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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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I" der Form herrscht noch größere Mannichfaltigkeit, als in der Farbe; schnell
kommt eine neue Fa^on in Aufnahme, und wird nach wenigen Jahren ver¬
gessen. Einzelne große Fabriken, z. B. Cabannas, verfertigen so ziemlich alle
Formen, die meisten begnügen sich mit den gangbarsten. Der rauchende Leser
wird es zweckmäßig finden, wenn hier die einzelnen Formen, welche in den letzten
Jahren Befriedigung oder Erstaunen erregt haben, kurz aufgezählt und beschrieben
werden.

Reguläres oder Millares. Die gewöhnliche allbekannte über die ganze
Welt verbreitete, auch in unsern einheimischen Fabrikaten überall nachgebildete Form,
ein schlanker Cylinder, nach dem Brennende nur wenig komisch verengt, am
Mundende mit allmählich zulaufender, schön proportionirter Spitze, die in
einen seinen, oft unmerklichen Knopf auslänft. Sie wird in der Havanna!) von
fast allen Fabriken in drei Nummern angefertigt, die in Fayon gleich, aber in
der Güte verschieden sind, und im Handel kurz mit xrima, seeairäa, tertia bezeich¬
net werden, was man dem Namen der Fabrik vorsetzt: prima Upmann, secunda
Ambrosia u. s. w. Nur die große Fabrik der Cabannas versendet auch eine
vierte Nummer, die quarta Cabannas, und unterscheidet sich außerdem noch
dadurch, daß die Fa^on ihrer Millares etwas kleiner ist, als die gewöhnliche-

Den Reguläres gegenüber steht die große Anzahl der Modecigarren von
unförmlicher Größe bis zum Miniatnrfvrmat; zuerst die Regalia, früher durch die
Spanische Negierung sortirt, legitimirt nud als echt gestempelt, die berühmte
große Cigarre der Havannah, aus edlem, feinem, in der Regel Hellem Blatt, von
sehr sorgfältiger Wickelung, von 6 bis 7 Zoll lang, und im Verhältniß dicker als die
Reguläres, an der Spitze oft stumpskolbig ablausend. Sie wird in drei Nummer"
als prima, LLeuncw und l.orten verpackt. Die Mode hat diese Cigarrensa^on
vergrößert und verkleinert, vergrößert in der Imperial oder Regalia imperial
vom feinsten Tabak und, äußerst kunstvollem Ban, in der doppelten Länge der
Reguläres und der entsprechenden Dicke. Sie gehört zu den luxuriösen Erfindun¬
gen, welche durch das Ungewöhnliche der Erscheinung imponiren. Der weise Raucher
wird sich wol gefallen lassen, sie gelegentlich zu genießen, aber er wird das kolos¬
sale Format auf die Länge für unbequem halten, und die Verschwendung feiner
Tabaksblätter bedauern, von denen die untere Hälfte gewissermaßen geopfert wird,
um das Brennende 9 Rhein. Zoll vom Munde zu entfernen. Diese Cigarre wird
in der Regel als Mum und sveunäa versandt. Sie ist in der Fabrik der
Cabannas fast dreimal so theuer, als die gener Reguläres. Der reiche Russe
betet sie an, oft noch, nachdem ihr seiner Tabak durch das Alter geschmacklos ge¬
worden ist.

Kleiner als die Regalia ist die Media Regalia in zwei Nummern, welche
die dicke Fa^on der übrigen Regalien hat, aber nur etwa einen halben Zoll län¬
ger ist, als die gewöhnlichen Cigarren. Die Regaliasormen haben noch einige


I» der Form herrscht noch größere Mannichfaltigkeit, als in der Farbe; schnell
kommt eine neue Fa^on in Aufnahme, und wird nach wenigen Jahren ver¬
gessen. Einzelne große Fabriken, z. B. Cabannas, verfertigen so ziemlich alle
Formen, die meisten begnügen sich mit den gangbarsten. Der rauchende Leser
wird es zweckmäßig finden, wenn hier die einzelnen Formen, welche in den letzten
Jahren Befriedigung oder Erstaunen erregt haben, kurz aufgezählt und beschrieben
werden.

Reguläres oder Millares. Die gewöhnliche allbekannte über die ganze
Welt verbreitete, auch in unsern einheimischen Fabrikaten überall nachgebildete Form,
ein schlanker Cylinder, nach dem Brennende nur wenig komisch verengt, am
Mundende mit allmählich zulaufender, schön proportionirter Spitze, die in
einen seinen, oft unmerklichen Knopf auslänft. Sie wird in der Havanna!) von
fast allen Fabriken in drei Nummern angefertigt, die in Fayon gleich, aber in
der Güte verschieden sind, und im Handel kurz mit xrima, seeairäa, tertia bezeich¬
net werden, was man dem Namen der Fabrik vorsetzt: prima Upmann, secunda
Ambrosia u. s. w. Nur die große Fabrik der Cabannas versendet auch eine
vierte Nummer, die quarta Cabannas, und unterscheidet sich außerdem noch
dadurch, daß die Fa^on ihrer Millares etwas kleiner ist, als die gewöhnliche-

