Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.und fügte hinzu, daß die Regierung die öffentliche Ordnung und die Verfassung Der wahre Charakter des Ministeriums trat jetzt ungescheut zu Tage. Die Krenzboten. III. 1862. 47
und fügte hinzu, daß die Regierung die öffentliche Ordnung und die Verfassung Der wahre Charakter des Ministeriums trat jetzt ungescheut zu Tage. Die Krenzboten. III. 1862. 47
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und fügte hinzu, daß die Regierung die öffentliche Ordnung und die Verfassung
aufrecht erhalten werde. Eine entsprechende Erklärung gab Miraflores am 7. d. M.
im Senate. Im völligen Widerspruch hiermit vertagte das Ministerium schon
am 9. December die Cortes, die ihre Arbeiten kaum begonnen hatten, und ver¬
hinderte durch brutales Einschreiten der bewaffneten Macht eine zu gemeinschaft¬
licher Besprechung im Circus angesetzte Versammlung der Abgeordneten der ver¬
schiedenen Oppositionsparteien, der nicht entfernt ein gesetzwidriger Zweck zum
Gnade lag. Erklärlich ist dieser plötzliche Umschlag, wenn man bedenkt, daß am
3. die Negierung über das Gelingen des Staatsstreichs noch gänzlich im Ungewissen
war, daß am 7. die Nachrichten von dem heftigen Kampf in Paris meldeten, daß
man am 9. aber in Madrid bereits wußte, daß Louis Napoleon jedes Wider¬
standes in der französischen Hauptstadt Herr geworden war.
Der wahre Charakter des Ministeriums trat jetzt ungescheut zu Tage. Die
am 20. December erfolgte glückliche Entbindung der Königin von einer Infantin,
welche die Nation in einen Taumel loyaler Begeisterung versetzte, erleichterte ihm
die nun rasch auf einander folgenden Attentate auf die Verfassung. Am 10. Ja¬
nuar wurde die vorläufige Prorogation der Cortes in eine definitive verwandelt,
und die Session für geschlossen erklärt, obwol nicht ein Real ^des neuen Bud¬
gets bewilligt war. Beunruhigende Symptome zeigten sich in der Besatzung von
Madrid. Man kam einer Militairverschwörnng ans die Spur, in Folge deren
zwei Soldaten erschossen wurden. Die darüber in mehreren Truppentheilen herr-
scheiidc Aufregung konnte nnr durch das energische, persönliche Einschreiten des
Kriegsministers, Lersundy, gedämpft werden. Am 15. Januar erließ die Re¬
gierung eine Prcßordvnnanz, die, getreu den neuesten französischen Mustern nach¬
gebildet, jede ernsthafte politische Discussion ersticken sollte. Lersundy, der an
den sich häufenden Verfassnngsverletznngen Anstoß zu nehmen schien, schied gleich
darauf (18. Januar) aus dem Ministerrathe ans und wurde durch Espeleta er¬
sitzt, einen alten General ans der Zeit des absolutistischen Regimes, der aus
der politischen Vergessenheit wieder hervorgeholt wurde. Die Negierung suchte
auf alle Weise die ehemaligen Officiere des Don Carlos dem Heere einzuverleiben,
in denen sie blinde Werkzeuge unumschränkter Gewalt zu finden hoffte. Man schmei¬
chelte den Partisanen des Prätendenten sogar durch die Ertheilung einer Pen¬
sion an die Wittwe Zumalacarreguy's. Der französische Einfluß wurde übrigens
je mehr und mehr am spanischen Hofe sichtbar. Louis Napoleon bearbeitete den¬
selben durch alle Mittel lockender Verheißung und Drohung./ Um den für den
Buchhandel Spaniens höchst ungünstigen Vertrag über das literarische Eigenthum
für Frankreich durchzusetzen und überhaupt auf die Entschlüsse des Conseils sich
einen Einfluß zu sichern, bedrängte der französische Botschafter, General Anpick,
das Ministerium mit der Entrichtung der aus dem Feldzuge des Herzogs von
Angouleme (1823) herrührenden Forderung Frankreichs, im Betrag von mehr
Krenzboten. III. 1862. 47
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