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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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und die russtssche Hilfe durch einen "Stop" von 820 Kanonen zu verbieten; dage¬
gen Übe der p. p. Kossuth sein Ehrenwort 1) einen Koburger zum Herzog von
Oberitalien zu empfehlen, 2) denen Engländern die Schlüssel von Trieft, Fiume und
Cattaro zu überliefern, 3) ein Gesetz zu geben, daß alle Oestreicher Flanell- und
Kattunt'leider tragen müssen, selbige aber nnr von Engelland fertig gemacht kaufen
dürfen, und zuletzt, daß Oestreich die engellsche Nationalschuld ans Heller und
Pfennig übernehmen soll! -- Wie der Lord anSglcsen hat, sagt er: 'I'K-it,'U ä" !
Ans östreichisch: Weiter hab ich keine Schmerzen! Gentlemen, 'S ist Alles in Ord¬
nung. Ich werde machen einen dig- ldmiävrmA <;no in lÄu-ap", Sie werden
sehen, wenn meine nächste Lispatsch kommt nach Wien; sie wird sein gschricben
mit Pech und gsiegelt mit Schwefel! -- Noch abscheulichere Kontrakten hat er
dann mit Mazzini und Nvllinio Furios" gschlossen, und allen Dreien seinen Judas¬
kuß geben, woraufs im Chor singen: Eljcn Palmerston! Eljen Norge! Eljeu
Tausenau! Dös ist aber, dem Lumpen Tansenau noch nit Scandal genug; so
borgt er sich von einem Kellner, der selber ein rother republikanischer Flüchtling
sein soll, ein schreckbar großes Tranchirmesser aus und legt dös mit einem grä߬
lichen Blick aus den Tisch. Gleich Stehens wieder alle ans und schwören, ein
jeder mit zwei Fingern auf der Mordwaffen, die destructivsten Schwur von der
Welt, Der Rolliuio murmelt mit dumpfer Stimm: Den Louis Napoleon und
den Kaiser Nikolaus nehm ich ans mich. -- Tausenau: Und ich den Ebersberg
und den Hans Jörgl. -- Ich den Papst! schwört Mazzini. -- Norge: Und
ich schwöre, den lieben Gott. -- Wies so weit gwesen sein, ist der Jörgl mit
einem Schrei aufgsprungen und glaufen, als wann die Welt Untergängen wär.

Gottlob, die Welt steht noch fest, und wird, trotz allen politischen Hallunken,
hoffentlich ein hohes Alter erreichen. Denn der Palmerston hat sich cingebildt,
seine Keckheiten werden nit rauskommen. Als wann der Jörgl nit in London
wär! Am andern Morgen ist die ganze Pasteten Wien L-aufseuer durch d' Stadt
geflogen. Dös Publicum war wüthend auf den ungrischen Betrüger, daß er
König werden wollt, und den Republikaner gspielt hat. Ein hoher Adel war
wüthend auf den Palmerston, weil er sich mit zwei Männer küßt hat; denn dos
halten die Engelländer für gar nit nobel. So fein alle Parteien gegen ihn cmf-
Sbracht gwesen. Eh man sich umgsehn hat, sein 50,000 Bürger ans der City,
darunter die reichsten Actionair, im Omnibus bis Carlton-House gscchreu, und
der Crawall ist losgangcn. Die Spiegelscheiben Habens ihm eiugschmisseu, und
Hausthüren Habens ihm eingeboxt, so daß der Palmerston mit Noth übers
Dach entwischt, und den Generalmarsch schlagen läßt. Zwei Bataillon Kaffern,
ein Regiment Jrländer, und ein paar Schwadron Neuseeländer zu Pferd -- nota-
bene, lauter ungebildete Nationen, die kein engellsch nit verstehn -- commandirt
vom Herzog von Wellington, rucken aus der Käfern in Charing Croß gegen dös
Volk und schießen mit Kartätschen und Racketen drein, bis die Und wieder her-


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und die russtssche Hilfe durch einen „Stop" von 820 Kanonen zu verbieten; dage¬
gen Übe der p. p. Kossuth sein Ehrenwort 1) einen Koburger zum Herzog von
Oberitalien zu empfehlen, 2) denen Engländern die Schlüssel von Trieft, Fiume und
Cattaro zu überliefern, 3) ein Gesetz zu geben, daß alle Oestreicher Flanell- und
Kattunt'leider tragen müssen, selbige aber nnr von Engelland fertig gemacht kaufen
dürfen, und zuletzt, daß Oestreich die engellsche Nationalschuld ans Heller und
Pfennig übernehmen soll! — Wie der Lord anSglcsen hat, sagt er: 'I'K-it,'U ä» !
