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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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wenn nicht ein Artillerie - Sergeant -- sein Name ist Sacchi -- die außerordentliche
Geistesgegenwart gehabt hätte, eine Oeffnung des großen Pulver-Depots zu verschließen, >.

Ganze Compagnien Soldaten und National-Gardisten liefen im Sturmschritt her¬
bei, Hie Löschspritzen traten in volle Thätigkeit; man machte die ungeheuersten Anstren¬
gungen, Mauern mitten im Brande niederzureißen, die noch nicht cxplodirten Pulver-
vorräthe und Pulver-Materialien in den halbverschütteten Nebengebäuden der Pnlvcr-
mühlen zu bewässern, und das Feuer zu ersticken. Trotz alledem wurde die Gesahr der
großen Pulver-Explosion mit jeder Minute augenscheinlicher;... die Furcht vor dem fast
sichern und unvermeidlichen Tode überzog die meisten Gesichter mit Todesblässe;... in
den Mienen mehrerer Soldaten drückte sich ein furchtbarer innerer Kampf zwischen dem
Gefühl der Selbsterhaltung und der Disciplin, dem Soldatenpflichtgesnhle, aus .. .

Plötzlich erschien an dem Orte der eminentester Gefahr der König zu Pferde...
Soldaten, Officiere und Bürger stürzten ihm entgegen, und beschworen ihn mit aufge¬
hobenen Händen, sein Leben zu Venen;... welch' ein moriluri to sslutant!...

Ich bleibe, rief der König mit fester Stimme, -- ich bleibe, meine Freunde, bis
die letzte Gefahr überwunden!...

Der diese Zeilen schreibt, hat häufig, zumeist bei solennen Gelegenheiten, König
Victor Emmanuel gesehen und in nächster Nähe beobachtet, aber nie ist ihm dieser ritter¬
liche Monarch so wahrhaft königlich, so wiederstrahlcnd von selbstbewußter Majestät des
Sinnes und Charakters erschienen, als in diesem Augenblicke. Der jugendliche und glück¬
liche Regent eines glücklichen Landes achtete keine Gefahr für seine Person;... mit ruhiger,
kalter Todesverachtung bewegte er sich nach den rauchenden und flammenden Trümmern,
die dem großen Pulver-Magazine zunächst lagen, während von Zeit zu Zeit kleinere,
bis dahin vom Feuer verschont gebliebene Pulver-Quantitäten cxplodirten, und die mit
unendlicher Anstrengung gedämpften Flammen auf's Neue um sich greifen ließen... Jeder
Soldat, jeder Bürger war bereit, tausendmal sein Leben sür den König zu lassen; die'
Entmuthigtsten drangen zu den gefährlichsten Punkten vor, die Ermattetstcn verdoppelten
ihre Anstrengungen;... nach anderthalb Stunden übermenschlichen Kraftaufwandes, und nach
zahllosen Proben des höchsten Muthes und der extremsten Selbstverläugnung Seitens
des Linien- und Bürger-Militairs schien die höchste Gefahr beschworen ...

Der König hatte dnrch seine Anwesenheit vielleicht den größern Theil der Capitale
vor Zerstörung gerettet, und mindestens eben so ruhmvolle Lorbeeren eingeerntet, wie
auf den Schlachtfeldern der Lombardei ...

Mehrere Generale und Minister, die Herren Pernati, Palcocova, v. Cavour, der
Prinz von Carignan, der Syndicus von Turin, Graf Bellono, so wie verschiedene De-
putirte und Senatoren waren herbeigekommen, und hatten sich um den König und den
Herzog von Genua versammelt, Beide zu wiederholten Malen, aber vergeblich, beschwörend,
sich aus der Tragweite der Gefahr zu flüchten... In so guter Gesellschaft, hatte ich
mir einige Male gesagt, kannst dn schon immer einen Salto mortale riskiren!...

Ich war meiner Pflicht als Soldat der Publicität bisher nur zum Theil nachge¬
kommen; --- jetzt lag mir ob, was ich geschaut und vernommen, eiligst in die Welt
hinauszuschrcibcn.'

Nach der ?jgii!ii> ällslis zu waren die Bewegung und das Gedränge wieder eben
so lebhaft, wie zwei Stunden vorher; alle Läden des Dora-Quartiers, ja selbst bis
zum Po-Ufer, waren geschlossen, die Bewohner der gefährdeten Stadttheile emigrirten
en Masse, aus den Hospitälern wurden die Kranken in Körben und auf Tragbahren
nach sichereren Orten geschafft; man sah Mütter mit ihren Säuglingen an der Brust,
Söhne, die einen alten, schwachen Vater oder eine kranke Mutter im Gehen unterstützten...
Groß war die Zahl der Wehklagenden, die ein vermißtes Kind, Mutter oder Vater als
todt beweinten; in den ersten Stunden des Schreckens hieß es unter dem Volk, daß
Hegen tausend Menschen ums Leben gekommen. > .


wenn nicht ein Artillerie - Sergeant — sein Name ist Sacchi — die außerordentliche
Geistesgegenwart gehabt hätte, eine Oeffnung des großen Pulver-Depots zu verschließen, >.

