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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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zu haben. Dieser Unmuth, welcher im bayrischen Ministerium am lebhaftesten ist,
droht allerdings die Finanzen und den Wohlstand der einzelnen Oppositionsstaatcn sehr
zu gefährden, wenn er stark genug sein sollte, dieselben zum Austritt aus dem Zoll¬
verein zu bewegen. Gegenwärtig scheint nur Bayern eines so verzweifelten Schrittes
sähig. Die öffentliche Meinung^ Welche wenigstens in diesen Fragen des Geldbeutels
von den Regierungen beachtet werden muß, steht diesmal sehr entschieden auf Preußens
Seite. Der Vertrag mit Hannover wäre nie zu Stande gekommen, wenn Herr von
der Pfordten und seine Freunde vorher gefragt worden wären, und da bei den gegen¬
wärtigen Konferenzen weder der Eintritt Gcsammtöstrcichs noch irgend eine wesentliche
Aenderung des Tarifs durchzusetzen sein wird, weil Hannover gegen jede Erhöhung,
die Binnenstaaten gegen weitere Ermäßigung der Zölle protestiren werden, so erscheint
es allgemein als zweckwidrig und nachtheilig, wenn die Opposition ihre Versöhnung
von weitreichenden Bedingungen abhängig machen sollte. Die verständigen und wohl¬
wollenden unter den Regierungen der Opposition werden deshalb mit einer gewissen
Empfindlichkeit und nach längeren Verhandlungen mit größter Wahrscheinlichkeit nach¬
geben. Was Bayern thun wird, ist nicht recht abzusehen; wol ist möglich, daß Herr
von der Pfordten selbst wegen seiner Antipathien gegen Preußen sällt, bevor Bayern
sich definitiv vom Zollverein gelöst hat. Denn ohne Uebertreibung kann man sagen,
daß der Staat, welcher sich jetzt von der Nordsee scheidet, sich vom Leben scheidet.'


Theater.

Die deutschen Bühnen stehen am Ende ihrer Wintersaison. Die
Theilnahme des Publicums war in diesem Winter im Allgemeinen größer, als in den
vergangenen Jahren, obgleich nicht geläugnet werden kann, daß bei den meisten Thea¬
tern zweiten Ranges das Schauspiel immer mehr Terrain verliert. Bei den meisten
Stadttheatern ist es gar nicht mehr guter Ton, das Schauspiel zu besuchen, und dies ist
mehr Schuld der Bühne' und der Schauspieler, als des Publicums. -Die Wintersaison
hat eine große Anzahl neuer Stücke, Opern und Dramen, auf das Repertoir gebracht,
aber keinen einzigen glänzenden Erfolg, kaum eine neue hoffnungsvolle Kraft; nur sehr
wenige der neuen Stücke scheinen das neue Jahr überleben zu wollen. --
"

Von Opern hat immer noch der "Prophet und nächst diesem die "Gro߬
fürstin" von Flotow die meisten Vorstellungen erlebt. Keine der anderen deutschen
Opern ist bis jetzt durchgedrungen. Bei diesem Mangel an Novitäten hat sich fast'überall
eine Sehnsucht nach der ältern komischen Oper kund gegeben, und Diedersdorf's "Doctor
und'Apotheker" und "Hieronymus Knicker," Fioravanti's "Dorfsängerinnen" sind oder
werden an mehreren Orten neu einstudirt, und die komischen Opern unsres stehenden
Repertoirs find fleißig wiederholt worden; Lortzing und Flotow erschienen vielleicht
am häufigsten aus dem deutschen Theaterzettel. Durch die Kunstreise von Henriette
Sontag und. Johanna Wagner erhielten einzelne Opernaufführungen für die betreffen¬
den Gegenden ungewöhnliches Interesse, sowol die Sontag als die Wagner scheinen
die große Tour nach England und Amerika antreten zu wollen. -- Im Drama hat
die letzte Saison noch weniger Bedeutendes gefördert, als in der Oper; die beliebtesten
Stücke waren Übersetzungen aus dem Französischen. Am häufigsten ist "Bajazzo,"
"Adrienne Lecouvrcur," "der Damenkricg" und eine Anzahl anderer Jntrigncnstnckc, nach
ScriVc's Muster gemacht, gegeben worden. Von deutschen Dichtern hat Hackländer mit
seinem Lustspiele "der geheime Agent" den größten Erfolg gehabt. Bencdir, mit sei¬
nen Lustspielen: "das Gefängniß" und "der Ruf" ist am fleißigsten gewesen, wol nur
übertroffen von Charlotte Birch-Pfeiffer, welche mit vier Dramen: "Magdala," "im
Walde," "ein Ring," und "wie man Hänser baut" debütirte, nicht ganz mit ihrem
früheren Glück. Es wurden verhältnißmäßig viel kleine Lustspiele einstudirt, worunter
die von A. v. Puttlitz, als die zierlichsten, am besten gefielen. Am meisten Origi¬
nalität entwickelte noch die Posse. Zwar war das erfolgreiche: "Guten Morgen. Herr
Fischer!" auch eine Übertragung aus dem Französischen, aber die Berliner Localstücke:


