Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

der General Wedell, mit gehobenem Degen auf die Antwort des Erbprinzen
lauschend. Ein schöner Gegensatz herrscht in dieser Gruppe zwischen den ernst
gefalteten Zügen der beiden ältern Generale und dem Jugendfeuer, das aus dem
Auge des Erbprinzen, wie ans Haltung und Bewegung desselben spricht. Die
Linke "utthig in die Seite stemmend, begleitet er sein entscheidendes Wort mit
einem nachdrnckSvollen Gestus der Rechte". Bei ihm überwiegt die Entschlossen¬
heit, bei Jenen die Reflexion, und deshalb ist gerade er befähigt, den Ausschlag
zu geben. Ohne Zweifel lautet seine Antwort: Vorwärts, wir greifen an und
schlagen! Die Gestalt des Erbprinzen von Dessau, welche als vollständig frei¬
stehende runde Figur höher als ihre Umgebung aus dem Relief heraustritt, ist
eine der vollendetsten, plastisch ausdrucksvollsten des ganzen Werkes. Links
von ihr, also zwischen der eben geschilderten Gruppe und dem Prinzen Heinrich,
sind die Generalmajore von der Goltz und Wartenberg, Ersterer von den Küras¬
sierer, Dieser von den Husaren, im Gespräch begriffen. Jener hat sich zu War¬
tenberg halb zurückgewendet, die rechte Hand auf den Griff des Degens gelegt,
und stützt das Kinn überlegend in die Linke, welche mit dem Ellenbogen ans der
Rechten ruht. Wartenberg, ein scharf gezeichnetes Neiterantlitz, deutet hinaus in
die Feldschlacht. Mit der Reiterstatue des Hnsarengenerals Ziethen schließt die
rechte Seitenansicht ab. Der alte Krieger will offenbar eben zu einem Neiteran-
griff auspreugeu, und reißt den Säbel ans der Scheide, als wolle er, wie in der
glorreichen Schlacht bei Torgau aus dem Busch hervor, in die Flanken des
Feindes fallen. Er ist in der kräftig soldatischen und doch edlen Haltung, der
märkisch derben Physiognomie, der Kühnheit des charakteristischen Moments ganz
prächtig aufgefaßt und dargestellt. Das flache Relief im Hintergründe zeigt den
alten Dessauer, der mit der siegreichen Schlacht bei Kesselsdorf das Jubiläum
seines funfzigjährigen Dienstes im Preußischen Heere feierte, und den Feldmarschall
Schwerin mit erhobener Fahne, wie er bei Prag den Heldentod gestorben.

Ans der linken Seitenansicht befindet sich zunächst dem Herzog von Braun¬
schweig die Gruppe der Generalmajore Kleist und Dieskau, von denen Ersterer,
ans einem kecken Antlitz schauend, den Säbel schlachtmuthig erhebt, während der
Letztere, ein ganz alter Man", die Hand wie ermahnend und beschwichtigend ihm
auf die Schulter legt. In der Mitte steht der Generallieutenant Winterfeldt, der
bei Lowositz und Prag am Siege wesentlichen Antheil hatte, und dem Könige,
welcher ihn wegen seiner strategischen Kenntnisse außerordentlich hochschätzte, zu
dessen großem Schmerze gerade während einer sehr gefährlichen Krisis des Kam¬
pfes durch den Tod in Folge einer schweren Verwundung entrissen wurde. Er
hält eine Karte deö Kriegsschauplatzes vou Berlin bis Breslau in der Hand, und
scheint mit deu links von ihm stehenden Generalen Tauenzien und Prinz von
Württemberg einen Feldzugsplan zu überdenken. Der greise Vertheidiger Breslau's
hat in tiefem Sinnen das Haupt in die Hand gesenkt, indeß der Prinz von


der General Wedell, mit gehobenem Degen auf die Antwort des Erbprinzen
lauschend. Ein schöner Gegensatz herrscht in dieser Gruppe zwischen den ernst