Ans östreichisch: Weiter hab ich keine Schmerzen! Gentlemen, 'S ist Alles in Ord¬
nung. Ich werde machen einen dig- ldmiävrmA <;no in lÄu-ap», Sie werden
sehen, wenn meine nächste Lispatsch kommt nach Wien; sie wird sein gschricben
mit Pech und gsiegelt mit Schwefel! — Noch abscheulichere Kontrakten hat er
dann mit Mazzini und Nvllinio Furios» gschlossen, und allen Dreien seinen Judas¬
kuß geben, woraufs im Chor singen: Eljcn Palmerston! Eljen Norge! Eljeu
Tausenau! Dös ist aber, dem Lumpen Tansenau noch nit Scandal genug; so
borgt er sich von einem Kellner, der selber ein rother republikanischer Flüchtling
sein soll, ein schreckbar großes Tranchirmesser aus und legt dös mit einem grä߬
lichen Blick aus den Tisch. Gleich Stehens wieder alle ans und schwören, ein
jeder mit zwei Fingern auf der Mordwaffen, die destructivsten Schwur von der
Welt, Der Rolliuio murmelt mit dumpfer Stimm: Den Louis Napoleon und
den Kaiser Nikolaus nehm ich ans mich. -- Tausenau: Und ich den Ebersberg
und den Hans Jörgl. — Ich den Papst! schwört Mazzini. — Norge: Und
ich schwöre, den lieben Gott. — Wies so weit gwesen sein, ist der Jörgl mit
einem Schrei aufgsprungen und glaufen, als wann die Welt Untergängen wär.

Gottlob, die Welt steht noch fest, und wird, trotz allen politischen Hallunken,
hoffentlich ein hohes Alter erreichen. Denn der Palmerston hat sich cingebildt,
seine Keckheiten werden nit rauskommen. Als wann der Jörgl nit in London
wär! Am andern Morgen ist die ganze Pasteten Wien L-aufseuer durch d' Stadt
geflogen. Dös Publicum war wüthend auf den ungrischen Betrüger, daß er
König werden wollt, und den Republikaner gspielt hat. Ein hoher Adel war
wüthend auf den Palmerston, weil er sich mit zwei Männer küßt hat; denn dos
halten die Engelländer für gar nit nobel. So fein alle Parteien gegen ihn cmf-
Sbracht gwesen. Eh man sich umgsehn hat, sein 50,000 Bürger ans der City,
darunter die reichsten Actionair, im Omnibus bis Carlton-House gscchreu, und
der Crawall ist losgangcn. Die Spiegelscheiben Habens ihm eiugschmisseu, und
Hausthüren Habens ihm eingeboxt, so daß der Palmerston mit Noth übers
Dach entwischt, und den Generalmarsch schlagen läßt. Zwei Bataillon Kaffern,
ein Regiment Jrländer, und ein paar Schwadron Neuseeländer zu Pferd — nota-
bene, lauter ungebildete Nationen, die kein engellsch nit verstehn — commandirt
vom Herzog von Wellington, rucken aus der Käfern in Charing Croß gegen dös
Volk und schießen mit Kartätschen und Racketen drein, bis die Und wieder her-


