Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.Ganze eher einem Garten als einer Wildniß glich, wo die Cultur bis jetzt nur Es war ein Sonntag im Monat März, dem Wonnemonde von Texas, wo 3*
Ganze eher einem Garten als einer Wildniß glich, wo die Cultur bis jetzt nur Es war ein Sonntag im Monat März, dem Wonnemonde von Texas, wo 3*
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Ganze eher einem Garten als einer Wildniß glich, wo die Cultur bis jetzt nur
einzelne Bäume oder höchstens kleine Baumgruppen vertilgt hatte, uicht aber
meilenlangen Landstrichen einen andern Charakter ertheilen konnte. Die Bottom-
Wälder am Rande der Bäche waren nur schmal, aber die Bäume und die Ge¬
büsche, so wie die Kräuter wuchsen in üppigem Grün; hier und da stand auf
deu Höhen eine Farm, dicht dabei das Feld, eingezäunt durch Holzfenzen/ aus
deren Umfang man leicht ans das Alter der Farm einen Schluß ziehen konnte;
überall ansehnliche Rindviehherden, abwechselnd mit kleinen Gruppen von Pferden
und Maulthieren. Das „Moos" hing in dicken Bündeln von den uralten Bäumen
herab, und die tiefen Schatten, welche dadurch zwischen den Aesten der Bäume
erzeugt wurden, machten öfters das Maulthier stutzig, welches ein Versteck eines
Bären oder eiues audern reißenden Thieres, fürchten mochte, je nachdem die Einbil¬
dungskrast ihm dieses oder jenes Bild vorführte. Einige Meilen weit kam mir
meine Schwester, die schon durch einen Farmer Nachricht von meiner Ankunft
erhalten, entgegengeritten; — wir hatten vor mehreren Jahren in Deutschland
auf immer Abschied genommen. Jetzt ging es in rascherem Trabe vorwärts. Ein
kleiner Post-val auf der Höhe eines Wellenberges, dicht bei einer Farm, ging allmäh¬
lich, wie sich der Hügel ins Thal hinabzog, in Bolton-Wald über; in dem tiefsten
Grunde des Thales rieselte ein Bach; links und rechts zog sich das Thal und
mit ihm der Bach und der Bolton-Wald weiter, aber vor uns erhob sich ein
Prairie-Berg, und an der Seite des Berges — die Farm meines Schwagers.
Vor dem Hause spielten die Kinder, aber kaum sahen sie uns aus dem Bolton
hervorkommen, so ließen sie Arbeit und Spiel im Stiche, und im vollen Laufe
kamen sie den Abhang herab, umklammerten meine Steigbügel und Füße, und
freuten sich, wie sich nur Kinder freuen können, den Onkel wiederzusehen, dessen
Andenken ihnen durch öfteres Neunen meines Namens und durch Erzählungen
aus früheren Zeiten frisch geblieben war. An der Fenz stiegen wir ab; die
Kinder hohen die Riegel aus der Gale, hingen sich zu zweien an jede Hand,
und zogen mich zu dem Wohnhause, in welchem ich meinen Schwager und noch
sechs bis acht Farmer fand.
Es war ein Sonntag im Monat März, dem Wonnemonde von Texas, wo
die Herren Regen und Frost mit Gefolge ihr Winterquartier verlassen haben,
aber von Zeit zu Zeit uoch einen einzelnen kalten Tag zurücksenden, um die
Menschen vom Felde zum Kamin zu treibe». Heut aber lag Ruhe und Frieden
auf der Landschaft, die Sonne schien warm, und es war Licht auf dem Erdboden
und in den luftgebräunten Gesichtern der Farmer. Sechs Farmer in Texas
kommen nicht zusammen ohne einen bestimmten Zweck, anch die Nachbarn meines
Schwagers hatten einen solchen, und es war ein echt texanischer. Sie waren
gekommen, um das Haus meiner Verwandten, das ich noch mit neugierigen
Blicken anstarrte, von seinem bisherigen Platze wegzuschaffen, und ein Paar
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