Ganze Compagnien Soldaten und National-Gardisten liefen im Sturmschritt her¬
bei, Hie Löschspritzen traten in volle Thätigkeit; man machte die ungeheuersten Anstren¬
gungen, Mauern mitten im Brande niederzureißen, die noch nicht cxplodirten Pulver-
vorräthe und Pulver-Materialien in den halbverschütteten Nebengebäuden der Pnlvcr-
mühlen zu bewässern, und das Feuer zu ersticken. Trotz alledem wurde die Gesahr der
großen Pulver-Explosion mit jeder Minute augenscheinlicher;... die Furcht vor dem fast
sichern und unvermeidlichen Tode überzog die meisten Gesichter mit Todesblässe;... in
den Mienen mehrerer Soldaten drückte sich ein furchtbarer innerer Kampf zwischen dem
Gefühl der Selbsterhaltung und der Disciplin, dem Soldatenpflichtgesnhle, aus .. .

Plötzlich erschien an dem Orte der eminentester Gefahr der König zu Pferde...
Soldaten, Officiere und Bürger stürzten ihm entgegen, und beschworen ihn mit aufge¬
hobenen Händen, sein Leben zu Venen;... welch' ein moriluri to sslutant!...

Ich bleibe, rief der König mit fester Stimme, — ich bleibe, meine Freunde, bis
die letzte Gefahr überwunden!...

Der diese Zeilen schreibt, hat häufig, zumeist bei solennen Gelegenheiten, König
Victor Emmanuel gesehen und in nächster Nähe beobachtet, aber nie ist ihm dieser ritter¬
liche Monarch so wahrhaft königlich, so wiederstrahlcnd von selbstbewußter Majestät des
Sinnes und Charakters erschienen, als in diesem Augenblicke. Der jugendliche und glück¬
liche Regent eines glücklichen Landes achtete keine Gefahr für seine Person;... mit ruhiger,
kalter Todesverachtung bewegte er sich nach den rauchenden und flammenden Trümmern,
die dem großen Pulver-Magazine zunächst lagen, während von Zeit zu Zeit kleinere,
bis dahin vom Feuer verschont gebliebene Pulver-Quantitäten cxplodirten, und die mit
unendlicher Anstrengung gedämpften Flammen auf's Neue um sich greifen ließen... Jeder
Soldat, jeder Bürger war bereit, tausendmal sein Leben sür den König zu lassen; die'
Entmuthigtsten drangen zu den gefährlichsten Punkten vor, die Ermattetstcn verdoppelten
ihre Anstrengungen;... nach anderthalb Stunden übermenschlichen Kraftaufwandes, und nach
zahllosen Proben des höchsten Muthes und der extremsten Selbstverläugnung Seitens
des Linien- und Bürger-Militairs schien die höchste Gefahr beschworen ...

Der König hatte dnrch seine Anwesenheit vielleicht den größern Theil der Capitale
vor Zerstörung gerettet, und mindestens eben so ruhmvolle Lorbeeren eingeerntet, wie
auf den Schlachtfeldern der Lombardei ...

Mehrere Generale und Minister, die Herren Pernati, Palcocova, v. Cavour, der
Prinz von Carignan, der Syndicus von Turin, Graf Bellono, so wie verschiedene De-
putirte und Senatoren waren herbeigekommen, und hatten sich um den König und den
Herzog von Genua versammelt, Beide zu wiederholten Malen, aber vergeblich, beschwörend,
sich aus der Tragweite der Gefahr zu flüchten... In so guter Gesellschaft, hatte ich
mir einige Male gesagt, kannst dn schon immer einen Salto mortale riskiren!...

Ich war meiner Pflicht als Soldat der Publicität bisher nur zum Theil nachge¬
kommen; —- jetzt lag mir ob, was ich geschaut und vernommen, eiligst in die Welt
hinauszuschrcibcn.'

Nach der ?jgii!ii> ällslis zu waren die Bewegung und das Gedränge wieder eben
so lebhaft, wie zwei Stunden vorher; alle Läden des Dora-Quartiers, ja selbst bis
zum Po-Ufer, waren geschlossen, die Bewohner der gefährdeten Stadttheile emigrirten
en Masse, aus den Hospitälern wurden die Kranken in Körben und auf Tragbahren
nach sichereren Orten geschafft; man sah Mütter mit ihren Säuglingen an der Brust,
Söhne, die einen alten, schwachen Vater oder eine kranke Mutter im Gehen unterstützten...
Groß war die Zahl der Wehklagenden, die ein vermißtes Kind, Mutter oder Vater als
todt beweinten; in den ersten Stunden des Schreckens hieß es unter dem Volk, daß
Hegen tausend Menschen ums Leben gekommen. > .


