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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Linien- und leichten Regimenter unterscheiden sich nur dadurch von einander, daß die
Officiere und Soldaten der letztem hellgelbe Kragen und Aufschläge an ihren
Tuniken und Spenzern tragen, wie auch die Officiere außerdem silberne, bei den
Linienrcgimcnteru goldene Epauletts. Auch werden neue, verbesserte Schußwaffen
bei den leichten Regimentern gewöhnlich zuerst eingeführt und angewendet. Es
ist darnach ungefähr derselbe Unterschied, wie zwischen einem Musketier- und Füsi¬
lierbataillon in der preußischen Armee. Jedes französische Bataillon hat im
Frieden 6, im Kriege 8 Compagnien, darunter eine Grenadier-Compagnie, die
ans dem rechten, und eine Voltigenr-Compagnie, die auf dem linken Flügel
steht, die übrigen im Kriege 6 Compagnien find "Compagnien <1u vollere."
Zwei dieser Compagnien nu contro bleiben gewöhnlich im Depot des Regi¬
ments, wenn dieses ins Feld ausrückt, zurück, und bilden dort ein Depot¬
bataillon. So sind z. B. jetzt die Linien - Jnfauterieregimenter ^ in Algerien
und Rom nur 4 Compagnien per Bataillon stark, da 2 ihrer Compagnien
du ecmtrs im Depot in Frankreich zurückbleiben. Um bei den Grenadier-
und Voltigeurs-Compagnie" eintreten zu können, die anch Compagnien ü'6Ma
heißen, muß ein Soldat mindestens ein halbes Jahr, in der Regel aber -I bis
2 Jahre vorwurfsfrei in einer Compagnie ein conlrlz gedient haben. Er erhält
dann fast 2ö Procent höhere Gage, eben so der Officier. Außer den Soldaten,
die das Gewehr tragen, hat jede Infanterie-Compagnie 2 Sappeurs, 2 Tam¬
boure und 2 Hornisten. Das Officiercorps derselben besteht aus 1 Capitain,
-I Lieutenant und 1 Souslieutenant. Jedes Bataillon hat 1 Commandanten und
1 Adjutant-Major, der Adjntanteudicnste thut; jedes Regiment 1 Colonel,
1 Lieutenant-Colonel, 1 Major, -I >'"rec-vt<maura (Fahnenträger) und außerdem noch
1 LaMamv trüsonvr, < (ZapUainv ü'aMstvmvrtt und noch mehrere derartige
Officiere. Jedes Bataillon der Jäger hat 1 Commandanten, 1 Major, sonst dieselben
Officiere wie das Bataillon der Linie. Diese im Verhältniß der nicht sehr starke"
Compagnien zahlreichen Officiere geben der französischen Infanterie einen leicht
beweglichen Charakter, und unterscheiden sie wesentlich von der preußischen und
östreichischen, bei der die Compagnien stets zahlreicher an Mannschaft sind.

Die Bewaffnung des Soldaten der Linien- und leichten Regimenter ist eine
sehr gute percussiouirte Flinte mit glattem Laus und Bayonnet; die Jäger führen
gezogene Büchsen vorzüglicher Construction und eine Art Hirschfänger, der auch
als Bayonnet auf die Büchse gepflanzt werden kann. Alle Grenadiere, Voltigeure
und sämmtliche Unterofficiere der Infanterie-Regimenter haben ein gerades breites
Faschinenmesser an einem schwarzen breiten Leibgurt, an dem zugleich die kleine
Patrontasche, die beim Gebrauch nach vorn geschoben werden kann, befestigt ist.
Die Soldaten der Compagnien du vLniro führen solches nicht, uur ein
Bayonnet.

Die Uniform des Jnfanteristen besteht in einer dunkelblauen roth passepoi-


Linien- und leichten Regimenter unterscheiden sich nur dadurch von einander, daß die
Officiere und Soldaten der letztem hellgelbe Kragen und Aufschläge an ihren
Tuniken und Spenzern tragen, wie auch die Officiere außerdem silberne, bei den
Linienrcgimcnteru goldene Epauletts. Auch werden neue, verbesserte Schußwaffen
bei den leichten Regimentern gewöhnlich zuerst eingeführt und angewendet. Es
ist darnach ungefähr derselbe Unterschied, wie zwischen einem Musketier- und Füsi¬
lierbataillon in der preußischen Armee. Jedes französische Bataillon hat im
Frieden 6, im Kriege 8 Compagnien, darunter eine Grenadier-Compagnie, die
ans dem rechten, und eine Voltigenr-Compagnie, die auf dem linken Flügel
steht, die übrigen im Kriege 6 Compagnien find „Compagnien <1u vollere."
Zwei dieser Compagnien nu contro bleiben gewöhnlich im Depot des Regi¬
ments, wenn dieses ins Feld ausrückt, zurück, und bilden dort ein Depot¬
bataillon. So sind z. B. jetzt die Linien - Jnfauterieregimenter ^ in Algerien
und Rom nur 4 Compagnien per Bataillon stark, da 2 ihrer Compagnien
du ecmtrs im Depot in Frankreich zurückbleiben. Um bei den Grenadier-
und Voltigeurs-Compagnie» eintreten zu können, die anch Compagnien ü'6Ma
heißen, muß ein Soldat mindestens ein halbes Jahr, in der Regel aber -I bis
2 Jahre vorwurfsfrei in einer Compagnie ein conlrlz gedient haben. Er erhält
dann fast 2ö Procent höhere Gage, eben so der Officier. Außer den Soldaten,
die das Gewehr tragen, hat jede Infanterie-Compagnie 2 Sappeurs, 2 Tam¬
boure und 2 Hornisten. Das Officiercorps derselben besteht aus 1 Capitain,
-I Lieutenant und 1 Souslieutenant. Jedes Bataillon hat 1 Commandanten und
1 Adjutant-Major, der Adjntanteudicnste thut; jedes Regiment 1 Colonel,
1 Lieutenant-Colonel, 1 Major, -I >'»rec-vt<maura (Fahnenträger) und außerdem noch
1 LaMamv trüsonvr, < (ZapUainv ü'aMstvmvrtt und noch mehrere derartige
Officiere. Jedes Bataillon der Jäger hat 1 Commandanten, 1 Major, sonst dieselben
Officiere wie das Bataillon der Linie. Diese im Verhältniß der nicht sehr starke»
Compagnien zahlreichen Officiere geben der französischen Infanterie einen leicht
beweglichen Charakter, und unterscheiden sie wesentlich von der preußischen und
östreichischen, bei der die Compagnien stets zahlreicher an Mannschaft sind.

Die Bewaffnung des Soldaten der Linien- und leichten Regimenter ist eine
sehr gute percussiouirte Flinte mit glattem Laus und Bayonnet; die Jäger führen
gezogene Büchsen vorzüglicher Construction und eine Art Hirschfänger, der auch
als Bayonnet auf die Büchse gepflanzt werden kann. Alle Grenadiere, Voltigeure
und sämmtliche Unterofficiere der Infanterie-Regimenter haben ein gerades breites
Faschinenmesser an einem schwarzen breiten Leibgurt, an dem zugleich die kleine
Patrontasche, die beim Gebrauch nach vorn geschoben werden kann, befestigt ist.
Die Soldaten der Compagnien du vLniro führen solches nicht, uur ein
Bayonnet.

Die Uniform des Jnfanteristen besteht in einer dunkelblauen roth passepoi-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/452>, abgerufen am 23.07.2024.