Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.närrischen Anstrich, Egoist,-Doctrinär in der Politik*), eitel und wetterwendisch; Dieses Thema, daß die Liebe ein Fanatismus ist, und vollkommen unab¬ Eine charakteristische Bemerkung führe ich bei dieser Gelegenheit an. Die Republi¬
kanerin haßt natürlich die Doktrinärs am meiste", und haßt sie nicht nur als Politiker, sondern anch als Menschen. ,,.lo crois qne I'narium noMique ä'un Iiomme, e'est I'Jamas t"nu cruor. VUos-moi votrv eovin' <:l volro ists, ol, .je v""H nur", vo" opinions polMqnog... Comment pourrais-jo me äveitlvr " miKurer bien um e."prit c>ni "'aUaolio K av eerlajns Systemes ^>ne 1^ At'neraZilü repousse? IVIontre^-moi un Komme "jul i^cmlienne I'rUilite die I-r "eine us weil, <melcme censeieneieux et ecltrire W'it seit , je vers civile d'elnlUir .jamais nneime ^mpkUlUe mele !>ü moi." -- So sind die Weiber. närrischen Anstrich, Egoist,-Doctrinär in der Politik*), eitel und wetterwendisch; Dieses Thema, daß die Liebe ein Fanatismus ist, und vollkommen unab¬ Eine charakteristische Bemerkung führe ich bei dieser Gelegenheit an. Die Republi¬
kanerin haßt natürlich die Doktrinärs am meiste», und haßt sie nicht nur als Politiker, sondern anch als Menschen. ,,.lo crois qne I'narium noMique ä'un Iiomme, e'est I'Jamas t«nu cruor. VUos-moi votrv eovin' <:l volro ists, ol, .je v«»H nur«, vo» opinions polMqnog... Comment pourrais-jo me äveitlvr » miKurer bien um e.«prit c>ni »'aUaolio K av eerlajns Systemes ^>ne 1^ At'neraZilü repousse? IVIontre^-moi un Komme «jul i^cmlienne I'rUilite die I-r »eine us weil, <melcme censeieneieux et ecltrire W'it seit , je vers civile d'elnlUir .jamais nneime ^mpkUlUe mele !>ü moi." — So sind die Weiber. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0339" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92077"/> <p xml:id="ID_1052" prev="#ID_1051"> närrischen Anstrich, Egoist,-Doctrinär in der Politik*), eitel und wetterwendisch;<lb/> ein halb empfindsamer, halb blasirter Rouv und hohler Charakter, der auch in<lb/> der Leidenschaft berechnet, aber mit dem äußeren Firniß von Empfindungen aus¬<lb/> gestattet, die eine aristokratische Erziehung, Lectüre der neuen Romane und Er-<lb/> fcchruug in Liebesaffairen verleihen, und daher wohl geeignet, die empfindsame<lb/> Indiana, die eigentlich ebenso hohl ist, zu verstehen. Dieser Verführer betrügt<lb/> Jndiana nicht nur fortwährend, das verzeiht mau dem Cavalier; sie kommt auch<lb/> dahinter, daß er ein unselbständiger, hohler Mensch ist. Trotzdem dauert die<lb/> Liebe fort, und steigert sich bis zur Zudringlichkeit. Er weist sie mit übelver¬<lb/> hehlter Verachtung als ein überflüssig gewordenes Spielzeug zurück. Ihr Manu<lb/> nimmt sie nach der Insel Bourbon, ihrem Geburtsort. Mittlerweile ist Naymou<lb/> kränklich geworden, die Mutter, die ihn sonst Pflegte, ist gestorben, da fällt ihm<lb/> Jndiana wieder ein; er schreibt ihr: „Komm her, ich brauche dich!" — Augenblicklich<lb/> läßt sie ihren Mann, der in Sterben liegt, im Stich („Je größer das Verbrechen<lb/> ist, das ich um seinetwillen begehe, je mehr habe ich mich um den Geliebten per¬<lb/> dent gemacht!!"), entflieht ans der Insel uuter tciuseud Hindernissen, kommt<lb/> nach Paris, putzt sich erst mit aller Coquetterie einer Buhlerin, um vor seinen<lb/> Augen Gnade zu finden, eilt dann zu ihm, findet ihn verheirathet, und wird<lb/> von seiner Frau ans dem Hause gewiesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1053" next="#ID_1054"> Dieses Thema, daß die Liebe ein Fanatismus ist, und vollkommen unab¬<lb/> hängig von der Würdigkeit ihres Gegenstandes, wird noch in vielen der späteren<lb/> Novellen behandelt; am meisten doctrinär in der Lucrezia. (1846). „Die Liebe,"<lb/> heißt es darin, „ist die christliche Liebe, ans ein einziges Wesen concentrirt (l'genou-<lb/> 1a eKaiitL (ckräUeunv öde.). Sie gilt dem Sünder, nicht dem Gerechten; nur<lb/> für jenen bewegt sie sich unruhig, glühend, ungestüm, leidenschaftlich. Wenn Dn,<lb/> edler und rechtschaffener Mann, eine heftige Leidenschaft für eine elende Buhlerin<lb/> fühlst, so sei sicher, daß das die echte Liebe ist, und erröthe nicht darüber! So<lb/> hat Christus diejenigen geliebt, die ihn gekreuzigt haben! — Der Edle begegnet<lb/> nur Undank und Verrath, verderbte oder elende Seelen flößen die gewaltsamsten<lb/> und dauerndsten Leidenschaften ein. Die Liebe bemächtigt sich