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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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wenigsten angebracht ist der wohlfeile Spott gegen die Männer, die, wie im Alterthum,
für das Vaterland die große Seele verschwendet haben.

Noch eine specielle Betrachtung in Beziehung ans Preußen, Man hat häufig von
einer Fusion der Liberalen und der Demokraten gesprochen, und die Frage ist bald mit
sittlicher Entrüstung, bald mit bequemem Spott erledigt worden. Eine Verschmelzung
zweier Parteien, die Verschiedenes wollen, ist in der That auch eine sehr unhaltbare
Idee, wol aber dürste es endlich Zeit sein, mit diesen Parteien Ernst zu machen, das
heißt, eine bisher nur im Traumleben, nur in der Aussicht auf ein zukünftiges, unbe¬
schreibliches Ereignis? und in der Erinnerung an einleben so unklare Vergangenheit
bestehende Partei, deren eigentliches Leben also bis jetzt auf dem Sirius stattfand, auf
dem Boden der gegenwärtigen Zustände herzustellen und alte Geschichten ruhen zu lasse".


Bildende Kmtsk.

-- Vor einigen Wochen starb einer der gefeiertsten unter
den neueren französischen Bildhauern, James Pradier, am Schlagfluß. Geb. zu
Genf im Jahre 1790, sollte er ursprünglich Kupferstecher werden, aber sein Talent zum
Zeichnen verschaffte ihm bald eine Stelle im Atelier des Bildhauers Leinöl. Die Weise
dieses Meisters, die sich mehr aus das Technische als auf das Geistige der Kunst bezog,
wirkte bestimmend aus seine ganze künstlerische Laufbahn. Bereits im W. Jahre.gewann
er einen Preis, im Jahre 1813 verschaffte ihm sein Basrelief Ulysses und Neoptolemus
die Mittel, nach Italien zu gehen. Er hat die antiken Formen mit Fleiß und Aus¬
dauer studirt und sich später wesentlich ans die Nachbildung dcrsell'en beschränkt; mit der
eigentlichen Natur hat er sich nur in sofern beschäftigt, als sie dazu diente, diese clas¬
sischen Formen im Einzelnen bestimmter und zierlicher auszuführen. Auch vou der
antiken Kunst hat er eigentlich nur die, graziöse und zierliche Seite aufgefaßt; die eigent¬
lich großen Schöpfungen des Alterthums blieben ihm fremd und gegen Michel Angelo
hegte er eine große Geringschätzung. Er zeichnete sich vor den meisten anderen Künst¬
lern dadurch aus, daß er auch das Handwerk auf's vortrefflichste verstand. Er hat die
Arbeiten, die mau sonst gewöhnlich dem Handwerker überläßt, alle selber ausgeführt und
dadurch eine Sicherheit gewonnen, die selten ihres Gleichen findet, Er war ein leiden¬
schaftlicher Arbeiter und übertraf an Schnelligkeit seiner Leistungen alle seine Nebenbuh¬
ler. Die Masse der Arbeiten, die er deshalb im Stande war zu leisten, haben wenigstens
ein großes Verdienst; sie haben die Kunst in Frankreich popnlair gemacht und ihr ein
großes Publicum verschafft. Zwar hat er sich auch vielfach mit Theorien beschäftigt,
aber diese beuchten auf einer ziemlich kleinen Anzahl fertiger Glaubenssätze, an denen
er mit großem Eigensinn festhielt, -- 1818 trat er zuerst in Paris öffentlich ans, sein
eigentlicher dauernder Erfolg beginnt aber erst mit dem Jahre 1831, wo er die drei
Grazien aufstellte, die gegenwärtig in Versailles sind. Sehr fein und anmuthig in ihren
einzelnen Linien, machten sie doch einen zu sinnlichen Eindruck und hatten etwas Gri-
settenhaftes. In diesen wie in allen späteren Werken find die Glieder mit großer
Sorgfalt ausgeführt, zuweilen mit zu großer Rücksicht ans das Publicum, welches gern
den doppelten Reiz des jugendlichem und des vollkommen ausgebildeten Weibes vereinigt
sehen mochte, dagegen sind die Gesichter vollkommen vernachlässigt. M hat die erste
beste Maske ans de" Körper gesetzt/ ohne sich darum zu kümmern, ob sie sür die
Situation paßt oder nicht. >-- Auf die Grazien folgte EhparissnS, dann Venus und
Amor (im Louvre); die Bacchanten und der Satyr (in der Galerie des Fürsten
Demidoff, eine ganz sinnliche Gruppe), Phryne, die leichte Poesie (in der Form einer
ziemlich lasciven Tänzerin), Flora und der Frühling, Atalante (eines der vorzüglichern
Werke, in sofern sich in der Darstellung der Glieder ein meisterhafter Realismus aus¬
spricht, aber freilich ohne alle ideale Haltung), Phidias und Prometheus (beide Sta¬
tuen dem eigentlichen Talent des Künstlers entgegengesetzt, weil sie eigentlich eine geistige
Auffassung verlangten, während der Prometheus des Pradicr mir die Zuckungen des


wenigsten angebracht ist der wohlfeile Spott gegen die Männer, die, wie im Alterthum,
für das Vaterland die große Seele verschwendet haben.

