Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.hervorzuheben. Ein anderer Tenor, Stighelli, deutschen Ursprungs, italie¬ Jnstrnmentalisten zeigten sich in Solovorträgen auf der Violine: unsre beiden Auf dem Pianoforte ließen sich hören die Damen Clara Schumann, hervorzuheben. Ein anderer Tenor, Stighelli, deutschen Ursprungs, italie¬ Jnstrnmentalisten zeigten sich in Solovorträgen auf der Violine: unsre beiden Auf dem Pianoforte ließen sich hören die Damen Clara Schumann, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0231" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94132"/> <p xml:id="ID_636" prev="#ID_635"> hervorzuheben. Ein anderer Tenor, Stighelli, deutschen Ursprungs, italie¬<lb/> nischen Namens und englischen Ruhmes, dessen Mittel im Abnehmen begriffen<lb/> sind, begeisterte durch kleine Gaben und große, das Publicum verblüffende Ge-<lb/> sangskunst zu excentrischen Beifall, war aber so unglücklich, bei seinem zweiten<lb/> Auftreten diese Gunst wieder zu verlieren. Leider erleben wir das jetzt nur zu oft;<lb/> es scheint, als ob das Publicum seineu nnmotivirten Enthusiasmus durch drakonische<lb/> Strenge zu sühnen glaubte. — Ein Italiener, Salvatore Marchesi, Bassist,<lb/> mit schöner, umfangreicher / wohlgeschnltcr Stimme, erwarb sich besonderes Lob<lb/> durch den untadelhafter Vortrag einer schweren Arie von Händel. Und um' am<lb/> Ende der Einheimischen nicht zu vergessen, so mögen die Verdienste unsres braven<lb/> Bassisten Behr und des vorwärtsstrebender Tenors Schneider nicht uner¬<lb/> wähnt bleiben.</p><lb/> <p xml:id="ID_637"> Jnstrnmentalisten zeigten sich in Solovorträgen auf der Violine: unsre beiden<lb/> Concertmeister David und Dreischock, der hannöversche Concertmeister Hel-<lb/> mesberger, Deichmann ebendaher, Singer aus Pesth, Johanna Bierlich<lb/> aus Jena. Die Leistungen der beiden zuerstgenannten sind bekannt. Helmes-<lb/> berger aus Hannover debütirte mit enschiedenem Unglück. Ursachen davon waren<lb/> sein mauierirtes, kleinliches Spiel, ein schlechtes Instrument und Compositionen,<lb/> die einestheils entlehnt, auf der andern Seite mit unverzeihlicher Geschmacklosig¬<lb/> keiten angefüllt waren. Mit desto größerem Glücke trat der Violinspieler Ed¬<lb/> mund Singer aus Pesth auf, und er darf mit seinem Erfolge um so zufriedener<lb/> sein, als er eben erst diesen Winter seine Küustlerbahn angetreten hat. Er zeichnet<lb/> sich aus durch ruhiges, festes Spiel, das besonders durch ein vortreffliches, voll¬<lb/> tönendes Instrument unterstützt wird, wie wir es früher kaum gehört haben.<lb/> Seine erste Leistung war der Vortrag des ersten Satzes ans dem Militairconcert<lb/> von Lipinski, für ihn die beste Wahl, da die Komposition keine außerordentliche<lb/> Leidenschaftlichkeit beansprucht, sondern am meisten durch gut rhythmisirtes und<lb/> festes Spiel gewinnt. Mit dem Vortrage dieses Satzes, der im hohen Grade<lb/> beifallswürdig zu nennen war, hatte sich die Meinung des Publicums für ihn<lb/> entschieden; sie blieb ihm tren bei seinem spätern Auftreten, obwol hier seine<lb/> Fehler stärker hervortraten. Sie bestehen in einer gewissen Schläfrigkeit und<lb/> Gleichgiltigkeit des Vortrags, musikalischer Unerfahrenheit im Allgemeinen und<lb/> mangelndem Verständnisse für andere Kompositionen, welchen letztern Mangel er<lb/> besonders bewies in dem Spiele des reizenden I? Vrir-Thema s ans der bekannten<lb/> Phantasie-Caprice von Vienxtemps.</p><lb/> <p xml:id="ID_638" next="#ID_639"> Auf dem Pianoforte ließen sich hören die Damen Clara Schumann,<lb/> Sophie Dukter ans London, Agnes Schönerstädt vom hiesigen Konservato¬<lb/> rium; die Herren Krüger aus Stuttgart, Pruckner aus München, Präger<lb/> aus London, Nicolai aus Leyden, ein Schüler des Konservatoriums. Clara<lb/> Schumann's Ruf ist so erhaben, daß es keiner Worte mehr bedarf, um ihn zu</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0231]
