Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.Und jetzt noch eine Bemerkung an Hrn. Heinrich Brockhaus, Redacteur der Deutschen Herausgegeben von Gustav Fveytag und Julian Schmidt. Als verantwort!. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow. -- Verlag von F. L. Hevbig in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig. Und jetzt noch eine Bemerkung an Hrn. Heinrich Brockhaus, Redacteur der Deutschen Herausgegeben von Gustav Fveytag und Julian Schmidt. Als verantwort!. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow. — Verlag von F. L. Hevbig in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0370" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93735"/> <p xml:id="ID_988"> Und jetzt noch eine Bemerkung an Hrn. Heinrich Brockhaus, Redacteur der Deutschen<lb/> Allg. Zeitung. — Sie haben in der von Ihnen redigirten politischen Zeitung einen<lb/> leidenschaftlichen Ausfall auf die Redaktion eines Blattes abgedruckt, welches denselben<lb/> großen Interessen, und derselben Partei dient, welche zu vertreten auch Sie die Ehre<lb/> haben. Dieser Ausfall auf ein Blatt Ihrer Farbe ist nicht durch eine politische Diffe¬<lb/> renz hervorgerufen, sondern durch die verletzte Eitelkeit eines belletristischen Schriftstellers<lb/> und möglicher Weise durch die gefährdeten Privatinteressen der Verlagsbuchhandlung<lb/> F. A. Brockhaus. Es erscheint uns nicht passend, Herr Redacteur, daß Sie die Redaction<lb/> eines Blattes Ihrer eigenen Partei aus solchen Motiven angreifen. Wenn die Abonnenten<lb/> einer Zeitung überhaupt das Recht haben zu verlangen, daß der Redacteur ihr Blatt<lb/> nicht benutze um seine und seiner Freunde Privatsehdcn auszufechten, so haben speciell<lb/> Ihre Abonnenten das Recht zu fordern, daß Sie in der Allg. Zeitung keine andern Geg¬<lb/> ner und Bundesgenossen kennen, als die Freunde und Gegner unsrer Partei. Aus<lb/> diesem Grunde scheinen Sie uns durch Abdruck des Briefes von Dr. Gutzkow in Ihrer<lb/> Zeitung einen Taktfehler begangen zu haben. Indeß da der Vorfall an sich unbedeu¬<lb/> tend ist, so haben wir keine Veranlassung, mehr Gewicht darauf zu legen, als andre<lb/> Ihrer Abonnenten thun, und würden darüber schweigen, wenn er nicht an einen andren<lb/> wesentlichen Uebelstand ihrer Zeitung erinnerte. Sie benutzen Ihre doppelte Eigenschaft<lb/> als Redacteur und Verlagsbuchhändler gern dazu, Bücher Ihres Verlags durch lobprei¬<lb/> sende Kritiken und Empfehlungen Ihrer Zeitung zu recommandiren. Im Interesse<lb/> Ihrer Zeitung, deren Gedeihen und Verbreitung auch unser Wunsch sein muß, ersuchen<lb/> wir Sie, dies nicht mehr zu thun. — Es ist möglich, daß ein solches Verfahren auf<lb/> den Verkauf der Verlagswerke von F. A. Brockhaus in solchen Kreisen einen vorteil¬<lb/> haften Einfluß ausübt, wo man sich um den innigen Zusammenhang zwischen Redacteur<lb/> und Verleger nicht kümmert, aber sehr sicher ist, daß dieses Verfahren allen Lesern von<lb/> Urtheil einen unangenehmen Eindruck macht, und dem Ansehn der Handlung sowol, wie<lb/> Ihrer Zeitung schadet. Sie erscheinen Ihren Abonnenten als ein kleinlicher, eigennütziger<lb/> und selbstsüchtiger Mann, dem das Anstandsgefühl und die Haltung fehlt, seine eigenen<lb/> Interessen in bescheidener und würdiger Weise zu vertreten. Da wir nicht das Vergnü¬<lb/> gen haben, zu Ihren persönlichen Freunden zu gehören, so würden wir auch kein<lb/> Recht haben, über den Nachtheil zu klagen, den Sie durch unzweckmäßiges Vor¬<lb/> drängen Ihrem Renomve und dem Ihrer Firma zufügen; da Sie aber dadurch auch<lb/> Ihrer Zeitung Achtung und Respectabilität verringern, so sind wir als Leser und Ver¬<lb/> bündete Ihres Blattes sowol befugt, als verpflichtet, Sie artig und angelegentlich zu<lb/> ersuchen, daß Sie fortan den Abonnenten Ihrer Zeitung etwas weniger eindringlich<lb/> machen möchten, daß der Hauptzweck der Deutschen Allg. Zeitung ist, dem Geschäft<lb/> von F. A. Brockhaus zu nützen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Herausgegeben von Gustav Fveytag und Julian Schmidt.<lb/> Als verantwort!. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow. — Verlag von F. L. Hevbig<lb/> in Leipzig.<lb/> Druck von C. E. Elbert in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0370]