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[0448] wenn nicht ein Artillerie - Sergeant — sein Name ist Sacchi — die außerordentliche Geistesgegenwart gehabt hätte, eine Oeffnung des großen Pulver-Depots zu verschließen, >. Ganze Compagnien Soldaten und National-Gardisten liefen im Sturmschritt her¬ bei, Hie Löschspritzen traten in volle Thätigkeit; man machte die ungeheuersten Anstren¬ gungen, Mauern mitten im Brande niederzureißen, die noch nicht cxplodirten Pulver- vorräthe und Pulver-Materialien in den halbverschütteten Nebengebäuden der Pnlvcr- mühlen zu bewässern, und das Feuer zu ersticken. Trotz alledem wurde die Gesahr der großen Pulver-Explosion mit jeder Minute augenscheinlicher;... die Furcht vor dem fast sichern und unvermeidlichen Tode überzog die meisten Gesichter mit Todesblässe;... in den Mienen mehrerer Soldaten drückte sich ein furchtbarer innerer Kampf zwischen dem Gefühl der Selbsterhaltung und der Disciplin, dem Soldatenpflichtgesnhle, aus .. . Plötzlich erschien an dem Orte der eminentester Gefahr der König zu Pferde... Soldaten, Officiere und Bürger stürzten ihm entgegen, und beschworen ihn mit aufge¬ hobenen Händen, sein Leben zu Venen;... welch' ein moriluri to sslutant!... Ich bleibe, rief der König mit fester Stimme, — ich bleibe, meine Freunde, bis die letzte Gefahr überwunden!... Der diese Zeilen schreibt, hat häufig, zumeist bei solennen Gelegenheiten, König Victor Emmanuel gesehen und in nächster Nähe beobachtet, aber nie ist ihm dieser ritter¬ liche Monarch so wahrhaft königlich, so wiederstrahlcnd von selbstbewußter Majestät des Sinnes und Charakters erschienen, als in diesem Augenblicke. Der jugendliche und glück¬ liche Regent eines glücklichen Landes achtete keine Gefahr für seine Person;... mit ruhiger, kalter Todesverachtung bewegte er sich nach den rauchenden und flammenden Trümmern, die dem großen Pulver-Magazine zunächst lagen, während von Zeit zu Zeit kleinere, bis dahin vom Feuer verschont gebliebene Pulver-Quantitäten cxplodirten, und die mit unendlicher Anstrengung gedämpften Flammen auf's Neue um sich greifen ließen... Jeder Soldat, jeder Bürger war bereit, tausendmal sein Leben sür den König zu lassen; die' Entmuthigtsten drangen zu den gefährlichsten Punkten vor, die Ermattetstcn verdoppelten ihre Anstrengungen;... nach anderthalb Stunden übermenschlichen Kraftaufwandes, und nach zahllosen Proben des höchsten Muthes und der extremsten Selbstverläugnung Seitens des Linien- und Bürger-Militairs schien die höchste Gefahr beschworen ... Der König hatte dnrch seine Anwesenheit vielleicht den größern Theil der Capitale vor Zerstörung gerettet, und mindestens eben so ruhmvolle Lorbeeren eingeerntet, wie auf den Schlachtfeldern der Lombardei ... Mehrere Generale und Minister, die Herren Pernati, Palcocova, v. Cavour, der Prinz von Carignan, der Syndicus von Turin, Graf Bellono, so wie verschiedene De- putirte und Senatoren waren herbeigekommen, und hatten sich um den König und den Herzog von Genua versammelt, Beide zu wiederholten Malen, aber vergeblich, beschwörend, sich aus der Tragweite der Gefahr zu flüchten... In so guter Gesellschaft, hatte ich mir einige Male gesagt, kannst dn schon immer einen Salto mortale riskiren!... Ich war meiner Pflicht als Soldat der Publicität bisher nur zum Theil nachge¬ kommen; —- jetzt lag mir ob, was ich geschaut und vernommen, eiligst in die Welt hinauszuschrcibcn.' Nach der ?jgii!ii> ällslis zu waren die Bewegung und das Gedränge wieder eben so lebhaft, wie zwei Stunden vorher; alle Läden des Dora-Quartiers, ja selbst bis zum Po-Ufer, waren geschlossen, die Bewohner der gefährdeten Stadttheile emigrirten en Masse, aus den Hospitälern wurden die Kranken in Körben und auf Tragbahren nach sichereren Orten geschafft; man sah Mütter mit ihren Säuglingen an der Brust, Söhne, die einen alten, schwachen Vater oder eine kranke Mutter im Gehen unterstützten... Groß war die Zahl der Wehklagenden, die ein vermißtes Kind, Mutter oder Vater als todt beweinten; in den ersten Stunden des Schreckens hieß es unter dem Volk, daß Hegen tausend Menschen ums Leben gekommen. > .

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/448>, abgerufen am 04.07.2024.