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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Politur der Thüren ist freilich noch schöner und glänzender, aber kaum so be¬
haglich, als der dem Naturglanze des Holzes mehr entsprechende Lack. Flügel¬
thüren und darüber plastische Simse sind eine Zierde der Zimmer, die Simse
namentlich bei bedeutender Höhe der Decke. Auch lassen sich am Holze der Thüren
Ornamente in erhabener Holzbildhauer-Arbeit anbringen, doch liebt man dies
mehr am Aeußern der Gebäude, vorzugsweise an den Hausthüren, die außer
den mosaikartigen oder arabescirten Flächen auch wol Statuetten oder Büsten
aus medaillonartigem Ringe hervorspringen lassen.

Das Innere des Krause'scheu Hauses ist mir bis jetzt ein unbekanntes Reich
geblieben, und ich wende mich daher schließlich noch einmal zu dem Hitzig'scheu
Hause am Exercirplatze, um hier eine der Parterrewohnungen links vom Eingange
zu mustern. Sie saßt in sich die eine Front des Hauses mit Einschluß der ab¬
gestumpften Ecke, und wird von einem Künstler bewohnt, auf dessen artistische
und gesellschaftliche Bedürfnisse sie berechnet ist. Doch könnte sie ganz eben so
gut einem Manne der Wissenschaft, überhaupt eiuer Persönlichkeit entsprechen,
welche das Bedürfniß des Studirens und der geistigen Thätigkeit mit einer ange¬
nehmen gesellschaftlichen Stellung verbindet. Die Thür der Wohnung öffnet sich
in einem Korridor, welcher die vorderen Zimmer von den nach dem Hofe hinaus
belegenen scheidet, und von der Wand eines kleinen Saales geschlossen wird.
Aus dem Corridor treten wir durch die erste Thür links in >das Atelier des
Künstlers, welches den Eckraum einnimmt, von dem aus eine doppelte Thür in
der abgestumpften Eckfläche nach einem Balcon sich öffnet. Zwischen der gedop¬
pelten Glasthür befindet sich ein Raum, der im Winter zu einer Blnmenpartie
umgeschaffen werdeu kauu. Der erstem gegenüber ist eine zweite Ecke abge¬
stumpft, und hat eine Nische mit plastischem Schmucke aufgenommen. Die beiden
anderen Ecken laufen in scharfem Winkel zu, die beiden nach außen gewendeten
Seiten tragen durch je zwei Fenster neben der Balconthür ein volles, breites
Licht in das geräumige Zimmer. Links vor diesem liegt ein kleineres, sür Bibli¬
othek und sonstige Sammlungen sehr geeignet. Rechts trennt das Schlafzimmer
den Arbeitsraum des Mannes von dein Wohnzimmer seiner Gattin. Durch das
letztere gelaugt mau in ein allerliebstes kleines Boudoir, und von hier aus in einen
galerieartigen Raum, der von dem oben bei Betrachtung der Außenseite geschil¬
derten Erkeraltan sein Licht empfängt. Der Altan selbst bildet im Winter ein
hübsches Gewächshaus und bei angenehmer Erwärmung den reizendsten Aufent¬
halt. Nach innen zu wird der galerieartige Raum durch eine Wand von Fach-
werk begrenzt, deren Mittelstücke in die Seitentheile dergestalt eingeschoben werden
sonnen, daß eine weite Oessnung sich herstellt, durch welche man den Eingang
in einen kleinen Saal gewinnt. An den Wänden desselben lausen leicht erhobene
Pilaster und Divans entlang. Seine Fenster gehen auf einen halbrunden freien
Altan hinaus, mit welchem der Saal durch eine Glasthür in Verbindung steht-


Politur der Thüren ist freilich noch schöner und glänzender, aber kaum so be¬
haglich, als der dem Naturglanze des Holzes mehr entsprechende Lack. Flügel¬
thüren und darüber plastische Simse sind eine Zierde der Zimmer, die Simse
namentlich bei bedeutender Höhe der Decke. Auch lassen sich am Holze der Thüren
Ornamente in erhabener Holzbildhauer-Arbeit anbringen, doch liebt man dies
mehr am Aeußern der Gebäude, vorzugsweise an den Hausthüren, die außer
den mosaikartigen oder arabescirten Flächen auch wol Statuetten oder Büsten
aus medaillonartigem Ringe hervorspringen lassen.

