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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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welches bei einer großen Fülle von Originalität und guter Laune auch viel Anstößig¬
keiten enthält, und eben so häufig gegen die Regeln der theatralischen Composition
sündigt, aus die deutschen Verhältnisse zu übertragen. Die Bearbeiter' haben das
ideale Costum entfernt und die Fabel in die gewöhnliche Sphäre unsres bürgerlichen
Lebens'eingeführt, sie haben die Liebesepisoden, die nicht wesentlich in die Hauptintrigue
eingreifen, ausgemerzt, und sie haben vor allen Dingen das Verhältniß zwischen Petruchio
und Katharina dem menschlichen Gefühl näher zu bringen gesucht. Bei Shakspeare
wirbt Petruchio um Katharina, ohne sie zu kennen, blos um ihrer Mitgift wegen und
an ein recht widerspenstiges Weib zu zähmen; in der deutschen Bearbeitung verschmäht
er die Mitgift und motivirt seine Werbung theils durch die Schönheit seiner Braut,
theils durch einige Züge von tieferen Gemüth, die er in ihr entdeckt hat. Bei
Shakspeare erfolgt die Bändigung rein und ausschließlich durch das physische Ueber-
gewicht des Mannes. Durch Hunger und Strapazen wird die eigensinnige Frau so
mürbe gemacht, daß sie zuletzt ihre Ohnmacht einsieht und sich willenlos jeder Caprice
ihres Herrn unterwirft; in der deutschen Bearbeitung werden zwar die Mittel anch an¬
gewandt, aber die eigentliche Wiedergeburt erfolgt aus Liebe, und Katharina wendet
sich zuletzt ausdrücklich an das Publicum, um ihm zu erklären, daß der bloße Zwang
ein trotziges Gemüth nie bändigen könne. Bei Shakspeare endlich handeln beide Per¬
sonen unbefangen und ihrer Natur gemäß, Katharina ist wirklich ein Satan von einem
Weibe, und Petruchio, obgleich er es mit seinem Toben nicht so arg meint, gleichfalls
ein Sonderling, dem es vielen Spaß macht, durch wunderliche und etwas gewaltsame
Handlungsweise der Welt zu imponiren; in der deutschen Bearbeitung dagegen ist bei
Beiden das ungeberdige Wesen versetzte Sentimentalität. -- All diese Veränderungen
kann man nicht Verbesserungen nennen. Wenn man ein Weib nur durch Liebe bezwingt,
nicht durch Fasten und Strapazen, so sind Fasten und Strapazen vom Uebel, und
wenn man seine humoristischen Rohheiten, die ganz gegen die angeborene Natur sind,
nur als Mittel zum Zweck betrachtet, so hört die Freude am Spaße auf. Bei
Shakspeare macht die an Tollheit grenzende Ausgelassenheit, wenn sie auch mit unsren
Sitten nicht übereinstimmt, wenigstens ihre komische Wirkung; es sällt Niemand ein,
in dieser Posse die Lösung eines sittlichen Problems zu suchen. Dadurch aber, daß
dieser Spaß in das Gebiet der gemüthlichen und sittlichen Reflexionen hinübergezogen
wird, verwandelt er sich für uns in Barbarei. -- Selbst die Aenderung des Costums
ist sür die Handlung des Stücks nicht vortheilhaft. In der phantastischen Welt, in
der sich Shakspeare's Lustspiel bewegt, lassen wir uns alle möglichen Voraussetzungen
gefallen; wenn wir aber hören, daß eine Dame aus unsren höheren Ständen im
Ballsaal mit Flaschen und Gläsern nach einem Bedienten bombardirt und ein Salzfaß
ohne Weiteres in einen Spiegel wirft, weil kein Zucker darin ist, so.kommt uns
daS zu abgeschmackt vor, als daß wir uns in die Situation finden könnten. -- Ueber¬
haupt ist die Bearbeitung der Shakspeare'schen Lustspiele viel bedenklicher, als die der
Calderon'schen. Bei Calderon ist der leitende Faden der Intrigue, und was dazu
gehört, immer sehr verständig, dagegen die Ausführung in Beziehung aus das Charak¬
teristische mangelhaft. Bei Shakspeare dagegen ist die Ausführung immer bril¬
lant, die Voraussetzungen dagegen, die immer aufs Innigste mit dem Kern der Hand¬
lung verwebt sind, häufig roh und gewaltsam. Dem Erster" kann man abhelfen, dem
Letzten nicht. Wenn wir es nicht mehr ertragen können, die Herstellung der Vernunft
durch Physischen Zwang aus der Bühne zu sehen, so sollen wir mit diesem Lustspiel
überhaupt keinen Versuch machen.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als verantwort!. Redacteur legitimirt: F. W, Grnnow. -- Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

