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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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litten "Tuuike", etwas länger und weiter als der preußische Waffenrock, bei den
leichten Regimentern mit gelbem, bei der Linie mit gleichfarbigem blauem, offenem
Stehkragen und Aufschlägen, und blauen, roth eingefaßten Epauletts, dazu weite
lauge Hose von krapprothem Tuch. Als Kopfbedeckung wird ein kleines, oben
schmäleres "K,äppis" vou pulverblauem Tuch, oben am Rande mit breiter rother
Borde und vorn mit dem gallischen Hahn in Messing, darunter der Negimcnts-
nummer verziert, getragen. Im gewöhnlichen Dienst ist dies "Käppis" mit schwar¬
zer Wachsleinwand überzogen, auf dem die Nummer des Regiments in gelben
großen Ziffern gemalt ist, wie auch alle gelben Uniformsknöpfe mit der Negi-
mentsuummer bezeichnet sind. Unter dem Mantel und im kleinen Dienst tragen
nlle Soldaten eine kurze blaue Jacke mit gleichen Abzeichen wie ans der Tu-
uike, bei schlechtem Wetter oder bei Kälte einen langen bequemen Mantel von
starkem hellgrauem Tuch, auf dem die FranzenepaulettS der Grenadiere und Bol-
tigcnre ebenfalls angemacht werden können. Ans Märschen werden über die
Stiefeln oft kleine Kamaschen von weißer Leinwand gekröpft, wie auch bei Para¬
den oder Wache" alle Soldaten weiße Handschuhe von dickem Baumwollenzeug
tragen müssen. Die Soldaten der Olmssvurs xlvcl-Bataillone haben dunkel¬
blaue weite Tuniken mit gleichfarbigen Stehkragen, dunkelgrüne Epauletts mit
grünen Wollcnfrangen und eiseugraue weite Pantalons; im Uebrigen ist ihre
Uniform wie bei der andern Infanterie. Die Officiere tragen je nach ihrem
Range verschiedenartige goldene oder silberne Epauletts, und im Dienst einen
Ringkragen, sonst gleicht ihre Uniform sehr der der Mannschaft. Den Schleppsäbel
tragen sie an einem breiten Gurt von schwarzem Glanzleder, bei Paraden von
goldener Borde, um deu Leib. Die Unterofficiere unterscheiden sich je nach ihren
verschiedenen Graden dnrch Goldborten am Arme. Alle Uniformsstücke sind von
gutem, starkem Tuch, dabei bequem und doch kleidsam gemacht, und sehen, wenn
das Auge sich erst an die rothen Pantalons gewöhnt hat, uicht übel aus.
Alles Lederzeug ist praktisch und tüchtig, wie überhaupt die französische Infanterie
^ in ihrer gauzeu äußern Ausrüstung mit jeder andern europäischen vvllkvm-
wen aufnehmen kaun.

Die militairische Ausbildung des französischen Jnfanteristen ist sehr zweckmä¬
ßig. Schnelligkeit, Gewandtheit und geistiges Verständniß der auszuführenden
Bewegungen sucht man dem Soldaten zuerst beizubringen; ans bloße maschinen-
"rtige Dressur wird wenig gesehen. Die Soldaten exerciren- daher etwas leicht,
^ selbst nachlässig, und ein recht an Paradeexercitinm gewöhnter deutscher Mili-
t"ir möchte uicht viel Wohlgefallen an ihrem Anblick haben. Manche Gardecom-
pagnie eines kleinen deutschen Contingents macht einen viel stattlichem Parade¬
marsch, die Linie ist bei ihm viel gerader und abgecirkelter, ihre Gewehre werden
strammer angezogen getragen; der Franzose marschirt rasch und flott vorbei und
kümmert sich nicht viel darum, ob anch alle Gewehre gleich senkrecht in die Höhe


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litten „Tuuike", etwas länger und weiter als der preußische Waffenrock, bei den
leichten Regimentern mit gelbem, bei der Linie mit gleichfarbigem blauem, offenem
Stehkragen und Aufschlägen, und blauen, roth eingefaßten Epauletts, dazu weite
lauge Hose von krapprothem Tuch. Als Kopfbedeckung wird ein kleines, oben
schmäleres „K,äppis" vou pulverblauem Tuch, oben am Rande mit breiter rother
Borde und vorn mit dem gallischen Hahn in Messing, darunter der Negimcnts-
nummer verziert, getragen. Im gewöhnlichen Dienst ist dies „Käppis" mit schwar¬
zer Wachsleinwand überzogen, auf dem die Nummer des Regiments in gelben
großen Ziffern gemalt ist, wie auch alle gelben Uniformsknöpfe mit der Negi-
mentsuummer bezeichnet sind. Unter dem Mantel und im kleinen Dienst tragen
nlle Soldaten eine kurze blaue Jacke mit gleichen Abzeichen wie ans der Tu-
uike, bei schlechtem Wetter oder bei Kälte einen langen bequemen Mantel von
starkem hellgrauem Tuch, auf dem die FranzenepaulettS der Grenadiere und Bol-
tigcnre ebenfalls angemacht werden können. Ans Märschen werden über die
Stiefeln oft kleine Kamaschen von weißer Leinwand gekröpft, wie auch bei Para¬
den oder Wache» alle Soldaten weiße Handschuhe von dickem Baumwollenzeug
tragen müssen. Die Soldaten der Olmssvurs xlvcl-Bataillone haben dunkel¬
blaue weite Tuniken mit gleichfarbigen Stehkragen, dunkelgrüne Epauletts mit
grünen Wollcnfrangen und eiseugraue weite Pantalons; im Uebrigen ist ihre
Uniform wie bei der andern Infanterie. Die Officiere tragen je nach ihrem
Range verschiedenartige goldene oder silberne Epauletts, und im Dienst einen
Ringkragen, sonst gleicht ihre Uniform sehr der der Mannschaft. Den Schleppsäbel
tragen sie an einem breiten Gurt von schwarzem Glanzleder, bei Paraden von
goldener Borde, um deu Leib. Die Unterofficiere unterscheiden sich je nach ihren
verschiedenen Graden dnrch Goldborten am Arme. Alle Uniformsstücke sind von
gutem, starkem Tuch, dabei bequem und doch kleidsam gemacht, und sehen, wenn
das Auge sich erst an die rothen Pantalons gewöhnt hat, uicht übel aus.
Alles Lederzeug ist praktisch und tüchtig, wie überhaupt die französische Infanterie
^ in ihrer gauzeu äußern Ausrüstung mit jeder andern europäischen vvllkvm-
wen aufnehmen kaun.

Die militairische Ausbildung des französischen Jnfanteristen ist sehr zweckmä¬
ßig. Schnelligkeit, Gewandtheit und geistiges Verständniß der auszuführenden
Bewegungen sucht man dem Soldaten zuerst beizubringen; ans bloße maschinen-
"rtige Dressur wird wenig gesehen. Die Soldaten exerciren- daher etwas leicht,
^ selbst nachlässig, und ein recht an Paradeexercitinm gewöhnter deutscher Mili-
t"ir möchte uicht viel Wohlgefallen an ihrem Anblick haben. Manche Gardecom-
pagnie eines kleinen deutschen Contingents macht einen viel stattlichem Parade¬
marsch, die Linie ist bei ihm viel gerader und abgecirkelter, ihre Gewehre werden
strammer angezogen getragen; der Franzose marschirt rasch und flott vorbei und
kümmert sich nicht viel darum, ob anch alle Gewehre gleich senkrecht in die Höhe


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/453>, abgerufen am 23.07.2024.