Den Reguläres gegenüber steht die große Anzahl der Modecigarren von
unförmlicher Größe bis zum Miniatnrfvrmat; zuerst die Regalia, früher durch die
Spanische Negierung sortirt, legitimirt nud als echt gestempelt, die berühmte
große Cigarre der Havannah, aus edlem, feinem, in der Regel Hellem Blatt, von
sehr sorgfältiger Wickelung, von 6 bis 7 Zoll lang, und im Verhältniß dicker als die
Reguläres, an der Spitze oft stumpskolbig ablausend. Sie wird in drei Nummer»
als prima, LLeuncw und l.orten verpackt. Die Mode hat diese Cigarrensa^on
vergrößert und verkleinert, vergrößert in der Imperial oder Regalia imperial
vom feinsten Tabak und, äußerst kunstvollem Ban, in der doppelten Länge der
Reguläres und der entsprechenden Dicke. Sie gehört zu den luxuriösen Erfindun¬
gen, welche durch das Ungewöhnliche der Erscheinung imponiren. Der weise Raucher
wird sich wol gefallen lassen, sie gelegentlich zu genießen, aber er wird das kolos¬
sale Format auf die Länge für unbequem halten, und die Verschwendung feiner
Tabaksblätter bedauern, von denen die untere Hälfte gewissermaßen geopfert wird,
um das Brennende 9 Rhein. Zoll vom Munde zu entfernen. Diese Cigarre wird
in der Regel als Mum und sveunäa versandt. Sie ist in der Fabrik der
Cabannas fast dreimal so theuer, als die gener Reguläres. Der reiche Russe
betet sie an, oft noch, nachdem ihr seiner Tabak durch das Alter geschmacklos ge¬
worden ist.

Kleiner als die Regalia ist die Media Regalia in zwei Nummern, welche
die dicke Fa^on der übrigen Regalien hat, aber nur etwa einen halben Zoll län¬
ger ist, als die gewöhnlichen Cigarren. Die Regaliasormen haben noch einige


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[0094] I» der Form herrscht noch größere Mannichfaltigkeit, als in der Farbe; schnell kommt eine neue Fa^on in Aufnahme, und wird nach wenigen Jahren ver¬ gessen. Einzelne große Fabriken, z. B. Cabannas, verfertigen so ziemlich alle Formen, die meisten begnügen sich mit den gangbarsten. Der rauchende Leser wird es zweckmäßig finden, wenn hier die einzelnen Formen, welche in den letzten Jahren Befriedigung oder Erstaunen erregt haben, kurz aufgezählt und beschrieben werden. Reguläres oder Millares. Die gewöhnliche allbekannte über die ganze Welt verbreitete, auch in unsern einheimischen Fabrikaten überall nachgebildete Form, ein schlanker Cylinder, nach dem Brennende nur wenig komisch verengt, am Mundende mit allmählich zulaufender, schön proportionirter Spitze, die in einen seinen, oft unmerklichen Knopf auslänft. Sie wird in der Havanna!) von fast allen Fabriken in drei Nummern angefertigt, die in Fayon gleich, aber in der Güte verschieden sind, und im Handel kurz mit xrima, seeairäa, tertia bezeich¬ net werden, was man dem Namen der Fabrik vorsetzt: prima Upmann, secunda Ambrosia u. s. w. Nur die große Fabrik der Cabannas versendet auch eine vierte Nummer, die quarta Cabannas, und unterscheidet sich außerdem noch dadurch, daß die Fa^on ihrer Millares etwas kleiner ist, als die gewöhnliche- Den Reguläres gegenüber steht die große Anzahl der Modecigarren von unförmlicher Größe bis zum Miniatnrfvrmat; zuerst die Regalia, früher durch die Spanische Negierung sortirt, legitimirt nud als echt gestempelt, die berühmte große Cigarre der Havannah, aus edlem, feinem, in der Regel Hellem Blatt, von sehr sorgfältiger Wickelung, von 6 bis 7 Zoll lang, und im Verhältniß dicker als die Reguläres, an der Spitze oft stumpskolbig ablausend. Sie wird in drei Nummer» als prima, LLeuncw und l.orten verpackt. Die Mode hat diese Cigarrensa^on vergrößert und verkleinert, vergrößert in der Imperial oder Regalia imperial vom feinsten Tabak und, äußerst kunstvollem Ban, in der doppelten Länge der Reguläres und der entsprechenden Dicke. Sie gehört zu den luxuriösen Erfindun¬ gen, welche durch das Ungewöhnliche der Erscheinung imponiren. Der weise Raucher wird sich wol gefallen lassen, sie gelegentlich zu genießen, aber er wird das kolos¬ sale Format auf die Länge für unbequem halten, und die Verschwendung feiner Tabaksblätter bedauern, von denen die untere Hälfte gewissermaßen geopfert wird, um das Brennende 9 Rhein. Zoll vom Munde zu entfernen. Diese Cigarre wird in der Regel als Mum und sveunäa versandt. Sie ist in der Fabrik der Cabannas fast dreimal so theuer, als die gener Reguläres. Der reiche Russe betet sie an, oft noch, nachdem ihr seiner Tabak durch das Alter geschmacklos ge¬ worden ist. Kleiner als die Regalia ist die Media Regalia in zwei Nummern, welche die dicke Fa^on der übrigen Regalien hat, aber nur etwa einen halben Zoll län¬ ger ist, als die gewöhnlichen Cigarren. Die Regaliasormen haben noch einige

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/94>, abgerufen am 23.07.2024.