gefalteten Zügen der beiden ältern Generale und dem Jugendfeuer, das aus dem
Auge des Erbprinzen, wie ans Haltung und Bewegung desselben spricht. Die
Linke »utthig in die Seite stemmend, begleitet er sein entscheidendes Wort mit
einem nachdrnckSvollen Gestus der Rechte». Bei ihm überwiegt die Entschlossen¬
heit, bei Jenen die Reflexion, und deshalb ist gerade er befähigt, den Ausschlag
zu geben. Ohne Zweifel lautet seine Antwort: Vorwärts, wir greifen an und
schlagen! Die Gestalt des Erbprinzen von Dessau, welche als vollständig frei¬
stehende runde Figur höher als ihre Umgebung aus dem Relief heraustritt, ist
eine der vollendetsten, plastisch ausdrucksvollsten des ganzen Werkes. Links
von ihr, also zwischen der eben geschilderten Gruppe und dem Prinzen Heinrich,
sind die Generalmajore von der Goltz und Wartenberg, Ersterer von den Küras¬
sierer, Dieser von den Husaren, im Gespräch begriffen. Jener hat sich zu War¬
tenberg halb zurückgewendet, die rechte Hand auf den Griff des Degens gelegt,
und stützt das Kinn überlegend in die Linke, welche mit dem Ellenbogen ans der
Rechten ruht. Wartenberg, ein scharf gezeichnetes Neiterantlitz, deutet hinaus in
die Feldschlacht. Mit der Reiterstatue des Hnsarengenerals Ziethen schließt die
rechte Seitenansicht ab. Der alte Krieger will offenbar eben zu einem Neiteran-
griff auspreugeu, und reißt den Säbel ans der Scheide, als wolle er, wie in der
glorreichen Schlacht bei Torgau aus dem Busch hervor, in die Flanken des
Feindes fallen. Er ist in der kräftig soldatischen und doch edlen Haltung, der
märkisch derben Physiognomie, der Kühnheit des charakteristischen Moments ganz
prächtig aufgefaßt und dargestellt. Das flache Relief im Hintergründe zeigt den
alten Dessauer, der mit der siegreichen Schlacht bei Kesselsdorf das Jubiläum
seines funfzigjährigen Dienstes im Preußischen Heere feierte, und den Feldmarschall
Schwerin mit erhobener Fahne, wie er bei Prag den Heldentod gestorben.

Ans der linken Seitenansicht befindet sich zunächst dem Herzog von Braun¬
schweig die Gruppe der Generalmajore Kleist und Dieskau, von denen Ersterer,
ans einem kecken Antlitz schauend, den Säbel schlachtmuthig erhebt, während der
Letztere, ein ganz alter Man», die Hand wie ermahnend und beschwichtigend ihm
auf die Schulter legt. In der Mitte steht der Generallieutenant Winterfeldt, der
bei Lowositz und Prag am Siege wesentlichen Antheil hatte, und dem Könige,
welcher ihn wegen seiner strategischen Kenntnisse außerordentlich hochschätzte, zu
dessen großem Schmerze gerade während einer sehr gefährlichen Krisis des Kam¬
pfes durch den Tod in Folge einer schweren Verwundung entrissen wurde. Er
hält eine Karte deö Kriegsschauplatzes vou Berlin bis Breslau in der Hand, und
scheint mit deu links von ihm stehenden Generalen Tauenzien und Prinz von
Württemberg einen Feldzugsplan zu überdenken. Der greise Vertheidiger Breslau's
hat in tiefem Sinnen das Haupt in die Hand gesenkt, indeß der Prinz von


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0297" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/91490"/>
          <p xml:id="ID_826" prev="#ID_825"> der General Wedell, mit gehobenem Degen auf die Antwort des Erbprinzen<lb/>
lauschend. Ein schöner Gegensatz herrscht in dieser Gruppe zwischen den ernst<lb/>
