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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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Hacke mit Erde bedeckt. Der Mais geht nach Verlauf von wenigen Tagen auf,
und bleibt nun einige Wochen sich selbst überlassen. Nach dieser Zeit treibt er
über der Erde Wurzeln, welche, wenn die Maiskolben groß und körnerreich wer¬
den sollen, mit Erde bedeckt werden müssen; da es zu mühsam sein würde, dieses
Geschäft mit einer Hacke auszuführen, so pflügt man zwischen den Reihen hin¬
durch, und wirft so neue Erde auf die unteren Theile der Stengel und auf die
entblößten Wurzeln. Dieses Pflügen wird ungefähr 2 Monate lang fortgesetzt,
bis die Blüthenknospen zu treiben anfangen; von da an läßt man die Pflanzen
in Ruhe. Da der Raum zwischen zwei Furchen, zumal wenn die Pflanzen sich
auszubreiten anfangen, nur schmal ist, so kann man unsre breiten deutschen Acker¬
pflüge nicht gut anwenden; aus demselben Grunde kann anch nnr mit einem ein¬
zigen Pferde oder Maulthiere gepflügt werden.

Von der Zeit an, wo die Maiskolben sich auszubilden anfangen, wird das
Feld von viele" Räubern Heiingesucht, namentlich von den Eichhörnchen, die, wenn
Wald in der Nähe ist, in großer Menge ihre Besuche abstatten; daher hört mau
um diese Zeit häufig das Knallen vou Flinten, deren Resultat beiläufig ein klei¬
ner Braten als Abwechselung der einförmigen Nahrung ist. Die Ernte findet
von August bis October statt; ist sie einigermaßen ergiebig, so ist die Aussaat
fast gleich 0 zu setzen, da ein Maiskolben 12--18 Reihen und die Reihe oft
30 -- 4-0 Körner enthält. Einige Farmer brechen, bevor die Blätter zu welken
ansaugen, dieselben ab, und benutzen sie zum Ueberfluß im Winter als Viehfutter;
für diese Mühe werden sie durch eine größere Menge Milch entschädigt.

Unsre Kartoffeln gerathen im Süden von Texas und auch in den meisten
Theilen des Nordens sehr schlecht, indem sie wässerig und unschmackhaft
sind. Der Ausfall dieser so schätzbare" Frucht wird aber durch den Anbau der
sogenannten swsvt Matovs, Patäken oder süßen Kartoffeln, mehr als allsgegli¬
chen. Ueber diese Knollenfrucht werden in vielen Reisebeschreibungen mannichfache
Unwahrheiten berichtet, namentlich auch die, daß unsre Kartoffeln (in Amerika
IrisK rMatoes genannt) in Texas in süße Kartoffeln ausarten. Wie widersinnig
diese Angabe ist, erhellt schon daraus, daß beide Pflanzen zu vollständig verschie¬
denen Gattungen, ja sogar zu verschiedenen Familien gehören. Die Patate ist
eine vvnvalvalas, und also nahe verwandt mit unsren Winden; sie treibt aus der
Wurzel länglich runde, oft V2 F"ß im Längendurchmesser enthaltende Knollen,
welche äußerlich meist eine violette, im Innern aber eine gelbliche Färbung be¬
sitzen; diese enthalten, wie unsre Kartoffeln, viel Stärkemehl, schmecken aber weit
süßer; meinem Geschmacke sagten sie mehr zu, als die IrisK potatoos. Die zum
Anbau bestimmten Knollen werden im Herbst in die Erde gelegt. Im Frühjahr
treiben sie Sprosse, 8Jip5 genannt; diese lSIZps werden gepflanzt, und nach
kurzer Zeit treiben sie Ranken (viuos), welche fortwährend abgenommen und wie¬
derum gepflanzt werden, so daß man von einer kleinen Auzahl Knollen ein großes


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Hacke mit Erde bedeckt. Der Mais geht nach Verlauf von wenigen Tagen auf,
und bleibt nun einige Wochen sich selbst überlassen. Nach dieser Zeit treibt er
über der Erde Wurzeln, welche, wenn die Maiskolben groß und körnerreich wer¬
den sollen, mit Erde bedeckt werden müssen; da es zu mühsam sein würde, dieses
Geschäft mit einer Hacke auszuführen, so pflügt man zwischen den Reihen hin¬
durch, und wirft so neue Erde auf die unteren Theile der Stengel und auf die
entblößten Wurzeln. Dieses Pflügen wird ungefähr 2 Monate lang fortgesetzt,
bis die Blüthenknospen zu treiben anfangen; von da an läßt man die Pflanzen
in Ruhe. Da der Raum zwischen zwei Furchen, zumal wenn die Pflanzen sich
auszubreiten anfangen, nur schmal ist, so kann man unsre breiten deutschen Acker¬
pflüge nicht gut anwenden; aus demselben Grunde kann anch nnr mit einem ein¬
zigen Pferde oder Maulthiere gepflügt werden.

Von der Zeit an, wo die Maiskolben sich auszubilden anfangen, wird das
Feld von viele» Räubern Heiingesucht, namentlich von den Eichhörnchen, die, wenn
Wald in der Nähe ist, in großer Menge ihre Besuche abstatten; daher hört mau
um diese Zeit häufig das Knallen vou Flinten, deren Resultat beiläufig ein klei¬
ner Braten als Abwechselung der einförmigen Nahrung ist. Die Ernte findet
von August bis October statt; ist sie einigermaßen ergiebig, so ist die Aussaat
fast gleich 0 zu setzen, da ein Maiskolben 12—18 Reihen und die Reihe oft
30 — 4-0 Körner enthält. Einige Farmer brechen, bevor die Blätter zu welken
ansaugen, dieselben ab, und benutzen sie zum Ueberfluß im Winter als Viehfutter;
für diese Mühe werden sie durch eine größere Menge Milch entschädigt.