Noch eine specielle Betrachtung in Beziehung ans Preußen, Man hat häufig von
einer Fusion der Liberalen und der Demokraten gesprochen, und die Frage ist bald mit
sittlicher Entrüstung, bald mit bequemem Spott erledigt worden. Eine Verschmelzung
zweier Parteien, die Verschiedenes wollen, ist in der That auch eine sehr unhaltbare
Idee, wol aber dürste es endlich Zeit sein, mit diesen Parteien Ernst zu machen, das
heißt, eine bisher nur im Traumleben, nur in der Aussicht auf ein zukünftiges, unbe¬
schreibliches Ereignis? und in der Erinnerung an einleben so unklare Vergangenheit
bestehende Partei, deren eigentliches Leben also bis jetzt auf dem Sirius stattfand, auf
dem Boden der gegenwärtigen Zustände herzustellen und alte Geschichten ruhen zu lasse».


Bildende Kmtsk.

— Vor einigen Wochen starb einer der gefeiertsten unter
den neueren französischen Bildhauern, James Pradier, am Schlagfluß. Geb. zu
Genf im Jahre 1790, sollte er ursprünglich Kupferstecher werden, aber sein Talent zum
Zeichnen verschaffte ihm bald eine Stelle im Atelier des Bildhauers Leinöl. Die Weise
dieses Meisters, die sich mehr aus das Technische als auf das Geistige der Kunst bezog,
wirkte bestimmend aus seine ganze künstlerische Laufbahn. Bereits im W. Jahre.gewann
er einen Preis, im Jahre 1813 verschaffte ihm sein Basrelief Ulysses und Neoptolemus
die Mittel, nach Italien zu gehen. Er hat die antiken Formen mit Fleiß und Aus¬
dauer studirt und sich später wesentlich ans die Nachbildung dcrsell'en beschränkt; mit der
eigentlichen Natur hat er sich nur in sofern beschäftigt, als sie dazu diente, diese clas¬
sischen Formen im Einzelnen bestimmter und zierlicher auszuführen. Auch vou der
antiken Kunst hat er eigentlich nur die, graziöse und zierliche Seite aufgefaßt; die eigent¬
lich großen Schöpfungen des Alterthums blieben ihm fremd und gegen Michel Angelo
hegte er eine große Geringschätzung. Er zeichnete sich vor den meisten anderen Künst¬
lern dadurch aus, daß er auch das Handwerk auf's vortrefflichste verstand. Er hat die
Arbeiten, die mau sonst gewöhnlich dem Handwerker überläßt, alle selber ausgeführt und
dadurch eine Sicherheit gewonnen, die selten ihres Gleichen findet, Er war ein leiden¬
schaftlicher Arbeiter und übertraf an Schnelligkeit seiner Leistungen alle seine Nebenbuh¬
ler. Die Masse der Arbeiten, die er deshalb im Stande war zu leisten, haben wenigstens
ein großes Verdienst; sie haben die Kunst in Frankreich popnlair gemacht und ihr ein
großes Publicum verschafft. Zwar hat er sich auch vielfach mit Theorien beschäftigt,
aber diese beuchten auf einer ziemlich kleinen Anzahl fertiger Glaubenssätze, an denen
er mit großem Eigensinn festhielt, — 1818 trat er zuerst in Paris öffentlich ans, sein
eigentlicher dauernder Erfolg beginnt aber erst mit dem Jahre 1831, wo er die drei
Grazien aufstellte, die gegenwärtig in Versailles sind. Sehr fein und anmuthig in ihren
einzelnen Linien, machten sie doch einen zu sinnlichen Eindruck und hatten etwas Gri-
settenhaftes. In diesen wie in allen späteren Werken find die Glieder mit großer
Sorgfalt ausgeführt, zuweilen mit zu großer Rücksicht ans das Publicum, welches gern
den doppelten Reiz des jugendlichem und des vollkommen ausgebildeten Weibes vereinigt
sehen mochte, dagegen sind die Gesichter vollkommen vernachlässigt. M hat die erste
beste Maske ans de« Körper gesetzt/ ohne sich darum zu kümmern, ob sie sür die
Situation paßt oder nicht. >— Auf die Grazien folgte EhparissnS, dann Venus und
Amor (im Louvre); die Bacchanten und der Satyr (in der Galerie des Fürsten
Demidoff, eine ganz sinnliche Gruppe), Phryne, die leichte Poesie (in der Form einer
ziemlich lasciven Tänzerin), Flora und der Frühling, Atalante (eines der vorzüglichern
Werke, in sofern sich in der Darstellung der Glieder ein meisterhafter Realismus aus¬
spricht, aber freilich ohne alle ideale Haltung), Phidias und Prometheus (beide Sta¬
tuen dem eigentlichen Talent des Künstlers entgegengesetzt, weil sie eigentlich eine geistige
Auffassung verlangten, während der Prometheus des Pradicr mir die Zuckungen des


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/288>, abgerufen am 22.12.2024.