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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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diesem sucht man nun die Goldkörner aus, wobei man manchmal gar nichts,
manchmal nur wenige Körnchen, aber gelegentlich auch viele Unzen findet. Bei
trockenen Gruben muß' natürlich die Erde eine Strecke uach dem Bache getragen
werden, und hier dehnen die Gräber, wenn sie nicht durch Nachbarn gehemmt
werden, ihre Arbeiten meistens auf der Oberfläche aus, es müßte denn der rei¬
chere Ertrag der tieferen Bodenschichten sie für die vermehrte Arbeit mehr als
entschädigen. Aber Goldgruben im Flusse gelten für die werthvollsten, und hier
braucht man sich nicht auf die Oberfläche zu beschränke", weil in den Löchern und
Spalten des ursprünglichen Felsenbettes des Baches -- in den sogenannten
Taschen -- die reichste Erndte zu erwarten ist. Die Prospectirpartei begiebt
sich daher wahrscheinlich nach dem Flusse, und beobachtet alle Eigenthümlich-
keiten der Umgebung sorgfältig. Vielleicht wählt sie eine viel versprechende
Barre, und wenn die Prospcctirpfanne gute Auskunft giebt, so wird hier sogleich
die neue Niederlassung gegründet.. Aber der Boden ist vielleicht Kies, und dann
dürfen sie kaum erwarte", in den oberen Schichten Gold durch Waschen zu ge¬
winnen; denn da der Kies von dem Strom ganz durchwaschen und. beständig
zertheilt wird, so sinkt natürlich das Gold ans das Strombett hinunter; aber
wenn sie nach dem Wegräumen der Steine, die gewöhnlich diese Barren bilden,
einen zähen Thon erreichen, den das Wasser nie ganz zertheilen kann, so läßt
sich mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen, Gold zu finden. Ein blauer Thon
gilt im Allgemeinen für den reichhaltigsten, obgleich er außerordentlich beschwerlich
.zu waschen ist, da er so fest an den eingemengten Steinen und' Kieseln klebt,
daß er sich nur schwer von diesen trennen läßt. Will man auf dieser Barre
arbeiten, so muß erst durch einen Damm der Bach abgelenkt ixerden, um
dann nach Hinwegräumen großer Steinblöcke auf das ursprüngliche Bett
zu gelangen -- eine mühsame Arbeit, die nicht selten ganz umsonst ist.
Oder die Partei wählt eine Uferstelle oder einen Vorsprung, über die früher der
Bach geflossen ist. Hier suchen sie die Spitze des alten Ufers auf, und wählen
dann wahrscheinlich die Stelle, wo ihrer Vermuthung nach der von dem Hin¬
derniß verursachte Wirbel gewesen ist. Finden sie kein Gold ans der Oberfläche,
so entschließen sie sich doch vielleicht fortzuarbeiten, und manchmal findet man
Gruben von zwanzig Fuß und mehr Tiefe, die kein Körnchen Gold hergegeben
haben. Sie graben auch hier, bis sie das ursprüngliche Flußbett erreicht haben,
und wenn sie so glücklich sind, reiche "Taschen" zu finden, so arbeiten sie in dieser
Richtung am User hin nnter der Erde weiter. Es trifft manchmal, daß eine
Grube für mehrere hundert Pfund Sterling'Gold täglich liefert, während der
Besitzer der nächsten Stelle ganz leer ausgeht. Manche arbeiten sogar wochen¬
lang ohne den mindesten Erfolg. Im vorigen Winter, dem nassesten'seit zwanzig
Jahren, konnten die Wäschereien im Flusse oft gar nicht benutzt werden, mauche


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diesem sucht man nun die Goldkörner aus, wobei man manchmal gar nichts,
manchmal nur wenige Körnchen, aber gelegentlich auch viele Unzen findet. Bei
trockenen Gruben muß' natürlich die Erde eine Strecke uach dem Bache getragen
werden, und hier dehnen die Gräber, wenn sie nicht durch Nachbarn gehemmt
werden, ihre Arbeiten meistens auf der Oberfläche aus, es müßte denn der rei¬
chere Ertrag der tieferen Bodenschichten sie für die vermehrte Arbeit mehr als
entschädigen. Aber Goldgruben im Flusse gelten für die werthvollsten, und hier
braucht man sich nicht auf die Oberfläche zu beschränke», weil in den Löchern und
Spalten des ursprünglichen Felsenbettes des Baches — in den sogenannten
Taschen — die reichste Erndte zu erwarten ist. Die Prospectirpartei begiebt
sich daher wahrscheinlich nach dem Flusse, und beobachtet alle Eigenthümlich-
keiten der Umgebung sorgfältig. Vielleicht wählt sie eine viel versprechende
Barre, und wenn die Prospcctirpfanne gute Auskunft giebt, so wird hier sogleich
die neue Niederlassung gegründet.. Aber der Boden ist vielleicht Kies, und dann
dürfen sie kaum erwarte», in den oberen Schichten Gold durch Waschen zu ge¬
winnen; denn da der Kies von dem Strom ganz durchwaschen und. beständig
zertheilt wird, so sinkt natürlich das Gold ans das Strombett hinunter; aber
wenn sie nach dem Wegräumen der Steine, die gewöhnlich diese Barren bilden,
einen zähen Thon erreichen, den das Wasser nie ganz zertheilen kann, so läßt
sich mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen, Gold zu finden. Ein blauer Thon
gilt im Allgemeinen für den reichhaltigsten, obgleich er außerordentlich beschwerlich
.zu waschen ist, da er so fest an den eingemengten Steinen und' Kieseln klebt,
daß er sich nur schwer von diesen trennen läßt. Will man auf dieser Barre
arbeiten, so muß erst durch einen Damm der Bach abgelenkt ixerden, um
dann nach Hinwegräumen großer Steinblöcke auf das ursprüngliche Bett
zu gelangen — eine mühsame Arbeit, die nicht selten ganz umsonst ist.
Oder die Partei wählt eine Uferstelle oder einen Vorsprung, über die früher der
Bach geflossen ist. Hier suchen sie die Spitze des alten Ufers auf, und wählen
dann wahrscheinlich die Stelle, wo ihrer Vermuthung nach der von dem Hin¬
derniß verursachte Wirbel gewesen ist. Finden sie kein Gold ans der Oberfläche,
so entschließen sie sich doch vielleicht fortzuarbeiten, und manchmal findet man
Gruben von zwanzig Fuß und mehr Tiefe, die kein Körnchen Gold hergegeben
haben. Sie graben auch hier, bis sie das ursprüngliche Flußbett erreicht haben,
und wenn sie so glücklich sind, reiche „Taschen" zu finden, so arbeiten sie in dieser
Richtung am User hin nnter der Erde weiter. Es trifft manchmal, daß eine
Grube für mehrere hundert Pfund Sterling'Gold täglich liefert, während der
Besitzer der nächsten Stelle ganz leer ausgeht. Manche arbeiten sogar wochen¬
lang ohne den mindesten Erfolg. Im vorigen Winter, dem nassesten'seit zwanzig
Jahren, konnten die Wäschereien im Flusse oft gar nicht benutzt werden, mauche


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/303>, abgerufen am 22.12.2024.