Das Innere des Krause'scheu Hauses ist mir bis jetzt ein unbekanntes Reich
geblieben, und ich wende mich daher schließlich noch einmal zu dem Hitzig'scheu
Hause am Exercirplatze, um hier eine der Parterrewohnungen links vom Eingange
zu mustern. Sie saßt in sich die eine Front des Hauses mit Einschluß der ab¬
gestumpften Ecke, und wird von einem Künstler bewohnt, auf dessen artistische
und gesellschaftliche Bedürfnisse sie berechnet ist. Doch könnte sie ganz eben so
gut einem Manne der Wissenschaft, überhaupt eiuer Persönlichkeit entsprechen,
welche das Bedürfniß des Studirens und der geistigen Thätigkeit mit einer ange¬
nehmen gesellschaftlichen Stellung verbindet. Die Thür der Wohnung öffnet sich
in einem Korridor, welcher die vorderen Zimmer von den nach dem Hofe hinaus
belegenen scheidet, und von der Wand eines kleinen Saales geschlossen wird.
Aus dem Corridor treten wir durch die erste Thür links in >das Atelier des
Künstlers, welches den Eckraum einnimmt, von dem aus eine doppelte Thür in
der abgestumpften Eckfläche nach einem Balcon sich öffnet. Zwischen der gedop¬
pelten Glasthür befindet sich ein Raum, der im Winter zu einer Blnmenpartie
umgeschaffen werdeu kauu. Der erstem gegenüber ist eine zweite Ecke abge¬
stumpft, und hat eine Nische mit plastischem Schmucke aufgenommen. Die beiden
anderen Ecken laufen in scharfem Winkel zu, die beiden nach außen gewendeten
Seiten tragen durch je zwei Fenster neben der Balconthür ein volles, breites
Licht in das geräumige Zimmer. Links vor diesem liegt ein kleineres, sür Bibli¬
othek und sonstige Sammlungen sehr geeignet. Rechts trennt das Schlafzimmer
den Arbeitsraum des Mannes von dein Wohnzimmer seiner Gattin. Durch das
letztere gelaugt mau in ein allerliebstes kleines Boudoir, und von hier aus in einen
galerieartigen Raum, der von dem oben bei Betrachtung der Außenseite geschil¬
derten Erkeraltan sein Licht empfängt. Der Altan selbst bildet im Winter ein
hübsches Gewächshaus und bei angenehmer Erwärmung den reizendsten Aufent¬
halt. Nach innen zu wird der galerieartige Raum durch eine Wand von Fach-
werk begrenzt, deren Mittelstücke in die Seitentheile dergestalt eingeschoben werden
sonnen, daß eine weite Oessnung sich herstellt, durch welche man den Eingang
in einen kleinen Saal gewinnt. An den Wänden desselben lausen leicht erhobene
Pilaster und Divans entlang. Seine Fenster gehen auf einen halbrunden freien
Altan hinaus, mit welchem der Saal durch eine Glasthür in Verbindung steht-


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[0474] Politur der Thüren ist freilich noch schöner und glänzender, aber kaum so be¬ haglich, als der dem Naturglanze des Holzes mehr entsprechende Lack. Flügel¬ thüren und darüber plastische Simse sind eine Zierde der Zimmer, die Simse namentlich bei bedeutender Höhe der Decke. Auch lassen sich am Holze der Thüren Ornamente in erhabener Holzbildhauer-Arbeit anbringen, doch liebt man dies mehr am Aeußern der Gebäude, vorzugsweise an den Hausthüren, die außer den mosaikartigen oder arabescirten Flächen auch wol Statuetten oder Büsten aus medaillonartigem Ringe hervorspringen lassen. Das Innere des Krause'scheu Hauses ist mir bis jetzt ein unbekanntes Reich geblieben, und ich wende mich daher schließlich noch einmal zu dem Hitzig'scheu Hause am Exercirplatze, um hier eine der Parterrewohnungen links vom Eingange zu mustern. Sie saßt in sich die eine Front des Hauses mit Einschluß der ab¬ gestumpften Ecke, und wird von einem Künstler bewohnt, auf dessen artistische und gesellschaftliche Bedürfnisse sie berechnet ist. Doch könnte sie ganz eben so gut einem Manne der Wissenschaft, überhaupt eiuer Persönlichkeit entsprechen, welche das Bedürfniß des Studirens und der geistigen Thätigkeit mit einer ange¬ nehmen gesellschaftlichen Stellung verbindet. Die Thür der Wohnung öffnet sich in einem Korridor, welcher die vorderen Zimmer von den nach dem Hofe hinaus belegenen scheidet, und von der Wand eines kleinen Saales geschlossen wird. Aus dem Corridor treten wir durch die erste Thür links in >das Atelier des Künstlers, welches den Eckraum einnimmt, von dem aus eine doppelte Thür in der abgestumpften Eckfläche nach einem Balcon sich öffnet. Zwischen der gedop¬ pelten Glasthür befindet sich ein Raum, der im Winter zu einer Blnmenpartie umgeschaffen werdeu kauu. Der erstem gegenüber ist eine zweite Ecke abge¬ stumpft, und hat eine Nische mit plastischem Schmucke aufgenommen. Die beiden anderen Ecken laufen in scharfem Winkel zu, die beiden nach außen gewendeten Seiten tragen durch je zwei Fenster neben der Balconthür ein volles, breites Licht in das geräumige Zimmer. Links vor diesem liegt ein kleineres, sür Bibli¬ othek und sonstige Sammlungen sehr geeignet. Rechts trennt das Schlafzimmer den Arbeitsraum des Mannes von dein Wohnzimmer seiner Gattin. Durch das letztere gelaugt mau in ein allerliebstes kleines Boudoir, und von hier aus in einen galerieartigen Raum, der von dem oben bei Betrachtung der Außenseite geschil¬ derten Erkeraltan sein Licht empfängt. Der Altan selbst bildet im Winter ein hübsches Gewächshaus und bei angenehmer Erwärmung den reizendsten Aufent¬ halt. Nach innen zu wird der galerieartige Raum durch eine Wand von Fach- werk begrenzt, deren Mittelstücke in die Seitentheile dergestalt eingeschoben werden sonnen, daß eine weite Oessnung sich herstellt, durch welche man den Eingang in einen kleinen Saal gewinnt. An den Wänden desselben lausen leicht erhobene Pilaster und Divans entlang. Seine Fenster gehen auf einen halbrunden freien Altan hinaus, mit welchem der Saal durch eine Glasthür in Verbindung steht-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/474>, abgerufen am 23.07.2024.