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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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Ich kenne bereits das ganze, bis jetzt besetzte Terrain, und habe von den
Besitzern nur mit Freude von ihrem schönen Lande sprechen hören, besonders
waren die Guigerschen Leute ganz glücklich. Mit Ausnahme Weniger sind die
Kolonisten ein fleißiges Völkchen. Herr E. Schröder hat schon mehrere Ehe-
contracte abgeschlossen; die Trauungen hat der Schullehrer vollzogen. Gottes¬
dienst wird allsonntäglich vorläufig in einem Saale abgehalten. Schulunterricht
ist bis jetzt noch nicht abgehalten worden, weil die meisten Kinder, um ihren
Unterhalt zu gewinnen, zur Arbeit gehen müssen. Herr E. Schröder hat mir
versprochen, bis nach Ankunft der Gloriosa hier bleiben zu wollen; dann will er
Herrn Ol-. Haltenhof das Rechnungswesen übergeben; anch hofft er, daß bis dahin
der Ingenieur Bauhölzer die Karte vollendet hat, um durch sie der hochlöblichen
Direction den Beweis seiner Thätigkeit zu geben......

Wie aus diesem Schreiben bereits zu ersehen ist, habe ich der bisherigen
Niederlassung, die von den Leuten kurzweg die Stadt genannt wird, den Namen
Schröters-Ort gegeben, auch hat jede Pieade ihren Namen erhalten, von denen
ich durch Zusendung der Karte hoffentlich recht bald Mittheilung machen werde.
Schröters-Ort hätte, meiner Ansicht nach nie der Hauptort werden können; der
Caxoeira hat zu viele Untiefen, als daß er ohne Aufwand von bedeutenden Un¬
kosten eine einigermaßen gute Wasserstraße abgeben könnte. Ich hoffe, den
projectirten Platz dazu nehmen zu können.

Die äußerste Spitze des vom Caxoeira und Bucarein gebildeten Winkels
wird zwar von der Fluth unter Wasser gesetzt; der Boden scheint aber nicht
sumpfig zu sein, und es finden sich beide Flüsse aufwärts in geringer Entfernung
ganz gute Landungsplätze. Meine Absicht geht nun dahin, in nächster Zeit das
Terrain von der bezeichneten Spitze aus untersuchen zu lassen, und finde ich es
dann hinreichend trocken, 80--100 Morgen abholzen und verbrennen zu lassen;
das so gereinigte Land soll mit Mais besäet, und erst nach der Ernte sollen Colo-
nisten hingeführt werden. Dadurch hoffe ich die Unkosten des Holzschlagens
zurückzuerhalten, und den ersten Bewohnern gleich einen trockenen Wohnort bieten
zu können.

Könnten einige Handwerker veranlaßt werden, nach der Kolonie zu kommen,
so würden sie gewiß gute Geschäfte machen, z. B. Zimmerleute, Schmiede,
Bäcker, Tischler ?c."

Wenn es je eine deutsche Kolonisation gegeben hat, welche gewissenhaft, vor¬
sichtig und wohlwollend, im größern Styl und im richtigen Verhältniß der vor¬
handenen Mittel zu der beabsichtigten Anlage stattgefunden hat, so ist es diese,
und die Herren Schröder, wie die Männer, welche mit ihnen die Leitung des
Vereins übernahmen, außer Chr, Mals. Schröder und Comp. und Gev.
Wilh. Schröder noch A. Schramm, F. Gültzow und E. Merck, haben sich
Anspruch auf den Dank aller Deutschen erworben. Das ist die beste Thätigkeit


Ich kenne bereits das ganze, bis jetzt besetzte Terrain, und habe von den
Besitzern nur mit Freude von ihrem schönen Lande sprechen hören, besonders
waren die Guigerschen Leute ganz glücklich. Mit Ausnahme Weniger sind die
Kolonisten ein fleißiges Völkchen. Herr E. Schröder hat schon mehrere Ehe-
contracte abgeschlossen; die Trauungen hat der Schullehrer vollzogen. Gottes¬
dienst wird allsonntäglich vorläufig in einem Saale abgehalten. Schulunterricht
ist bis jetzt noch nicht abgehalten worden, weil die meisten Kinder, um ihren
Unterhalt zu gewinnen, zur Arbeit gehen müssen. Herr E. Schröder hat mir
versprochen, bis nach Ankunft der Gloriosa hier bleiben zu wollen; dann will er
Herrn Ol-. Haltenhof das Rechnungswesen übergeben; anch hofft er, daß bis dahin
der Ingenieur Bauhölzer die Karte vollendet hat, um durch sie der hochlöblichen
Direction den Beweis seiner Thätigkeit zu geben......

Wie aus diesem Schreiben bereits zu ersehen ist, habe ich der bisherigen
Niederlassung, die von den Leuten kurzweg die Stadt genannt wird, den Namen
Schröters-Ort gegeben, auch hat jede Pieade ihren Namen erhalten, von denen
ich durch Zusendung der Karte hoffentlich recht bald Mittheilung machen werde.
Schröters-Ort hätte, meiner Ansicht nach nie der Hauptort werden können; der
Caxoeira hat zu viele Untiefen, als daß er ohne Aufwand von bedeutenden Un¬
kosten eine einigermaßen gute Wasserstraße abgeben könnte. Ich hoffe, den
projectirten Platz dazu nehmen zu können.

Die äußerste Spitze des vom Caxoeira und Bucarein gebildeten Winkels
wird zwar von der Fluth unter Wasser gesetzt; der Boden scheint aber nicht
sumpfig zu sein, und es finden sich beide Flüsse aufwärts in geringer Entfernung
ganz gute Landungsplätze. Meine Absicht geht nun dahin, in nächster Zeit das
Terrain von der bezeichneten Spitze aus untersuchen zu lassen, und finde ich es
dann hinreichend trocken, 80—100 Morgen abholzen und verbrennen zu lassen;
das so gereinigte Land soll mit Mais besäet, und erst nach der Ernte sollen Colo-
nisten hingeführt werden. Dadurch hoffe ich die Unkosten des Holzschlagens
zurückzuerhalten, und den ersten Bewohnern gleich einen trockenen Wohnort bieten
zu können.

Könnten einige Handwerker veranlaßt werden, nach der Kolonie zu kommen,
so würden sie gewiß gute Geschäfte machen, z. B. Zimmerleute, Schmiede,
Bäcker, Tischler ?c."

Wenn es je eine deutsche Kolonisation gegeben hat, welche gewissenhaft, vor¬
sichtig und wohlwollend, im größern Styl und im richtigen Verhältniß der vor¬
handenen Mittel zu der beabsichtigten Anlage stattgefunden hat, so ist es diese,
und die Herren Schröder, wie die Männer, welche mit ihnen die Leitung des
Vereins übernahmen, außer Chr, Mals. Schröder und Comp. und Gev.
Wilh. Schröder noch A. Schramm, F. Gültzow und E. Merck, haben sich
Anspruch auf den Dank aller Deutschen erworben. Das ist die beste Thätigkeit


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/241>, abgerufen am 22.07.2024.