welches bei einer großen Fülle von Originalität und guter Laune auch viel Anstößig¬
keiten enthält, und eben so häufig gegen die Regeln der theatralischen Composition
sündigt, aus die deutschen Verhältnisse zu übertragen. Die Bearbeiter' haben das
ideale Costum entfernt und die Fabel in die gewöhnliche Sphäre unsres bürgerlichen
Lebens'eingeführt, sie haben die Liebesepisoden, die nicht wesentlich in die Hauptintrigue
eingreifen, ausgemerzt, und sie haben vor allen Dingen das Verhältniß zwischen Petruchio
und Katharina dem menschlichen Gefühl näher zu bringen gesucht. Bei Shakspeare
wirbt Petruchio um Katharina, ohne sie zu kennen, blos um ihrer Mitgift wegen und
an ein recht widerspenstiges Weib zu zähmen; in der deutschen Bearbeitung verschmäht
er die Mitgift und motivirt seine Werbung theils durch die Schönheit seiner Braut,
theils durch einige Züge von tieferen Gemüth, die er in ihr entdeckt hat. Bei
Shakspeare erfolgt die Bändigung rein und ausschließlich durch das physische Ueber-
gewicht des Mannes. Durch Hunger und Strapazen wird die eigensinnige Frau so
mürbe gemacht, daß sie zuletzt ihre Ohnmacht einsieht und sich willenlos jeder Caprice
ihres Herrn unterwirft; in der deutschen Bearbeitung werden zwar die Mittel anch an¬
gewandt, aber die eigentliche Wiedergeburt erfolgt aus Liebe, und Katharina wendet
sich zuletzt ausdrücklich an das Publicum, um ihm zu erklären, daß der bloße Zwang
ein trotziges Gemüth nie bändigen könne. Bei Shakspeare endlich handeln beide Per¬
sonen unbefangen und ihrer Natur gemäß, Katharina ist wirklich ein Satan von einem
Weibe, und Petruchio, obgleich er es mit seinem Toben nicht so arg meint, gleichfalls
ein Sonderling, dem es vielen Spaß macht, durch wunderliche und etwas gewaltsame
Handlungsweise der Welt zu imponiren; in der deutschen Bearbeitung dagegen ist bei
Beiden das ungeberdige Wesen versetzte Sentimentalität. — All diese Veränderungen
kann man nicht Verbesserungen nennen. Wenn man ein Weib nur durch Liebe bezwingt,
nicht durch Fasten und Strapazen, so sind Fasten und Strapazen vom Uebel, und
wenn man seine humoristischen Rohheiten, die ganz gegen die angeborene Natur sind,
nur als Mittel zum Zweck betrachtet, so hört die Freude am Spaße auf. Bei
Shakspeare macht die an Tollheit grenzende Ausgelassenheit, wenn sie auch mit unsren
Sitten nicht übereinstimmt, wenigstens ihre komische Wirkung; es sällt Niemand ein,
in dieser Posse die Lösung eines sittlichen Problems zu suchen. Dadurch aber, daß
dieser Spaß in das Gebiet der gemüthlichen und sittlichen Reflexionen hinübergezogen
wird, verwandelt er sich für uns in Barbarei. -- Selbst die Aenderung des Costums
ist sür die Handlung des Stücks nicht vortheilhaft. In der phantastischen Welt, in
der sich Shakspeare's Lustspiel bewegt, lassen wir uns alle möglichen Voraussetzungen
gefallen; wenn wir aber hören, daß eine Dame aus unsren höheren Ständen im
Ballsaal mit Flaschen und Gläsern nach einem Bedienten bombardirt und ein Salzfaß
ohne Weiteres in einen Spiegel wirft, weil kein Zucker darin ist, so.kommt uns
daS zu abgeschmackt vor, als daß wir uns in die Situation finden könnten. — Ueber¬
haupt ist die Bearbeitung der Shakspeare'schen Lustspiele viel bedenklicher, als die der
Calderon'schen. Bei Calderon ist der leitende Faden der Intrigue, und was dazu
gehört, immer sehr verständig, dagegen die Ausführung in Beziehung aus das Charak¬
teristische mangelhaft. Bei Shakspeare dagegen ist die Ausführung immer bril¬
lant, die Voraussetzungen dagegen, die immer aufs Innigste mit dem Kern der Hand¬
lung verwebt sind, häufig roh und gewaltsam. Dem Erster» kann man abhelfen, dem
Letzten nicht. Wenn wir es nicht mehr ertragen können, die Herstellung der Vernunft
durch Physischen Zwang aus der Bühne zu sehen, so sollen wir mit diesem Lustspiel
überhaupt keinen Versuch machen.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als verantwort!. Redacteur legitimirt: F. W, Grnnow. — Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/50>, abgerufen am 24.07.2024.