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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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vielfach in Vorschlag gebracht worden, die große Zahl der französischen Cavalerie-
regimentcr zu vermindern, und statt dessen mehr Jäger oder Artillerie auszurüsten.
Durch die neuesten Verbesserungen der Schußwaffen bei Artillerie wie Infan¬
terie verliert die Reiterei ihre Bedeutung für den großem Krieg immer mehr.
Auch wird der Transport der Cavaleric auf den Eisenbahnen, die eine sehr
große Rolle bei den nächsten militärischen Operationen übernehmen werden, sehr
erschwert, daher es oft vorkommen kann, daß dieselbe gerade dann nicht
am Platze ist, wenn mau sie am nothwendigsten braucht. Man will aber in
Frankreich erst abwarten, was die östlichen Staaten in dieser Beziehung thun
werden. Ja, es ist sogar in den letzten Jahren der Reiterei vielfache Sorgfalt
zugewandt worden, und seit den deutschen Mobilmachungen und dem darauf fol¬
genden Pferdeverkauf der germanischen souveraine ist die Nemontirung der
französischen Cavalerie besser, als seit vielen Jahren.

Die Reiterei wird in der französischen Armee eingetheilt in "Cavalerie av
r<Z8Li'vo," ,,(^vaterl0 (lo ki^no" und "(!av!üeriL lLA'M'v.'' Die Cavalerie no
re-survl: bilden 2 Regimenter ^ Carabiniers und 4 0 Regimenter Cürassiers, das
Regiment zu !> Schwadronen, im Ganzen also 60 Schwadronen. Zwischen den
CarabinierS und Cürassiers findet der einzige Unterschied statt, daß erstere himmel¬
blaue Collets, Cürasse und Helme von Kupfer mit rother Hclmraupe, letztere
dunkelblaue Collets und Helme und Cürasse von Stahl haben, sonst sind sie in
Bewaffnung und Ausrüstung vollkommen gleich. Die französische Cavalerie co
ri-sorvo ist eine sehr schwere Neitertruppe, die Soldaten, aus dem Elsaß, Loth¬
ringen, Burgund, der Normandie, der Bretagne recrntirt, sind von großer und
breiter Gestalt. Ein langer gerader Pallasch, mehr zum Stich wie zum Hieb, ist.
ihre Hauptwaffe, außerdem führen sie auch Pistolen; die Pferde derselben sind
größtentheils hohe, starke Thiere aus der Normandie, oder dem Limoisin; hin
und wieder findet man auch holsteinische, oldenburgische, mecklenburgische, selten
wol einige englische. Wenn auch nicht schön in Gestalt und nicht leicht in den
Gangarten, so sind sie doch für ihre schweren Reiter geeignet. Das Exercitium ist
besonders darauf gerichtet, in großen Massen den Choc gegen Infanterie oder
Reiterei auszuführen, im Einzelgefccht, im Flankiren und im Vorpostendienst werden
sie wenig geübt. Das Reiten der Soldaten läßt Vieles zu wünschen übrig,
aber die Soldaten sind sehr geübt im Gebrauch ihrer Pallasche, besonders im
Stich, und übertreffen darin ihre Kameraden in Deutschland. Ueberhaupt machen
in der ganzen französischen Reiterei die Uebungen aus dein Fechtboden einen wich¬
tigen Theil der militärischen Ausbildung aus. Bei den meisten deutschen Kon¬
tingenten werden diese Fechtübungen der Reiter viel zu sehr vernachlässigt; man
begnügt sich, wenn Letztere nur recht gerade und steif, auf ihren Pferden sitzen,
und die vorgeschriebenen "Schwadronshiebe" nach Commando regelrecht hauen
können. Wenn unsre deutschen Reiter ihre Pferde besser als die französischen


vielfach in Vorschlag gebracht worden, die große Zahl der französischen Cavalerie-
regimentcr zu vermindern, und statt dessen mehr Jäger oder Artillerie auszurüsten.
Durch die neuesten Verbesserungen der Schußwaffen bei Artillerie wie Infan¬
terie verliert die Reiterei ihre Bedeutung für den großem Krieg immer mehr.
Auch wird der Transport der Cavaleric auf den Eisenbahnen, die eine sehr
große Rolle bei den nächsten militärischen Operationen übernehmen werden, sehr
erschwert, daher es oft vorkommen kann, daß dieselbe gerade dann nicht
am Platze ist, wenn mau sie am nothwendigsten braucht. Man will aber in
Frankreich erst abwarten, was die östlichen Staaten in dieser Beziehung thun
werden. Ja, es ist sogar in den letzten Jahren der Reiterei vielfache Sorgfalt
zugewandt worden, und seit den deutschen Mobilmachungen und dem darauf fol¬
genden Pferdeverkauf der germanischen souveraine ist die Nemontirung der
französischen Cavalerie besser, als seit vielen Jahren.

Die Reiterei wird in der französischen Armee eingetheilt in „Cavalerie av
r<Z8Li'vo," ,,(^vaterl0 (lo ki^no" und „(!av!üeriL lLA'M'v.'' Die Cavalerie no
re-survl: bilden 2 Regimenter ^ Carabiniers und 4 0 Regimenter Cürassiers, das
Regiment zu !> Schwadronen, im Ganzen also 60 Schwadronen. Zwischen den
CarabinierS und Cürassiers findet der einzige Unterschied statt, daß erstere himmel¬
blaue Collets, Cürasse und Helme von Kupfer mit rother Hclmraupe, letztere
dunkelblaue Collets und Helme und Cürasse von Stahl haben, sonst sind sie in
Bewaffnung und Ausrüstung vollkommen gleich. Die französische Cavalerie co
ri-sorvo ist eine sehr schwere Neitertruppe, die Soldaten, aus dem Elsaß, Loth¬
ringen, Burgund, der Normandie, der Bretagne recrntirt, sind von großer und
breiter Gestalt. Ein langer gerader Pallasch, mehr zum Stich wie zum Hieb, ist.
ihre Hauptwaffe, außerdem führen sie auch Pistolen; die Pferde derselben sind
größtentheils hohe, starke Thiere aus der Normandie, oder dem Limoisin; hin
und wieder findet man auch holsteinische, oldenburgische, mecklenburgische, selten
wol einige englische. Wenn auch nicht schön in Gestalt und nicht leicht in den
Gangarten, so sind sie doch für ihre schweren Reiter geeignet. Das Exercitium ist
besonders darauf gerichtet, in großen Massen den Choc gegen Infanterie oder
Reiterei auszuführen, im Einzelgefccht, im Flankiren und im Vorpostendienst werden
sie wenig geübt. Das Reiten der Soldaten läßt Vieles zu wünschen übrig,
aber die Soldaten sind sehr geübt im Gebrauch ihrer Pallasche, besonders im
Stich, und übertreffen darin ihre Kameraden in Deutschland. Ueberhaupt machen
in der ganzen französischen Reiterei die Uebungen aus dein Fechtboden einen wich¬
tigen Theil der militärischen Ausbildung aus. Bei den meisten deutschen Kon¬
tingenten werden diese Fechtübungen der Reiter viel zu sehr vernachlässigt; man
begnügt sich, wenn Letztere nur recht gerade und steif, auf ihren Pferden sitzen,
und die vorgeschriebenen „Schwadronshiebe" nach Commando regelrecht hauen
können. Wenn unsre deutschen Reiter ihre Pferde besser als die französischen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/458>, abgerufen am 23.07.2024.