zu haben. Dieser Unmuth, welcher im bayrischen Ministerium am lebhaftesten ist,
droht allerdings die Finanzen und den Wohlstand der einzelnen Oppositionsstaatcn sehr
zu gefährden, wenn er stark genug sein sollte, dieselben zum Austritt aus dem Zoll¬
verein zu bewegen. Gegenwärtig scheint nur Bayern eines so verzweifelten Schrittes
sähig. Die öffentliche Meinung^ Welche wenigstens in diesen Fragen des Geldbeutels
von den Regierungen beachtet werden muß, steht diesmal sehr entschieden auf Preußens
Seite. Der Vertrag mit Hannover wäre nie zu Stande gekommen, wenn Herr von
der Pfordten und seine Freunde vorher gefragt worden wären, und da bei den gegen¬
wärtigen Konferenzen weder der Eintritt Gcsammtöstrcichs noch irgend eine wesentliche
Aenderung des Tarifs durchzusetzen sein wird, weil Hannover gegen jede Erhöhung,
die Binnenstaaten gegen weitere Ermäßigung der Zölle protestiren werden, so erscheint
es allgemein als zweckwidrig und nachtheilig, wenn die Opposition ihre Versöhnung
von weitreichenden Bedingungen abhängig machen sollte. Die verständigen und wohl¬
wollenden unter den Regierungen der Opposition werden deshalb mit einer gewissen
Empfindlichkeit und nach längeren Verhandlungen mit größter Wahrscheinlichkeit nach¬
geben. Was Bayern thun wird, ist nicht recht abzusehen; wol ist möglich, daß Herr
von der Pfordten selbst wegen seiner Antipathien gegen Preußen sällt, bevor Bayern
sich definitiv vom Zollverein gelöst hat. Denn ohne Uebertreibung kann man sagen,
daß der Staat, welcher sich jetzt von der Nordsee scheidet, sich vom Leben scheidet.'


Theater.

Die deutschen Bühnen stehen am Ende ihrer Wintersaison. Die
Theilnahme des Publicums war in diesem Winter im Allgemeinen größer, als in den
vergangenen Jahren, obgleich nicht geläugnet werden kann, daß bei den meisten Thea¬
tern zweiten Ranges das Schauspiel immer mehr Terrain verliert. Bei den meisten
Stadttheatern ist es gar nicht mehr guter Ton, das Schauspiel zu besuchen, und dies ist
mehr Schuld der Bühne' und der Schauspieler, als des Publicums. -Die Wintersaison
hat eine große Anzahl neuer Stücke, Opern und Dramen, auf das Repertoir gebracht,
aber keinen einzigen glänzenden Erfolg, kaum eine neue hoffnungsvolle Kraft; nur sehr
wenige der neuen Stücke scheinen das neue Jahr überleben zu wollen. —
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Von Opern hat immer noch der „Prophet und nächst diesem die „Gro߬
fürstin" von Flotow die meisten Vorstellungen erlebt. Keine der anderen deutschen
Opern ist bis jetzt durchgedrungen. Bei diesem Mangel an Novitäten hat sich fast'überall
eine Sehnsucht nach der ältern komischen Oper kund gegeben, und Diedersdorf's „Doctor
und'Apotheker" und „Hieronymus Knicker," Fioravanti's „Dorfsängerinnen" sind oder
werden an mehreren Orten neu einstudirt, und die komischen Opern unsres stehenden
Repertoirs find fleißig wiederholt worden; Lortzing und Flotow erschienen vielleicht
am häufigsten aus dem deutschen Theaterzettel. Durch die Kunstreise von Henriette
Sontag und. Johanna Wagner erhielten einzelne Opernaufführungen für die betreffen¬
den Gegenden ungewöhnliches Interesse, sowol die Sontag als die Wagner scheinen
die große Tour nach England und Amerika antreten zu wollen. — Im Drama hat
die letzte Saison noch weniger Bedeutendes gefördert, als in der Oper; die beliebtesten
Stücke waren Übersetzungen aus dem Französischen. Am häufigsten ist „Bajazzo,"
„Adrienne Lecouvrcur," „der Damenkricg" und eine Anzahl anderer Jntrigncnstnckc, nach
ScriVc's Muster gemacht, gegeben worden. Von deutschen Dichtern hat Hackländer mit
seinem Lustspiele „der geheime Agent" den größten Erfolg gehabt. Bencdir, mit sei¬
nen Lustspielen: „das Gefängniß" und „der Ruf" ist am fleißigsten gewesen, wol nur
übertroffen von Charlotte Birch-Pfeiffer, welche mit vier Dramen: „Magdala," „im
Walde," „ein Ring," und „wie man Hänser baut" debütirte, nicht ganz mit ihrem
früheren Glück. Es wurden verhältnißmäßig viel kleine Lustspiele einstudirt, worunter
die von A. v. Puttlitz, als die zierlichsten, am besten gefielen. Am meisten Origi¬
nalität entwickelte noch die Posse. Zwar war das erfolgreiche: „Guten Morgen. Herr
Fischer!" auch eine Übertragung aus dem Französischen, aber die Berliner Localstücke:


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[0207] zu haben. Dieser Unmuth, welcher im bayrischen Ministerium am lebhaftesten ist, droht allerdings die Finanzen und den Wohlstand der einzelnen Oppositionsstaatcn sehr zu gefährden, wenn er stark genug sein sollte, dieselben zum Austritt aus dem Zoll¬ verein zu bewegen. Gegenwärtig scheint nur Bayern eines so verzweifelten Schrittes sähig. Die öffentliche Meinung^ Welche wenigstens in diesen Fragen des Geldbeutels von den Regierungen beachtet werden muß, steht diesmal sehr entschieden auf Preußens Seite. Der Vertrag mit Hannover wäre nie zu Stande gekommen, wenn Herr von der Pfordten und seine Freunde vorher gefragt worden wären, und da bei den gegen¬ wärtigen Konferenzen weder der Eintritt Gcsammtöstrcichs noch irgend eine wesentliche Aenderung des Tarifs durchzusetzen sein wird, weil Hannover gegen jede Erhöhung, die Binnenstaaten gegen weitere Ermäßigung der Zölle protestiren werden, so erscheint es allgemein als zweckwidrig und nachtheilig, wenn die Opposition ihre Versöhnung von weitreichenden Bedingungen abhängig machen sollte. Die verständigen und wohl¬ wollenden unter den Regierungen der Opposition werden deshalb mit einer gewissen Empfindlichkeit und nach längeren Verhandlungen mit größter Wahrscheinlichkeit nach¬ geben. Was Bayern thun wird, ist nicht recht abzusehen; wol ist möglich, daß Herr von der Pfordten selbst wegen seiner Antipathien gegen Preußen sällt, bevor Bayern sich definitiv vom Zollverein gelöst hat. Denn ohne Uebertreibung kann man sagen, daß der Staat, welcher sich jetzt von der Nordsee scheidet, sich vom Leben scheidet.' Theater. Die deutschen Bühnen stehen am Ende ihrer Wintersaison. Die Theilnahme des Publicums war in diesem Winter im Allgemeinen größer, als in den vergangenen Jahren, obgleich nicht geläugnet werden kann, daß bei den meisten Thea¬ tern zweiten Ranges das Schauspiel immer mehr Terrain verliert. Bei den meisten Stadttheatern ist es gar nicht mehr guter Ton, das Schauspiel zu besuchen, und dies ist mehr Schuld der Bühne' und der Schauspieler, als des Publicums. -Die Wintersaison hat eine große Anzahl neuer Stücke, Opern und Dramen, auf das Repertoir gebracht, aber keinen einzigen glänzenden Erfolg, kaum eine neue hoffnungsvolle Kraft; nur sehr wenige der neuen Stücke scheinen das neue Jahr überleben zu wollen. — " Von Opern hat immer noch der „Prophet und nächst diesem die „Gro߬ fürstin" von Flotow die meisten Vorstellungen erlebt. Keine der anderen deutschen Opern ist bis jetzt durchgedrungen. Bei diesem Mangel an Novitäten hat sich fast'überall eine Sehnsucht nach der ältern komischen Oper kund gegeben, und Diedersdorf's „Doctor und'Apotheker" und „Hieronymus Knicker," Fioravanti's „Dorfsängerinnen" sind oder werden an mehreren Orten neu einstudirt, und die komischen Opern unsres stehenden Repertoirs find fleißig wiederholt worden; Lortzing und Flotow erschienen vielleicht am häufigsten aus dem deutschen Theaterzettel. Durch die Kunstreise von Henriette Sontag und. Johanna Wagner erhielten einzelne Opernaufführungen für die betreffen¬ den Gegenden ungewöhnliches Interesse, sowol die Sontag als die Wagner scheinen die große Tour nach England und Amerika antreten zu wollen. — Im Drama hat die letzte Saison noch weniger Bedeutendes gefördert, als in der Oper; die beliebtesten Stücke waren Übersetzungen aus dem Französischen. Am häufigsten ist „Bajazzo," „Adrienne Lecouvrcur," „der Damenkricg" und eine Anzahl anderer Jntrigncnstnckc, nach ScriVc's Muster gemacht, gegeben worden. Von deutschen Dichtern hat Hackländer mit seinem Lustspiele „der geheime Agent" den größten Erfolg gehabt. Bencdir, mit sei¬ nen Lustspielen: „das Gefängniß" und „der Ruf" ist am fleißigsten gewesen, wol nur übertroffen von Charlotte Birch-Pfeiffer, welche mit vier Dramen: „Magdala," „im Walde," „ein Ring," und „wie man Hänser baut" debütirte, nicht ganz mit ihrem früheren Glück. Es wurden verhältnißmäßig viel kleine Lustspiele einstudirt, worunter die von A. v. Puttlitz, als die zierlichsten, am besten gefielen. Am meisten Origi¬ nalität entwickelte noch die Posse. Zwar war das erfolgreiche: „Guten Morgen. Herr Fischer!" auch eine Übertragung aus dem Französischen, aber die Berliner Localstücke:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/207>, abgerufen am 04.07.2024.