hervorzuheben. Ein anderer Tenor, Stighelli, deutschen Ursprungs, italie¬
nischen Namens und englischen Ruhmes, dessen Mittel im Abnehmen begriffen
sind, begeisterte durch kleine Gaben und große, das Publicum verblüffende Ge-
sangskunst zu excentrischen Beifall, war aber so unglücklich, bei seinem zweiten
Auftreten diese Gunst wieder zu verlieren. Leider erleben wir das jetzt nur zu oft;
es scheint, als ob das Publicum seineu nnmotivirten Enthusiasmus durch drakonische
Strenge zu sühnen glaubte. — Ein Italiener, Salvatore Marchesi, Bassist,
mit schöner, umfangreicher / wohlgeschnltcr Stimme, erwarb sich besonderes Lob
durch den untadelhafter Vortrag einer schweren Arie von Händel. Und um' am
Ende der Einheimischen nicht zu vergessen, so mögen die Verdienste unsres braven
Bassisten Behr und des vorwärtsstrebender Tenors Schneider nicht uner¬
wähnt bleiben.
Jnstrnmentalisten zeigten sich in Solovorträgen auf der Violine: unsre beiden
Concertmeister David und Dreischock, der hannöversche Concertmeister Hel-
mesberger, Deichmann ebendaher, Singer aus Pesth, Johanna Bierlich
aus Jena. Die Leistungen der beiden zuerstgenannten sind bekannt. Helmes-
berger aus Hannover debütirte mit enschiedenem Unglück. Ursachen davon waren
sein mauierirtes, kleinliches Spiel, ein schlechtes Instrument und Compositionen,
die einestheils entlehnt, auf der andern Seite mit unverzeihlicher Geschmacklosig¬
keiten angefüllt waren. Mit desto größerem Glücke trat der Violinspieler Ed¬
mund Singer aus Pesth auf, und er darf mit seinem Erfolge um so zufriedener
sein, als er eben erst diesen Winter seine Küustlerbahn angetreten hat. Er zeichnet
sich aus durch ruhiges, festes Spiel, das besonders durch ein vortreffliches, voll¬
tönendes Instrument unterstützt wird, wie wir es früher kaum gehört haben.
Seine erste Leistung war der Vortrag des ersten Satzes ans dem Militairconcert
von Lipinski, für ihn die beste Wahl, da die Komposition keine außerordentliche
Leidenschaftlichkeit beansprucht, sondern am meisten durch gut rhythmisirtes und
festes Spiel gewinnt. Mit dem Vortrage dieses Satzes, der im hohen Grade
beifallswürdig zu nennen war, hatte sich die Meinung des Publicums für ihn
entschieden; sie blieb ihm tren bei seinem spätern Auftreten, obwol hier seine
Fehler stärker hervortraten. Sie bestehen in einer gewissen Schläfrigkeit und
Gleichgiltigkeit des Vortrags, musikalischer Unerfahrenheit im Allgemeinen und
mangelndem Verständnisse für andere Kompositionen, welchen letztern Mangel er
besonders bewies in dem Spiele des reizenden I? Vrir-Thema s ans der bekannten
Phantasie-Caprice von Vienxtemps.
Auf dem Pianoforte ließen sich hören die Damen Clara Schumann,
Sophie Dukter ans London, Agnes Schönerstädt vom hiesigen Konservato¬
rium; die Herren Krüger aus Stuttgart, Pruckner aus München, Präger
aus London, Nicolai aus Leyden, ein Schüler des Konservatoriums. Clara
Schumann's Ruf ist so erhaben, daß es keiner Worte mehr bedarf, um ihn zu
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