gefalteten Zügen der beiden ältern Generale und dem Jugendfeuer, das aus dem<lb/>
Auge des Erbprinzen, wie ans Haltung und Bewegung desselben spricht. Die<lb/>
Linke »utthig in die Seite stemmend, begleitet er sein entscheidendes Wort mit<lb/>
einem nachdrnckSvollen Gestus der Rechte». Bei ihm überwiegt die Entschlossen¬<lb/>
heit, bei Jenen die Reflexion, und deshalb ist gerade er befähigt, den Ausschlag<lb/>
zu geben. Ohne Zweifel lautet seine Antwort: Vorwärts, wir greifen an und<lb/>
schlagen! Die Gestalt des Erbprinzen von Dessau, welche als vollständig frei¬<lb/>
stehende runde Figur höher als ihre Umgebung aus dem Relief heraustritt, ist<lb/>
eine der vollendetsten, plastisch ausdrucksvollsten des ganzen Werkes. Links<lb/>
von ihr, also zwischen der eben geschilderten Gruppe und dem Prinzen Heinrich,<lb/>
sind die Generalmajore von der Goltz und Wartenberg, Ersterer von den Küras¬<lb/>
sierer, Dieser von den Husaren, im Gespräch begriffen. Jener hat sich zu War¬<lb/>
tenberg halb zurückgewendet, die rechte Hand auf den Griff des Degens gelegt,<lb/>
und stützt das Kinn überlegend in die Linke, welche mit dem Ellenbogen ans der<lb/>
Rechten ruht. Wartenberg, ein scharf gezeichnetes Neiterantlitz, deutet hinaus in<lb/>
die Feldschlacht. Mit der Reiterstatue des Hnsarengenerals Ziethen schließt die<lb/>
rechte Seitenansicht ab. Der alte Krieger will offenbar eben zu einem Neiteran-<lb/>
griff auspreugeu, und reißt den Säbel ans der Scheide, als wolle er, wie in der<lb/>
glorreichen Schlacht bei Torgau aus dem Busch hervor, in die Flanken des<lb/>
Feindes fallen. Er ist in der kräftig soldatischen und doch edlen Haltung, der<lb/>
märkisch derben Physiognomie, der Kühnheit des charakteristischen Moments ganz<lb/>
prächtig aufgefaßt und dargestellt. Das flache Relief im Hintergründe zeigt den<lb/>
alten Dessauer, der mit der siegreichen Schlacht bei Kesselsdorf das Jubiläum<lb/>
seines funfzigjährigen Dienstes im Preußischen Heere feierte, und den Feldmarschall<lb/>
Schwerin mit erhobener Fahne, wie er bei Prag den Heldentod gestorben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_827" next="#ID_828"> Ans der linken Seitenansicht befindet sich zunächst dem Herzog von Braun¬<lb/>
schweig die Gruppe der Generalmajore Kleist und Dieskau, von denen Ersterer,<lb/>
ans einem kecken Antlitz schauend, den Säbel schlachtmuthig erhebt, während der<lb/>
Letztere, ein ganz alter Man», die Hand wie ermahnend und beschwichtigend ihm<lb/>
auf die Schulter legt. In der Mitte steht der Generallieutenant Winterfeldt, der<lb/>
bei Lowositz und Prag am Siege wesentlichen Antheil hatte, und dem Könige,<lb/>
welcher ihn wegen seiner strategischen Kenntnisse außerordentlich hochschätzte, zu<lb/>
dessen großem Schmerze gerade während einer sehr gefährlichen Krisis des Kam¬<lb/>
pfes durch den Tod in Folge einer schweren Verwundung entrissen wurde. Er<lb/>
hält eine Karte deö Kriegsschauplatzes vou Berlin bis Breslau in der Hand, und<lb/>
scheint mit deu links von ihm stehenden Generalen Tauenzien und Prinz von<lb/>
Württemberg einen Feldzugsplan zu überdenken. Der greise Vertheidiger Breslau's<lb/>
