalstaate» mit Ausnahme Frankreichs höchst bedeutende
Summen Papiergeld -in Umlauf gebracht haben, das außer in Oestreich und
Rußland im Verkehr eben so gern wie Silber genommen wird. Selbst der
durch größere Billigkeit und Schnelligkeit erleichterte Verkehr ermöglicht jetzt
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/435>, abgerufen am 22.12.2024.