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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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ist das Verhältniß zwischen dem bereits auf der Erde vorhandenen Vorrath und
der jährlichen Zufuhr an edlen Metallen. Alle Angaben dieser Art können na¬
türlich nur ans Vermuthungen beruhen, aber die besten Autoritäten schätzen die
im Verkehr befindliche baare Münze in runden Zahlen aus 2800 Millionen Thäler,
wovon -1050 Millionen ans Gold und 1730 Millionen ans Silber kommen würden.

Betrachten wir zuvörderst das Gold allein. Die Hauptzufuhr desselben kam
vor 1848 aus Rußland. Dort gewann man im Ural und'im Altai 1847 circa
120,000 Mark Gold oder über 26 Millionen Thaler. -184.0 gewann man nur
^6,000 Mark, aber der Ertrag der Minen nahm stetig zu, bis er die oben
angegebene höchste Höhe erreichte. Die ganze übrige Erde lieferte -1847 ö0 bis
66,000 Mark. Seit der Entdeckung von Kalifornien ist jedoch die Production
außer allem Verhältniß gestiegen. Leon Faucher schätzt in einem Artikel in der
Kevuö <Zs ä-sux more>L5 das in Rußland und auf der übrigen Erde außer in
Kalifornien und Australien jährlich gewonnene Gold auf -I40Mill. Fras., während
"uf Kalifornien allein 300 und auf Australien -160 Mill. Fras. kommen. Eine zu¬
verlässige englische Quelle, der Börsenbericht der Times, rechnet sogar für die
Zukunft auf eine jährliche Zufuhr von wenigstens 2ö Millionen Pfo. Sterling,
und behauptet, daß sich jetzt schon für 30 Millionen Pfd. Sterling Gold mehr
auf dem Geldmarkte befänden, als vor -1848, so daß der Goldvorrath um 20
^genommen hätte, und demnach das Gold um so viel billiger hätte werden müssen.

In einem Lande wie England, wo Gold das alleinige gesetzliche Werti maß
ist, hätte mau dies zuerst durch eine entsprechende Preiserhöhung aller übrigen
Erzeugnisse der menschliche" Industrie füllten sollen, nud dennoch ist dies nicht
geschehen. Die Erklärung dieses Räthsels liegt in der Natur des Geldes. Aller¬
dings bat die B^rmehrnng nur in Gold stattgefunden, aber so lange es "och Län¬
der giebt, wo sowol Wold wie Silber gesetzliche Werlhmaße sind, müssen die Wir¬
kungen der Vermehrung des einen Metalls sich zugleich aus das andere ausdehnen.
So wie el" Metall häufiger wird, verdrängt es das andere aus dem Verkehr,
u"d die Ueberfülle vou Gold wird so vermindert, und an seine Stelle eine be¬
deutende Quantität des aus dem Verkehr verdrängten Silbers auf den Metall-
wart't geworfen. Vor den kalifornischen Entdeckungen war sowol in den Vereinig¬
te" Staate" wie i" Frankreich Silber das Hanpttanschmittel, weil es seit längerer
Zeit schneller als das Gold zugenomme" hatte, und wer Zabluuge" zu machen
hatte, zog es daher als das beste Ausgleichungsmittel vor. In Frankreich betrug
der Unterschied gegen das Gold nie mehr als 2 während es in Amerika nur
ein Bruchtheil war. Als jedoch das californische Gold ans den Markt kam, ver¬
schwand der Unterschied bald, und Silber wäre dann verhältnißmäßig das'theurere
Metall geworden, wenn um die naturgemäße Deplacirung nicht stattgefunden
hätte. Als -100 Fras. in Gold, anstatt -102 Fras. in Silber werth zu sein, im
Werthe um einen Bruchtheil unter -100 Fras. .dieses letztern Metalls fielen,


ist das Verhältniß zwischen dem bereits auf der Erde vorhandenen Vorrath und
der jährlichen Zufuhr an edlen Metallen. Alle Angaben dieser Art können na¬
türlich nur ans Vermuthungen beruhen, aber die besten Autoritäten schätzen die
im Verkehr befindliche baare Münze in runden Zahlen aus 2800 Millionen Thäler,
wovon -1050 Millionen ans Gold und 1730 Millionen ans Silber kommen würden.

Betrachten wir zuvörderst das Gold allein. Die Hauptzufuhr desselben kam
vor 1848 aus Rußland. Dort gewann man im Ural und'im Altai 1847 circa
120,000 Mark Gold oder über 26 Millionen Thaler. -184.0 gewann man nur
^6,000 Mark, aber der Ertrag der Minen nahm stetig zu, bis er die oben
angegebene höchste Höhe erreichte. Die ganze übrige Erde lieferte -1847 ö0 bis
66,000 Mark. Seit der Entdeckung von Kalifornien ist jedoch die Production
außer allem Verhältniß gestiegen. Leon Faucher schätzt in einem Artikel in der
Kevuö <Zs ä-sux more>L5 das in Rußland und auf der übrigen Erde außer in
Kalifornien und Australien jährlich gewonnene Gold auf -I40Mill. Fras., während
«uf Kalifornien allein 300 und auf Australien -160 Mill. Fras. kommen. Eine zu¬
verlässige englische Quelle, der Börsenbericht der Times, rechnet sogar für die
Zukunft auf eine jährliche Zufuhr von wenigstens 2ö Millionen Pfo. Sterling,
und behauptet, daß sich jetzt schon für 30 Millionen Pfd. Sterling Gold mehr
auf dem Geldmarkte befänden, als vor -1848, so daß der Goldvorrath um 20
^genommen hätte, und demnach das Gold um so viel billiger hätte werden müssen.