zunächst des Ge^<lb/> Hirns, und klopft ans Thor der Einbildungskraft. Ohne diesen goldnen Schlüssel<lb/> findet sie keinen Eingang. Hat sie sich dort zum Meister gemacht, so steigt sie in<lb/> die Eingeweide herab, senkt sich in alle Tiefen ihres Wesens, und wir lieben den</p><lb/> <note xml:id="FID_26" place="foot"> Eine charakteristische Bemerkung führe ich bei dieser Gelegenheit an. Die Republi¬<lb/> kanerin haßt natürlich die Doktrinärs am meiste», und haßt sie nicht nur als Politiker,<lb/> sondern anch als Menschen. ,,.lo crois qne I'narium noMique ä'un Iiomme, e'est I'Jamas<lb/> t«nu cruor. VUos-moi votrv eovin' <:l volro ists, ol, .je v«»H nur«, vo» opinions polMqnog...<lb/> Comment pourrais-jo me äveitlvr » miKurer bien um e.«prit c>ni »'aUaolio K av eerlajns Systemes<lb/> ^>ne 1^ At'neraZilü repousse? IVIontre^-moi un Komme «jul i^cmlienne I'rUilite die I-r »eine us<lb/> weil, <melcme censeieneieux et ecltrire W'it seit , je vers civile d'elnlUir .jamais nneime<lb/> ^mpkUlUe mele !>ü moi." — So sind die Weiber.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0339]
närrischen Anstrich, Egoist,-Doctrinär in der Politik*), eitel und wetterwendisch;
ein halb empfindsamer, halb blasirter Rouv und hohler Charakter, der auch in
der Leidenschaft berechnet, aber mit dem äußeren Firniß von Empfindungen aus¬
gestattet, die eine aristokratische Erziehung, Lectüre der neuen Romane und Er-
fcchruug in Liebesaffairen verleihen, und daher wohl geeignet, die empfindsame
Indiana, die eigentlich ebenso hohl ist, zu verstehen. Dieser Verführer betrügt
Jndiana nicht nur fortwährend, das verzeiht mau dem Cavalier; sie kommt auch
dahinter, daß er ein unselbständiger, hohler Mensch ist. Trotzdem dauert die
Liebe fort, und steigert sich bis zur Zudringlichkeit. Er weist sie mit übelver¬
hehlter Verachtung als ein überflüssig gewordenes Spielzeug zurück. Ihr Manu
nimmt sie nach der Insel Bourbon, ihrem Geburtsort. Mittlerweile ist Naymou
kränklich geworden, die Mutter, die ihn sonst Pflegte, ist gestorben, da fällt ihm
Jndiana wieder ein; er schreibt ihr: „Komm her, ich brauche dich!" — Augenblicklich
läßt sie ihren Mann, der in Sterben liegt, im Stich („Je größer das Verbrechen
ist, das ich um seinetwillen begehe, je mehr habe ich mich um den Geliebten per¬
dent gemacht!!"), entflieht ans der Insel uuter tciuseud Hindernissen, kommt
nach Paris, putzt sich erst mit aller Coquetterie einer Buhlerin, um vor seinen
Augen Gnade zu finden, eilt dann zu ihm, findet ihn verheirathet, und wird
von seiner Frau ans dem Hause gewiesen.
Dieses Thema, daß die Liebe ein Fanatismus ist, und vollkommen unab¬
hängig von der Würdigkeit ihres Gegenstandes, wird noch in vielen der späteren
Novellen behandelt; am meisten doctrinär in der Lucrezia. (1846). „Die Liebe,"
heißt es darin, „ist die christliche Liebe, ans ein einziges Wesen concentrirt (l'genou-
1a eKaiitL (ckräUeunv öde.). Sie gilt dem Sünder, nicht dem Gerechten; nur
für jenen bewegt sie sich unruhig, glühend, ungestüm, leidenschaftlich. Wenn Dn,
edler und rechtschaffener Mann, eine heftige Leidenschaft für eine elende Buhlerin
fühlst, so sei sicher, daß das die echte Liebe ist, und erröthe nicht darüber! So
hat Christus diejenigen geliebt, die ihn gekreuzigt haben! — Der Edle begegnet
nur Undank und Verrath, verderbte oder elende Seelen flößen die gewaltsamsten
und dauerndsten Leidenschaften ein. Die Liebe bemächtigt sich zunächst des Ge^
Hirns, und klopft ans Thor der Einbildungskraft. Ohne diesen goldnen Schlüssel
findet sie keinen Eingang. Hat sie sich dort zum Meister gemacht, so steigt sie in
die Eingeweide herab, senkt sich in alle Tiefen ihres Wesens, und wir lieben den
Eine charakteristische Bemerkung führe ich bei dieser Gelegenheit an. Die Republi¬
kanerin haßt natürlich die Doktrinärs am meiste», und haßt sie nicht nur als Politiker,
sondern anch als Menschen. ,,.lo crois qne I'narium noMique ä'un Iiomme, e'est I'Jamas
t«nu cruor. VUos-moi votrv eovin' <:l volro ists, ol, .je v«»H nur«, vo» opinions polMqnog...
Comment pourrais-jo me äveitlvr » miKurer bien um e.«prit c>ni »'aUaolio K av eerlajns Systemes
^>ne 1^ At'neraZilü repousse? IVIontre^-moi un Komme «jul i^cmlienne I'rUilite die I-r »eine us
weil, <melcme censeieneieux et ecltrire W'it seit , je vers civile d'elnlUir .jamais nneime
^mpkUlUe mele !>ü moi." — So sind die Weiber.
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