Unsre Kartoffeln gerathen im Süden von Texas und auch in den meisten
Theilen des Nordens sehr schlecht, indem sie wässerig und unschmackhaft
sind. Der Ausfall dieser so schätzbare» Frucht wird aber durch den Anbau der
sogenannten swsvt Matovs, Patäken oder süßen Kartoffeln, mehr als allsgegli¬
chen. Ueber diese Knollenfrucht werden in vielen Reisebeschreibungen mannichfache
Unwahrheiten berichtet, namentlich auch die, daß unsre Kartoffeln (in Amerika
IrisK rMatoes genannt) in Texas in süße Kartoffeln ausarten. Wie widersinnig
diese Angabe ist, erhellt schon daraus, daß beide Pflanzen zu vollständig verschie¬
denen Gattungen, ja sogar zu verschiedenen Familien gehören. Die Patate ist
eine vvnvalvalas, und also nahe verwandt mit unsren Winden; sie treibt aus der
Wurzel länglich runde, oft V2 F"ß im Längendurchmesser enthaltende Knollen,
welche äußerlich meist eine violette, im Innern aber eine gelbliche Färbung be¬
sitzen; diese enthalten, wie unsre Kartoffeln, viel Stärkemehl, schmecken aber weit
süßer; meinem Geschmacke sagten sie mehr zu, als die IrisK potatoos. Die zum
Anbau bestimmten Knollen werden im Herbst in die Erde gelegt. Im Frühjahr
treiben sie Sprosse, 8Jip5 genannt; diese lSIZps werden gepflanzt, und nach
kurzer Zeit treiben sie Ranken (viuos), welche fortwährend abgenommen und wie¬
derum gepflanzt werden, so daß man von einer kleinen Auzahl Knollen ein großes


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[0117] Hacke mit Erde bedeckt. Der Mais geht nach Verlauf von wenigen Tagen auf, und bleibt nun einige Wochen sich selbst überlassen. Nach dieser Zeit treibt er über der Erde Wurzeln, welche, wenn die Maiskolben groß und körnerreich wer¬ den sollen, mit Erde bedeckt werden müssen; da es zu mühsam sein würde, dieses Geschäft mit einer Hacke auszuführen, so pflügt man zwischen den Reihen hin¬ durch, und wirft so neue Erde auf die unteren Theile der Stengel und auf die entblößten Wurzeln. Dieses Pflügen wird ungefähr 2 Monate lang fortgesetzt, bis die Blüthenknospen zu treiben anfangen; von da an läßt man die Pflanzen in Ruhe. Da der Raum zwischen zwei Furchen, zumal wenn die Pflanzen sich auszubreiten anfangen, nur schmal ist, so kann man unsre breiten deutschen Acker¬ pflüge nicht gut anwenden; aus demselben Grunde kann anch nnr mit einem ein¬ zigen Pferde oder Maulthiere gepflügt werden. Von der Zeit an, wo die Maiskolben sich auszubilden anfangen, wird das Feld von viele» Räubern Heiingesucht, namentlich von den Eichhörnchen, die, wenn Wald in der Nähe ist, in großer Menge ihre Besuche abstatten; daher hört mau um diese Zeit häufig das Knallen vou Flinten, deren Resultat beiläufig ein klei¬ ner Braten als Abwechselung der einförmigen Nahrung ist. Die Ernte findet von August bis October statt; ist sie einigermaßen ergiebig, so ist die Aussaat fast gleich 0 zu setzen, da ein Maiskolben 12—18 Reihen und die Reihe oft 30 — 4-0 Körner enthält. Einige Farmer brechen, bevor die Blätter zu welken ansaugen, dieselben ab, und benutzen sie zum Ueberfluß im Winter als Viehfutter; für diese Mühe werden sie durch eine größere Menge Milch entschädigt. Unsre Kartoffeln gerathen im Süden von Texas und auch in den meisten Theilen des Nordens sehr schlecht, indem sie wässerig und unschmackhaft sind. Der Ausfall dieser so schätzbare» Frucht wird aber durch den Anbau der sogenannten swsvt Matovs, Patäken oder süßen Kartoffeln, mehr als allsgegli¬ chen. Ueber diese Knollenfrucht werden in vielen Reisebeschreibungen mannichfache Unwahrheiten berichtet, namentlich auch die, daß unsre Kartoffeln (in Amerika IrisK rMatoes genannt) in Texas in süße Kartoffeln ausarten. Wie widersinnig diese Angabe ist, erhellt schon daraus, daß beide Pflanzen zu vollständig verschie¬ denen Gattungen, ja sogar zu verschiedenen Familien gehören. Die Patate ist eine vvnvalvalas, und also nahe verwandt mit unsren Winden; sie treibt aus der Wurzel länglich runde, oft V2 F"ß im Längendurchmesser enthaltende Knollen, welche äußerlich meist eine violette, im Innern aber eine gelbliche Färbung be¬ sitzen; diese enthalten, wie unsre Kartoffeln, viel Stärkemehl, schmecken aber weit süßer; meinem Geschmacke sagten sie mehr zu, als die IrisK potatoos. Die zum Anbau bestimmten Knollen werden im Herbst in die Erde gelegt. Im Frühjahr treiben sie Sprosse, 8Jip5 genannt; diese lSIZps werden gepflanzt, und nach kurzer Zeit treiben sie Ranken (viuos), welche fortwährend abgenommen und wie¬ derum gepflanzt werden, so daß man von einer kleinen Auzahl Knollen ein großes -1i *

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/117>, abgerufen am 25.08.2024.