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[0479] und die russtssche Hilfe durch einen „Stop" von 820 Kanonen zu verbieten; dage¬ gen Übe der p. p. Kossuth sein Ehrenwort 1) einen Koburger zum Herzog von Oberitalien zu empfehlen, 2) denen Engländern die Schlüssel von Trieft, Fiume und Cattaro zu überliefern, 3) ein Gesetz zu geben, daß alle Oestreicher Flanell- und Kattunt'leider tragen müssen, selbige aber nnr von Engelland fertig gemacht kaufen dürfen, und zuletzt, daß Oestreich die engellsche Nationalschuld ans Heller und Pfennig übernehmen soll! — Wie der Lord anSglcsen hat, sagt er: 'I'K-it,'U ä» ! Ans östreichisch: Weiter hab ich keine Schmerzen! Gentlemen, 'S ist Alles in Ord¬ nung. Ich werde machen einen dig- ldmiävrmA <;no in lÄu-ap», Sie werden sehen, wenn meine nächste Lispatsch kommt nach Wien; sie wird sein gschricben mit Pech und gsiegelt mit Schwefel! — Noch abscheulichere Kontrakten hat er dann mit Mazzini und Nvllinio Furios» gschlossen, und allen Dreien seinen Judas¬ kuß geben, woraufs im Chor singen: Eljcn Palmerston! Eljen Norge! Eljeu Tausenau! Dös ist aber, dem Lumpen Tansenau noch nit Scandal genug; so borgt er sich von einem Kellner, der selber ein rother republikanischer Flüchtling sein soll, ein schreckbar großes Tranchirmesser aus und legt dös mit einem grä߬ lichen Blick aus den Tisch. Gleich Stehens wieder alle ans und schwören, ein jeder mit zwei Fingern auf der Mordwaffen, die destructivsten Schwur von der Welt, Der Rolliuio murmelt mit dumpfer Stimm: Den Louis Napoleon und den Kaiser Nikolaus nehm ich ans mich. -- Tausenau: Und ich den Ebersberg und den Hans Jörgl. — Ich den Papst! schwört Mazzini. — Norge: Und ich schwöre, den lieben Gott. — Wies so weit gwesen sein, ist der Jörgl mit einem Schrei aufgsprungen und glaufen, als wann die Welt Untergängen wär. Gottlob, die Welt steht noch fest, und wird, trotz allen politischen Hallunken, hoffentlich ein hohes Alter erreichen. Denn der Palmerston hat sich cingebildt, seine Keckheiten werden nit rauskommen. Als wann der Jörgl nit in London wär! Am andern Morgen ist die ganze Pasteten Wien L-aufseuer durch d' Stadt geflogen. Dös Publicum war wüthend auf den ungrischen Betrüger, daß er König werden wollt, und den Republikaner gspielt hat. Ein hoher Adel war wüthend auf den Palmerston, weil er sich mit zwei Männer küßt hat; denn dos halten die Engelländer für gar nit nobel. So fein alle Parteien gegen ihn cmf- Sbracht gwesen. Eh man sich umgsehn hat, sein 50,000 Bürger ans der City, darunter die reichsten Actionair, im Omnibus bis Carlton-House gscchreu, und der Crawall ist losgangcn. Die Spiegelscheiben Habens ihm eiugschmisseu, und Hausthüren Habens ihm eingeboxt, so daß der Palmerston mit Noth übers Dach entwischt, und den Generalmarsch schlagen läßt. Zwei Bataillon Kaffern, ein Regiment Jrländer, und ein paar Schwadron Neuseeländer zu Pferd — nota- bene, lauter ungebildete Nationen, die kein engellsch nit verstehn — commandirt vom Herzog von Wellington, rucken aus der Käfern in Charing Croß gegen dös Volk und schießen mit Kartätschen und Racketen drein, bis die Und wieder her- 60*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/479>, abgerufen am 23.07.2024.