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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.

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der Prinz von Preußen, ein, dessen Sohn als Friedrich Wilhelm der Zweite den
Thron bestieg. August Wilhelm ist eine stattliche Gestalt, das Antlitz voll, aber
schön und von edler Zartheit. Der lange Fürstenmantel wallt von seinen Schultern,
die Arme ruhen über einander geschlagen auf dem Degengriff. Wir dürfen es
wol als eine Art von Eonrtoisie betrachten, daß diesem Prinzen der erste Ehren¬
platz nächst dem Könige selbst eingeräumt wurde. Er besaß zwar persönliche
Tapferkeit, war jedoch als Feldherr nie bedeutend, und übte wenig Einfluß auf
den Gang der kriegerischen Ereignisse. Links neben ihm stehen im Verkehr mit
einander der Oberst v. d. Heyde, der tapfere Vertheidiger Colberg's, und der
General Huelsen, welcher die Hand an den Griff des Degens legt, als wollte er
ihn zücken. Jener dentet auf den Plan der von ihm vertheidigten Festung, den
er in der Linken halt. Rechts neben dem Prinzen befindet sich der General
Lestwitz im Gespräche mit dem zu ihm zurückgewendeten Obersten von Prittwitz,
welcher als Rittmeister von den Ziethen'schen Husaren deu König mich der un¬
heilvollen Schlacht bei Kunersdorf aus einem Schwarm von Kosaken heraushieb,
und ihn so vor der Gefangenschaft schützte. Das flache Relief im Hintergrunde
zeigt den Markgrafen von Brandenburg, der bei dem ersten Sturm ans Prag im
Jahre 1744 im Gefecht sein Leben ließ, und deu braven Schotten, Marschall
Jacob Keith, welcher bei Lvwvsitz, Prag, Kollin, Roßbach und Leuthen an des
großen Königs Seite focht, vor dem Ueberfall bei Hochkirch den König vergeblich
warnte, und seine Treue dort mit dem Tode besiegelte. Diese fünf Gestalten bilden
das Mittelstück der Vorderansicht. Als deren Eckstücke springen die beiden Rei¬
terstatuen des Herzogs Ferdinand von Braunschweig und des Prinzen Heinrich
hervor. Unter ihren, und ebenso unter den beiden andern Reiterstatuen, sind
allerhand Wafsenstücke, welche Krieg und Schlacht versinnlichen, angebracht: Kü¬
rasse, Helme und Husarenmützen, Karabiner, Pistolen und Pistolenhalfter, Patron¬
taschen und Schwertriemen, Kesselpauken und Trompeten. Herzog Ferdinand,
bekanntlich der Sieger von Crefeld und Münden, trägt gleich dem Prinzen
Heinrich, welcher den siebenjährigen Krieg dnrch den Sieg bei Freiberg beendete,
einen kurzen Fürstenmantel, der über den Rücken herabfällt. Jener trägt den
Marschallstab in der Hand, dieser wendet das Haupt nach Rückwärts, indem er
mit der Rechten wie aneisernd zurückwirkt. Ans seinen harten Zügen spricht ein
energischer Geist, dessen Ausdruck die Lebhaftigkeit des Auges erhöht.

An die Gestalt des Prinzen Heinrich schließt sich die rechte Seitenansicht an.
Das Centrum derselben bildet der Erbprinz Max von Dessau, unter dessen Anführung
die erste Waffenthat im ersten Schlesischen Kriege, die Eroberung von Glogau am
9. März 174-1, geschah. Zu ihm, den der Feldherrnstab als obersten Kriegs¬
führer bezeichnet, tritt der General der Reiterei, Feldmarschall Gehler, ein Papier
in der Rechten, um Rapport abzustatten. Die linke Hand begleitet seine Rede
mit einer erläuternden Bewegung. Zwischen Beiden steht, etwas weiter zurück,


der Prinz von Preußen, ein, dessen Sohn als Friedrich Wilhelm der Zweite den
Thron bestieg. August Wilhelm ist eine stattliche Gestalt, das Antlitz voll, aber
schön und von edler Zartheit. Der lange Fürstenmantel wallt von seinen Schultern,
die Arme ruhen über einander geschlagen auf dem Degengriff. Wir dürfen es
wol als eine Art von Eonrtoisie betrachten, daß diesem Prinzen der erste Ehren¬
platz nächst dem Könige selbst eingeräumt wurde. Er besaß zwar persönliche
Tapferkeit, war jedoch als Feldherr nie bedeutend, und übte wenig Einfluß auf
den Gang der kriegerischen Ereignisse. Links neben ihm stehen im Verkehr mit
einander der Oberst v. d. Heyde, der tapfere Vertheidiger Colberg's, und der
General Huelsen, welcher die Hand an den Griff des Degens legt, als wollte er
ihn zücken. Jener dentet auf den Plan der von ihm vertheidigten Festung, den
er in der Linken halt. Rechts neben dem Prinzen befindet sich der General
Lestwitz im Gespräche mit dem zu ihm zurückgewendeten Obersten von Prittwitz,
welcher als Rittmeister von den Ziethen'schen Husaren deu König mich der un¬
heilvollen Schlacht bei Kunersdorf aus einem Schwarm von Kosaken heraushieb,
und ihn so vor der Gefangenschaft schützte. Das flache Relief im Hintergrunde
zeigt den Markgrafen von Brandenburg, der bei dem ersten Sturm ans Prag im
Jahre 1744 im Gefecht sein Leben ließ, und deu braven Schotten, Marschall
Jacob Keith, welcher bei Lvwvsitz, Prag, Kollin, Roßbach und Leuthen an des
großen Königs Seite focht, vor dem Ueberfall bei Hochkirch den König vergeblich
warnte, und seine Treue dort mit dem Tode besiegelte. Diese fünf Gestalten bilden
das Mittelstück der Vorderansicht. Als deren Eckstücke springen die beiden Rei¬
terstatuen des Herzogs Ferdinand von Braunschweig und des Prinzen Heinrich
hervor. Unter ihren, und ebenso unter den beiden andern Reiterstatuen, sind
allerhand Wafsenstücke, welche Krieg und Schlacht versinnlichen, angebracht: Kü¬
rasse, Helme und Husarenmützen, Karabiner, Pistolen und Pistolenhalfter, Patron¬
taschen und Schwertriemen, Kesselpauken und Trompeten. Herzog Ferdinand,
bekanntlich der Sieger von Crefeld und Münden, trägt gleich dem Prinzen
Heinrich, welcher den siebenjährigen Krieg dnrch den Sieg bei Freiberg beendete,
einen kurzen Fürstenmantel, der über den Rücken herabfällt. Jener trägt den
Marschallstab in der Hand, dieser wendet das Haupt nach Rückwärts, indem er
mit der Rechten wie aneisernd zurückwirkt. Ans seinen harten Zügen spricht ein
energischer Geist, dessen Ausdruck die Lebhaftigkeit des Auges erhöht.

An die Gestalt des Prinzen Heinrich schließt sich die rechte Seitenansicht an.
Das Centrum derselben bildet der Erbprinz Max von Dessau, unter dessen Anführung
die erste Waffenthat im ersten Schlesischen Kriege, die Eroberung von Glogau am
9. März 174-1, geschah. Zu ihm, den der Feldherrnstab als obersten Kriegs¬
führer bezeichnet, tritt der General der Reiterei, Feldmarschall Gehler, ein Papier
in der Rechten, um Rapport abzustatten. Die linke Hand begleitet seine Rede
mit einer erläuternden Bewegung. Zwischen Beiden steht, etwas weiter zurück,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603/296>, abgerufen am 27.07.2024.