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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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Peeliten versprochen, alle Schritte zu Gunsten der Aufrechterhaltung der Freihandels¬
politik zu unterstützen. Einige der unabhängigen Liberalen schienen Anfangs nicht ge¬
neigt zu sein, Lord Russell's Führerschaft ganz unbedingt wieder anzuerkennen. Sie
drangen auf deutliche Erklärungen über die Politik, welche Lord Russell zu befolgen
gedenkt, im Fall er wieder das Portefeuille übernimmt, und namentlich machte Hr.
Hume kein Hehl von seiner Ueberzeugung, daß ein neues Ministerium Russell sich nicht
ausschließlich aus den Reihen der Whigs ergänzen dürfe, wenn es die Stimme der
Nation und eine feste Majorität im Hause für sich haben wolle. Lord I. Russell
versprach darauf seine Reformbill zurückzuziehen, und gab, zu verstehen, wenn er wieder
das Portefeuille übernehme, werde er eine neue Reformbill einbringen, in welcher die
Forderungen der Liberalen besser berücksichtigt wären, als in seiner letzten... Diese Er¬
klärung hat bei der liberalen Partei große Befriedigung erregt.

Während das Organ der radicalen Freihändler, Daily News, die Resultate der
Versammlung mit sichtbarem Wohlgefallen berichtet, ist die Times viel weniger sangui¬
nisch in ihren Erwartungen. Sie scheint sogar zu bezweifeln, daß es der Opposition
so bald gelingen werde, das Ministerium zu stürzen, und macht auf die Schwäche der
Versammlung aufmerksam, welche nur 168 Mitglieder gezählt habe, -- ein starker
Abstand gegen voriges Jahr, wo Lord Russell bei Privatberathungen 2ö0 bis
260 Mitglieder des Unterhauses um sich versammelt hatte. Auch sonst zeige die Zu¬
sammensetzung der Versammlung, daß die alten Zwistigkeiten, welche die liberale Partei
in den letzten Jahren geschwächt, noch nicht beigelegt seien. In der That verräth die
Abwesenheit der meisten irländischen Mitglieder, daß diese, zwar nicht durch ihren poli¬
tischen Charakter, aber durch ihre numerische Stärke ins Gewicht fallende Partei im¬
mer noch mit den Whigs grollt. Lord Palmerston ist ebenfalls noch nicht versöhnt,
und die Nichttheilnahme der Peeliten an der Versammlung zeigt, daß sie durchaus
nicht gewillt sind, Lord Russell ohne Bedingungen ihre Unterstützung angedeihen zu
lassen. Ihr Organ, die Morning Chronicle, spricht sich darüber heute sehr deutlich
aus. Sie erklärt ganz offen, daß ihre Partei Lord John Russell's exclusives System
nicht dulden werde, und ybgleich die Peeliten mit den Whigs zusammenwirken würden,
um D'Jsraeli nächsten Montag zum Sprechen zu zwingen, so würden sie doch keinen
Schritt weiter gehen, bevor die Frage, wem die Leitung der Opposition gebühre, be¬
friedigend gelöst sei. Die Times fürchtet daher mit Recht, daß die Schwierigkeit mit dem
Sturz des Ministeriums Derby noch nicht gelöst sein werde. Lord Russell beweise durch seinen
neuesten Schritt, daß er durchaus nicht geneigt sei, von der Führung der liberalen Partei
zurückzutreten. und wenn er sich auch gegenwärtig etwas gefälliger gegen die liberalen
Reformen zeige, als früher, so hänge er doch zu fest und zu ausschließlich an seinen
alten Partciverbindungen, um durch Erweiterung der Basis seines projectirten Mini¬
steriums demselben mehr Einigkeit und Productivität zu geben. .

Wie sonst nach dem Tode eines Staatsmannes, ist jetzt, kaum zwei Monate nach
Lord Palmerston's unerwartetem Rücktritt aus dem Ministerium Russell, von G. H.
Francis unter dem Titel: "0>.i>no"5 ->n<! j'czliky Vi^mun v-napi's^on" ein Ueber¬
blick über seine politische Wirksamkeit erschienen, so daß der edle Lord das zweideutige
Vergnügen hat, sein politisches Epitaphium uoch bei lebendigen Leibe zu lesen. Lord
Palmerston ist-1784- geboren, und bewarb sich schon.1806 als 21 jähriger Jüngling
um die Vertretung der Universität Cambridge; er wurde jedoch nicht gewählt, und
mußte seine Zuflucht zu dem Wahlflecken Bletchingley nehmen, einer rotten Korou^Il,
die mit Old Sarum und Galton durch die Reformbill ausgemerzt worden ist. Bei
der Bildung des Ministeriums Portland im folgenden Jahre wurde Lord Palmerston
einer der Admiralitätslords, und diejenigen, welche wußten, welche glänzende Rolle er
auf der Schule und auf der Universität gespielt hatte, prophezeiten schon damals Gro¬
ßes von ihm. Seine erste größere Rede galt der Vertheidigung des Bombardements
von Kopenhagen -- gewiß ein kitzlicher Gegenstand für einen Neuling im Parlamente.