In einem Lande wie England, wo Gold das alleinige gesetzliche Werti maß
ist, hätte mau dies zuerst durch eine entsprechende Preiserhöhung aller übrigen
Erzeugnisse der menschliche» Industrie füllten sollen, nud dennoch ist dies nicht
geschehen. Die Erklärung dieses Räthsels liegt in der Natur des Geldes. Aller¬
dings bat die B^rmehrnng nur in Gold stattgefunden, aber so lange es »och Län¬
der giebt, wo sowol Wold wie Silber gesetzliche Werlhmaße sind, müssen die Wir¬
kungen der Vermehrung des einen Metalls sich zugleich aus das andere ausdehnen.
So wie el» Metall häufiger wird, verdrängt es das andere aus dem Verkehr,
u»d die Ueberfülle vou Gold wird so vermindert, und an seine Stelle eine be¬
deutende Quantität des aus dem Verkehr verdrängten Silbers auf den Metall-
wart't geworfen. Vor den kalifornischen Entdeckungen war sowol in den Vereinig¬
te» Staate» wie i» Frankreich Silber das Hanpttanschmittel, weil es seit längerer
Zeit schneller als das Gold zugenomme» hatte, und wer Zabluuge» zu machen
hatte, zog es daher als das beste Ausgleichungsmittel vor. In Frankreich betrug
der Unterschied gegen das Gold nie mehr als 2 während es in Amerika nur
ein Bruchtheil war. Als jedoch das californische Gold ans den Markt kam, ver¬
schwand der Unterschied bald, und Silber wäre dann verhältnißmäßig das'theurere
Metall geworden, wenn um die naturgemäße Deplacirung nicht stattgefunden
hätte. Als -100 Fras. in Gold, anstatt -102 Fras. in Silber werth zu sein, im
Werthe um einen Bruchtheil unter -100 Fras. .dieses letztern Metalls fielen,


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[0433] ist das Verhältniß zwischen dem bereits auf der Erde vorhandenen Vorrath und der jährlichen Zufuhr an edlen Metallen. Alle Angaben dieser Art können na¬ türlich nur ans Vermuthungen beruhen, aber die besten Autoritäten schätzen die im Verkehr befindliche baare Münze in runden Zahlen aus 2800 Millionen Thäler, wovon -1050 Millionen ans Gold und 1730 Millionen ans Silber kommen würden. Betrachten wir zuvörderst das Gold allein. Die Hauptzufuhr desselben kam vor 1848 aus Rußland. Dort gewann man im Ural und'im Altai 1847 circa 120,000 Mark Gold oder über 26 Millionen Thaler. -184.0 gewann man nur ^6,000 Mark, aber der Ertrag der Minen nahm stetig zu, bis er die oben angegebene höchste Höhe erreichte. Die ganze übrige Erde lieferte -1847 ö0 bis 66,000 Mark. Seit der Entdeckung von Kalifornien ist jedoch die Production außer allem Verhältniß gestiegen. Leon Faucher schätzt in einem Artikel in der Kevuö <Zs ä-sux more>L5 das in Rußland und auf der übrigen Erde außer in Kalifornien und Australien jährlich gewonnene Gold auf -I40Mill. Fras., während «uf Kalifornien allein 300 und auf Australien -160 Mill. Fras. kommen. Eine zu¬ verlässige englische Quelle, der Börsenbericht der Times, rechnet sogar für die Zukunft auf eine jährliche Zufuhr von wenigstens 2ö Millionen Pfo. Sterling, und behauptet, daß sich jetzt schon für 30 Millionen Pfd. Sterling Gold mehr auf dem Geldmarkte befänden, als vor -1848, so daß der Goldvorrath um 20 ^genommen hätte, und demnach das Gold um so viel billiger hätte werden müssen. In einem Lande wie England, wo Gold das alleinige gesetzliche Werti maß ist, hätte mau dies zuerst durch eine entsprechende Preiserhöhung aller übrigen Erzeugnisse der menschliche» Industrie füllten sollen, nud dennoch ist dies nicht geschehen. Die Erklärung dieses Räthsels liegt in der Natur des Geldes. Aller¬ dings bat die B^rmehrnng nur in Gold stattgefunden, aber so lange es »och Län¬ der giebt, wo sowol Wold wie Silber gesetzliche Werlhmaße sind, müssen die Wir¬ kungen der Vermehrung des einen Metalls sich zugleich aus das andere ausdehnen. So wie el» Metall häufiger wird, verdrängt es das andere aus dem Verkehr, u»d die Ueberfülle vou Gold wird so vermindert, und an seine Stelle eine be¬ deutende Quantität des aus dem Verkehr verdrängten Silbers auf den Metall- wart't geworfen. Vor den kalifornischen Entdeckungen war sowol in den Vereinig¬ te» Staate» wie i» Frankreich Silber das Hanpttanschmittel, weil es seit längerer Zeit schneller als das Gold zugenomme» hatte, und wer Zabluuge» zu machen hatte, zog es daher als das beste Ausgleichungsmittel vor. In Frankreich betrug der Unterschied gegen das Gold nie mehr als 2 während es in Amerika nur ein Bruchtheil war. Als jedoch das californische Gold ans den Markt kam, ver¬ schwand der Unterschied bald, und Silber wäre dann verhältnißmäßig das'theurere Metall geworden, wenn um die naturgemäße Deplacirung nicht stattgefunden hätte. Als -100 Fras. in Gold, anstatt -102 Fras. in Silber werth zu sein, im Werthe um einen Bruchtheil unter -100 Fras. .dieses letztern Metalls fielen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/433>, abgerufen am 22.12.2024.