hat in tiefem Sinnen das Haupt in die Hand gesenkt, indeß der Prinz von</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0297] der General Wedell, mit gehobenem Degen auf die Antwort des Erbprinzen lauschend. Ein schöner Gegensatz herrscht in dieser Gruppe zwischen den ernst gefalteten Zügen der beiden ältern Generale und dem Jugendfeuer, das aus dem Auge des Erbprinzen, wie ans Haltung und Bewegung desselben spricht. Die Linke »utthig in die Seite stemmend, begleitet er sein entscheidendes Wort mit einem nachdrnckSvollen Gestus der Rechte». Bei ihm überwiegt die Entschlossen¬ heit, bei Jenen die Reflexion, und deshalb ist gerade er befähigt, den Ausschlag zu geben. Ohne Zweifel lautet seine Antwort: Vorwärts, wir greifen an und schlagen! Die Gestalt des Erbprinzen von Dessau, welche als vollständig frei¬ stehende runde Figur höher als ihre Umgebung aus dem Relief heraustritt, ist eine der vollendetsten, plastisch ausdrucksvollsten des ganzen Werkes. Links von ihr, also zwischen der eben geschilderten Gruppe und dem Prinzen Heinrich, sind die Generalmajore von der Goltz und Wartenberg, Ersterer von den Küras¬ sierer, Dieser von den Husaren, im Gespräch begriffen. Jener hat sich zu War¬ tenberg halb zurückgewendet, die rechte Hand auf den Griff des Degens gelegt, und stützt das Kinn überlegend in die Linke, welche mit dem Ellenbogen ans der Rechten ruht. Wartenberg, ein scharf gezeichnetes Neiterantlitz, deutet hinaus in die Feldschlacht. Mit der Reiterstatue des Hnsarengenerals Ziethen schließt die rechte Seitenansicht ab. Der alte Krieger will offenbar eben zu einem Neiteran- griff auspreugeu, und reißt den Säbel ans der Scheide, als wolle er, wie in der glorreichen Schlacht bei Torgau aus dem Busch hervor, in die Flanken des Feindes fallen. Er ist in der kräftig soldatischen und doch edlen Haltung, der märkisch derben Physiognomie, der Kühnheit des charakteristischen Moments ganz prächtig aufgefaßt und dargestellt. Das flache Relief im Hintergründe zeigt den alten Dessauer, der mit der siegreichen Schlacht bei Kesselsdorf das Jubiläum seines funfzigjährigen Dienstes im Preußischen Heere feierte, und den Feldmarschall Schwerin mit erhobener Fahne, wie er bei Prag den Heldentod gestorben. Ans der linken Seitenansicht befindet sich zunächst dem Herzog von Braun¬ schweig die Gruppe der Generalmajore Kleist und Dieskau, von denen Ersterer, ans einem kecken Antlitz schauend, den Säbel schlachtmuthig erhebt, während der Letztere, ein ganz alter Man», die Hand wie ermahnend und beschwichtigend ihm auf die Schulter legt. In der Mitte steht der Generallieutenant Winterfeldt, der bei Lowositz und Prag am Siege wesentlichen Antheil hatte, und dem Könige, welcher ihn wegen seiner strategischen Kenntnisse außerordentlich hochschätzte, zu dessen großem Schmerze gerade während einer sehr gefährlichen Krisis des Kam¬ pfes durch den Tod in Folge einer schweren Verwundung entrissen wurde. Er hält eine Karte deö Kriegsschauplatzes vou Berlin bis Breslau in der Hand, und scheint mit deu links von ihm stehenden Generalen Tauenzien und Prinz von Württemberg einen Feldzugsplan zu überdenken. Der greise Vertheidiger Breslau's hat in tiefem Sinnen das Haupt in die Hand gesenkt, indeß der Prinz von

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603/297
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603/297>, abgerufen am 01.09.2024.