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Peeliten versprochen, alle Schritte zu Gunsten der Aufrechterhaltung der Freihandels¬
politik zu unterstützen. Einige der unabhängigen Liberalen schienen Anfangs nicht ge¬
neigt zu sein, Lord Russell's Führerschaft ganz unbedingt wieder anzuerkennen. Sie
drangen auf deutliche Erklärungen über die Politik, welche Lord Russell zu befolgen
gedenkt, im Fall er wieder das Portefeuille übernimmt, und namentlich machte Hr.
Hume kein Hehl von seiner Ueberzeugung, daß ein neues Ministerium Russell sich nicht
ausschließlich aus den Reihen der Whigs ergänzen dürfe, wenn es die Stimme der
Nation und eine feste Majorität im Hause für sich haben wolle. Lord I. Russell
versprach darauf seine Reformbill zurückzuziehen, und gab, zu verstehen, wenn er wieder
das Portefeuille übernehme, werde er eine neue Reformbill einbringen, in welcher die
Forderungen der Liberalen besser berücksichtigt wären, als in seiner letzten... Diese Er¬
klärung hat bei der liberalen Partei große Befriedigung erregt.

Während das Organ der radicalen Freihändler, Daily News, die Resultate der
Versammlung mit sichtbarem Wohlgefallen berichtet, ist die Times viel weniger sangui¬
nisch in ihren Erwartungen. Sie scheint sogar zu bezweifeln, daß es der Opposition
so bald gelingen werde, das Ministerium zu stürzen, und macht auf die Schwäche der
Versammlung aufmerksam, welche nur 168 Mitglieder gezählt habe, — ein starker
Abstand gegen voriges Jahr, wo Lord Russell bei Privatberathungen 2ö0 bis
260 Mitglieder des Unterhauses um sich versammelt hatte. Auch sonst zeige die Zu¬
sammensetzung der Versammlung, daß die alten Zwistigkeiten, welche die liberale Partei
in den letzten Jahren geschwächt, noch nicht beigelegt seien. In der That verräth die
Abwesenheit der meisten irländischen Mitglieder, daß diese, zwar nicht durch ihren poli¬
tischen Charakter, aber durch ihre numerische Stärke ins Gewicht fallende Partei im¬
mer noch mit den Whigs grollt. Lord Palmerston ist ebenfalls noch nicht versöhnt,
und die Nichttheilnahme der Peeliten an der Versammlung zeigt, daß sie durchaus
nicht gewillt sind, Lord Russell ohne Bedingungen ihre Unterstützung angedeihen zu
lassen. Ihr Organ, die Morning Chronicle, spricht sich darüber heute sehr deutlich
aus. Sie erklärt ganz offen, daß ihre Partei Lord John Russell's exclusives System
nicht dulden werde, und ybgleich die Peeliten mit den Whigs zusammenwirken würden,
um D'Jsraeli nächsten Montag zum Sprechen zu zwingen, so würden sie doch keinen
Schritt weiter gehen, bevor die Frage, wem die Leitung der Opposition gebühre, be¬
friedigend gelöst sei. Die Times fürchtet daher mit Recht, daß die Schwierigkeit mit dem
Sturz des Ministeriums Derby noch nicht gelöst sein werde. Lord Russell beweise durch seinen
neuesten Schritt, daß er durchaus nicht geneigt sei, von der Führung der liberalen Partei
zurückzutreten. und wenn er sich auch gegenwärtig etwas gefälliger gegen die liberalen
Reformen zeige, als früher, so hänge er doch zu fest und zu ausschließlich an seinen
alten Partciverbindungen, um durch Erweiterung der Basis seines projectirten Mini¬
steriums demselben mehr Einigkeit und Productivität zu geben. .

Wie sonst nach dem Tode eines Staatsmannes, ist jetzt, kaum zwei Monate nach
Lord Palmerston's unerwartetem Rücktritt aus dem Ministerium Russell, von G. H.
Francis unter dem Titel: „0>.i>no»5 ->n<! j'czliky Vi^mun v-napi's^on" ein Ueber¬
blick über seine politische Wirksamkeit erschienen, so daß der edle Lord das zweideutige
Vergnügen hat, sein politisches Epitaphium uoch bei lebendigen Leibe zu lesen. Lord
Palmerston ist-1784- geboren, und bewarb sich schon.1806 als 21 jähriger Jüngling
um die Vertretung der Universität Cambridge; er wurde jedoch nicht gewählt, und
mußte seine Zuflucht zu dem Wahlflecken Bletchingley nehmen, einer rotten Korou^Il,
die mit Old Sarum und Galton durch die Reformbill ausgemerzt worden ist. Bei
der Bildung des Ministeriums Portland im folgenden Jahre wurde Lord Palmerston
einer der Admiralitätslords, und diejenigen, welche wußten, welche glänzende Rolle er
auf der Schule und auf der Universität gespielt hatte, prophezeiten schon damals Gro¬
ßes von ihm. Seine erste größere Rede galt der Vertheidigung des Bombardements
von Kopenhagen — gewiß ein kitzlicher Gegenstand für einen Neuling im Parlamente.