Und jetzt noch eine Bemerkung an Hrn. Heinrich Brockhaus, Redacteur der Deutschen
Allg. Zeitung. — Sie haben in der von Ihnen redigirten politischen Zeitung einen
leidenschaftlichen Ausfall auf die Redaktion eines Blattes abgedruckt, welches denselben
großen Interessen, und derselben Partei dient, welche zu vertreten auch Sie die Ehre
haben. Dieser Ausfall auf ein Blatt Ihrer Farbe ist nicht durch eine politische Diffe¬
renz hervorgerufen, sondern durch die verletzte Eitelkeit eines belletristischen Schriftstellers
und möglicher Weise durch die gefährdeten Privatinteressen der Verlagsbuchhandlung
F. A. Brockhaus. Es erscheint uns nicht passend, Herr Redacteur, daß Sie die Redaction
eines Blattes Ihrer eigenen Partei aus solchen Motiven angreifen. Wenn die Abonnenten
einer Zeitung überhaupt das Recht haben zu verlangen, daß der Redacteur ihr Blatt
nicht benutze um seine und seiner Freunde Privatsehdcn auszufechten, so haben speciell
Ihre Abonnenten das Recht zu fordern, daß Sie in der Allg. Zeitung keine andern Geg¬
ner und Bundesgenossen kennen, als die Freunde und Gegner unsrer Partei. Aus
diesem Grunde scheinen Sie uns durch Abdruck des Briefes von Dr. Gutzkow in Ihrer
Zeitung einen Taktfehler begangen zu haben. Indeß da der Vorfall an sich unbedeu¬
tend ist, so haben wir keine Veranlassung, mehr Gewicht darauf zu legen, als andre
Ihrer Abonnenten thun, und würden darüber schweigen, wenn er nicht an einen andren
wesentlichen Uebelstand ihrer Zeitung erinnerte. Sie benutzen Ihre doppelte Eigenschaft
als Redacteur und Verlagsbuchhändler gern dazu, Bücher Ihres Verlags durch lobprei¬
sende Kritiken und Empfehlungen Ihrer Zeitung zu recommandiren. Im Interesse
Ihrer Zeitung, deren Gedeihen und Verbreitung auch unser Wunsch sein muß, ersuchen
wir Sie, dies nicht mehr zu thun. — Es ist möglich, daß ein solches Verfahren auf
den Verkauf der Verlagswerke von F. A. Brockhaus in solchen Kreisen einen vorteil¬
haften Einfluß ausübt, wo man sich um den innigen Zusammenhang zwischen Redacteur
und Verleger nicht kümmert, aber sehr sicher ist, daß dieses Verfahren allen Lesern von
Urtheil einen unangenehmen Eindruck macht, und dem Ansehn der Handlung sowol, wie
Ihrer Zeitung schadet. Sie erscheinen Ihren Abonnenten als ein kleinlicher, eigennütziger
und selbstsüchtiger Mann, dem das Anstandsgefühl und die Haltung fehlt, seine eigenen
Interessen in bescheidener und würdiger Weise zu vertreten. Da wir nicht das Vergnü¬
gen haben, zu Ihren persönlichen Freunden zu gehören, so würden wir auch kein
Recht haben, über den Nachtheil zu klagen, den Sie durch unzweckmäßiges Vor¬
drängen Ihrem Renomve und dem Ihrer Firma zufügen; da Sie aber dadurch auch
Ihrer Zeitung Achtung und Respectabilität verringern, so sind wir als Leser und Ver¬
bündete Ihres Blattes sowol befugt, als verpflichtet, Sie artig und angelegentlich zu
ersuchen, daß Sie fortan den Abonnenten Ihrer Zeitung etwas weniger eindringlich
machen möchten, daß der Hauptzweck der Deutschen Allg. Zeitung ist, dem Geschäft
von F. A. Brockhaus zu nützen.
Herausgegeben von Gustav Fveytag und Julian Schmidt.
Als verantwort!. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow. — Verlag von F. L. Hevbig
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