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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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wurde es sofort vortheilhafter, in Gold zu zahlen, und das Silber zum Markt-'
preis zur Ausfuhr zu verkaufen. Ans diese Weise kam das Gold in großen Massen
nach Frankreich, während es in den Vereinigten Staaten das gewöhnlichste Ver¬
kehrsmittel wurde. So beschränkten sich die Wirkungen der vermehrten Gvldzn-
snhr nicht nur auf das letztere Metall, sondern dehnten sich auf Gold und Silber
aus, und anstatt der 20 "/v, wenn die Vermehrung nur Einfluß ans die Gesammt-
summe des Goldes gehabt hätte, würde der Unterschied nur 7^2 "/" betragen,
weil er sich auf die ganze CirculationSsmnme in Gold und Silber vertheilt.

Es ist daher gar nicht zu verwundern, daß bis jetzt noch keine sehr auffällige
Störung stattgefunden hat, dSnn es läßt sich mit Grund annehmen, daß eine
Entwerthung des Goldes, die so gering wie 7^2 "/" war, durch Verhältnisse
von entgegengesetzter Wirkung fast vollkommen wieder gut gemacht worden ist.
Wenn die vermehrte Goldzufuhr die Tendenz hatte, die Preise um 7^ "/v zu
steigern, so hatten dagegen die Einführung des Freihandels und die Aufhebung
der Schifffahrtsgesctze, indem nnn mehr Güter auf deu Markt gebracht wurden,
eine sehr entschiedene Tendenz, die Preise herabzudrücken. Außerdem ist wäh¬
rend der Unruhen auf dem Continent sehr viel baares Geld dem Verkehr ganz
entzogen worden, und zuletzt ist uoch in Betracht zu ziehen, daß die Fortschritte
der Industrie und die in Folge derselben eintretende Vereinfachung der Arbeit die
Preise ebenfalls fortdauernd fallen machen. Dadurch erklärt es sich genügend,
warum bis jetzt die vermehrte Zufuhr des Goldes noch keine Entwerthung'des
Geldes überhaupt zur Folge gehabt hat.

Dieses Verhältniß kann jedoch nicht sehr lange so bleiben. So lange uoch
Silber in Ländern zu verdrängen ist, wo es in Folge des Vorhandenseins eines
doppelten Werthmessers dem Schuldner freisteht, entweder in Gold, oder in Sil¬
ber zu bezahle", werden die Wirkungen der vermehrten Production auf beide
Metalle ausgedehnt bleiben, und keine größere Erhöhung der Preise eintreten.
Aber die Zeit muß sehr bald kommen , wo eine fernere Dcplaciruug des Silbers
uicht mehr möglich ist, und dann wird die Productionözunabne mir auf das Gold
wirken. Diese Zeit schlägt der Börsenbericht der Times auf möglicherweise vier
bis fünf Jahre an, wonach aber die nach dem Goldwert!) gemessenen Vermögens-
verhältnisse eine viel raschere Störung erleiden würden. Dabei ist nnr uoch zu
berücksichtigen, daß die alljährliche Vermehrung des Goldes inzwischen den Procent¬
satz der Eutwerihnng vermindert, denn wenn der gegenwärtige Goldvorrath von
10S0 Millionen Thalern vielleicht auf "1760 Millionen gestiegen ist, könnte eine
Annahme der Production, die durch ihre Einwirkung ans die erste Summe eine
Preiserhöhung von 10 hervorgebracht hat, nur eine weitere Erhöhung von
6 bewerkstelligen. Das würde zugleich ein Correctiv einer etwaigen noch
größern Goldprodnctiou sein. Auch ist nicht zu vergessen, daß die größere Billig¬
keit des Goldes den Reiz, welches zu produciren, vermindern würde, deun wenn


wurde es sofort vortheilhafter, in Gold zu zahlen, und das Silber zum Markt-'
preis zur Ausfuhr zu verkaufen. Ans diese Weise kam das Gold in großen Massen
nach Frankreich, während es in den Vereinigten Staaten das gewöhnlichste Ver¬
kehrsmittel wurde. So beschränkten sich die Wirkungen der vermehrten Gvldzn-
snhr nicht nur auf das letztere Metall, sondern dehnten sich auf Gold und Silber
aus, und anstatt der 20 "/v, wenn die Vermehrung nur Einfluß ans die Gesammt-
summe des Goldes gehabt hätte, würde der Unterschied nur 7^2 "/» betragen,
weil er sich auf die ganze CirculationSsmnme in Gold und Silber vertheilt.

Es ist daher gar nicht zu verwundern, daß bis jetzt noch keine sehr auffällige
Störung stattgefunden hat, dSnn es läßt sich mit Grund annehmen, daß eine
Entwerthung des Goldes, die so gering wie 7^2 "/« war, durch Verhältnisse
von entgegengesetzter Wirkung fast vollkommen wieder gut gemacht worden ist.
Wenn die vermehrte Goldzufuhr die Tendenz hatte, die Preise um 7^ "/v zu
steigern, so hatten dagegen die Einführung des Freihandels und die Aufhebung
der Schifffahrtsgesctze, indem nnn mehr Güter auf deu Markt gebracht wurden,
eine sehr entschiedene Tendenz, die Preise herabzudrücken. Außerdem ist wäh¬
rend der Unruhen auf dem Continent sehr viel baares Geld dem Verkehr ganz
entzogen worden, und zuletzt ist uoch in Betracht zu ziehen, daß die Fortschritte
der Industrie und die in Folge derselben eintretende Vereinfachung der Arbeit die
Preise ebenfalls fortdauernd fallen machen. Dadurch erklärt es sich genügend,
warum bis jetzt die vermehrte Zufuhr des Goldes noch keine Entwerthung'des
Geldes überhaupt zur Folge gehabt hat.

Dieses Verhältniß kann jedoch nicht sehr lange so bleiben. So lange uoch
Silber in Ländern zu verdrängen ist, wo es in Folge des Vorhandenseins eines
doppelten Werthmessers dem Schuldner freisteht, entweder in Gold, oder in Sil¬
ber zu bezahle», werden die Wirkungen der vermehrten Production auf beide
Metalle ausgedehnt bleiben, und keine größere Erhöhung der Preise eintreten.
Aber die Zeit muß sehr bald kommen , wo eine fernere Dcplaciruug des Silbers
uicht mehr möglich ist, und dann wird die Productionözunabne mir auf das Gold
wirken. Diese Zeit schlägt der Börsenbericht der Times auf möglicherweise vier
bis fünf Jahre an, wonach aber die nach dem Goldwert!) gemessenen Vermögens-
verhältnisse eine viel raschere Störung erleiden würden. Dabei ist nnr uoch zu
berücksichtigen, daß die alljährliche Vermehrung des Goldes inzwischen den Procent¬
satz der Eutwerihnng vermindert, denn wenn der gegenwärtige Goldvorrath von
10S0 Millionen Thalern vielleicht auf "1760 Millionen gestiegen ist, könnte eine
Annahme der Production, die durch ihre Einwirkung ans die erste Summe eine
Preiserhöhung von 10 hervorgebracht hat, nur eine weitere Erhöhung von
6 bewerkstelligen. Das würde zugleich ein Correctiv einer etwaigen noch
größern Goldprodnctiou sein. Auch ist nicht zu vergessen, daß die größere Billig¬
keit des Goldes den Reiz, welches zu produciren, vermindern würde, deun wenn


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/434>, abgerufen am 22.12.2024.