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[0525] Peeliten versprochen, alle Schritte zu Gunsten der Aufrechterhaltung der Freihandels¬ politik zu unterstützen. Einige der unabhängigen Liberalen schienen Anfangs nicht ge¬ neigt zu sein, Lord Russell's Führerschaft ganz unbedingt wieder anzuerkennen. Sie drangen auf deutliche Erklärungen über die Politik, welche Lord Russell zu befolgen gedenkt, im Fall er wieder das Portefeuille übernimmt, und namentlich machte Hr. Hume kein Hehl von seiner Ueberzeugung, daß ein neues Ministerium Russell sich nicht ausschließlich aus den Reihen der Whigs ergänzen dürfe, wenn es die Stimme der Nation und eine feste Majorität im Hause für sich haben wolle. Lord I. Russell versprach darauf seine Reformbill zurückzuziehen, und gab, zu verstehen, wenn er wieder das Portefeuille übernehme, werde er eine neue Reformbill einbringen, in welcher die Forderungen der Liberalen besser berücksichtigt wären, als in seiner letzten... Diese Er¬ klärung hat bei der liberalen Partei große Befriedigung erregt. Während das Organ der radicalen Freihändler, Daily News, die Resultate der Versammlung mit sichtbarem Wohlgefallen berichtet, ist die Times viel weniger sangui¬ nisch in ihren Erwartungen. Sie scheint sogar zu bezweifeln, daß es der Opposition so bald gelingen werde, das Ministerium zu stürzen, und macht auf die Schwäche der Versammlung aufmerksam, welche nur 168 Mitglieder gezählt habe, — ein starker Abstand gegen voriges Jahr, wo Lord Russell bei Privatberathungen 2ö0 bis 260 Mitglieder des Unterhauses um sich versammelt hatte. Auch sonst zeige die Zu¬ sammensetzung der Versammlung, daß die alten Zwistigkeiten, welche die liberale Partei in den letzten Jahren geschwächt, noch nicht beigelegt seien. In der That verräth die Abwesenheit der meisten irländischen Mitglieder, daß diese, zwar nicht durch ihren poli¬ tischen Charakter, aber durch ihre numerische Stärke ins Gewicht fallende Partei im¬ mer noch mit den Whigs grollt. Lord Palmerston ist ebenfalls noch nicht versöhnt, und die Nichttheilnahme der Peeliten an der Versammlung zeigt, daß sie durchaus nicht gewillt sind, Lord Russell ohne Bedingungen ihre Unterstützung angedeihen zu lassen. Ihr Organ, die Morning Chronicle, spricht sich darüber heute sehr deutlich aus. Sie erklärt ganz offen, daß ihre Partei Lord John Russell's exclusives System nicht dulden werde, und ybgleich die Peeliten mit den Whigs zusammenwirken würden, um D'Jsraeli nächsten Montag zum Sprechen zu zwingen, so würden sie doch keinen Schritt weiter gehen, bevor die Frage, wem die Leitung der Opposition gebühre, be¬ friedigend gelöst sei. Die Times fürchtet daher mit Recht, daß die Schwierigkeit mit dem Sturz des Ministeriums Derby noch nicht gelöst sein werde. Lord Russell beweise durch seinen neuesten Schritt, daß er durchaus nicht geneigt sei, von der Führung der liberalen Partei zurückzutreten. und wenn er sich auch gegenwärtig etwas gefälliger gegen die liberalen Reformen zeige, als früher, so hänge er doch zu fest und zu ausschließlich an seinen alten Partciverbindungen, um durch Erweiterung der Basis seines projectirten Mini¬ steriums demselben mehr Einigkeit und Productivität zu geben. . Wie sonst nach dem Tode eines Staatsmannes, ist jetzt, kaum zwei Monate nach Lord Palmerston's unerwartetem Rücktritt aus dem Ministerium Russell, von G. H. Francis unter dem Titel: „0>.i>no»5 ->n<! j'czliky Vi^mun v-napi's^on" ein Ueber¬ blick über seine politische Wirksamkeit erschienen, so daß der edle Lord das zweideutige Vergnügen hat, sein politisches Epitaphium uoch bei lebendigen Leibe zu lesen. Lord Palmerston ist-1784- geboren, und bewarb sich schon.1806 als 21 jähriger Jüngling um die Vertretung der Universität Cambridge; er wurde jedoch nicht gewählt, und mußte seine Zuflucht zu dem Wahlflecken Bletchingley nehmen, einer rotten Korou^Il, die mit Old Sarum und Galton durch die Reformbill ausgemerzt worden ist. Bei der Bildung des Ministeriums Portland im folgenden Jahre wurde Lord Palmerston einer der Admiralitätslords, und diejenigen, welche wußten, welche glänzende Rolle er auf der Schule und auf der Universität gespielt hatte, prophezeiten schon damals Gro¬ ßes von ihm. Seine erste größere Rede galt der Vertheidigung des Bombardements von Kopenhagen — gewiß ein kitzlicher Gegenstand für einen Neuling im Parlamente. ' 63*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/525>, abgerufen am 22.07.2024.